W202 in der Presse?

  • Als mein Vater mit 90 starb hatte er seinen Führerschein noch. Sein Auto habe ich für ihn aber 15 Jahre vorher verkauft. Seitdem ist er nicht mehr gefahren, aber das Gefühl, er "könnte" ja, wenn er wollte, tat ihm gut.
    Meiner Mutter war der Irrsinn auf den Straßen schon in den 80ern genug. - Sie stieg aufs Fahrrad um und suchte sich Radwege. - Als das nicht mehr ging - aufs Taxi. (Oder mich natürlich).


    Keine Frage:
    Wer mit 70 km/h über die rote Ampel brettert, mit 40 auf die Autobahn auffährt, gehört nicht mehr hinters Steuer.
    Ich denke nur:
    Wer mit 150 durch eine Autobahnbaustelle mit erlaubten 80 jagt, wer andere schneidet, durch zu dichtes Auffahren nötigt, etc. auch nicht.


    Ich denke:
    Wir brauchen strengere Gesetze, ein Führerscheinentzug sollte wirklich "Lappen weg" bedeutet. - Nach einer Sperrfrist dann das komplette Programm neu: ggf. MPU, Theorie, Praxis. etc. Dann würden wir neben fahruntauglichen Alten auch die Raser erwischen, die eine Geldstrafe von 600 € weniger schert, als der Führerscheinverlust.



    Ich weiß, ich werde kaum Gegenliebe ernten, aber ich bin sogar für eine Höchstgeschwindigkeit. ( So 120 km/h) NICHT aus Gründen der Unfallvermeidung, sondern aus Gründen der Erziehung...

    Es gibt genau zwei Sorten Autos: 1. Mercedes 2. Die andern.

  • Ich kenne auch den Fall einer älteren, alleinstehenden Frau, mit 85, die geistig voll auf der Höhe, aber taub und gehbehindert, die ohne das Auto völlig aufgeschmissen ware. Weil sie dank "optimalem" öffentlichen Nahverkehr keine Chance auf dem Land hat, alleine zurecht zu kommen. Die Frau ist sich ihrer Gebrechen voll bewusst, fährt nur wenn es sein muss und läßt das Auto auch stehen, wenn sie merkt, sie hat heut keinen guten Tag. Ihr Auto selbst in die Garage zu fahren, weil es sehr beengt und unübersichtlich ist, traut sie sich eh nicht.
    Aber mit einer solchen Regelung würde ihr das letzte Bisschen Eigenständigkeit geraubt und sie müsse sich einen Heimplatz suchen. So kümmern sich die umliegenden Nachbarn darum, ihr die Besorgungen zu erledigen, oder am Abend ihr Auto in die Garage zu verräumen.


    Das ist doch genau die falsche Herangehensweise. Beurteilungsmaßstab über die Fahrtauglichkeit darf nicht sein, wie dringend man den Führerschein bzw. ein Auto braucht.
    Argumentierst du bei einem 19-jährigen, der bekifft und besoffen hinterm Steuer sitzt genauso, nur weil er nachweislich seinen Ausbildungsplatz verliert, wenn man ihm den Führerschein wegnimmt?


    Und natürlich sind Handy und Co. auch ein echtes Problem und natürlich sollte man dieses angehen, aber das Argument, so lange es das gibt, brauchen wir uns nicht um die anderen echten Probleme kümmern ... das ist unsinnig.

  • Argumentierst du bei einem 19-jährigen, der bekifft und besoffen hinterm Steuer sitzt genauso, nur weil er nachweislich seinen Ausbildungsplatz verliert, wenn man ihm den Führerschein wegnimmt?

    Ich zumindest tue es. Denn das ist für den 19-Jährigen eine wirkungsvolle Strafe, die wirklich "reinhaut" & ihm den ultimativen nachdrücklichen Beweis dafür liefert, dass man bekifft und besoffen in der Gesellschaft nicht viel zu suchen hat und erst recht nicht am Steuer eines Autos in dem Zustand hocken sollte. Stichwörter wären nur "Selbst- und Fremdgefährdung".

  • Ich zumindest tue es.


    Also du bist der Meinung, dass sofern der Führerschein nur wichtig genug für den Betroffenen ist, dieser weiter demjenigen gewährt werden sollte, auch wenn er nicht mehr fahrtauglich ist?

  • Alte sind alt - die werden nicht wieder jung.


    Junge unter Drogen stehende sind -vorübergehend- entglitten. (Hoffentlich) -Die können in der Regel zurück.


    Unser Rechtssystem setzt auf Resozialisierung.

    Es gibt genau zwei Sorten Autos: 1. Mercedes 2. Die andern.

    • Offizieller Beitrag

    Junge unter Drogen stehende sind -vorübergehend- entglitten. (Hoffentlich) -Die können in der Regel zurück.

    Das stimmt, aber wer mehrfach bewiesen hat, dass ihm die Verantwortung ein Kraftfahrzeug zu führen nicht bewusst ist, der soll eben nicht mehr fahren dürfen.


    Letztendlich gibt es schlicht keinen Grund, bei bestimmten "Risikogruppen" nicht regelmäßig die Fahrtauglichkeit zu überprüfen. Zu sagen "aber die jungen Fahrer sind genauso gefährlich" ist doch kein Argument, ältere Fahrer nicht trotzdem zu überprüfen. Im Gegenteil, das ist doch eher ein Argument auch bei jüngeren Fahrern nachzufassen. Die Unfallstatistiken zeigen die Risikofaktoren:


    Alkohol - also wird eine Alkoholgrenze festgelegt und durch Alkoholkontrollen überwacht
    Geschwindigkeit - es werden Geschwindigkeitsbegrenzungen festgelegt und diese werden kontrolliert
    Fahrzeugzustand - ein Auto muss alle zwei Jahre beim TÜV überprüft werden


    Niemand fühlt sich deswegen diskriminiert, weil er aufs Auto angewiesen ist und seine alte Rostlaube vom TÜV stillgelegt wird.


    Warum also nicht dort, wo die Statistik es sagt, Kontrollen einführen? Autofahrer über 70, Autofahrer unter 25. Das schadet niemandem, außer denen, die eben nicht mehr Autofahren sollten. Ich glaube viele vergessen dass es nicht darum geht, grundsätzlich jedem mit seinem 70. Geburtstag den Führerschein abzunehmen, sondern nur darum zu überprüfen, ob derjenige noch fahrtauglich ist. Dagegen kann doch objektiv niemand etwas einzuwenden haben, außer vielleicht (!) die Kosten hierfür.


    MfG
    Daniel

  • Ich habe da jetzt eine Weile (Heimfahrt) drüber nachgedacht:


    Doch, ich habe was dagegen, Senioren ohne Grund (nur wegen ihres Alters) zu überprüfen:


    Meine Wahrnehmung ist anders: Viele Alte nerven unheimlich, sind aber im Endeffekt nur übervorsichtig. Meinetwegen auch wegen Überforderung.


    Das Verhalten der deutschen Autofahrer ist solange ich meinen Führerschein habe ( 1978 ) immer gleich: Draufhalten, ich will erster sein, schneiden, nötigen - weg da jetzt komm ich. "Freie Fahrt für freie Bürger" - und der freie Bürger bin ich.!
    Ja, ich will so ehrlich sein: Hier und da habe ich das auch getan. Gerade wenn man es eilig hat, ist Selbstkontrolle ein Problem.


    Mein erstes Auto war ein Ford Capri I , der war damals mit ca. 70 PS und Spitze 160 km/h lt. Tacho sogar ein bisschen überdurchschnittlich motorisiert. Keine ZV, keine Servolenkung, noch nicht einmal einen Bremskraftverstärker.


    Jetzt steht (von unserem Allradpanda abgesehen) hier nix auf dem Hof unter 100 PS. Der W202 mit seinen 122 PS ist in der heutigen Zeit auch schon ein "lahme Kiste".


    Wieviel PS hast Du unter der Haube? - Dass Du die auch auf der Straße haben willst,ist menschlich.


    Die Autos sind viel besser geworden, seit 1978 - das Verhalten der Menschen hat sich leider nicht verbessert..


    Der 80 jährige mit Hut, der ausparkt - der nervt unheimlich. Das tut er im Supermarkt aber auch - bis der seien Kram an der Kasse wieder in der Karre verstaut hat, gelle?



    Wovor habt Ihr eigentlich solche Angst? - Wer mit 40 km/h auf die Autobahn fährt, mit 70 km/h über die rote Ampel brettert etc. hat nichts mehr hinter dem Steuer zu suchen. EGAL wie alt. Keine Frage.


    Nur, wer mit 30 durch die Stadt fährt, weil es etwas eng wird und man etwas alt ist, mit 80/90 km/h über die Autobahn, dass ihr die LKW`s überholen (klar, Termindruck...) - den muß man auf Fahrtauglichkeit überprüfen? - Ich habe da ein Problem mit.


    Mercedes baut bereits Autos, die bremsen von selbst vor einem Hindernis.


    Weshalb den nicht die Gesetzte ändern:
    Führerscheinentzug gibt es nicht mehr - Führerschein wird eingezogen und ist weg.
    Danach muss er neu gemacht werden: Theorie, Praxis etc. - die ganze Palette.


    Das macht einer mit 80 nicht mehr so schnell.

    Es gibt genau zwei Sorten Autos: 1. Mercedes 2. Die andern.

  • Doch, ich habe was dagegen, Senioren ohne Grund (nur wegen ihres Alters) zu überprüfen:


    Meine Wahrnehmung ist anders: Viele Alte nerven unheimlich, sind aber im Endeffekt nur übervorsichtig. Meinetwegen auch wegen Überforderung.


    Stimmt, der Grund ist das Alter und die Überforderung kann man leider nur zu einem gewissen Teil ausgleichen.
    Genau das sagt leider auch die Statistik.


    Ich habe es in der Familie erlebt. Niemand wollte meinem Opa den Führerschein wegnehmen, weil jeder wusste, es ist ein massiver Einschnitt in die Lebensqualität (und natürlich war er ein gewisser Patriarch). Und wie genau seine Fähigkeiten waren ... naja, das wusste ja auch keiner so ganz genau. Irgendwann hat er dann zum Glück nur einen massiven Blechschaden gebaut (das war aber reines Glück), an einer Stelle, wo es eigentlich null Anlass dafür gab. Erst seit dem durfte nur noch meine Oma fahren und auch die ist vermutlich viel zu lange Auto gefahren.


    Irgendwann traute sich meine Oma auch nicht mehr im Dunkeln zu fahren. Im Jahr 2008 am heilig Abend fuhr ich also zu ihr, um sie abzuholen und zu meinen Eltern zu fahren. Vor mir fuhr ein alter Mercedes, fast genau in der Staße, wo mein Opa vielleicht 15 Jahre zuvor gescheitert war (ist sicher ein bisschen fordernd dort, weil die Autos sehr unregelmäßig parken und gibt es eine ungünstige Konstellation, dann wird es eng, dass zwei aneinander vorbei kommen ... außerdem ist Tempo 50 erlaubt).
    Naja der alte Mercedes bog ein, schlingerte herum, nahm 1-2 Außenspiegel rechts mit, fuhr über beide Seiten und am Ende vollkommen ungebremst auf entsprechenden Baum auf. Am Steuer eine alte Frau (vielleicht 75 Jahre geschätzt), fuhr vermutlich nur noch sehr selten (was übrigens nicht gut ist, denn Autofahren ist reine Übungssache).
    Toll ... Rettungsdienst alarmieren und das ganze Programm abziehen ... schöne Beschäftigung am Heilig Abend ;).

  • Es redet doch in der politischen Debatte Niemand über eine generelle Altergrenze ab der eine Fahrerlaubnis generell entzogen werden soll.


    Zudem ist nicht jeder Mensch zum gleichen Zeitpunkt seines Lebens gleich stark von genannten Defiziten betroffen, die Autofahren für ihn, seine Mitfahrer und alle anderen Verkehrsteilnehmer zur überproportionalen Gefahr werden lassen.


    Das Beispiel mit der Oma auf dem Land zieht auch nicht - denn: Wenn Sie z.B. eine Krankheit hätte die ihr das Autofahren generell unmöglich machen würde, dann müsste sie auch nach einer Alternative suchen ohne selbst fahren zu können von A nach B zu kommen.


    Auch der demografische Wandel ist ein Argument, dass noch zu weit in der Zukunft liegt - denn in der Gegenwart sieht es längst so aus, dass sich Unfälle mit Betagten Fahrerinnen und Fahrern häufen. Der Grund dafür liegt nicht in der Menge der Alten, sondern auch im massiv gestiegenen Verkehrsaufkommen!


    Letztlich stammt die "Fahrerlaubnis auf Lebenszeit" noch aus den "Kindertagen" des Automobils. Die Fahrerlaubnis (Führerschein) ist denn auch tatsächlich eine deutsche Erfindung aus der Kaiserzeit. Nach dem Krieg, bis in die späten 1950 und frühen 1960er Jahre war ein Auto ein absolutes Luxusgut, dass sich die Wenigsten leisten konnten.
    Daher kamen auf 100 Einwohner Anfang der 1950er gerade mal 2 oder 3 Autobesitzer! Heute sind es wohl so um die 70-80 von 100...


    Die Fahrtauglichkeitsuntersuchung bei Berufskraftfahrern über 55 Jahre wurde erst nach der deutschen Einheit eingeführt. 55, das ist im Fall der meisten Mitglieder hier 12 bis 14 Jahre vor erreichen des Renteneintrittsalters. Der Gesetzgeber stellt allein in dieser Berufsgruppe bereits das öffentliche Interesse über die existenziellen Individual-Interessen der Berufskraftfahrer (Busfahrer, LKW-Fahrer, ...).
    Auch der Führerschein auf Probe und das Punktesystem sind Regularien die bewusst und massiv in die Individualrechte des Einzelnen Fahrers eingreifen können, wenn sich dieser wiederholt falsch verhält. Beim Führerschein auf Probe wurde, ebenso wie durch die Versicherungswirtschaft, sehr wohl auf das Alter der Fahrer Bezug genommen.
    Und letztlich noch diese Anmerkung:
    Um eine Fahrerlaubnis zu erhalten muss man einen bestandenen Sehtest vorweisen, darf keine psychischen oder körperlichen Defizite haben die einem sicheren Umgang mit dem Fahrzeug explizit entgegenträten.
    Dies nur bei jungen Menschen einmalig zu überprfüfen, danach aber nie wieder ist schon eigenartig, nicht?


    Jedes motorisierte Fahrzeug muss spätestens alle 2 Jahre zur technischen Überprüfung. Warum die Fahrzeugführer nicht in gestaffelten Abständen auch?
    Etwa wie folgt:
    18 bis 35 Jahre: Alle 10 Jahre oder mit 18, 25 und 35 Jahren.
    35 bis 55 Jahre: Alle 10 Jahre oder mit 35, 45 und 55 Jahren.
    55 bis 65 Jahre: Alle 5 Jahre oder mit 55, 60 und 65 Jahren.
    65 bis .. Jahre: Alle 2 Jahre (z.B. kombinierbar mit dem TüV-Termin)


    Da ein generelles gesellschaftliches Interesse an dieser Überprüfung besteht, könnte man ab 65 die Krankenkassen oder die Versicherungen die 2-jährigen Überprüfungen sponsorn lassen...


    Last but not least: In 20 bis 30 Jahren fahren ohnehin nahezu alle Autos eigenständig ;)

  • Übrigens die Schweiz als Beispiel anzuführen ist natürlich Unsinn. Denn die Schweiz leistet sich einen schweizweit vertakteten öffentlichen Verkehr. Jedes Dorf ist mindestens stündlich zu erreichen. Da fährt dann halt da wo die Bahnen nicht mehr fahren das Postauto (Omnibus). Da kann man dann schon mal eher auf das eigene Auto oder den Führerschein verzichten.


    Klar ist eins, wer den Leuten die eigene Mobilität nimmt, der muss für Ersatz sorgen. Das kostet aber Geld.

    ein richtiger Mercedes hat den Stern auf der Haube :P