S203 ruckeln der Bremse

  • Hallo liebes Forum,


    ich hab ein Problem mit meinem S203 C220 CDI Bj 2006. Und zwar fängt bei ca. 70 km/h an die Bremse hinten rechts an stark zu ruckeln. Man merkt dies deutlich, gefühlt vibriert das ganze Auto. Daher hatte ich vor einiger Zeit mal hinten beidseitig hinten die Bremsen komplett auseinander, schön sauber gemacht, Beläge mit bremsenpaste versorgt etc. Und wieder so eingebaut. Leider gab dies auch keine Besserung. Daraufhin habe ich einmal hinten komplett Scheiben+Beläge von Ate (die optisch und von der Dicke aber noch in Ordnung waren) komplett neu gemacht und die Bremsbacken für die feststellbremse ebenso gleich mit, mit dem Hintergrund das die bremsscheibe eine Unwucht, Schlag oder Ähnliches haben könnte. Alles neu und sauber eingebaut, leider gleiches Symptom wie vorher. Bin damit erstmal weiter gefahren, Bremsbild der neuen Bremsen sieht unauffällig aus, er tut auch normal bzw. vernünftig abbremsen. Da dies aber alles keine Besserung gab bin ich etwas ratlos. Im Stadtverkehr wo man eben seine 40, 50 km/h fährt bremst er seidenweich.
    eventuell Der bremssattel bzw. Die bremskolben? Hätte ich jetzt eher nicht gedacht da das ruckeln erst bei erhöhter Geschwindigkeit auftritt und das bremsbild wie gesagt auf der bremsscheibe gut aussieht. Und beim Ein/Ausbau waren alle bremskolben leichtgängig > korrigiert mich aber gerne wenn solche Symptome auch auf die bremskolben zurückzuführen sind.

    Bremsflüssigkeit ist auch in Ordnung. Also irgendwie bin etwas ratlos.

    Vielleicht hat hier ja jemand dies bezüglich Erfahrung oder mehr Wissen.

    Danke schonmal im Voraus


    Liebe Grüße.

  • Hallo,

    ich hab da eine Theorie anzubieten:

    Der Sensorring für das ABS sitzt auf der Gelenkwelle, der Sensor im Radträger.

    Wenn das Radlager sehr viel Spiel hat und/oder die Vorspannung der Gelenkwelle zu gering ist könnte eine Unwucht bei höheren Geschwindigkeiten zu Abstandsänderungen führen und die Modulation des Signals wird vom ABS als Raddrehzahlabfall gewertet.


    Ein Ansprechen des ABS ist an sich kein Fehler und wird auch nicht angezeigt.


    Die hinteren Radlager sind Schulterkugellager, der Innenring ist zweiteilig. Die zwei Kugelreihen laufen nicht am Grund der Rille sondern weiter oben, dadurch ergibt sich eine X-förmige Abstützung. Das Lager ist kompakt, die Abstände der Kugelreihen klein. Durch die kleinen Hebelwege ergeben sich bei seitlicher Belastung des Rades hohe Kräfte. Damit sich die beiden Innenringe nicht bewegen können muss das Lager kräftig zusammengespannt werden. Diese Funktion übernimmt der Gelenkwellenzapfen, er wird gedehnt, wenn die Bundmutter mit 220 Nm angezogen wird.


    Ich würde mir eine neue Bundmutter für die Antriebswelle besorgen, Teilenummer A001 990 38 50 und dann die Gelenkwelle neu befestigen.


    Bei 220 Nm können 1/2"-Antriebe an Grenzen kommen, deshalb habe ich 3/4" Nüsse und eine robuste 3/4" Knarre mit aufsteckbaren Verlängerungen.

    Das Drehmoment kontrolliere ich über eine einfache Kofferwaage an einer Abstandsmarkierung der Verlängerung.

    Beispiel: Markierung bei 1m, 220Nm/9,81N je kp ergibt Sollwert 22,4 kg an der Kofferwaage.


    Die Bundmutter ist verstemmt, diese Sicherung muss mit einen schmalen Meißel aufgeklopft werden. Um die ursprüngliche Festigkeit der Verschraubung zu beurteilen kannst Du eine Strichmarkierung an der Mutter anbringen und sie dann etwa 60° lösen, dabei sollte sie nach meiner Erfahrung noch nicht locker sein. Dann kannst Du 220 Nm anziehen und schauen, ob die Mutter über den alten Sicherungshieb hinausgeht.


    Vor der endgültige Montage sollte die Bundmutter abgenommen und die Auflageflächen z. B. mit einem Schaber metallisch blank gemacht werden.

    Das Gewinde an der Welle und die Mutter sollen leicht eingeölt werden, die erreichte Vorspannung wird dann noch etwas größer sein als beim ersten Kontrollanzug.


    Ohne Vorspannung soll das Fahrzeug nicht auf den Rädern bewegt werden um Schäden an den Radlagern zu vermeiden.


    Wenn das Radlager trotz korrektem Anzug deutliche Rollgeräusche macht oder großes Spiel zeigt sollte es ausgewechselt werden (TeilNr. A202 981 01 27).

    Dort, wo die Innenringe auf der Radnabe sitzen darf kein Schaden durch bewegte Lagerteile entstanden sein, wenn hier Abtrag erkennbar ist muss die Radnabe auch erneuert werden.


    Gruß

    Pendlerrad

  • ich hab gerade mal in Schraubentabellen nachgesehen.

    220Nm an M24*1,5 Feingewinde sind nicht viel, die Gelenkwelle muss dafür nur Festigkeitsklasse 4.6 einer einfachen Schraube bieten.

    Der Druck auf die verspannten Innenringe liegt je nach Reibungsfaktor am geölten Gewinde und der ebenfalls geölten Mutternauflage aber schon bei 5 bis 6 Tonnen.


    Gruß

    Pendlerrad

  • Danke Pendlerrad für dein Kommentar,


    Also vermutest du das die Geräusche und die Vibrationen die ich wahrnehme vom zu viel Spiel in Radlager kommen? Auf Hebebühne und beim Abdrücken war kein Spiel zu fühlen, und die Geräusche und Vibrationen sind nur beim Abbremsen zu spüren.
    Mit der fehlenden Vorspannung der Gelenkwelle werde ich mal gucken, bestelle mir eine neue Bundmutter und gehe deinen beschrieben Schritten nach und Melde mich dann nochmal mit dem Ergebnis.

    Danke schonmal im Voraus :)

    Lg

  • Nein, die Reaktionen kommen vermutlich vom Ansprechen des ABS am rechten Hinterrad.

    Wenn Du den Sensor an der Trennstelle im Kofferraum abziehst ist das ABS inaktiv, das wird über die Kontrolleuchte angezeigt. Im Fehlerspeicher wird die unterbrochene Sensorleitung abgelegt. Wenn es vom ABS erzeugt ist müsste das Ruckeln verschwinden.

    Nach dem Anstecken verschwindet die Anzeige bei der nächsten Fahrt, sobald das ABS wieder plausible Signale erkennt und es arbeitet wieder. Der Fehler bleibt gespeichert, das stört aber nicht.


    Ich habe überlegt, wieso das bei Dir erst bei höheren Geschwindigkeiten passiert.

    Der Raddrehzahlsensor enthält einen Eisenkern, darüber eine kleine Spule. Durch einen Dauermagneten am Eisenkern wird dieser vormagnetisiert.

    Durch das Vorbeibewegen des Zahnrings der Gelenkwelle wird welchselweise mehr und wenig zusätzliches Eisen vor den offenen Kern gebracht. Diese Änderungen erhöhen und vermindern den magnetischen Fluss, die Flussänderung induziert eine Wechselspannung in der Spule.


    Die Amplitude des Ausgangssignals vom ABS-Sensor wird bei steigender Raddrehzal höher, deshalb sollte ein schwacher Sensor bei niedriger Geschwindigkeit auffallen.


    Den Sensorring kann man bei ausgebautem Sensor sehen. Er ist recht massiv und die Zähne sollten gut erkennbar sein. Losen Rost kann man vorsichtig mit einem Schlitzschraubendreher entfernen, danach z. B. mit Druckluft ausblasen, einen Stab mit Lappen umwickeln und den Ring gut reinigen.

    Ich habe das bei mir (BJ 99) vorn anlässlich eines Sensorausfalls gemacht, die Zahnform war rundum sehr gut erhalten und ich habe abschließend als Korrosionsschutz Gel BN (lanolinbasiert) aufgetragen. Mehrzweckfett sollte wohl auch funktionieren. Ein Farbauftrag ist nicht möglich, der Abstand des Sensors zum Ring ist recht gering.


    Gruß

    Pendlerrad

  • Schau mal nach der Feststellbremese. Ich hatte auch schon eierige Töpfe an den Scheiben, das dann eine halbe Umdrehung lang geklemmt hat. Einfach Bremssattel runter und die Scheibe drehen.

  • Feststellbremse......eierige Töpfe an den Scheiben, das dann eine halbe Umdrehung lang geklemmt hat.

    Hallo Helix,

    warum sollte das zu einer Reaktion beim Betätigen der Betriebsbremse oberhalb 70 km/h führen?

    Bremsverschleißteile wurden bereits komplett erneuert.


    Gruß

    Pendlerrad