Rubbeln beim Einlenken

  • Liebe W202ler,


    ich habe ein neues Problem bei meinen W202er. Beim starken einlenken, ob links oder rechts, habe ich das Gefühl der Wagen springt über die eigene Vorderachse und klingt sich beim geradeausfahren wieder ein.


    Witziger Weise kam es fast zeitgleich mit Bremsrubbeln, wobei ich eher das Gefühl habe es kommt von den Bremsscheiben der Hinterachsen und hat mit dem vorher beschriebenen Problem nichts zu tun.


    Ich habe bereits viel gelesen und meine recherchen lassen auf ausgeschlagene Tragegelenke vermuten, evtl. auch auf einen verschlissenen Lenkungsdämpfer.


    Ich möchte ungern sofort alles tauschen und am Ende ist es etwas ganz anderes.



    Habt ihr vieleicht ein paar Ideen und könnt mir Ratschläge zum weiteren Vorgehen geben?



    Vielen Dank


    Dudemaster

  • Also:
    Die kalte , nasse Laubzeit.
    Der Lenkfehler, der bei Trockenheit für einen heutzutage winzigen Wendekreis sorgt, führt bei schlüpfrigem Untergrund zu einem Aufziehen der nicht nach Ackermann laufenden Reifen im hohen Einschlag . Der Reifenlatsch und die Gummilager ziehen sich dann auf und entspannen sich dann mit einem Rubbelgefühl, was derselbe Wagen auf trockener Fahrbahn nicht hat. In Parkhäusern mit lackierten Auffahrten quietscht der Lenkfehler und beim Rückwärtsfahren auf solchen trockenen Belägen lässt es manchmal Schäge, wenn sich das entspannt.
    Fazit: Wenn es den Effekt bei trockener Straße nicht gibt, ist alles bestens.
    Regards
    Rei97

  • Meiner hat das auch gemacht. Ganz komisches Lenkverhalten. Beim Einschlagen wollte er zunächst garnicht in die Kurve, da mußtest du ihn regelrecht ZWINGEN und wenn du einen gewissen Winkel überschritten hast, ist er regelrecht reingefallen. Mit den entsprechenden Begleiterscheinungen wie Quietschen, rubbeln, über die Vorderräder schieben usw. War recht lustig, nur konnte man das Auto niemandem anvertrauen, der nicht auf sowas gefasst war.


    Laut NL ist das beim 202 normal... :huh:
    Meine Antwort war: Wenn DAS normal sein soll, wißt ihr, was die einschlägige Fachpresse mit so einem Auto gemacht hätte damals? In der Luft zerrissen! Aber sowas von!


    Nun gut, des Rätsel's Lösung waren total zerfledderte Gummilager der vorderen Querlenker. Also die beiden hinteren Lager, man konnte sie mit dem Fingernagel ausbauen. Will Niemand bemerkt haben von den überqualifizierten Meister-Meistern. Neue rein und mein Auto macht, was ich will. Und zwar OHNE quietschen, latschen, rubbeln oder sonstige grobe Späße wie "treffen wir heute die Kurve oder geht uns vorher die Straße aus?" :D



    Gruß Torsten


    PS: Die NL glaubt bis heute, daß das "normal" sei... paßt schon :P

    W202 C200 Classic Selection - Die Alltagssänfte
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    "Ja.... Ja wenn das denen so viel Spaß macht, kann man das dann nicht einfach verbieten???"

  • Hallo Ihr beiden,


    erstmal vielen Dank für eure ausführlichen Antworten.


    Ich glaube ihr beide habt es auf den Punkt getroffen.
    A: Die kalte und nasse Jahreszeit begünstigt das mechanische Problem an meinem Auto
    B: Torsten beschreibt genau das Verhalten meines Auto's


    Ich habe gestern nochmal ein paar Runden mit meinem Auto gedreht und penibel auf das Lenkverhalten geachtet. Ich kann der Beschreibung von Torsten durchaus folgen und das Verhalten meines Autos bestätigen.


    Am Wochenende wechsele ich die Reifen, ich schaue mir mal die Gummilager untere Querlenker und Traggelenke genauer an.


    Ich halte euch auf dem Lauffenden.


    Vielen Dank


    Grüße Dudemaster

  • Also:
    Wie bereits beschrieben, sind die Gummilager des W202 mit in der Kette der Elastizitäten, die bei Kurvenfahrt mit hohen Winkeln aufgezogen werden. Sollten die rissig sein verschlimmert sich das Verhalten und wird auch bei trockener Fahrbahn spürbar.
    Regards
    Rei97

  • Es ist halt ein schleichender Prozeß. Am Anfang war's bei mir auch nur in extremen Kurven spürbar, sprich beim Rangieren, wenn man wirklich den gesamten Lenkwinkel braucht. Da hast schon gemerkt, daß da vorne was "gegeneinander" arbeitet. Auf normaler Straße zunächst nicht. Und auf der Bühne sah auch zunächst auch alles Tip-Top aus. Diagnostiziert wurde da alles Mögliche, angefangen bei den Standart-Dingen wie Spurstangen und Lenkungsdämpfer bis hin zu "zu deinem Auto nicht passende Reifen" usw. Naja, auf meinen Hinweis, daß die genannten Dinge nageneu waren und die Reifen "MO" waren, kam dann der Einwand, es sei halt "normal"... Nur leider kenn ich den 202 noch als Neuwagen im Showroom und es war definitiv NICHT normal - auch wenn er schon eine etwas merkwürdige Lenkgeometrie hat... :D


    Aber gut, irgendwann findest dich damit ab, weil zum x-tem Male Niemand was entdecken kann und du es leid bist, intakte Teile auf Verdacht gegen Neue auszutauschen und beginnst tatsächlich daran zu glauben, es sei "normal", daß ein Benz nur geradeaus kann...


    Bis es immer schlimmer wurde und du zuletzt Angst vor fast jeder Kurve hattest. DANN ENDLICH wurde es so langsam sichtbar "Deine hinteren Querlenkerlager sind wahrscheinlich fritte, müssen wir aber ausbauen und prüfen!" Gesagt, getan. Nur der Punkt "ausbauen" konnte fast unterbleiben, weil sie fielen fast von alleine raus :P



    Gruß Torsten

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    "Ja.... Ja wenn das denen so viel Spaß macht, kann man das dann nicht einfach verbieten???"

  • Also:
    Normalerweise prüft der Tüff die Komfortlager mit der Brechstange, weil die federbelastet sind und ihre Risse durch die 50kg Federlast verstecken. Da zu der Zeit Hydro-Gummilager noch nicht haltbar waren, nahm man hochdämpfendes Gummi mit 20° Verlustwinkel um Shimmy zu bekämpfen. Das senkte die Lebensdauer jedoch erheblich. Ähnliches gibt es auch an den Gummilagern der Hinterachse.
    Dort sieht man es allerdings am herausquellenden Gummi. Manche Fremdzurüster, speziell mit Teilen aus der Türkei bauten daraufhin Massivgummilager mit geringer Dämpfung.
    Diese waren zwar haltbar, aber einen Taxler stört ja ein permanentes Kribbeln und Zittern im Lenkrad nicht.
    Das Gleiche gilt übrigens auch für das 3 teilige Führungsgummilager. Würde man dort ein hartes niedrig dämpfendes Gummilager verbauen ist sogar die elastokinematische Übersteuertendenz des W202 behoben, aber die Vibs werden schlimmer, besonders wenn Bremse und Reifen zu Rubbeln und Schwingungen beitragen.
    Die Achsbaukunst besteht halt darin , dass eine Achse durch Unauffälligkeit auffällt.
    Regards
    Rei97

  • Ich hab das Geratter auch, wenn ich die Kiste im morgens-auf-Arbeit-gerammel allzu sportlich (aber nicht übermässig schnell) das Parkhaus mit dem krümeligen Giessharzbelag (rei97 wird es kennen) hinaufprügele. Erst hab ich mich gewundert woher das kommt, mir das aber auch mit der Fahrwerksgeometrie erklärt und mich damit abgefunden. Andere haben das nämlich mit anderen Fabrikaten auch. Und beim 202 und 201 und 124 und Konsorten wird auch klar, warum das so ist, wenn man sich mal ansieht, wie schräg die Räder in der Hochachse bei Volleinschlag stehen.


    Gruss

  • Das hatte meiner auch, sehr nervig.
    Die Gummilager der Querlenker hatten feine Risse, wurden getauscht, danach war alles ok.
    Die Lager kosten nicht viel, das Auspressen war ne Geduldsprobe.
    Aber immer noch besser, als neue Querlenker. Mercedes wiegt die in Gold auf...

  • Ich vermeide einfach solche starken Lenkeinschläge.
    Mein Spitfire hat das selbe Problem nur das bei dem auch schon mal das Rad abbricht.
    Mir noch nicht aber gab so einige Fälle wo das besonders beim ein und ausparken passiert ist.
    Da ich den schon fast 30 Jahre fahre bin ich es gewöhnt nie voll einzulenken.