Ein W202 für weniger Geld als ein Bahnticket, bitte

Was man so alles erlebt,

wenn man einen Gebrauchtwagen für unter 1000 Euro verkaufen will. Die Interessenten - allesamt Händler - gaben Gebote folgender Coleur ab:

a) den Gegenwert einer Tankfüllung ("150! Höschsde Breis!")
b) einen Teppich ("Hast Du Wohnung? brauchst Du Teppich!")
c) einen Abend mit ihrer Tochter (!!!!!!)

Davon ab gab es natürlich auch die Scharen, die das Inserat nicht richtig gelesen hatten und nach Dingen fragten, die in der ersten Zeile standen. Und selbstverständlich auch viele Vertreter der "ich melde mich später"-Fraktion. Alles in allem also recht unerfreulich, mag man meinen. Aber ich fand das alles irgendwie auch recht unterhaltsam... fast so grob überzeichnet wie in einem Woody Allen Film.

Wie man hier nachlesen kann, gab es aber auch Forumsprominenz, die Interesse zeigte. Und da es im Leben ja manchmal mehr um Erlebnisse geht, haben ToniSoprano und ich einen Deal ausgemacht: ich liefere ihm das Auto, er versüßt mir den Aufenthalt mit einer zünftigen Grillerei, ein bisschen Mercedesschnacken und genereller Heiterkeit. Wie kann man so einen Deal ablehnen?

So machte ich mich am Pfingstsonntag auf den Weg von Düsseldorf nach Neumünster:
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Am Steuer mache ich natürlich nicht mit meinem Handy rum. Daher sind alle Fotos selbstverständlich von freundlichen Kamerakindern gemacht worden, die einfach so da waren und dann waren sie wieder weg. Hier "Kamerakind Arik".

Das Wetter war überaus durchwachsen. Mal regnete es, mal hagelte es, mal regnete und hagelte es fast waagerecht. Sonne gab's aber auch:
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...und schöne Aussichten:
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(Kamerakind Chenoah-Horst)

Und bevor man sich versah, war auch schon der Elbtunnel erreicht:
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(Kamerakind Londolin-Eloise)

Vor Ort gab es einen netten Empfang und sogar einen mittelgroßen Bahnhof. Uwe und Hansi kamen auch noch vorbei, sodass es nicht langweilig wurde. Allesamt sehr nette Zeitgenossen!
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...nach Probefahrt und Papierkram gab es also Grund zum Feiern. Hier der Meister am Grill:
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Wie immer, wenn man Spaß hat, vergeht die Zeit viel zu schnell. Nun hieß es also, Abschied zu nehmen, aber ich verließ den Hof mit dem guten Gefühl, dass die C-Klasse bei Lukas und Fabian mehr als gut aufgehoben ist. Hier noch ein letztes Foto mit dem neuen, stolzen Besitzer:
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Eine Expressfahrt nach Hamburg in Fabians C280 später sprintete ich dann durch den Hamburger Hauptbahnhof und habe meinen Zug so gerade eben noch erwischt. Kernerkenntnis: in einer C-Klasse sitzt man deutlich besser als im Premienprodukt der deutschen Bahn.

Tja, das war es dann also mit dem Kapitel C-Klasse und es endete sogar mit einem Bahnticket. Zurückblickend war es eine wirklich schöne Zeit, ich bin fast 50.000 problemlose Km mit ihm gefahren. Dafür hat die Baureihe 202 und speziell dieses Exemplar wirklich meine Hochachtung verdient. Es war wirklich schön mit Dir.

... wie komme ich denn auf Uwe?

Matthias, na klar. Hoffe, Du nimmst es mir nicht krumm!

Epilog.

Offen war ja noch die Frage des Nachfolgefahrzeugs.

Für diejenigen, die nicht sofort zu den Bildern gescrollt haben, hier ein wenig Hintergrund. Oftmals ist es ja im Leben so, dass man neue Erfahrungen nur dann macht, wenn man seine Komfortzone ganz bewusst hinter sich lässt. Und weil ich mich noch nicht alt genug fühle, um für den Rest meiner Tage das gleiche zu tun und auf alles zu schimpfen, was irgendwie anders ist, habe ich das dann auch getan.

Mein neues Alltagsauto sollte ein paar Kriterien erfüllen, die auch schon der C180 erfüllte:

• Keinen Gedanken an Wertverlust verschwenden müssen
  
• Wartung und Instandsetzungen sollten für einen ambitionierten Selbstschrauber möglich sein
  
• Geschmackvolle, nicht alltägliche Farbkombination
  
• Zuverlässigkeit

Hinzu kam das, was die anderen Autos auf der ersten Seite dieses Threads auch leisteten: jede Fahrt sollte etwas besonderes sein. Nur dieses Mal sollte es ein Auto sein, das diesen Spaß das ganze Jahr über mitmacht, wenn ich es mehrfach mit Beautyprodukten aus dem Hause Fluidfilm behandle. Ernsthaft: ist euch schon mal aufgefallen, wie sich die Haut anfühlt, wenn man einen Tag lang Liquid A in einen Oldtimer gepumpt hat? Jedes auf den Punkt gebratene Rinderfilet ist dagegen 80er Schleifpapier... Aber lassen wir das.

Das Auto, das meine Wünsche bislang am besten widerspiegelte, war der 126er. Für mich als Kind der 80er war er schon immer der Inbegriff eines Mercedes und mein eigener macht mich bei jedem Einrücken der Fahrstufe D ein kleines bisschen glücklicher. Das hier war übrigens unser 100.000. gemeinsamer Kilometer, aufgenommen vor wenigen Tagen:
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Der Tempomat war auf 105 Km/h eingestellt, der Tank zu 3/4 gefüllt, die Innenraumtemperatur auf 20°C eingeregelt und ein wenig nebelig war es auch. Vom Wetter bleibt man im großen Mercedes aber angenehm unberührt und lauscht entspannt der feilgebotenen Musik. Für diesen besonderen Moment gönnte ich mir etwas leicht klischeehaftes, aber sehr zeitgenössisches auf 90% Reglerausschlag:

Denn: Freddie Mercury hatte auch mal einen 126er: Typ 420 SEL in schwarz. Und man erzählt sich, dass dieser 420er das Auto war, das er am liebsten selbst fuhr.

Aber sowas fährt man nicht im Winter, Fluidfilm hin oder her. Aber welches Auto kann mich auf eine ähnliche Weise glücklich machen? Jeden Tag? Ohne Wertverlust und für einen Selbstschrauber beherrschbar?

• "S250 CDI!" Irre gutes Konzept, aber eine S-Klasse habe ich ja schon.
• "Irgendein SL?" Nee. Ein Cabrio ist auch schon vorhanden und die Dinger sprechen mich einfach nicht an.
  
• "Ah. Dann eine Fremdmarke. BMW!" Tatsächlich bin ich einen M3 probegefahren. Tolles Auto, aber mich nervte es sehr, dass sich jeder auf der Autobahn mit einem messen will.
  
• "Dann nen AMG. Damit biste der Schnellste!" Ja, geradeaus vielleicht. Das ist mir aber relativ egal.

Was es dann geworden ist, mag jetzt etwas überraschend kommen:

...

... ...

... ... ...

Da:
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Jepp. Ich bin von einem W202 C180 auf einen Porsche 911 umgestiegen.

Erstmal sacken lassen...

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...aber lasst es mich doch erklären!

Ich wollte schon immer genau so einen haben. Ja, den 996. Den, dessen Scheinwerfer alle so abgrundtief hässlich finden. Der, mit dem Damoklesschwert der Zwischenwelle. Der, dessen Verarbeitung ja so unterirdisch ist.

Es war ein solcher Elfer, in dem ich mal eine Sitzprobe machen durfte, als ich zarte 15 Jahre alt war. Das war im Porschezentrum Wuppertal bei der Händlerpremiere und mir schlug das Herz bis zum Hals. Als kleines Andenken erwarb ich von meinem Taschengeld an Ort und Stelle folgendes Andenken, das mich in letzter Zeit häufiger beim Espressotrinken beobachten durfte:
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Damals fand ich den Wagen schon irre schön und konnte mir nur vorstellen, wie sich das Auto wohl auf der Straße anfühlen mag. Und auch jetzt wirkt das Auto einfach erstaunlich modern.

Dieses Auto ist gerade auf der Kippe zwischen Gebrauchtwagen und Youngtimer, sodass in mir die Erkenntnis reifte, dass ich JETZT einen kaufen muss oder ihn mir wahrscheinlich nie leisten werde. Denn je älter man wird, desto eher denkt man in Richtung Hausbau, Familie, Zahnersatzzusatzversicherung und so weiter und so fort. Ich kann das mittelfristig auch tun, aber habe dann vielleicht auch ein bisschen vom Wertzuwachs profitiert und kann zumindest sagen, dass ich weit vor Erreichung der midlife crisis mit einem solchen Auto ein bisschen Spaß haben durfte. Denn egal wie schnell man damit fährt: die Jugend lässt sich damit auch nicht wieder einholen.

So. Jetzt ist es raus. Was habe ich denn da jetzt eigentlich gekauft?

Fact sheet!

• 911 Carrera, also ein Hecktriebler
  
• 6 Gang Schaltgetriebe
• Ozeanblau metallic, genau wie der Wagen damals im Porschezentrum Wuppertal
  
• Leder Metropolblau mit erweitertem Lederpaket. D.h. Armaturenbrett und Türverkleidungen sind u.a. auch beledert
  
• Wir haben ein Schiebedach!
  
• Xenons!
  
• Porsche CR31 Kasettenradio mit Soundsystem und CD-Wechsler!
  
• Telefonvorbereitung!
  
• Bordcomputer!
  
• Werkssportpaket! D.h. leicht tieferes und anders abgestimmtes Fahrwerk, Sperrdifferenzial, Traktionskontrolle und diese überaus schicken Sitze aus dem turbo. Auch 18"-Felgen gehörten dazu, die leider nicht mehr dabei sind.
  
• Dreispeichenlenkrad!
  
• Werksfußmatten!

Nach langer, LANGER erfolgloser Suche (deutlich über 1 Jahr) wollte ich dieses Thema eigentlich an den Nagel hängen. Man glaubt nicht, wie viel Schrott so auf dem Markt ist... Ein guter Freund, der zufällig auch noch mein Vater ist, sagte dazu "Sieh es mal so: Dein Traumwagen wurde schon längst gebaut. Ihr müsst euch nur noch finden."

Er sollte Recht behalten. Und ich kann es noch immer nicht ganz fassen, endlich angekommen zu sein. Egal ob auf dem Weg zum Supermarkt mit 50 im 6. Gang oder wenn ab 4500 U/Min dank VarioCam ein wahrer Sturm im Heck losbricht: dieses Auto macht genau das, was es soll. Es macht mich glücklich.

Ein bisschen das Werkzeug geschwungen habe ich auch schon. Und es ist schon erstaunlich, wie häufig man dabei an diversen Stellen vertraute Zeichen sieht:
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