ZitatAlles anzeigenZwischen Smart und A-Klasse ist Platz für eine Baureihe im Vier-Meter-Format: Für 2018 plant Mercedes mithilfe von Renault und Nissan die X-Klasse.
Premium ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Sportwagen und schwere Limousinen müssen Federn lassen, kleine Modelle und Crossover verzeichnen dagegen hohe Zuwachsraten. Dieser Trend bereitet Mercedes Kopfzerbrechen, denn zwischen Smart und A-Klasse, also genau in der Polo-Klasse, klafft eine Modell-Lücke. Audi füllt diese mit dem A1 und BMW nicht nur mit dem Mini, sondern bald auch mit den neuen Frontantriebs-Einsern. Mercedes muss reagieren. Doch das ist leichter gesagt als getan. Die neue Smart-Generation mit Heckmotor lässt sich nicht beliebig vergrößern, eine verkürzte und weniger feine A-Klasse verbietet sich aus Kostengründen. Der einzige Ausweg führt zu den Kooperationspartnern Renault und Nissan, die technische Schützenhilfe leisten sollen. Als Basis für die kommende X-Klasse gilt die Modulstruktur des Clio-Nachfolgers, der 2018 in Serie geht.
Die Strategie: Eigenständig trotz Verbund
Als Basis für die Varianten der kommenden X-Klasse gilt die Modulstruktur des Clio-Nachfolgers, der 2018 in Serie geht.
Mercedes hat rund fünf Jahre Zeit, die Entwicklung der X-Klasse-Plattform bei Renault und Nissan entscheidend mitzubeeinflussen. Ein Husch-husch-Facelift wie beim Renault-Kangoo-Abkömmling Citan reicht künftig nicht mehr. Wo Mercedes draufsteht, muss auch Mercedes drin sein. Deshalb ist es das erklärte Ziel, der X-Klasse ein eigenständiges Design und ein der Marke angemessenes Interieur zu verpassen. Und um den Stern nicht zu beschädigen, gilt es bei Qualität und Technik besonders strenge Maßstäbe anzusetzen. Mehr noch: Auch die Motoren – moderne Drei- und Vierzylinder – sollen in Eigenregie definiert werden. Damit sich das Vier-Meter-Auto trotzdem rechnet, will man bei Einkauf und Produktion vom hohen Stückzahlniveau der Renault-Nissan-Allianz profitieren. Mercedes kalkuliert für jede der zwei Modellvarianten zwar vorläufig nur mit 100.000 bis 150.000 Einheiten, doch der Verbund mit Renault und Nissan dürfte locker die 1,5-Millionen-Marke knacken. Als Fertigungsstandort ist übrigens ein Niedriglohnland vorgesehen, verkauft werden soll die Mercedes X-Klasse langfristig weltweit.
Die Technik: Möglichst wenig Kompromisse
Die X-Klasse muss preiswert sein, darf aber kein Billigauto werden. Um den Grundpreis unter 20.000 Euro zu halten, dürfte zum Beispiel die hintere Einzelradaufhängung dem Rotstift zum Opfer fallen. Assistenzsysteme werden dagegen immer günstiger, die Infotainment-Hardware sinkt ebenfalls im Preis, und selbst sechs bis acht Airbags sind erschwinglich. Teuer bleiben auf lange Sicht Motoren und Getriebe. Deshalb sind Doppelkupplungs-Getriebe, Elektroantrieb oder Hybrid kein Thema. Stattdessen setzt Mercedes auf eine neue Triebwerksgeneration, deren Eckpunkte ein Einliter-Dreizylinder und ein 1,5-Liter-Vierzylinder sind. Diesel und Benziner sind als aufgeladene Direkteinspritzer ausgelegt.
Während Mercedes die Motorblöcke von den Kooperationspartnern beziehen möchte, liegt die Verantwortung für die Zylinderköpfe, das Ansaugsystem und den Auspufftrakt in Stuttgart. Aus gutem Grund: Mercedes plant nämlich einen neuen Anlauf in Sachen Diesotto – einer Mischung aus Diesel- und Benzinmotor. Durch Fortschritte bei der Zündung und der variablen Verdichtung will man das Brennverfahren sauberer und bezahlbarer machen. Trotz der im Prinzip identischen Karosseriestrukturen soll die X-Klasse durch Rohbaumodifikationen steifer, sicherer und leiser sein als die Schwestermodelle. Auf Wunsch gibt es sogar Luxus-Extras wie das Comand-System, LED-Licht und Lederausstattung.
Das Design: Crossover und Raumkonzept
Ein kommender Konkurrent der X-Klasse kommt aus Ingolstadt: Der Audi Q2 etron.
Kompakte Crossover verkaufen sich wie geschnitten Brot. Grund genug für Mercedes, als erste X-Klasse-Variante einen GLA im Polo-Format zu favorisieren. Dieses Modell, das sich die Technik mit dem Nachfolger des Renault Captur teilt, hat unter anderem den Audi Q2 im Visier. Allradantrieb ist in diesem Segment übrigens kein Muss; Leichtbau, Variabilität und Effizienz dagegen schon. Um die ehrgeizigen Vorgaben in Bezug auf Komfort, Sicherheit und Fahrdynamik zu erfüllen, wollen die Deutschen schon bei der Vorentwicklung ein gewichtiges Wort mitreden.Der X-Klasse-Crossover könnte ganz nebenbei das Aus für den ebenfalls noch nicht verabschiedeten Smart Formore auf Basis des Nissan Juke bedeuten. Warum? Weil Mercedes stattdessen seine eigene Palette stärken will, weil an einem Mercedes mehr zu verdienen ist als an einem Smart, und weil der Mercedes Teil eines viel profitableren Verbundsystems ist. Als zweites Modell wird ein Raumkonzept diskutiert. Das könnte ein kleines Stufenheck sein, eine Abwandlung des Golf-Plus-Themas oder eine eingedampfte B-Klasse. Letztere Lösung hat schon deshalb besonderen Charme, weil Nissan und Renault ähnlich geartete Schwestermodelle planen. Vier Türen gelten bei beiden Spielarten als gesetzt.
Georg Kachers Fazit
Nach dem 190 (1982) und der A-Klasse (1997) zündet Mercedes mit der X-Klasse (2018) eine weitere Sternschnuppe. Auch sie hat das Zeug zum Volltreffer. Aber nur wenn die Preise stimmen – und die Kernwerte der Marke dabei erhalten bleiben.
Quelle: AutoBild.de
Bilder: AutoBild oder TheophilusChin.com
Ich weiss nicht, die Clio-Basis senkt die Kosten, aber ob das so erfolgreich wird? Da muss man abwarten (und daher sich auch 2018 als Einführungstermin), wie sich die Verkaufszahlen des Citan und des nächsten Smart (gemeinsame Basis mit dem Twingo) entwickeln. Ich persönlich sehe das eher skeptisch