Bremsanlagen älterer Fahrzeuge schwächer?

  • Trommeln ringsum gab es 74 noch beim Golf.


    Mein guter alter Ford Escort "Strada" aus 75 hatte die auch noch; das war jedesmal eine Einstellerei nach dem Belagwechsel :rolleyes:


    Danach kam der Alfa Romeo "Giulia Super" aus 69, und der hatte schon 4x Scheiben und viele Rostloecher; aber eine geile Karre war's trotzdem.


    P.S. So wie im Anhang sah der Strada aus (das Photo stammt allerdings aus dem Netz).

  • Objektiv ist heute zwischen den Autos im Bremsweg nicht mehr soviel Unterschied. Das kommt vor allem daher, dass die ABS ziemlich ausgereift sind und viel Bremskraft hinten aufgebracht wird. Da war nämlich noch Luft nach oben.


    Ich kann es wieder am Beispeil des Golf3 gut sagen (bin ich zwei Autos und 8 Jahre gefahren): Die ersten mit ABS hatten ein Teves Mark IV ABS. Das hatte eine gemeinsamen Regelkreis für hinten und die hinteren Räder hatten noch lastbahängige Bremskraftbegrenzer. Lebensdauer der hinteren bremsbeläge normalerweise Fahrzeuglebensdauer, weil die im Normalbetrieb praktisch nicht bremsen. Dann kam das Mark 20 ABS mit vier Regelkreisenm und elektr9onischer Bremskraftverteilung, sprich der ALB entfiel (Kostenersparnis). Schlagartig bremsten die Autos deutlich besser und die hinteren Beläge gingen runter ohne Ende. Lebenserwartung nun maximal 2 Satz vordere Bremsbeläge. Für den Kunden wird das nicht billiger, weil eine Trommel hinten ist nicht so ganz billig, vor allem Arbeitslohn kommt da zusammen.Dafür hielten die vorderen Bekäge länger.


    Übrigens hat zumindest mein C auch ein Teves ABS, das sieht genau gleich aus, wie das, welches in der Garage des Einbau in den alten 3er Golf harrt. Okay Teves ist zwischenzeitlich bei Conti gelandet, aber das ändert an der Technik nichts. Die Pumpe dürfte nicht wesentlich anders sein, wie die von 1996, eher billiger gemacht worden (aufgrund statistischer Daten, die Technik für zu erwartende Nutzungshäufigkeit optimiert).


    Oftmals ist es auch ein gewisses Gefühl, dass die Bremse giftiger packt wie die andere. Das hängt u.a. an den Sätteln. Schwimmsattelbremsen sind generell etwas schlapper wie Festsattelbremsen. Dafür sind selbige teurer und werden allein deshalb seltener eingesetzt. Festsattelbremsen sind auch für Dampfblasenbildung anfälliger. Ich meine die gibt es in Serienfahrzeugen überhaupt nicht mehr. Elektrohydraulische Bremsen, siehe 211 Vormopf, sind auch etwas stramm im Ansprechen. Im 211 war das aber nur schlecht gelöst. Andere Hersteller lösten und lösen das besser.

    ein richtiger Mercedes hat den Stern auf der Haube :P

    Einmal editiert, zuletzt von wolfi71 ()

  • Da erinner ich mich noch an Mischsysteme,hatte mal nen 98er Twingo in der Werkstatt der hat ABS nur vorne und für hinten einen Bremsbalken der zum Rosten vorverurteilt war ab Werk.
    Fällt der aus machst du beim nächsten Bremsen schöne Heckdreher.
    Nicht lustig.

    • Offizieller Beitrag

    Am Wochenende wollen wir für einen Kurzurlaub ins Sauerland und werden den Opel nehnmen. 4x Trommelbremsen, keine Gurte - da fährt man ganz bewusst und sehr, sehr defensiv (und Autobahnen versuche ich zu vermeiden).


    Die Bremsen und die Bremsleistung ist mit modernen Autos kaum vergleichbar. Leider raffen das die Brüder nicht, die sich erst kurz vor der BAB-Ausfahrt in den Sicherheistabstand quetschen und dann ordentlich in die Eisen gehen um auszufädeln. Deshalb lieber keine Autobahn...


    Mal zum Nachdenken für die "sportlichen" Fahrer.



    Kein Bild aus dem Netz sondern meiner. Beim "Prinz Heinrich" kann man übrigens sehr lecker gut bürgerlich essen gehen.

  • Was auch noch dazukommt: "Moderne" Autos passen die Bremsleistung der Situation an. Die Leistung ist nicht unbedingt besser im Punkt der maximalen Verzögerung, aber die Leistung ist eben sofort da. Bei VW gibt es da extra eine "Autobahnbremsung" wenn man längere Zeit schnell fährt, wird die Bremse vorgespannt, wie auch immer die das über die Pumpe machen. Wenn du dann die Bremse antippst, bremst es viel stärker als die gleiche Berührung auf Landstraße -> muss halt schneller reagieren können, und auf der Autobahn ist man eher unachtsam.



    @ Wolfi
    so einen Golf 3 Variant mit dem tollen mechanischem Bremskraftregler hinten bin ich vier Jahre gefahren, sogar komplett ohne ABS. War teilweise schon nicht mehr lustig wenn man mal scharf bremsen muss :S



    jof
    schaut fein aus! :thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    Interessant und spektakulär ist auch immer eine Vollbremsung/Notbremsung mit dem W108 (ohne Bremsniederhaltung). Der steigt hinten enorm auf, und die räder knicken durch die Pendelachse schön ein.


    Ich hab' mal 2008 ein Fahrsicherheitstraining mit ein paar Kumpels und dem W108 gemacht, da ist ein nettes Vergleichsvideo entstanden. Der weiße (gleich am Anfang vom Video) ist meiner (mit mir am Steuer), der rote ein W109 mit Bremsniederhaltung):


    [Blockierte Grafik: http://mbklassik.de/images/videos/bremsniederhaltung.jpg]


    Video hier: --> http://mbklassik.de/artikel/bremsniederhaltung


    Frage: kann man das Video irgendwie auf der Festplatte abspeichern? Würde ich gerne als Andenken haben, bevor es irgendwann gelöscht wird. Danke für eine Idee! --> danke Baschti und Sven, hat geklappt, film ist nun als mp4 auf der Festplatte!


    Gruß Jörg

  • Also:
    Die Bremsanlagen haben sicherlich Fortschritte gemacht.
    Zu Zeiten des W123 waren es 14 Zoll Räder, die den Durchmesser der Bremse limitierten.
    Dabei spielt es bezogen auf die Bremswirkung keine Rolle, ob innenbelüftet, oder nicht. Das wirkt sich nur auf die Bremsstandfestigkeit aus, nicht auf den einmaligen Vollbremsfall.
    Zu Zeiten des W115 sorgten Festsättel rundum für ein äusserst giftiges Ansprechen der Bremse, was manche Kunden beanstandeten. Deshalb wurde in der Folge die Bremse gutmütiger ausgelegt.
    Auch bei den 201/124 Bremsen war die Bremse noch eine 14" Bremse, was zusammen mit den Schwimmrahmensätteln zu einem teigigeren Bremsgefühl führte. Nach wie vor war die Standfestigkeit mau.
    Da konnte bei einer Passabfahrt schonmal über 200°C in der Nabe gemessen werden. Die Scheiben glühten bei bis zu 700°. Beim W140 kam es zum Eklat, weil gestiegenes Gewicht und Fahrleistungen des M120 Wiederholbremsungen aus 250hm/h so rasch möglich machten, dass 10 Folgebremsungen schon zum Versagen führen konnte. Den Kunstgriff die hintere Bremse in ihrer Wirkung hochzufahren (Man hatte ja ABS) schien der Königsweg, aber man hatte das Ganze unterschätzt, denn die höhere Bremswirkung der 4 Ventiler und der Bremsbereich unter der Regelschwelle ließen die Karre bei Kurvenbremsungen grenzwertig werden. Der Heckschwenk war nicht weit weg. Deshalb wurde die Hinterachsbremse ab 150 km/h wieder zurückgenommen. Zudem kamen dann noch grössere Räder und angepasste Scheiben zum Einsatz. Dann kam der W220 mit wesentlich satter ausgelegten Bremsen mit Mehrkolbenfestsätteln und andere Dinge, z.B. Belagwekstoffe, die zu deutlich höheren Reibwerten kommen, aber mit dem Nässerisiko in Verbindung mit Salz neigen, wie Audi leidvoll erfahren musste. Leider leiden die Scheiben darunter spürbarer. Der Wunsch nach schnellem Ansprechen der Bremse führte dann in die SBC Falle. Zusammen mit der offenen Koppel der 4 Lenkerachse führte das aprupte Zupacken der Bremse zu Riesenkräften in der Zugstrebe und damit zu schnellem Verschleiß.
    Fazit:
    Die Charakteristik der Bremswirkung, das Ansprechen und evtl sogar Giftigkeit ist eine Folge von Entwickler- und Kundenpräferenzen. Die Wirkung im Regelbereich ist davon nicht betroffen und wird sogar durch Bremsassistenten unterstützt. Die ansich wichtigere Standfestigkeit der Bremsen durch riesige Durchmesser und Dicken, sowie Mehrkolbenfestsätteln hingegen ist heutzutage bei potenten Fahrzeugen überhaupt nicht vergleichbar zu den Zeiten, wo knausrige Taxidimensionen der Reifen zu viel zu kleinen Bremsanlagen zwangen.
    Regards
    Rei97

  • Also ich denke auch, daß die Bremsanlagen in den letzten 20 Jahren (seit dem W202) nochmals verbessert wurden.


    Als ich noch den W202 fuhr, da war die Bremse "weicher". Der Pedalweg war länger, und die Bremswirkung ließ sich sehr gut dosieren. Da ich die C-Klasse fast 16 Jahre fuhr, konnte ich sogar schon am Pedalweg erahnen, ob die Bremsen herunter waren und ich neue Beläge brauchte. Oder anders gesagt: Wenn man ein Auto so lange (jeden Tag) fährt, bekommt man mit der Zeit ein Gespür dafür, wie sich manche Dinge anfühlen, und welches Geräusch normal ist, und welches nicht.


    Dann bin ich eine B-Klasse (W246) als Vorführwagen gefahren. Der hatte erst 3000 km auf dem Tacho. Als ich bei MB vom Hof für eine Probefahrt vom Hof fuhr, habe ich erstmal genauso aufs Pedal gedrückt, wie ich es vom W202 gewohnt war, mit dem Ergebnis, daß ich gleich im Gurt hing. Die Bremsen haben sofort kräftig zugepackt. Nach kurzer Eingewöhnungszeit gings natürlich.


    Jetzt fahre ich auch einen W246, und der hat das Sportpaket drin, und somit nochmals andere Bremsen, als die Serienversion. Auch diese Bremsanlage packt sehr kräftig zu und man muß einen sensiblen Fuß haben.


    Man muß natürlich auch bedenken, daß es heute den BAS gibt, welcher im Notfall (je nachdem wie der Fahrer aufs Pedal tritt), die maximale Bremskraft bereit stellt. Das gabs ja beim W202 meines Wissens erst aber der Mopf.


    Mein Vormopf hat das damals nicht. Dieser BAS dürfte warscheinlich auch Einfluss auf die Bremsleistung haben, wobei er natürlich nur im Rahmen der Bremsanlage wirken kann, was die maximal leisten kann. Wunder kann auch er nicht vollbringen. Wenn also die physikalischen Voraussetzungen nicht passen, und das Auto braucht eben bei einer bestimmten Geschwindigkeit einen gewissen Bremsweg, kann man einen Aufprall je nachdem nicht vermeiden, auch mit der besten Bremsanlage nicht. Höchstens die Folgen sind dann weniger schlimm, weil bis zum Crash eben schon entsprechend Energie abgebaut wurde.


    Deswegen kann ich es immer noch nicht verstehen, warum es Leute gibt, die auf der Autobahn bei den Geschwindigkeiten zu wenig Abstand halten. Vertrauen die alle auf ihr Können oder die Technik des Autos?


    Wenn jeder den halben Tachowert einhalten würde, und in der Stadt 2-3 Fahrzeuglängen, dann würde es viel weniger krachen. Denn man muß ja noch etwa 1 Sekunde Reaktionszeit dazurechnen, um die Gefahr zu erkennen, den Fuß vom Gas auf die Bremse zu legen usw.


    Da gibt's so lebensmüde Leute, die bei Tempo 130 und mehr auf 10 Meter auffahren (oder weniger). Da kann die beste Bremsanlage im Falle des Falles nichts ausrichten. Bis die realisiert haben, was vorne passiert, sind sie schon im Heck des Vordermanns.


    Nur wenn man sich an die Regel "halber Tachowert" hält, dann dauert es nicht lange, und ein anderer fährt in die Lücke... Auf einer vollen AB ist das fast unmöglich zu halten, ohne das ständig einer einschert.

  • Die ansich wichtigere Standfestigkeit der Bremsen durch riesige Durchmesser und Dicken, sowie Mehrkolbenfestsätteln hingegen ist heutzutage bei potenten Fahrzeugen überhaupt nicht vergleichbar zu den Zeiten, wo knausrige Taxidimensionen der Reifen zu viel zu kleinen Bremsanlagen zwangen.

    Dazu wurden die Hersteller aber auch nur "gezwungen", wenn sie sich nicht trauten, ungewöhnliche Wege zu gehen. Denn es gab durchaus die Möglichkeit, eine 310er Scheibe mit einer 15 Zoll - Felge zu verheiraten. Dann saß der Sattel halt nicht außen auf der Scheibe, sondern innen. Eine Entwicklung von Teves in den 80er Jahren, inzwischen aber obsolet...


    Also das Argument "Wir konnten nicht anders, weil die Kundschaft so kleine Räder wollte!" giltet nicht :D




    Gruß Torsten

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    "Ja.... Ja wenn das denen so viel Spaß macht, kann man das dann nicht einfach verbieten???"