Wartezimmer - freie Unterhaltung

  • Das denke ich nicht.

    Bei einem vernünftig ausgebauten ÖPNV zu attraktiven Preisen (idealerweise "kostenlos") wäre für viele in Großstädten ein eigener Pkw höchstens ein gewolltes Luxusprodukt aber nichts was man wirklich braucht.

    Ich bin da bei Jürgen.


    Ja, unter den Bedingungen Großstadt und gut ausgebauter ÖPNV kann man einen guten Teil für Carsharing gewinnen, eben alle die nicht tagtäglich das Auto brauchen, sondern nur ergänzend. Aber da sind wir noch ganz weit weg von "der Masse", einfach weil ein gute ausgebauter ÖPNV noch zu viel unter "wäre" fällt und die Masse lebt eben nicht in den Innenstädten der Großstädte.

  • Naja, in D rund 19 Mio. Einwohner in den Ballungszentren, das sind gut 23% der Bevölkerung, da die Tendenz steigend ist sehr bald also 1/4 oder gar 1/3.

    Wenn das keine "Masse" ist, was dann?

    Gruß,
    Børner

    20376006eu.jpg

    Zitat

    We are all just monkeys with money and guns.

  • Und vor allem geht der Trend eher schon wieder in die umgekehrte Richtung - raus aus den Ballungszentren in bezahlbare Wohngegend... Selbst kleinere Kreisstädte haben das Problem, dass sich Miet- und Bauflächen so rasant verteuern, dass Familien gezwungen werden weiter aufs Land zu ziehen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. In vielen kleinen Ballungszentren, wo große Industriebetriebe ansässig sind, haben sich die Preise in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt.


    Da hilft auch kein gut ausgebauter ÖPNV, um diese wachsenden Mehrkosten langfristig zu kompensieren.


    Gruß


    Jürgen

    250T Turbodiesel, Kl. Mopf 10/96 und 01/97

  • Allerdings bedeutet Ballungszentrum eben auch noch lange nicht guter ÖPNV.

    Korrekt! Meine Frau und ich wohnen im Speckgürtel des Rhein-Main-Gebietes, ca. 50km vor Frankfurt weg, aber trotzdem Dorf. Wir haben hier einen ÖPNV, sogar in unserem 400-Seelen-Nest einen eigenen Bahnhof. Und trotzdem: Ich brauch für zur Arbeit das Auto, weil zu meiner Arbeitsstelle hin gibt es keinen ÖPNV und wenn doch: ich arbeite zu den unmöglichsten Zeiten. Geht also nicht. Und meine Frau arbeitet zu "normalen" Bürozeiten und fährt in die City - mit dem eigenen PKW! ÖPNV? Ist ne Katastrophe! Dauert als erstes 3x so lange wie middem Audo und ist zweitens ein Musterbeispiel an Unzuverlässigkeit! Also ebenfalls ein No-Go! Und sie würde gerne mit dem ÖPNV fahren, weil sie fährt nicht gerne Auto. Aber 4-5 Stunden am Tag reine Fahrzeit ohne Gewißheit, ob ich morgen ÜBERHAUPT ankomme!


    Guter ÖPNV findet zumindestens hier nur auf dem Papier statt. Und solange sich DAS nicht ändert, werden auch weiterhin die Straßen verstopft sein!



    Gruß Torsten

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    Das Bubenspielzeug

    "Ja.... Ja wenn das denen so viel Spaß macht, kann man das dann nicht einfach verbieten???"

    Einmal editiert, zuletzt von ACQ92 ()

  • Schrieb ich ja.

    Der gute ÖPNV muss natürlich noch geschaffen werden, ist selbst in den deutschen Ballungszentren zum größten Teil nicht vorhanden.

    Pendle ja selbst jeden Tag mit dem Auto und das zwischen zwei Großstädten am Rand des größten Ballungsraums überhaupt. Fahrtzeit mit dem Auto 35-40min, mit ÖPNV wären es ca. 1:45 Std. So lange das so ist brauche ich nicht lange nachdenken... :crazy:

    Gruß,
    Børner

    20376006eu.jpg

    Zitat

    We are all just monkeys with money and guns.

  • Und genau das ist das Hauptproblem in ganz D, das von der Regierung nahezu völlig ignoriert wird... Man schlägt sich lieber mit indirekten Konjunkturmaßnahmen für die Autoindustrie, in Form von "Dummweltzonen" rum, statt sich der eigentlichen Problematik zu kümmern und vernünftige Verkehrsalternativen zu schaffen...


    Gruß


    Jürgen

  • Habe ein gutes Beispiel zu schlechtem ÖPNV für euch. Die einzige Zugverbindung, die es hier gibt fährt nach Düsseldorf. Die Strecke ist zu einem Teil eingleisig, heißt, man wartet in einem Bahnhof auf den Gegenzug. Trotzdem kommt es sehr oft vor, dass man ewig wartet bis man dann losfährt und den Zug eine Station weiter "kreuzt". Woran das liegt? Ich weiß es nicht, ob es die Lokführer sind oder aber die Leute, die im Stellwerk sitzen und pennen. Ich bin zur Berufsschule auf den Zug angewiesen, muss in Krefeld umsteigen um nach MG zu kommen. Das Zeitfenster für den Umstieg beläuft sich bei Pünklichkeit auf 6 Minuten - Zeit satt.

    Ich möchte gar nicht aufzählen, wie oft ich den verpasst habe, eben wegen dieser sinnlosen Warterei oder aber weil unser Zug vor dem Bahnhof steht und nicht rein gelassen wird. Zudem haben manche Pendler die Angewohnheit, Abfahrtszeiten zu verzögern indem man versucht, noch 20 Leute in einen schon randvollen Wagen zu drücken. Klar kann ich die Frustration dieser Pendler verstehen, aber das ist echt unter aller Sau, die meisten fahren eine Station und steigen dann wieder aus.

    Vor Kurzem wurde ein großer Abschnitt der Strecke "renoviert". Kaum wieder offen gab es erneut Probleme... kaputte Bahnübergänge, Schienenabschnitte auf denen man mit 30 entlang krepelte.

    Natürlich kann die NWB da nicht immer was für (haben glaube ich sogar einen neuen Rekord im zuspätkommen aufgestellt), jedoch ist dieser Zustand eine Frechheit. Züge fallen kommentarlos aus, kommen praktisch immer zu spät (ja, 5 Minuten sind auch schon zu spät!) oder statt 3 Wagen fahren 1 oder 2....


    Ich diskutiere mit meinem Vater - einem der Pendler, der den Zug täglich nutzt - viel, denn er meint ich solle doch besser den Zug nehmen anstatt jeden Tag mit dem Auto zu fahren, aber ich kann mit dem Auto später aus dem Haus, bin früher wieder zuhause und habe die Gewissheit, pünktlich zu kommen.

  • Man kann viel schlechtes über die damalige Bundesbahn erzählen... Aber als die Bahn noch ein reines Staatsunternehmen war, gab es ein deutlich höhere Punktlichkeitsrate, bei deutlich höheren Taktzeiten.


    Gruß


    Jürgen

  • Der gute ÖPNV muss natürlich noch geschaffen werden, ist selbst in den deutschen Ballungszentren zum größten Teil nicht vorhanden.

    Das ist ja nur eine Kleinigkeit ... hahaha!

    Guten ÖPNV gibt es nur in den Innenstädten der Großstädte und das ist weltweit so.

    Ja, wenn man z.B. innerhalb des S-Bahnrings in Berlin wohnt, dann ist das akzeptabel und mittels ÖPNV, Fahrrad, Carsharing und Co. geht es auch ganz gut ohne eigenes Auto. Aber diese Welt gibt es nicht oft in diesem Land und wird es so schnell auch nicht geben (werden wir nicht mehr erleben).


    Der ÖPNV hat einfach systematische Nachteile. Das fängt damit an, dass er viel zu teuer ist und endet damit, dass er ranzig ist. Niemand auf der Welt will das ... so etwas muss man, aber von wollen kann da nicht wirklich die Rede sein ;).


    In Großstädten lässt sich das halt alles noch irgendwie finanzieren, aber außerhalb hört das halt schnell auf, vor allem wenn die Leistungen "gut" sein sollen.

    Man kann viel schlechtes über die damalige Bundesbahn erzählen... Aber als die Bahn noch ein reines Staatsunternehmen war, gab es ein deutlich höhere Punktlichkeitsrate

    Das ist allerdings auch so eine Legende.


    "Denn um die sagenhafte Pünktlichkeit der Deutschen Bundesbahn stand es vor der Reform in Wahrheit um einiges schlechter als heute: Jeder dritte IC habe Verspätung, schimpfte man 1990. "Pünktlich wie die Eisenbahn", das war schon damals nichts als ein Mythos aus alten Zeiten."


    Und ob es in den ganz alten Zeiten wirklich besser war, darf auch bezweifelt werden ... da war der Maßstab wohl nur ein komplett anderer.


    Und ok, dass es bei den anderen Dingen auch nicht so prickelnd war (hast du ja schon eingeräumt), liest sich hier ebenfalls ganz gut nach:

    https://www.zeit.de/2014/02/bahn-privatisierung-bahnreform