Daimler opfert die Marke Maybach

Zitat von rebel

aber der ist auch nicht als Alltagsfahrzeug sondern zum Posen gedacht, daher kann ich den Argumenten hier nicht ganz folgen

Mit dem Posen hast Du recht, aber manchmal muss man den Markt anderen überlassen. Warum? Weil es sich eben lohnen kann, einen Kunden wegzuschicken, um 10 andere nicht zu vergrätzen.
Und nicht jeder Maybach-Eigner möchte mit einem Ludenmobilhersteller in einem Atemzug genannt werden. (Dass Image auch in der Luxusklasse wichtig ist, zeigt sich ja durch den "Verkaufserfolg" des Phaeton. Von den Qualitäten des Fahrzeugs her dürfte es kein Exemplar weniger als vom A8 verkaufen.)
Wobei ich sagen muss, dass das Frontdesign der RR noch schlimmer ist. Da hat der Designer nicht mal Batmann, sondern Donald Duck gelesen und sich von den Autos Dagoberts inspirieren lassen.

Zitat von Julian

Wofür stand es denn mal (aus deiner Sicht)?

Bin zwar nicht gefragt, aber einst stand Maybach schon für ganz besondere Autos.
Motorisch, Antriebstechnik (Cotal-Vorwahlgetriebe, z.B.), Image.
Und da konnte eigentlich bei keinem der neue Maybach mithalten.
Wobei ich mir vorstellen könnte, dass er sich bei einem besseren Design besser verkauft hätte. R. Loewy wusste ja schon, dass sich Schönheit besser verkauft.
Grüße
Stefan

Nun ja, eigentlich wollte ich zu dem Thema nichts sagen. Aber gut, sei´s drum
Ich hatte mal das ausdrückliche Vergnügen mir einen Maybach 57S live ansehen und probesitzen zu können - leider nicht fahren. Ganz ehrlich das Fahrzeug strahlt schon eine gewisse Art der Erhabenheit aus und irgendwie nähert man sich so einem Ding dann doch mit etwas Ehrfurcht. Die Tür fühlt sich richtig satt und schwer an, schwer zu beschreiben, aber im Vergleich dazu fühlte sich die Tür eines 221er doch recht schlicht und leicht an. Der Einstig in diese "Kathedrahle", ja so kommt es einem vor wenn man diesen riesen Einstieg nutzt (eine S-Klasse ist da echt sportlich knapp geschnitten ), hat schon was. Umgeben von edelsten Materialien, überall funkelt, glänzt und glitzert ist - live wird man von den Eindrücken in der Kiste erschlagen. Insbesondere wenn man zuvor aus einem W203 vorMopf Classic entstiegen ist . Also schlechte Verarbeitung, minderwertige Materialauswahl, überhaupt, das es ein schlecht gemachtes Auto ist kann man dem Wagen einfach nicht vorwerfen. Da liegt der schon auf dem gleichen Level dieser Klasse, da ich mir vor Jahren mal einen Eindruck vom Rolls Royce Phantom machen konnte den ich mal aus der Hotel Garage zum Haupteingang fahren durfte. (Arbeite in der Hotellerie, hab da mal dem Wagenmeister aushelfen müssen )

Was dem Maybach aber zum Rolls Royce fehlt ist der Stil und die Eingeständigkeit. Soviel Eindruck wie der W240 auf mich gemacht hat, so toll er auch verarbeitet war, man fühlte sich da einerseits sofort heimisch, andererseits, und das ist das Problem beim W240, fühlt man sich wie in einem verdammt edlen Mercedes. Das lässt dann einfach einen faden synthetischen Beigemschmack, ein Fahrzeug aus der Retorte, wie viele dieser Retrokisten die nicht Fisch nicht Fleisch sind und versuchen das Original zu Zitieren, aber nicht authentisch dabei wirken.

Ich denke diese Authentizität hat der Neuauflage von Maybach letztlich auch den Garaus gemacht. Gerade in der Klasse ist ein authentischer Auftritt extrem viel wert, genau das bietet ein Bentley, genau das hat ein Rolls Royce. Die Historie ist da nicht der so extrem ausschlaggebende Punkt. Der W240 ist ein genial gemachtes Auto, mit einem durchaus flüssigen und spannenden Design, was aber aus jeder Pore sagt "ich bin ein Mercedes-Benz". Der W100 (600er) damals z.B. war extrem authentisch. Er gab niemals vor etwas anderes zu sein, war technisch ein Fahrzeug das über Jahrzehnte voraus war, extrem genial Konstruiert und das mit zu der Zeit vergleichbaren Luxus den heute ein W240 bietet. Nur das halt der W240 versucht etwas vorzugeben, was er nicht nicht - ein Fahrzeug einer eigenständigen Marke obwohl jeder wusste, er stammt aus der Entwicklungsabteilung von Mercedes.

Den Habutus es Exclusiven bekommt man eben nicht nur durch einen exclusiven Preis und viel Luxus, sondern eben durch Authentizität! Das Maybach zum Scheitern verurteilt war, ahnte man wohl relativ schnell, allein schon durch die von beginn an sehr zurückhaltenden Käufe. Anfangs sollen wohl um die 2000 Autos pro Jahr angedacht gewesen sein, tatsächlich sind es wohl nie mehr als um die 200 pro Jahr geworden. Angesichts der sicher extrem hohen Entwicklungskosten für ein Authentisches und vorallem wesentlich konsequenter (heißt; was es im Maybach gibt, gibts auch nur im Maybach und in keinem Mercedes!) gemachten Nachfolger ist die Entscheidung die Marke Maybach sterben zu lassen nur richtig. Einen großen Prestigevorteil hat Maybach auf Mercedes oder den Daimler Konzern nie wirklich abstrahlen können und um das irgendwann doch mal zu erreichen stehen die Ausgaben wohl in keinem adäquaten VErhältnis.

Letztlich ist für die Marke Mercedes ein Fahrzeug im Stil des W100 wohl wesentlich Zukunftsträchtiger als Renomierprodukt.