Politik-Diskussionsthread

  • Ich habe noch null Unterschied in meinem Leben feststellen können.

    Nur engstirnige Xenophobe mit bescheidener Bildung und nicht vorhandener Humanität erwägen überhaupt, sowas wie AfD oder NPD zu wählen.


    Dann versuch ich es mal um zu versöhnlichen Positionen zu kommen.


    Viele Menschen aus dem geringverdiener Millieu sehen die Ausgaben für Flüchtlinge, die noch nicht wirklich transparent in den Medien diskutiert wurden und befürchten, dass es durch ein Nullsummenspiel im Rahmen eines Haushalts ohne Neuverschuldung zu Leistungskürzungen in ihrem Milleu kommt.

    Als Beispiel dienen hier die Tafeln in Deutschland. Es gibt immer mehr Nutzer von Tafeln, durch Flüchtlinge, Menschen die von Altersarmut betroffen sind und eben Gerinverdiener. Die Zahl der Kinder, die unterhalb der Armutsgrenze leben steigt zwar nicht mehr, stagniert aber auf hohem Niveau. Wenn ich das richtig im Kopf haben 1/3 der Kinder in Deutschland ein alleinerziehendes Elternteil und gerade diese sind von Armut und Altersarmut bedroht.

    Solche gesellschaftlichen Bewegungen, auf welche die Politik nicht eingeht rufen selbstverständlich Ängste hervor.

    Zudem gibt es eine immer weiter schrumpfende Mittelschicht und die Schere zwischen Arm und Reicht geht auseinander. Der heutige Spitzensteuersatz ist unterhalb dessen, was man in der Amtszeit von Kohl hatte und man sieht dass die Einkommensakkumulation in der Oberschicht Prozentual höher ist, als in allen anderen Schichten.

    Oder verkürzt ausgedrückt. Die Reichen werden immer reicher und bei den Armen kommt nichts an. Wird dann das Budget gedeckelt, brechen Verteilungskämpfe aus.

    Dazu kommen die Probleme um die Wohnungsnot und die nicht Erreichung von Wählern, weswegen ich nochmals das Video aus diesem Post empfehle: Politik-Diskussionsthread


    Dann ist es verständlich dass die Leute eine Partei wählen, die eine Politik abstraft, die nicht auf ihre Bedürfnisse eingeht, denn zur Meinungsartikulation sind Wahlen auch da. Das bedeutet aber nicht, dass die Wähler selbst von Armut betroffen sein müssen, die gefühlte Ungerechtigkeit reicht schon aus. Ich habe in meinem Umfeld auch Akademiker die AfD wählen und teilweise promovieren sie. Wenn man mit den Leuten spricht, sie sind sehr Politik interessiert und sehen einfach die Ungerechtigkeit im Rahmen der Wohlstandsverteilung und sehen die einzige Möglichkeit damit große Parteien auf diese Probleme eingehen in der Wahl der AfD, neben einem Sicherheitsproblem in Deutschland.


    Um auch kurz auf die Sicherheitsproblematik einzugehen:

    Viele sagen dass das Sicherheitsrisiko in den letzten Jahren kaum gestiegen ist und natürlich kann man von Einzelfällen reden.

    Aber wenn ich auf die blanken Zahlen sehe, ist das Terrorismusrisiko in Deutschland seit der Flüchtlingskrise gestiegen. Es gibt unterschiedliche Untersuchungen im bereich der politischen Risiken. Ich sitze zur Zeit an den Quellen der Weltbank und dort sind die Zahlen für Political Stability and Absence of Violence/Terrorism ziemlich schön aufgearbeitet. Man sieht dass der Index für Deutschland (Auf der Skala von 2,5 bis -2,5 wobei 2,5 der beste Wert ist) 2013 auf 0,96 und für 2014 auf 0,93 war. 2015 rutschte er dann auf 0,7; 2016 auf 0,68 und 2017 auf 0,58 und steht damit deutlich tiefer als nach der Wirtschaftskrise.


    Ich hoffe, ich konnte mit dem Beitrag gegenseitiges Verständnis wecken und unterstelle niemandem ein Milleu anzugehören. :)

    Mfg
    adler-tag

    Rainer Günzler: Ein Coupé. - Und was bedeutet "Coupé"? Eigentlich nichts anderes, als
    eine verteuerte Limousine mit einem verringerten Platzangebot.

    • Offizieller Beitrag

    Bester Mann der Boy, nice.


    Persönlich beeinflussen mich Flüchtlinge auch nicht im geringsten. Außer das ich was zu gucken habe.
    Ob ich jetzt einen Boateng zwei Häuser weiter wohnen habe oder nicht kann mir egal sein.

    Wenn ich ihn im dunklen treffe leuchten immerhin noch seine Zähne.

    Ein bisschen komisch verhält er sich schon, aber ich denk mal man fühlt sich als Flüchtling in einer Kleinstadt, in einer Wohnung zwischen Eigentümern

    auch nicht wirklich wohl. Schicke die dann rüber zum Börner, ins Tal. xD


    Es ist wie du sagst Dennis, es geht um die Verteilung der Gelder. Jeder offen denkende Mensch sollte verstehen können,

    wenn es Leute es nicht mehr "einsehen" was die Politik mit unserer Kohle macht. Ich brauch ja wohl nicht erwähnen wie es um die von Dennis angesprochene Altersarmut steht ( da helfen auch keine Flüchtlinge, da sie selbst hier nur saugen statt einzuzahlen ). Die einzige Hoffnung liegt auf deren Kindern ,

    die hier von ganz klein auf zur Schule gehen. Es wird sich aber erst noch zeigen, zu was für einer Gesellschaft sie sich entwickeln.


    Wie auch immer. Wir haben jetzt Probleme, Dennis hat sie angesprochen. Dazu möchte ich noch die Pflege erwähnen.

    Es ist einfach ungerecht für die Menschen, wenn sie für ihre Mutter im Heim noch ordentlich Geld dazu zahlen müssen,

    wenn Renten und Einkommen der Kinder aufgebraucht werden um die liebe Mutter zu versorgen und im Gegenzug eine Südafrikanische Voodoo Priesterin das gleiche treatment bekommt, obwohl sie hier niemals was geleistet hat. Für Nüsse.


    Alle Fehler liegen in der Verantwortung der Politik, für die "ihr" hier teilweise so einsteht.

  • [...] Oder verkürzt ausgedrückt. Die Reichen werden immer reicher und bei den Armen kommt nichts an. Wird dann das Budget gedeckelt, brechen Verteilungskämpfe aus.

    [...]

    Dann ist es verständlich dass die Leute eine Partei wählen, die eine Politik abstraft, die nicht auf ihre Bedürfnisse eingeht

    Mir scheint das buchstäblich Tragische zu sein, daß diese Leute (was ja kein spezifisch deutsches Phänomen ist) sich von der besagten Partei (die auch keine spezifisch deutsche Art von Partei ist) vergackeiern lassen - denn eigentlich verdanken sie den von Dir skizzierten Mißstand zum Teil dem (un)segensreichen Wirken einer ökonomischen Denkrichtung, mit der Milton Friedman und seine "Chicago Boys" die Menschheit beglückt haben und nach der seit ungefähr dreieinhalb Jahrzehnten die Welt verunstaltet wird - gerade von Konservativen und Leuten, die den Liberalismus auf das Materielle verkürzt haben. Die von Dir erwähnten Tafeln gab es z.B. in den 70er Jahren in dem Ausmaß noch nicht, und Obdachlosigkeit spielte auch noch keine solche Rolle.


    Ich bin kein Linker - aber für mich sind solche Ökonomen wie Friedman & Co. sozioökonomische Rattenfänger und geistige Brandstifter. Zwei der Feuer hießen Reaganomics und Thatcherism.


    Und eigentlich müßte, wer (sinnvollerweise) gegen jene Folgen ihrer Demagogie protestieren möchte, gerade nicht Parteien wählen, die das wahrscheinlich noch schamlos weit übertreffen würden, sobald es ihrem Machtkalkül entgegenkäme (was momentan halt bei AfD, PIS, FPÖ etc. nicht der Fall ist) - sondern er müßte sein Kreuzchen bei Sozialdemokraten oder Sozialisten machen. Denn die haben sich nach meinem Eindruck mindestens 15 Jahre lang gegen den monetaristischen/neoliberalen Wahn gesträubt (bis sie halt nicht mehr konnten, weil ihnen der Wind nur noch entgegenwehte). Sonst macht er den Bock zum Gärtner.

  • gerade von Konservativen und Leuten, die den Liberalismus auf das Materielle verkürzt haben


    Jein. Die Erklärung wird in die politische Theorie abtauchen, deswegen versuche ich es einmal verkürzt zu formulieren. Durch den Fall des Sozialismus, mit wenigen Ausnahmen, fand stürzte auch die linke Theorie in ihre tiefe Krise, da sie plötzlich nicht mehr die Lösung der Probleme war. Dem gegenüber hat der Liberalismus einfach diesen ideologischen Krieg gewonnen. Freie Märkte und die Globalisierung und Gleichbehandlung von Menschen sind Dinge, von denen man sich heute nicht mehr trennen will. Wer will denn noch einen Fernseher made in Germany kaufen. Wir nutzen den lieber den Kostenvorteil nach Smiths liberaler Wealth of Nations Theorie und kaufen deutsche Autos (daher auch dieses Forum) und wer will denn wirklich noch Homosexuelle in Deutschland bestrafen.

    Es gibt weiss Gott viel das man an Reaganomics und Thatcherism kritisieren kann und ich persönlich bin auch kein Freund von diesen Wirtschaftstheorien, aber sie haben den kalten Krieg gewonnen und der Sozialismus hat ihn verloren genauso wie der Nationalismus im ideologischen Westen zwei Weltkriege verloren hat und deswegen unterging.


    sondern er müßte sein Kreuzchen bei Sozialdemokraten oder Sozialisten machen


    Theoretisch ja. Aber dann müssten Sozialdemokraten auch ihre traditionelle Wählerschicht bedienen. Bei Harz IV und dem jüngsten Dieselkompromiss hat man aber abermals gesehen, dass sie es nicht tun und damit bekommen sie ein Glaubwürdigkeitsproblem. Besonders wenn dies durch die alten Gesichter ausgelöst wird. Die Sozialisten verstricken sich auch lieber in internen Grabenkämpfen um eine Deutungshoheit und verlieren somit zusehens ihre Stammwähler.

    Darüber hinaus unterscheiden wir in Deutschland nur zwischen Arbeiter und Angestellter. Dass ein Angestellter (white collar worker) in einem Callcenter schlimmeren Belastungen als ein blue Collar Worker ausgesetzt ist wird nicht thematisiert. In der Folge haben wir nun über eine Millionen Aufstocker in Deutschland die arbeiten gehen und nicht von ihrem Gehalt leben können und die linken Parteien gehen nicht wirklich, wie es mir vorkommt, auf solche neuen-klassischen Problematiken ein. Sie singen lieber alte Arbeiterkampf Lieder des Kohlearbeiters obwohl wir im Gespräch sind den Kohlebergbau in Deutschland abzuschaffen.

    Mfg
    adler-tag

    Rainer Günzler: Ein Coupé. - Und was bedeutet "Coupé"? Eigentlich nichts anderes, als
    eine verteuerte Limousine mit einem verringerten Platzangebot.

  • Mir will sich der Zusammenhang von Flüchtlingen und den angesprochenen Problemen (Alterarmut, Pflege, Arm/Reich Schere, etc.) einfach nicht erschließen. Als ob es auch nur einem Menschen an der Armutsgrenze besser gehen würde wenn wir 1000 Flüchtlinge weniger aufnehmen.

    Viele Menschen aus dem geringverdiener Millieu sehen die Ausgaben für Flüchtlinge, die noch nicht wirklich transparent in den Medien diskutiert wurden und befürchten, dass es durch ein Nullsummenspiel im Rahmen eines Haushalts ohne Neuverschuldung zu Leistungskürzungen in ihrem Milleu kommt.

    Das ist das eigentliche Problem, die mangelnde Transparenz über die Verteilung der Gelder. Wir geben 2018 um die 2 Mrd.€ für Flüchtlinge aus, haben aber im ersten Halbjahr einen Haushaltsüberschuss von 48 Mrd., betrachtet man es in diesem Zusammenhang spielen die paar armen Schweine die nur überleben wollen in finanzieller Hinsicht für uns auf einmal keine große Rolle mehr. :wat:


    Was mich dieses Thema nervt, als ob es keine wesentlich größeren Probleme in diesem Land gäbe... :rolleyes:


    Dann ist es verständlich dass die Leute eine Partei wählen, die eine Politik abstraft, die nicht auf ihre Bedürfnisse eingeht, denn zur Meinungsartikulation sind Wahlen auch da.

    Den Protest in einer Wahl zu äußern kann ich zwar verstehen, aber nicht nachvollziehen es auf die Art zu machen. Man scheißt ja auch nicht auf seinen Wohnzimmerteppich um der Putzfrau zu sagen dass mal wieder ne Reinigung ansteht. Zudem sollten sich gerade die Menschen aus den "unteren Milieus" mal das Wahlprogramm der AfD genauer durchlesen, gerade für sie steht da nicht sonderlich viel positives drin.

    Aber das wäre vermutlich zu viel verlangt, wenn das Stimmvieh abseits von ein paar Parolen auch noch selbstständig denken soll...

    Gruß,
    Børner

    20376006eu.jpg

    Zitat

    We are all just monkeys with money and guns.

  • Wir geben 2018 um die 2 Mrd.€ für Flüchtlinge aus

    Welche Quelle und welche Zahl hast du da? Sind es nur Bundesmittel und welche Bundesmittel sind es? Was ist mit Landes- und Kommunalmitteln?

    Was ist mit Unterkünften, Sicherheitspersonal und zusätzlichem Personal im öffentlichen Dienst.


    Wenn ich google kommt das zehnfache dabei raus:

    https://www.nzz.ch/meinung/kom…ches-tabuthema-ld.1316333

    https://www.focus.de/politik/d…utschland_id_8949358.html


    Ich muss aber gestehen, dass ich nicht so tief im Thema Flüchtlinge bin.


    aber nicht nachvollziehen es auf die Art zu machen


    Das mag von deinem Standpunkt aus so aussehen. Jedoch partizipieren schlechter gebildete Milleus nicht in der öffentlichen Meinungsbildung, da ihnen auch die Möglichkeiten der Artikulation nicht immer bewusst sind oder/und sie nicht glauben, dass es etwas bringt. Schaut man auf die Analyse der Durchsetzung von Meinungsbildungsthemen so muss man ihnen recht geben (Um nochmal auf den Youtube Beitrag zu verweisen :D).

    Also warum nicht die Hütte abfackeln, wenn für mich eh nur der dunkle und kalte Keller übrig bleibt. :wat:

    Wen sollen sie denn auch wählen, wenn sich Gabriel hin stellt und Leute die ihr Anliegen kund tun als Pack beschimpft oder man lauthals dass diese Leute nur zu dumm sind alles zu verstehen und man es diesen volljährigen mündigen Wählern nur wie kleinen Kindern erklären müsse.:wat:


    Nochmal Diskussion und Konsens gelingt nur über Verständnis und nicht über Blockade und Beleidigung.



    Um einmal einen kleinen Exkurs zu den Sozialdemokraten aufzumachen:

    Das Problem haben so gut wie alle Parteien in der EU. Nur nicht Großbritannien, weil diese vor Jahren ihre Parteiführung ausgetauscht haben und diese zu einem Drittel mit Arbeitern besetzt haben. Wenn ich mir unsere Bundesregierung ansehe, so haben lediglich Horst Seehofer (CSU), Jens Spahn (CDU) und Gerd Müller (CDU) jemals eine Ausbildung gemacht. Spahn hat nebenbei dual studiert. Der Rest sind Akademiker.

    Mfg
    adler-tag

    Rainer Günzler: Ein Coupé. - Und was bedeutet "Coupé"? Eigentlich nichts anderes, als
    eine verteuerte Limousine mit einem verringerten Platzangebot.

    • Offizieller Beitrag

    Mir will sich der Zusammenhang von Flüchtlingen und den angesprochenen Problemen (Alterarmut, Pflege, Arm/Reich Schere, etc.) einfach nicht erschließen. Als ob es auch nur einem Menschen an der Armutsgrenze besser gehen würde wenn wir 1000 Flüchtlinge weniger aufnehmen.

    1000 vor allem.


    Also das wundert mich jetzt das du den Zusammenhang nicht verstehst.

    Wir bekommen doch immer gesagt für Rentner, Schulen, Bildung dies und das..Pflege...kein Geld vorhanden.


    Aber Geld für fremde ist da. Got that?

  • Dann muss der Bund/Land/Kommune das Geld eben für diese Zwecke frei geben.

    Wenn du glaubst dass das passieren würde nur weil man weniger für Flüchtlinge ausgeben muss, dann glaubst du wohl auch den den Zitronen faltenden Zitronenfalter.

    Die "1000" sollten das Verhältnis überspitzt darstellen, sprich auf 1000 Flüchtlinge kommt nicht 1 Rentner mit mehr Geld in der Tasche... ;)


    Die Zahlen sind nicht Quellen-Belegbar sondern ein Gedächtnisprotokoll über das was ich in letzter Zeit so las, offensichtlich mit unterschlagener 0. Zugegebenermaßen aber auch immer nur beiläufig weil mir das Thema wie gesagt vollkommen auf den Keks geht und ich einfach denke dass wir zig wichtigere Sachen in diesem Land zu regeln haben.

    Gruß,
    Børner

    20376006eu.jpg

    Zitat

    We are all just monkeys with money and guns.

    Einmal editiert, zuletzt von Børner ()

  • Wenn du glaubst dass das passieren würde nur weil man weniger für Flüchtlinge ausgeben muss

    Fakt ist, jeden Euro kann man nur einmal ausgeben und das Geld welches man für Flüchtlinge ausgibt, fehlt an anderen Ecken. Ist so, auch wenn es dir nicht passt.

  • Und ich bleibe dabei dass das Geld auf jeden Fall nicht woanders investiert werden würde.

    Ich habe noch keine Kommune sagen hören "diesen Kindergarten können wir nicht bauen weil wir das Geld für eine Asylunterkunft benötigen".

    Gruß,
    Børner

    20376006eu.jpg

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