Der W204 im 500.000 Km Dauertest der AUTO BILD

Nach 15 Jahren ist es gekommen, das Ende des Dauertests der AUTO BILD 204ers. Getestet wurde ein C 180 K W204 Baujahr 2007. Vor der Zerlegung wies der Tacho einen Kilometerstand von 516.286 Km auf.


Der erste Eindruck ist nicht ganz so positiv. Unangenehm aufgefallen ist die Qualität im Innenraum. Die Stoffsitze und die Kunststoffteile ohne Softlack haben einen billigen ersten Eindruck hinterlassen. Mehr als ein Navi APS 50 APS wurde übrigens nicht als Extra geordert. Der Testwagen verfügte also über keine relevanten Extras.



Mit der Zeit glänzte der Mercedes jedoch auch mit positiven Eigenschaften. So mag zwar der Mercedes auf den ersten Blick mit einer billigen Verarbeitung aufgefallen sein, aber immerhin schien die Qualität unter der Oberfläche zu stimmen. Langstecken absolvierte das Fahrzeug klapper- und knisterfrei mit einer niedrigen Geräuschkulisse. Der kleine 1,8 Liter Motor mit 156 PS wurde als allzeit souverän motorisiert wahrgenommen.


Und so wurden die ersten 100.000 Km, nach zwei Jahren, auch völlig problemfrei zurück gelegt. Weitere vier Jahre später zeige der Zähler 300.000 Km die ebenfalls ohne Schwierigkeiten zurückgelegt wurden. Der Ölverbrauch stieg bis 500.000 Km bis auf einen halben Liter auf 1.000 Kilometer an. Der Benzinverbrauch erhöhte sich von 8,0 Liter pro 100 Km auf 8,3 Liter pro 100 Km bis zum Ende der Testperiode. Auf den ersten 300.000 Km kam es zu keinen außerplanmäßigen Reparaturen. Danach ging es aber dann, mehr oder weniger, Schlag auf Schlag.


Der erste Ausfall erfolgte bei 362.357 Km als die Steuerkette die zulässige Länge überschritt und inkl. Führungsschienen getauscht werden musste. Kosten für die Reparatur lagen bei ca. 3.500 EUR.


Beim Kilometerstand von 405.507 mussten die Stoßdämpfer an der Vorderachse ersetzt werden (1.712,56 EUR). Bei 436.171 Km waren die Hinterachslager dran (1.815,48 EUR). Kurze Zeit später ging auch die Wischwasserpumpe bei 449.436 Km kaputt (122,09 EUR). Dann folgte das Zündschloss (684,93 EZR), die Servolenkung (1.393,16 EUR), ein Scheinwerfer (271,98), der Ventildeckel (234,61 EUR) und abschließend wurde bei Kilometer 512.517 noch der Sicherungskasten für 186,46 EUR instand gesetzt.


Darüber hinaus wurden die Bremsen insgesamt acht mal für 4.119,23 EUR getauscht sowie zwei mal die Frontscheibe für 1.834,84 EUR ersetzt. Die Kosten für sonstige Verschleißteile wie Scheibenwischer, Lampen usw. beliefen sich auf 1.048,52 EUR.


Das Ende das 204er besiegelte dann ein Riss eines Keilrippenriemens beim Kilometerstand von 516.286. Der Schaden wäre zwar reparabel, aber nicht nicht mehr wirtschaftlich. Der 204er war übgiens der erste Testwagen in der Geschichte vonAUTO BILD der die Marke von 500.000 absolvierten Kilometern erreichte.


Welchen Eindruck hat der 204er bei den Testfahrer hinterlassen?


Besondern positiv wurde die Unauffälligkeit des Fahrzeugs hervorgehoben. Bis 300.000 Km lief der 204er einfach zuverlässig und souverän ohne mit negativen Eigenschaften zu nerven. Er wurde als "Echter Benz" und "wirkliches Langzeitauto" bezeichnet und als ein großer Schritt in der Qualität nach W202 und W203 wahrgenommen.


Als echte Schwachstellen haben sich zwei Punkte herauskristallisiert. Zum einen der Rost an tragenden Teilen und am Hinterachsträger. Letzterer wird wohl immer noch noch von Mercedes auf Kulanz getauscht, auch bei hoher Laufleistung. Zum anderen die Probleme mit den Motoren des Typs M 271 (Steuerkette, eingelaufene Führungsscheiben und abgenutzte Nockenwellen-Kettenräder) die sich ab 300.000 Km gezeigt haben.


Ein Blick auf das Fahrzeug nach der Zerlegung:

  • Kurbelwelle und Co zeigen nur geringen Verschleiß
  • Der Innenraum hat deutliche Verschleißspuren
  • Die Zylinderkopfdichtung zeigte erste Defekte und war an einem Zylinder undicht
  • An beiden Längsträgern gab es Durchrostungen
  • Das Schaltgetriebe zeigte keinen Verschleiß, allerdings begann es zu Hakeln


Als Fazit des Test läßt sich sagen: Bis 100.000 Km sind mit einem 204er absolut kein Problem. 300.000 Km sollten ebenfalls problemlos zu absolvieren sein. Ab 300.000 Km muss man sich dann darauf einstellen das man Geld für einen weiteren Erhalt investieren muß. Die Antwort auf die Frage: Wie lange hält ein 204er? beantwortet AUTO BILD mit: So lange bis niemand mehr Geld reinstecken will. Ein Tester bezeichnet den 204er als goldenen Schnitt der Autoentwicklung: Mit moderner Technik ausgestattet, aber ohne die noch moderneren Gimmicks die mehr nerven als das sie einem das Leben einfacher machen.

Antworten 15

  • Liest sich ja ganz nett. Haben schon Geld reingesteckt. Aber 500000km+ ist ja auch beachtlich. Das muss ein Auto heutzutage erst mal schaffen, bei der ganzen Technik, die da drin steckt.


    Voll cool, dann hält meiner noch fast 400000km. ^^

  • Die Bilder im Artikel sind unstimmig zum Text. Erstens ist das Fahrzeug auf dem Bild oben in der Mitte nicht das Fahrzeug auf den drei kleinen Bildern und zweitens besitzen beide als relevantes Extra Xenonscheinwerfer.

  • "Das Ende das 204er besiegelte dann ein Riss eines Keilrippenriemens beim Kilometerstand von 516.286. Der Schaden wäre zwar reparabel, aber nicht nicht mehr wirtschaftlich."


    Das irritiert mich jetzt auf mehreren Ebenen...

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  • Weshalb... Man hat halt die Reißleine gezogen, weil es kaum jemand gibt, der so lange ein Fahrzeug erhalten würde.


    Gruß


    Jürgen

  • - Ich habe nen Kumpel, der hatte bis letztes Jahr nen Audi A3 Diesel von 2000 mit originalen 630000km. Den hat er seinem Bruder damals abgekauft.

    Der hat in den letzten Jahren viel zu viel in das Auto gesteckt (meiner Meinung nach). Und das Auto lief auch die letzten Jahre echt ziemlich "ruppig". Aber er hat ihn nicht abgegeben, weil er kaputt war. Sondern nur, weil er dann ein neues Auto kaufte.


    - Genauso, wie mein erster 190er. Der hatte am Schluss mit dem originalen Motor 720000km. Aber der lief damals am Schluss dann auch echt sehr ruppig. Mein Vater hat den aber nur weggegeben, weil er nen besseren für die Arbeit brauchte, nicht weil er kaputt war.

    Als ich ihn mit 590000km gekauft habe, sah der aber echt noch richtig gut aus und lief auch super.


    Ach, man schwelgt in Erinnerungen. :love:

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  • Weshalb... Man hat halt die Reißleine gezogen, weil es kaum jemand gibt, der so lange ein Fahrzeug erhalten würde.


    Gruß


    Jürgen

    Naja, wenn man sieht was in den letzten 100t km alles für zigtausend Euro ersetzt wurde... da hätte man der Kiste auch mal für 15€ einen neuen Keilriemen gönnen können.

  • Es ist wohl einfach mehr kaputt gegangen, steht leider sonst nichts weiter drin außer das der Motorraum nach Tsunami aussah. Sonst hätten sie die paar Euros sicher auch noch springen lassen.

  • Bei den Investitionen ging es auch nicht um eine Rentabilität, sondern um zu zeigen, dass ein Auto auch 500tkm durchhalten kann. Hier ging es um die journalistisch verwertbare Story dahinter. Die Story war auserzählt.

    Dass man das Auto mit geringem Aufwand noch deutlich länger fahren und sicherlich auch mit Gebrauchtteilen für den Innenraum, für weitere, mehrere 100tkm wieder fit hätte machen können, hat nicht mehr interessiert.


    Gruß


    Jürgen

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  • Autobild wird hier auch das Problem bekommen haben, dass so ein Auto dann irgendwann tatsächlich echt oll wird, grade bei entsprechend vielen Nutzern.

    Irgendwann will das runtergerockte Ding auch niemand mehr fahren. Da ist kein Liebhaber dahinter, der sein Auto mehr liebt als Frau und Kinder ;).


    Aber ein Keilriemen zeigt halt auch wie schwer es ist den richtigen Absprungzeitpunkt irgendwann noch zu finden.

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  • Ja, das Auto hat dort halt ausgedient. Bis auf die Rostthematik der Bremsleitungen und der HA ist so ein W204 (Bestenfalls als Mopf) schon ein sehr solides, gutes Auto.

    Fand den Mopf auch designmäßig immer gut :) Ein würdiger W202 Nachfolger :D

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