kann ich dir ausn stehgreif gar nicht sagen
OT: Wenn man schon unkonventionelle Redewendungen benutzt, sollte man sie wenigstens korrekt schreiben. Architekten (bzw. Architekturstudenten) oder Gymnasiasten aus Bayern dürfte das Wort geläufiger sein. Da es mich aber jedes Mal graust, wenn ich es lese, folgende Anmerkungen, vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen:
Stegreif ist eine veraltete Bezeichnung für den Steigbügel eines Reiters, zusammengesetzt aus den Bestandteilen „steigen“ und „Reif“. Gebräuchlich ist das Wort nur noch in der Redewendung „aus dem Stegreif“ und in Komposita wie Stegreifaufgabe, Stegreifentwurf, Stegreifkomödie, Stegreifrede, Stegreifspiel, Stegreiftheater und Stegreifübersetzung.
„Aus dem Stegreif“ bedeutet wörtlich: ohne vom Pferd zu steigen, im übertragenen Sinn: ohne lang nachzudenken, unvorbereitet, extemporiert, improvisiert.
Die Bedeutung „steigen“ zeigt sich auch in dem verwandten Wort „Steg“ = schmaler, erhöhter Übergang. Hinter dem Wort „Reif“ verbirgt sich ein alter Ausdruck für „Seil“ (vergleiche „Reeperbahn“ = Herstellungsstätte für Seile, „Reepschnur“ = dünnes Seil, „Fallreep“ = Strickleiter und engl. „rope“ = Seil). Ein Stegreif ist ursprünglich also eine Seilschlinge, die man zum Aufsteigen benutzte.
Da die Herkunft des Wortes weithin unbekannt ist, wird Stegreif – passend zu den ähnlichen Redewendungen „aus dem Stand“ und „aus der Luft gegriffen“ – oft falsch Stehgreif geschrieben und gesprochen.
Gruß Jörg