Hallo!
Möchte mich (aber besonders meine C-Klasse) gern vorstellen!
Sie heißt Annette und ist eine Erinnerung an meinen lieben Opa. Ich selber bin männlich, 24 Jahre alt, wohne in Baden-Württemberg und bin beruflich im Printmedienbereich aktiv.
Begonnen hat meine W202 Geschichte in den 90ern durch meinen Opa: Er war selbst W202-Fan und hatte sich als Ersatz für seinen BMW 735i Automatik (ohne Katalysator) im Mai 1998 einen C180 Classic Automatik gekauft. Er kaufte einen späten Mopf1 vom April '97, der Erstbesitzer war ein Mann aus Böblingen geb. 1920 (mein Opa war geb. 1925) - und als er mich zum ersten Mal in diesem für mich damals unfassbar besonderen Mercedes (mit elektrischem Glas-Schiebe-Hubdach, Radio Special, Klimaanlage und vier elektrischen Fensterhebern, aber ohne Mittelarmlehne vorne) von der Schule abgeholt hat, war mir endgültig mit einem Mal klar: Irgendwann musst du auch einen W202 haben!
Mein Opa ist seinen C180 dann bis kurz vor seinem Tod gefahren und war immer zufrieden. Außer Inspektionen und TÜV-Besuchen sowie ein paar Verschleißteilen gab es keine Reparaturen. Es war für mich immer ein Highlight, wenn wir sonntags in der C-Klasse unterwegs waren, um zum Beispiel bei der Mercedes-Vertretung, wo mein Opa den W202 gekauft hat ein paar Autos anzuschauen oder einfach nur ein paar Runden zu drehen. Im Radio hat mein Opa, ein lebensfroher und herzlicher Mensch, meistens seine Kassetten mit dem deutschen Schlager oder Lieder aus den Bergen gehört, vor allem die Flippers oder Hansi Hinterseer.
Er hat seinen W202 die ersten drei Jahre bei Mercedes hier in der Stadt warten lassen und ist anschließend bei einer freien, auf Mercedes spezialisierten Werkstatt gewesen. Viel an dem Auto war nicht, und mein Opa hat seine C-Klasse aufrichtig geliebt. Er ist bis ins hohe Alter recht vital gewesen, durchschnittlich 15.-20.000 Kilometer im Jahr gefahren und war bis kurz vor seinem Tod mit seinem C180 Classic unterwegs. Insgesamt hatte er bis Ende 2012 ziemlich genau 193.000 Kilometer abgespult. Mit 87 Jahren entschied er sich dazu, nicht mehr Auto zu fahren, nachdem er sich bei einer Nachtfahrt unsicher gefühlt hatte und wollte den Mercedes verkaufen.
Eigentlich wollte ich den C180, der im Sommer 2012 problemlos neuen TÜV erhalten hat, selber kaufen und dann für mich behalten, aber ich habe das damals durch meine Arbeit bedingt und viel Stress nur am Rande wirklich mitbekommen. Irgendwann hieß es einfach, das Auto ist verkauft worden - ich fand es noch mal im Internet aber das zu einem Preis, den dieses Auto nicht wert war: 1.800 Euro hätte ich nicht bezahlt. Rost hatte dieser W202 aber so gut wie gar nicht angesetzt.
Ich fahre selbst einen Ford Mondeo von 2004 und werde als Alltags-Haupt-Arbeitsauto ("rollendes Wohnzimmer") an diesem (auch weil ich beruflich viel fahre) auch weiterhin festhalten, aber Ende 2013 kam zum ersten Mal wieder der Wunsch nach einem Mercedes auf. Eigentlich wollte ich mir einen möglichst schlechten W201, W202 oder W124 kaufen, um damit einen Sommer lang Spaß zu haben. In den folgenden elf Monaten habe ich dann sehr viele Fahrzeuge probegefahren und besichtigt, vom 190 (Vergaser) in 904 über unzählige W202 bis hin zu einem 200 W124 in 122, der im Innenraum nach Benzin stank und sofort ausschied. Es waren sehr schöne Exemplare dabei wie ein C180 Classic Automatik Mopf1 in Imperialrot, den ich eigentlich kaufen wollte - und dann traf ich auf Annette.
Jetzt muss ich sagen, dass C-Klassen bei mir immer einen Namen haben. Sie sind weiblich. Ich kann es nicht begründen wieso, aber für mich sind 202er immer weiblich. Ich habe zum W202 eine besondere Verbindung, ich liebe diese Baureihe. Sie sind die automobile Liebe meines Lebens. Wenn ich schon die Prospekte aus dem Regal hole und durchblättere, tut mir das gut. Die C-Klasse ist für mich ein Stück von meinem Opa, meiner Kindheit und Jugendzeit. Auf den Namen Annette bin ich gekommen, weil ich den Abend vorher mit einer Frau namens Annette verbracht habe und es mit ihr richtig schön war!
Und das ist meine Annette: Drei Monate jünger als der C180 von meinem Opa und somit vom Juli 1997 ein früher Mopf2 in Brillantsilber 744, Stoff "Roma" in Grau mit Fellbezügen vorne, Schiebe-Hubdach in Glasausführung, Holzausstattung "Alameda", Radio Special: Es war Liebe auf den ersten Blick. Als sie auf einem Hof eines Peugeot Autohauses stand, ohne Preisauszeichnung in der letzten Reihe eingepfercht, habe ich mich gleich über den gepflegten Zustand gefreut. Es war ein Samstag, als ich sie sah - gleich habe ich ein paar Fotos gemacht und am Montag (ich hatte glücklicherweise frei) bei dem Autohaus angerufen. Was ich da hörte, sprach eigentlich für ein gutes Auto: Zweite Hand in einer Familie und ein Jahreswagen-Besitzer, Scheckheft, vor mir nur von älteren Menschen gefahren, beim Kauf neuer TÜV, 160.000 Kilometer, etliche Neuteile von Mercedes direkt - also ging's auf zur Probefahrt.
Ich habe nach der Probefahrt einiges aus der Vorgeschichte des Mercedes erfahren - nach einem Werksangehörigen folgte ein älterer Mann, der den C180 im Sommer '98 bekam und 2002 verstorben ist. Der Bruder des Mannes hat das Auto dann bis zuletzt gefahren und sehr gepflegt. Das Serviceheft wurde nur bei Mercedes geführt. Im Auto fand ich dann noch eine ganze Mappe mit verschiedensten Dokumenten, sogar ein "Service C" Prüfprotokoll der ersten Inspektion von 1998 war noch dabei. Letzter Service bei Mercedes: Vor drei Wochen...
Preislich waren 1700 Euro vorgeschlagen, die ich auch ein paar Tage später sehr gern bezahlt habe. Ich wusste, dass ich woanders billiger an einen W202 kommen würde, aber hier stimmte alles, das Bauchgefühl, der Verstand, alles sagte mir "Ja". Außerdem war es bei Annette Liebe auf den ersten Blick, und sie ist silbern wie der C180, der meinem Opa so viel Freude gemacht hat!
Jetzt ist Annette seit einigen Wochen bei mir. Ich habe sie am letzten schönen Wochenende im November mit Kurzzeit-Kennzeichen angemeldet, das Schiebedach geöffnet, ein paar alte Kassetten von meinem Opa eingelegt und bin an einem Wochenende knapp 1000 Kilometer gefahren. Ich weiß nicht, wie die Kilometer sich summiert haben, aber es war einfach nur schön. Auf der letzten Fahrt, bevor ich meinen C180 in eine Halle gebracht habe wo er den Winter verbringt - "Annette schläft" - habe ich meinen Opa auf dem Friedhof besucht, und Annette vor dem Friedhof abgestellt. Am Grab habe ich zu ihm gesagt: "Draußen steht die C-Klasse, und es geht ihr gut".
Zur Zeit "schläft sie" in einer Halle, ich besuche sie jede Woche. Wenn ich sie schon sehe, geht es mir gut! Ich werde sie nächstes Jahr (ist ja nicht mehr weit) über den Sommer mit Saisonkennzeichen anmelden. Dann bekommt sie auch eine neue Inspektion bei Mercedes. Ich fahre sie nur bei schönem Wetter, und jetzt im Winter steht sie komplett. Sie hat zwei Roststellen am Kotflügel vorne rechts (da ist der Lack unterrostet), das beseitige ich nach der Anmeldung direkt.
Ich habe euch jetzt mal ein Foto von ihr drangefügt (von diesem 1000-Kilometer Wochenende) das ich auf dem PC gefunden habe.
Habe mit dem W202 noch einige Erlebnisse durchgemacht, und wenn ihr wollt berichte ich euch gerne davon 
Erst mal wünsche ich euch einen schönen Silvesterabend & alles Gute für's neue Jahr ... vor allem viel Freude und immer gute Fahrt mit den 202ern!
