Den Euro muss man retten oder kann man ihn noch retten? Soll man das?

  • Hallo,
    ich war damals in den Neunzigern schon skeptisch, dass das klappt. Mangels Sachkunde glaubte ich denen die sagten, dass es super ist, weil damit ein Gegengewicht gegen den Dollar geschaffen würde und es dem Euroraum sowieso besser gehen wird.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mit Ländern wie Spanien, Portugal, Griechenland und auch Italien eine harte Währung rauskommen soll.
    Wenn man 15W40 Zweitraffinat ins 0W40 schüttet, wird das ja auch nicht ein 0W40 bleiben, um es auf Auto-Foren-Nenner zu bringen.
    Zumal ja drei der genannten Länder damals schon nicht gerade über tolle Industrie verfügten.


    Nun nach Schuldenschnitt und Hilfsfonds steht Griechenland nach wie vor vor dem Abgrund. Andere Ländern werden sicherlich folgen.
    Meiner Meinung nach ist es unumgänglich, den Euro in seinr heutigen Form sterben zu lassen. Griechenland ist nicht zu retten. Ob Spaniens Banken es sein werden, darf bezweifelt werden.
    Wir haben bei den Stabilitätskriterien geschummelt, da will ich nicht wissen wie das in I, IRL, GR, P und E abging.
    Was meint ihr? Nur eine momentane Schwächeperiode und der Euro steigt bald wie Phönix aus der Asche und Dollar und Yuan können sich warm anziehen oder eher:
    Das wird eine Krise die sich gewaschen hat und am Ende ist vom Euto in heutiger Form nichts mehr übrig.
    Letzteres traut sich ja bisher nur Finnland auszusprechen.
    Bin auf die Meinungen gespannt.
    Viele Grüße
    Stefan, mangels Kapital keine Angst vor einer Währungskrise (mag das auch blauäugig sein)

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin ich ebenfalls der Meinung das es nicht angehen kann das wir als starkes Industrieland weiterhin der unfähigen Politik im Ausland den Arsch retten.
    Ich frage mich auch, wie soll es weiter gehen...reihen wir uns alle nacheinander ein? Wie soll es in 10 oder 15 Jahren aussehen...
    Wann muß Deutschland die Hilfe in Anspruch nehmen?


    Wenn ich an die ganzen privaten Pleitegeier in Amerika denke, die ihr ganzes Leben auf Schulden aufgebaut haben, bekomme ich den Eindruck das wir in Europa genau sowas gerade auf staatlicher Ebene ins Rollen bringen. Ehrlich gesagt sind wir scheinbar mittendrin.


    Am Ende allerdings zählt für die meißten Menschen logischerweise das, was sie im Geldbeutel haben.


    Angenommen wir würden den Euro abschaffen und wieder eine Deutsche Mark oder ähnliches einführen...


    ist hier nicht die Frage Wie wird umgerechnet? Entscheidet nicht das am Ende ob wir besser gestellt sind als jetzt?


    Ehrlich gesagt belaste ich mich persönlich nicht damit und es ging Dir ja auch nicht um den kleinen Mann ansich.
    Man mag mir meine plumpe Meinung vergeben. Ich werde es hier aber mit Interesse verfolgen.

  • Wie soll ich mich dazu äußern, wenn sich die sog. Finanzprofis die Für- und Wiederargumente um die Ohren hauen und als Konsequenz daraus die führenden Finanzplätze dieses Planeten eher aus emotionalen Reaktionen heraus börsianisch Achterbahn fahren?
    Mir als kleiner, fleissig steuerzahlender europäischer Mitbürger, bleibt mein ganz persönliches Bauchgefühl. Ich denke, wir haben in Europa ein Mentalitätsproblem. Die Griechen denken, was wollen die Deutschen und Co. mit ihrer "so und nicht anders" Denke? Die Deutschen und Co. haben ihre "die haben sowieso nur Oliven und Siesta ( mal spanisch ausgedrückt)" Denke.


    Es passt einfach nicht von der Lebenseinstellung. Auf den Euro bezogen kann man mental den Äquator auf der Gipfellinie der europ. Alpen ziehen. Wenn jetzt Spanien und Italien "fallen", die ja nach unserer "Denke" mental eher bei den Griechen sind als bei den Nordalpnisten, werden die bis jetzt gespannten Schirme nicht ausreichen. Das macht mir Sorge!


    Zum Glück verfüge ich auch nicht über größere Kapitalbeträge, dennoch stehe ich als "kleiner Mann" der ganzen Entwicklung sehr besorgt gegenüber.
    Ferner stelle ich immer wieder im Kollegen- und Bekanntenkreis ein gewisses arrogantes Denken der betroffenen Länder gegenüber fest. Ich befürchte im Fall der Fälle keine Besserung in deren Denke, im Gegenteil; Nachtigall, ick hör Dir trapsen..... !


    Vielleicht sollte man es genauso machen wie in der Privatwirtschaft des kleinen Mannes. Hat man sich übernommen, geht man in Privatinsolvenz. Heute bedeutet dieser Schritt hier in unseren Breitengraden, im Gegensatz wie vor einigen Jahren, allgemein kein Gesichtsverlust mehr. Auf nationaler Ebene ist genau dieser Gesichtsverlust ein tiefgreifendes Phänomen, welches abgelegt gehört. Und schwupps sind wir wieder bei der Mentalität und Mentalitätsveränderungen brauchen Zeit und genau Diese gibt es nicht.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Mit sorgenvoller Mine und verrunzelten Stirnfalten tendiert der kleine Forist Mi201 zu einem "man kann ihn nicht retten". Ich hoffe, ich werde eines besseren belehrt!


    In diesem Sinne


    :beer: :thumbup:

  • Fangen wir mal mit einer Klarstellung an:


    Was man als Eurokrise bezeichnet ist in Wirklichkeit 1.eine Schuldenkrise, 2. eine Reformstaukrise, 3.eine Dollar-Pfundkrise.


    1: Fast alle Staaten dieser Welt haben hohe Schulden. Eurozone, USA, Großbritannien, China. Alle brauchen viel privates Kapital zur Deckung der laufenden Staatsausgaben. In den USA und in Großbritannien wird zudem einfach jede Menge Geld neu in Umlauf gebracht, sozusagen frisch gedruckt.
    Zu den staatlichen Schulden kommen in der Wirtschaftskrise noch die faulen Kredite der Banken, die , damit sie nicht Pleite gehen und alles in den Abgrund ziehen, mit staatlichen Garantien und Geld am Leben erhalten werden müssen.


    2.Die Krise wirkt sich in den einzelnen Ländern unterschiedlich aus. Während Deutschland mit den Hartz-Reformen und anderen Schritten international immer noch sehr wettbewerbsfähig ist, ist die Situation in Italien, Griechenland, Spanien, teils Frankreich usw schwieriger. Dort blieben (Arbeitsmarkt)Reformen aus , in Griechenland werden einfach keine Steuern eingenommen dafür viel verplempert. Kurz, viel Euro-Staaten sind im Verhältnis zu Deutschland schlecht aufgestellt. In den USA ist alles davon abhängig daß viel konsumiert wird, fatalerweise davon fast alles Importwaren .Ein riesiges Handelsdefizit ist die Folge.
    In Großbritannien lebt man nur von den Finanzdienstleistungen der Londoner City, Industrie fast schon Fehlanzeige. China kann nur funktionieren wenn viel exportiert wird, egal zu welchem Preis. Sonst kracht alles zusammen und die soziale Lage gerät außer Kontrolle.


    3. Solange man von einer Eurokrise redet und schreibt, redet man und schreibt man weinger von der Dollar- und Pfundkrise. Sowohl die USA als auch Großbritannien sind darauf angewiesen als gutes Kreditrisiko dazustehen und dadurch an Geld, billiges Geld zu kommen. Reformansätze sind in diesen beiden Ländern Fehlanzeige, der Industriesektor ist stark geschrumpft ,die Infrastruktur teils marode, die Schulden der USA unbezahlbar geworden. Oh weh. Der Dollar als einzige Weltwährung steht vor der Ablösung durch den Yuan und den Euro, falls man den nicht klein kriegt.Und das britische Pfund ist massenmäßig viel zu klein um auf Dauer für Investoren eine entscheidende Rolle zu spielen, Der Bankensektor wird sich mehr auf das Festland verlagern und dadurch viel Steuergeld verloren gehen.



    Was is zu tun(aus Euro-Sicht) ?


    Die Länder mit hohem Haushaltsdefizit (Italien, Irland,Portugal, Spanien und Griechenland insbesondere) müssen sparen auf Teufel komm raus und ihre Hausaufgaben machen, sprich ihre Gesetze und Verwaltung anpassen. Sonst erdrücken die Zinsen auf lange Sicht . Tun sie das ? Sie haben damit ernsthaft angefangen. Es wird Jahre dauern. War bei uns in den 90ern nicht anders.



    Werden wir reicher oder ärmer in den nächsten Jahren? Weder noch. wir werden eben nur mehr spüren daß wir nicht so reich sind wie wir immer glaubten.


    Wird der Euro überleben ?


    Klar. Möglich daß ein oder zwei Länder rausgehen. Na und ? Die dadurch entstehenden "Kosten" sind peanuts im Vergleich zu dem was allein für ein paar marode deutsche Banken als Sicherheiten zu unseren Staatsschulden hinzukamen.


    Soll der Euro überleben ?


    Naiv zu glauben daß massenmäßig kleine Währungen wie einst die DM heute noch ausreichen um international mitreden und mitentscheiden zu können.


    So, fürs erste wars das

  • Naiv zu glauben das massenmäßig kleine Währungen wie einst die DM heute noch ausreichen um international mitreden und mitentscheiden zu können.


    Muss man das?
    Stimme ja weitgehend zu, aber das man mitbestimmen und mitreden muss, halte ich für unerheblich. Kann mich nicht erinnern, dass der CHF die CH je veranlasst hätte, mitzureden. Trotzdem war der Franken nie eine schwache Währung. Yen war auch jahrelang vorne dabei.
    Andersrum sind die USA mit dem Dollar, der in rund 80% aller Länder als Handelswährung mitspielt, auch nicht vor der Staatspleite gesichert.
    Wäre Größe das einzig seligmachende, wären die Dinos noch am Drücker.

  • Mitreden ist nicht politisch sondern finanztechnisch/wirtschaftlich gemeint.


    Wer nicht mitbestimmen/mitreden kann weil er zu klein ist wird aufgewertet. Kennen wir aus DM-Zeiten zu Genüge. Hat hunderttausende von Arbeitsplätzen gekostet.Oder abgewertet . Von Heuschrecken.
    Die Schweiz muß derzeit rund 300 Milliarden Franken drucken und gegen(meist Euro) Währungen tauschen damit der Franken nicht mit dem Euro wertmäßig gleichzieht. Könnte gut gehen, könnte ein Debakel Schweiz werden wenn der Euro drastisch absacken würde.Das Geld im Schrank wäre nur noch z.B 70% wert. 100 Milliarden Verlust.


    Der "schwache" Euro gibt uns derzeit viel Arbeit, Arbeitsplätze. Die USA sind vor der Staatspleite sicher solange der Euro diskreditiert ist und China keinen offenen Finanzmarkt hat. Nur große Volkswirtschaften
    (Geldmengen) können all das viele Investkapital aufnehmen. Ändert sich diese Konstellation wird es eng, es wird dann mehr Geld gedruckt, bis zur Inflation. Was anderes ist denen einfach noch nicht eingefallen, ist politisch nicht durchsetztbar,bislang.

  • Nette Erninnerung Börner, sollte man der Bundesregierung vllt. mal zusenden.


    Ich denke, dass der Euroraum viel zu schnell gewachsen ist. Statt alle Länder quasi auf einen Rutsch und ohne Beachtung der absolut verschiedenen staatlichen und finanziellen Verhältnisse auf Gedeih und Verderb in eine Währungsunion zu zwingen. Einerseits hat das den Euro schön wertlos gehalten um unsere Exporte zu verbilligen, aber jetzt rächt es sich.


    Ich kann mir einen sauberen Schnitt vorstellen, und der hätte schon viel früher kommen müssen. Natürlich wird Griechenlands Euroaustritt teuer, sehr teuer, aber wie viel Geld wird uns das noch kosten die Wirtschaft die im Euroraum nicht lebensfähig ist künstlich am Leben zu halten?


    Beste Grüße
    Friedel


    ...hm, ich hatte doch noch irgendwo 50...100 Mark rumliegen, muss ich doch glatt mal im Keller gucken gehen. :whistling:

  • Stefan, mangels Kapital keine Angst vor einer Währungskrise (mag das auch blauäugig sein)


    Ich denke das ist in der Tat blauäugig. Schau nach Griechenland, schau auf alle historischen Währungskrisen/Währungsreformen. Die die wenig hatten, hatten anschließend noch weniger und das tut in aller Regel deutlich mehr weh, als ein etwas von Reichtum abzugeben.


    Ansonsten kann ich Oldman voll und ganz zustimmen.
    Der Euro hat schlicht und einfach Konstruktionsfehler. Wir werden nie eine Währungsgemeinschaft haben, die gleichmäßig stark ist. So etwas muss man irgendwie ausgleichen, da Währungsabwertungen bzw. Aufwertungen ja nicht mehr möglich sind. Das geht nur über strenge Kontrollen, die entsprechende Länder zu Reformen zwingen (die unter dem Strich immer bedeuten, dass der einzelne weniger in der Tasche hat) oder über Transferleistungen. Ersteres ist eigentlich der sinnvolle Weg, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Politik dazu vermutlich nicht in der Lage ist. Letzteres kommt für die starken Länder teuer zu stehen.


    Ich bin äußerst skeptisch und glaube nicht, dass das Schlimmste schon hinter uns liegt. Wie Old Man es schon angesprochen hat, im Moment schauen alle auf den Euro. Die Probleme in den USA und GB sind nicht wirklich kleiner.


    gruss