Da sich ja darüber beschweret wurde, hier im C-Klasse Forum gäbe es zu wenig Material für neuere (und jetzt auch schon wieder ältere Baureihen) will ich dann mal ran.
benötigtes Werkzeug:
- Schraubendreher/bits in Kreuzschlitz und Torx
- Kunststoff/Holzkeil zum abhebeln der Türpappe
- Akkubohrer/Bohrmaschine mit 6,5er Bohrer
- Zweiarmnietzange für 6,3er Niete (diese kleinen Zangen passen definitiv nicht)
- ggfs Lackstift um kleine Schäden auszubessern
Ersatzteile:
- Türschloss Fahrerseite A2047201535 ~ für aktuell 110€
- 10 Niete A0049902897 ~ für akteull 10€
Das Türschloss im W204 ist ja schon ein elektrisches, und da viele Fahrer wohl die Abschließautomatik anhaben, wird es einige tausend Male pro Jahr geöffnet bzw. geschlossen. Sollte das Schloss dann irgendwann anfangen nicht mehr immer zu öffnen und / oder gar nicht mehr schließen, muss ein neues her. Fehlercode via Stardiag ist „Kurzschluss Schließmotor auf Masse“ o.ä. Den genauen Fehler habe ich am defekten Schloss noch nicht untersucht, kommt noch.
Im Prinzip ist alles wie bei den alten Baureihen: Türpappe muss runter, Griff außen ab, dann geht es an die Innereien – aber nur im Prinzip, weil wegen Crashsicherheit und Dichtigkeit die blöden Türfolien/Dampfsperren durch einen Alublech ersetzt worden sind, das gleichzeitig als Träger für alle Elemente in der Tür dient (Schloss, Fensterheber, Lautsprecher, Airbagsensor, Türsteuergerät). Das ist natürlich wesentlich dichter, geht auch nach vielen Jahren nicht kaputt usw, ist aber eben mehr Aufwand als die Folie mit Sprühkleber zu tauschen.
Zunächst mal die Tür aufmachen – logisch. Danach wird der Deckel des Türsteuergeräts weggeclipst, das Fenster runtergefahren und bei offenem Fenster das Lautsprechergitter vom Fenster aus los geclipst, der Schaumstoff entnommen und der LS abgesteckt. Auf der anderen Seite wird die schwarze Verkleidung, die den Fensterrahmen verdeckt, ebenfalls vom Fenster her gelöst und vorsichtig nach Innen gelöst. Jetzt das Fenster wieder hochfahren.
Weiter geht es dann an der Türpappe. Diese ist am Fenster wie bisher oben in der Dichtleiste eingesteckt und im unteren Bereich mit Clipsen gesichert. Zwei Kreuzschlitzschrauben (Übrigens ohne Deckel wie noch im 202) finden sich unter dem Griff der Armlehne, sieht man wenn man sich bückt. Diese lösen, dann ist am Übergang zu der Fensterrahmenabdeckung ganz oben ein zweiteiliger Dübel, dessen Inneren Teil man mit einem Schraubenzieher vorsichtig zu sich hin zieht, um den Dübel zu lösen. Man kann ihn aber auch nach Innen drücken, dann fällt er bis unten in die Tür. (Fragt nicht woher ich das weiß…). Leider im Bild nicht mehr zu sehen, der Pfeil zeigt auf die ungefähre Stelle.
Die Clipse an einem „mittelalten“ Auto geht zuweilen noch recht stramm beim ersten Mal. Am besten mit einem Kunststoff- oder Holzkeil öffnen, um den Lack nicht zu verkratzen. Sobald der Erste draußen ist, lassen sich die anderen besser öffnen.
Jetzt ist die Türverkleidung fast ab: oben vorsichtig aus der Dichtleiste Richtung Fahrzeug rausziehen, nicht nach oben. Jetzt noch das Drahtseil des Türschlosses aushängen, dann kann die Pappe (erstmal) bei Seite.
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Jetzt blickt man auf den Türträger. Dieser ist mit zehn 6,3mm Niete festgenietet, wie im Bild markiert. Diese müssen ausgebohrt werden, 6,5er Bohrer empfiehlt sich. Hierfür das Fenster noch oben lassen und trotzdem aufpassen nicht immer „durchzuschlagen“ wenn das letzte Bisschen der Niete nachgibt und der Akkuschrauber mit dem Futter aufsetzt.
Erstmal noch zwei Niete heile lassen, damit es insgesamt noch hält. Schrauben vom Schloss (grün markiert, drei Stück) lösen, Griff außen demontieren und vom Stecker trennen.
Da der Fensterheber im W204 nicht mehr in der Tür sondern auf dem Träger sitzt, müssen die beiden getrennt werden, bevor der Türträger entnommen werden kann.
Dazu die Türpappe noch mal mit dem Türsteuermodul verbinden, alle Stecker wieder dran damit es keine Fehler im Speicher gibt, und das Fenster soweit runter fahren, dass hinter den beiden großen Gummistopfen in der Mitte die Arretierung der Fenster (zwei 45TX) gelöst werden kann. Dann das Fenster ein letztes Mal nach ganz oben schieben und mit Klebeband dort sichern und alles wieder abstecken.
Nun die letzten Niete aufbohren und „schon“ kann der ganze Inhalt der Tür nach Innen entnommen werden. Erst ein bisschen waagerecht ziehen, dann ziemlich schief im Winkel nach unten. Ist ein bisschen schwierig gewesen, es geht aber nur in einer Position rein und raus.
So, das gröbste ist geschafft. Der Türträger liegt nun vor euch, jetzt braucht nur noch die Griffeinheit abgesteckt werden, dann kann das Schloss getauscht werden.
Um nun den Wasserablauf samt Schloss vom dem Türträger zu trennen, müssen von Innen drei Plastikdübel mit einem Durchschlag oder Schraubenzieher gelöst werden(orange markiert), und ein einzelner Niet aufgebohrt (und später ersetzt werden), hier rot markiert.
Zum Ersatzschloss:
MB sieht vor es laut Telefon/EPC Info vor, mit dem mittlerweile geänderten Schloss auch eine neue Stange für den Verriegelungsknöbbes in der Tür, sowie einen neuen Wasserablauf zu montieren. BEIDE TEILE BRAUCHT IHR NICHT!
Der Wasserablauf war von der Teilenummer 1:1 der gleiche wie der Verbaute, wahrscheinlich geht der nur beim aufbohren schon mal kaputt.
Oben im Bild ist die alte Zange noch mit Gummi und Knöppes, unten die neue. Die alte wird (wie den Modellbauern von Servos bekannt sein dürfte) durch zweimaliges 90-Grad-drehen sicher eingehangen. Das geht nur im soweit zerlegten Zustand wie hier, wenn das Schloss komplett herausgenommen wird.
Die neue Stange ist nur einmal abgewinkelt und lässt sich somit auch ohne kompletten Ausbau durch das Loch des Türträgers einhängen. Eigentlich.
Was player1 und ich leidvoll erfahren durften: Da die neue Stange nicht mehr doppelt gewinkelt ist, fällt sie nach ein paar Türöffnungszyklen (2-3) einfach wieder raus, der Knopf bleibt dann unten. Wenn man das (wie wir) erst feststellt, wenn die Tür bereites wieder komplett genietet und montiert ist, könnt ihr euch meine Laune vorstellen das Ganze noch mal aufreißen und aufbohren zu dürfen. Die Niete kosten bei MB auch 1€/Stk, sprich es waren bei diesem 204er 20€ für blöde Niete fällig, davon 10€ für ein neues Teil was auch noch mal 8€ kostet, und nicht mal funktioniert. Herrlich.
Also lasst die Stange und das Plastik wo der Pfeffer wächst.
Ist das Schloss dann getauscht, geht es quasi rückwärts wieder zusammen:
Türträger in Tür einsetzen, mit zwei nur eingesteckten Niete kurz in Position bringen. Dann die drei Schrauben vom Schloss wieder eindrehen, Griff wieder montieren und IR-Schloss wieder anstecken, Dichtung des Türträgers auf korrekten Sitzt kontrollieren. Jetzt die ersten zwei Niete setzen, dann das Fenster vom Klebeband befreien und wieder festschrauben (falls jetzt was nicht passt sind nur zwei Niete dahin). Passt alles, dann noch einen großen Schluck Bier trinken und die nächsten acht Niete reinknallen. Da braucht es mit einer manuellen Zweiarmnietzange schon ordentlich Kraft für. (Die Niete sind dann auch nicht ganz so fest wie die Ab Werk, wir durften es ja zweimal machen und hatten den Vergleich beim Ausbohren – wer kann, Akkubird oder ähnliche elektrische/Druckluft Nietpistole nutzen). Dann wieder alles verkabeln, das Türschloss in der Türpappe wieder einhängen und ggfs zwestörte Türclipse erneuern. Dann die Türpappe wieder oben in der Leiste ansetzen, Türknopf durchfädeln, in die Leiste einschieben und die Clipse ringsum einklopfen. Wenn alles soweit geklappt hat, dann noch zum Schluss die Rahmenverkleidung und die Verkleidung vom Lautsprecher wieder befestigen, Türsteuergerät abdecken, und das Werk ist vollbracht.
Arbeitszeit: ca. 2 Stunden wenn man diese Anleitung gelesen hat, 4 Stunden wenn man die Tür dreimal auseinanderbauen muss, sich mit der falschen Stange rumärgert und die Aufbohr/Nietaktion zwei Mal machen darf.
Feierabendbier aufmachen, fertig. :smoke:
Sollte man nicht fertig werden, man kann auch nur mit eingeschraubtem Schloss und „leerer“ Tür fahren, gibt nur Fehler wegen Airbag und man kann die Fenster nicht steuern. Die Fehler verschwinden aber wenn alles wieder in Ordnung ist, Fehlerspeicher sollte man bei Gelegenheit trotzdem auslesen/löschen lassen.