Austauschmotor statt Kopfdichtung - Möglich? Was ist zu beachten?

  • Hallo Zusammen,


    ich fahre schon seit fast einem halben Jahr mit Kühlwasserverlust und Schleim am Öleinfülldeckel durch die Gegend.
    Der Ölkühler wurde bereits getauscht, es muss irgendetwas im Motor sein, bestenfalls die Kopfdichtung oder eben ein Riss im Kolben.


    Jetzt überlege ich wie das Thema anzugehen ist.
    Laut meiner Werkstatt würde das Schleifen der beiden Köpfe plus Wassertest und schleifen der Ventile an die 400€ kosten.
    Außerdem sagt der Mechaniker er könnte den Motor fast schneller ausbauen, die Dichtung tauschen und wieder einbauen als es im eingebauten Zustand mit beengten Platzverhältnissen zu schaffen.
    Gleichzeitig ist eine defekte Kopfdichtung bei dem Motor wohl eine sehr seltene Problematik.


    Jetzt kam mir die Idee einfach einen gebrauchten M112 zu kaufen. Hier habe ich z.B. einen für unter 400€ und mit weniger Kilometern als meiner (163tKm vs. 202tKm) gefunden. ( -> klick )
    Das wäre günstiger als den jetzigen Kopf überholen zu lassen und ich spare mir auch die 150€ für den Kopfdichtungssatz.


    Wie kann ich denn einen gebrauchten Motor beurteilen, wie groß ist das Risiko und wann greift die Garantie.


    Habt ihr da Erfahrungen und was denkt ihr generell über die Idee?



    Danke und schönen sonnigen Feierabend ^^




    Gruß


    Nik

    • Offizieller Beitrag

    Es gab schon den Fall hier im forum, dass jemand einen Tauschmotor eingebaut hat (bzw. hat lassen), der ebenfalls einen Schaden an der Kopfdichtung hatte. Ein Risiko ist also immer dabei, insbesondere wenn der Tauschmotor schon ausgebaut ist und man nicht probefahren und einen Kompresisonstest machen kann.


    Welche "Garantie" soll denn wo greifen? Du kannst selbstverständlich "alles mögliche" mit dem Verkäufer (schriftlich!) vereinbaren, aber für 380 € wird der kein großes Risiko eingehen wollen. Und wenn was dran ist, und Du musst dem Verkäufer was beweisen, das macht keinen Spass.


    Was mir hier fehlt ist eine sinnvolle Diagnose. Kühlwasser kann er auch anderswo verlieren, und wie bitte diagnostiziert man einen "Riss im Kolben"? Ich halte es für angebracht, systematisch auf Fehelrsuche zu gehen.

  • Hey, danke für die Antwort!


    Kurz zu meinem Motor:
    Er wurde schon mehrfach abgedrückt und verliert dabei Druck ohne das ein externer Wasserverlust sichtbar ist.
    Es ist Wasser im Öl, es ist entsteht sehr viel Öl Schleim - jetzt haben deswegen auch schon die Hydros angefangen zu klackern. Der Schleim lässt das Öl wohl nicht richtig fließen.


    Viellleicht war meine Frage etwas ungünstig, den Motor kann keiner mehr testen bzw. es ist immer ein Glückspiel wie du schon schreibst.


    Was Ihr jedoch besser als ich beurteilen könnt ist der Zustand. Wie sieht der Motor denn für die 160kKm aus. Ist er optisch, soweit anhand der Bilder zu sehen, ok?

  • Ein Motor läßt sich weder nach optischen Gesichtspunkten, noch groß nach dem KM-Stand beurteilen.


    Ein sorgsam warm gefahrener Motor, der fast nur Langstrecke gesehen hat, mit 300tkm auf dem Zähler, kann vom Zustand besser sein, als ein Motor mit 100tkm, der nie richtig warm wurde, nur Kurzstrecke kennt und dann auch noch getreten wurde.


    Im Idealfall kann man den Tauschmotor ausreichend Probefahren, einen Kompressionstest machen... - und selbst dass bringt keine 100%ige Sicherheit.



    Gruß


    Jürgen

    250T Turbodiesel, Kl. Mopf 10/96 und 01/97

  • Zitat

    Laut meiner Werkstatt würde das Schleifen der beiden Köpfe plus Wassertest und schleifen der Ventile an die 400€ kosten.


    Zunächst mal muss nicht grundsätzlich geplant werden - die meisten machen dass nur, um es sich leicht zu machen und weil sie keine Lust haben, die Dichtflächen ordentlich sauber zu machen, oder mit einem Haarlineal nicht umgehen können. Planen kostet pro Zylinderkopf eher sowas in der Kante 50€. Klar, Ventile sind teuerer, bei 200tkm würde ich das aber nicht grundsätzlich machen, es sei denn es gibt da akuten Befund in die Richtung.


    Sprich, Kopfdichtungen neu und gut ist. Such dir evt eine andere Werkstatt.


    Zitat

    Was Ihr jedoch besser als ich beurteilen könnt ist der Zustand. Wie sieht der Motor denn für die 160kKm aus. Ist er optisch, soweit anhand der Bilder zu sehen, ok?


    Schon die Tatsache dass er noch am Gabelstalper hängt, würde mich aufhorchen lassen. Ich will dem Verkäufer absolut nichts unterstellen, aber es ist in der KFZ Branche nun mal üblich, sowas kurz mit dem Stapler raus zu fahren und mit dem Dampfreiniger drüber zu gehen, damit das ganze Öl zunächst mal weg ist.
    *edit* wurde nicht gemacht, dafür hängt noch zu viel Öl an dem Motor.
    Das er aber auch ölt an den oberen Ventildeckeln bzw deren Entlüftung sieht man, die rechte Seite verliert auch am Kettenkasten/Kopfdichtung schon ordentlich Öl (8. Bild in der Galerie).


    Wegen der Laufleistung würde ich den Aufriss nicht machen. Wenn du weißt wie du gefahren bist, aber nicht weiß wie der andere Motor gelaufen ist, können die 40tkm weniger in Realität schon mehr Verschleiß bedeuten.


    Zitat

    Wie kann ich denn einen gebrauchten Motor beurteilen, wie groß ist das Risiko und wann greift die Garantie.


    Schwierig. Wenn du hast(gehe mal nicht davon aus) oder jemanden kennst der ein Kompressionstester hat, wäre das eine Möglichkeit. Hinfahren, den Starter werden sie wohl noch haben, Komptester an jeden Zylinder hängen und orgeln lassen. Ist aber vergleichsweise aufwendig, und sagt auch nur bedingt was über den Zustand aus. Wie groß das Risiko ist? Größer als deinen Motor zu flicken. Wenn dir bei dem Ding in nächster Zeit die rechte Kopfdichtung fliegen geht, stehst du genau so dar, bist aber ärmer.


    Garantie gibt's nicht, gekauft wie gesehen. Dass werden die dir bei der Abholung sonst auch bestimmt noch sagen. Garantie auf ein 20 Jahre altes Teil zu geben, dass wie es ist ausgebaut wurde und schon (mindestens) die Hälfte seiner Lebenserwartung hinter sich hat, macht keiner.



    Durch einen Riss im Kolben verschwindet kein Kühlwasser. Die einzige Möglichkeit ist bei einem Motor, der noch läuft, eine undichte Zylinderkopfdichtung. Mit dem Ausbau hat der Mechaniker allerdings nicht ganz unrecht, ist schon wenig Platz drinnen. Wenn du kannst, biete doch an dass du den Rest schon abbaust (Stoßstange, Scheinwerfer, Wasserkühler, alles was im Weg ist, das spart nen Haufen Lohn. Kommt natürlich drauf an ob das das machen kannst (und willst).

  • Danke für die sehr ausführliche Antwort.


    Genau auf diese Hinweise habe ich gehofft und gehe etwas ermutigt an sie Sache heran.


    Zitat

    Klar, Ventile sind teuerer, bei 200tkm würde ich das aber nicht grundsätzlich machen

    Mir wurde gesagt das wenn der Kopf geschliffen wird, die Ventile nicht mehr zu hundert Prozent passen und deshalb angepasst werden sollten damit der Motor sauber läuft. Was ist da denn dran?


    Zitat

    Das er aber auch ölt an den oberen Ventildeckeln bzw deren Entlüftung sieht man, die rechte Seite verliert auch am Kettenkasten/Kopfdichtung schon ordentlich Öl (8. Bild in der Galerie).

    Den Eindruck hatte ich auch, hab nur leider keine Erfahrung ob es nicht doch normal sein könnte im laufe der Jahre... Danke für den Hinweis.


    Zitat

    Durch einen Riss im Kolben verschwindet kein Kühlwasser.

    :thumbup: Yuhuu


    Zitat


    Wenn du kannst, biete doch an dass du den Rest schon abbaust (Stoßstange, Scheinwerfer, Wasserkühler, alles was im Weg ist, das spart nen Haufen Lohn.


    Habe noch nie etwas am Auto geschraubt, ist auch mein Erstes. Bietet es sich an mit sowas anzufangen :whistling:


    Danke nochmal für eure Zeit

  • Wegen dem Kopf-Planen ist es so: Bei manchen Zylinderköpfen können sogar die Ventile eingebaut bleiben, ob das beim M112 zutrifft, weiß ich nicht. Macht aber die Aufspannung auf der Fräse schwieriger, daher werden sie meist ausgebaut. Dass die Ventile nachher nicht mehr 100% passen kommt daher, wenn man einfach alle Einlass und alle Auslassventile auf je einen Haufen wirft, und nachher wieder irgendwie zusammenbastelt. Wenn man mit ein bisschen Verstand an die Sache geht, nummeriert man die Ventile durch und markiert die Sitzstellen. Wenn man das nachher wieder zusammenbaut, sollte das wieder passen. Was anderes wäre jetzt, wenn du den ganzen Motor überholen lassen würdest, neue Kolben, Ringe, Honen etc. Dann sollte man die Ventile mitmachen, aber nur für eine ZKD halte ich das für übertrieben.


    Nur weil viele alte Motoren Öl verlieren, ist das noch lange nicht normal. Nur die meisten Leute scheuen die Reparatur da man für die 150€ einer ZKD 40-70 Liter Öl nachschütten kann. Oben an der Entlüftung ist nur unschön, das am Steuerkasten ist schon merklicher Ölverlust.


    Ich weiß ja nicht wie es Werkzeugmäßig um dich bestellt ist, und wie weit du es zu dir Werkstatt hast. (Abschleppen lassen, Hänger, schieben). Um die Front von nem 202 zu verlegen reicht leider Werkzeugsatz aus dem Discounter/Baumarkt. Kühlwasser und Öl ablassen, dann das Auto dort hinbewegen. Entweder er hebt den Motor dann noch raus, oder macht es drinnen mit mehr Platz. Spart dir aber sicher einige Scheine. Würde aber trotzdem noch eine zweite Meinung einer Werkstatt einholen.

  • Wenn ich für jede sinnlos getauschte ZKD einen Euro kriegen würde, wäre ich längst schon in der Südsee. Bei den Autos ab Mitte der 90er Jahre ist normal eine Metalldichtung verbaut. Die ist nahezu unkaputtbar.

    ein richtiger Mercedes hat den Stern auf der Haube :P

  • Es ist Wasser im Öl aber kein externer Wasserverlust erkennbar. Wie viele Möglichkeiten bleiben da beim M112?


    - Block gerissen -> unwahrscheinlich
    - Köpfe gerissen -> etwas weniger, aber immer noch unwahrscheinlich
    - Öl/Wasserwärmetauscher undicht -> möglich, sollte man vielleicht prüfen
    - Zylinderkopfdichtung undicht -> ebenfalls möglich, sollte man prüfen.


    Die ZKD an meinem popeligen Vierzylinder leckt auch am Kettenkasten, obwohl erst vor 20 Jahren vom Band gelaufen. Vielleicht hat bei Nik-ii seinem Motor das mal jemand weniger Fachmännisch gemacht, und jetzt suppt es vom Wasser in einen Ölkanal. Dass der Motor ja noch läuft, wissen wir ja.

  • Der Öl-Wasserkühler ist bereits getauscht worden.


    Noch eine Möglichkeit:
    In den tiefen des Internets habe ich einen Fall gefunden bei dem beim M112 vorne am Steuerdeckel(?) eine Dichtung defekt/nicht vorhanden war. Da ist dann Kühlwasser in den Motor gelaufen...