Politik-Diskussionsthread

  • Womit wir beim Kernthema oben sind: Wie bekomme ich einen Motivationsmangel abgestellt. damit ein Ausbildungsmangel überhaupt erst angegangen werden kann? Über Stolz? Ich weiß nicht,... die oben beschriebene Dame ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine der stolzesten Menschen auf diesem Planeten.

    Das ist der Punkt. Wenn Sie es von daheim kennen ist es verdammt schwer, dass zu ändern. Und alles kann die Schule nicht leisten. Ich freue mich über jeden den man in Richtung Ausbildung bekommt, teils auch nur über diverse Connections die man im Freundeskreis hat.

    Grüßle!

    Johannes


    Fuhrpark:

    Opas Ehemaliger (jetzt Sommerfahrzeug): 94er C180: Imperialrot, Stoff schwarz, Elegance, 1. Hand, 65.946km.

    2003er A209 CLK320 Brillantsilber, Leder Anthrazit, Avantgarde, 192.000km.

    2005er S211 E500T Brillantsilber, Leder Anthrazit, Elegance, 217.000km.

    Omas 280SE: 78er 280SE: Cayenneorange, Stoff Bambus, 2. Hand seit 1980, 188.000km.

    Ehemalige:

    2002er S210 E430T 4matic: Brillantsilber, Leder Anthrazit, Avantgarde, 376.000km.

  • etwa 30 Jahre späte

    Puh, vor 30 Jahren war aber deutlich vor den Harz Reformen. Da hatten wir in Deutschland noch keine aktivierende Arbeitsmarktpolitik. Die Schlagworte Fordern & Fördern gab es damals noch nicht.

    In der Tat wurde damals Leistung gewährt ohne es durch andere Maßnahmen, wie Weiterbildung oder Vorbereitung auf die Arbeitssuche zu ergänzen.

    Kurzum, es war eine andere Welt.


    In unseren Trainings stellen wir oft die Frage nach dem Wollen und dem Können und schlußfolgern manchmal mit der sehr einfachen Lösungsformel, dass "Wollen" (Motivation) in der Regel "Können" (Handlung) erzeugt.

    Da bekomme ich echt Bauchschmerzen.

    Ein Antrieb kann ein Auslöser sein, folgt aber nicht zur erfolgreichen Umsetzung.

    Du musst nur wollen, dann wirst du es schaffen ist eine Logik aus dem Liberalismus, gegen welche jedoch die Empirik spricht. Selbst die gängigen Change Theorien gehen davon aus, dass der Change Bedarf des Wandels erst einmal erzeugt werden muss.

    Aber, selbst in den gängigen Change Theorien wird jedes mal herausgearbeitet, dass man eben nicht jeden mitnehmen kann und wenn man sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen ansieht, ist diese im Vergleich zu den Zahlen, die im Change gelehrt werden vergleichsweise extrem niedrig.
    Böse Zungen können jetzt durch einen erfolgreichen Antrieb ala Viktor Frankl kommen, da dadurch Antrieb für alle geschaffen wird. Aber die Psychologie hat hat gezeigt, dass förderndes Lernen deutlich erfolgreicher ist als bestrafendes lernen.


    Am Ende sollte man sich auch die Frage stellen in welcher Art von Gesellschaft man leben möchte und wie man will, dass mit einem umgegangen wird, wenn man selbst einmal in die Situation der Arbeitslosigkeit gerät.

    Mfg
    adler-tag

    Rainer Günzler: Ein Coupé. - Und was bedeutet "Coupé"? Eigentlich nichts anderes, als
    eine verteuerte Limousine mit einem verringerten Platzangebot.

  • Da stimme ich Dir definitiv zu. Change lässt viele auf der Strecke. Erfreulicherweise können wir die erforderlichen Skills durch entsprechende Motivation wieder "wecken".


    Ich frage mich allerdings wo und welcher Ansatz in der Welt "da draussen" genau greifen sollte damit ein "Flow" aufkommt, der Motivation fördert und damit das fördernde Handeln wieder ermöglicht. Die "Chaka, wir schaffen das" Truppe ist mir auch zu esoterisch und das besprechen wir durchaus sehr progressiv im realistisch umzusetzenden Bereich mit unseren Führungskräften. Dabei zeigen wir auch Grenzen auf.

    AMG Menü freischalten, Codierungen, Fehler auslesen im Raum Frankfurt - Fulda, gelegentlich in Koblenz


    Gebrauchter Xentry Rechner in gute Hände abzugeben.

  • Und natürlich leiden die Kleinbauern in Afghanistan darunter, aber auf der anderen Seite halte ich diese Unterscheidung von Taliban und Bevölkerung für unsinnig. Die Bevölkerung ist mehrheitlich die Taliban. Das wollen die so. Ist genauso wie die Mehrheit der Palestinenser hinter der Hamas steht.

    Was ist das denn bitte für eine Herrenmenschen-Mentalität? Man kann wohl davon ausgehen, dass politische Partizipation und Schutz vor staatlicher Willkür überall auf der Welt willkommen sind. Ansonsten gilt in einem Land nämlich, wie im Tierreich, "fressen und gefressen werden". Und dabei bleiben gut 99% der Bevölkerung auf der Strecke. Teil einer Nahrungskette zu sein, macht halt nur Spaß, wenn man sich ganz weit oben befindet ;) Wer will das schon?

    Natürlich wäre es besser, Afghanistan würden kein Opium anbauen. Aber vor dem Hintergrund, dass die Bevölkerung in diesem Landvöllig verarmt ist, sind solche Hau-Ruck-Lösungen sicher der falsche Weg. Armut bedeutet dort nunmal nicht, dass jemand Schwierigkeiten dabei hat, seine Rechnungen zu bezahlen, sondern geht mit Problemen wie Unterernährung und Verelendung einher. Die Taliban nehmen ihren Landsleuten die Möglichkeit, legal Geld zu verdienen, ohne eine Alternative bereit zu stellen.


    Was für die hiesige Drogenpolitik der richtige Weg wäre, ist nochmal eine andere Frage. Fakt ist lediglich, dass Deutschland in den letzten Jahren in dem Bereich ziemlich versagt hat. Nachdem die Zahl der Drogentoten in den 90ern bei etwa 2000 pro Jahr lag, ging sie in den 00er-Jahren um gut die Hälfte zurück. Seit Beginn der 10er-Jahre steigt sie kontinuierlich, und hat inzwischen wieder den alten Stand erreicht. Ob härtere Sanktionen oder ein gewisses Maß an Akzeptanz der richtige Weg wären, sei mal dahin gestellt. Klar ist nur, dass es nicht so weiter gehen kann, wie bisher. Sonst haben wir in 10 Jahren nämlich amerikanische Verhältnisse.

  • Ich hab hier einige Sitzen da ist das schon in der 2. Generation der Fall. Dir ist ja auch nicht langweilig da du noch nen unangemeldeten Nebenjob hast. Dazu noch 3 Kinder für die ausreichend große Wohnung. Deren Bertreuung ist im Kindergarten dann übrigens kostenlos während hier im Rhein-Neckar-Kreis z.B. U3 Plätze den Verdiener auch mal 400€ im Monat kosten pro Kind und auch danach bist du mit unter 200€ nicht dabei. Die Schule ist dann im Ganztagsbetrieb, damit von 07:00-16:30 Uhr (Schulweg inkl. Ticket zahlt das Amt, genauso wie Mensaessen) mindestens Ruhe ist. Den C43 lässt du mit 3-4 Cousins auf nen Strohmann zu und kommst damit zum Elternsprechtag vorgefahren.

    Klar, wenn man mit einem unangemeldeten Nebenjob konsequent Steuerhinterziehung und Sozialleistungsbetrug begeht, kommt man sicher auch mit Bürgergeld formidabel über die Runden. ;) Ich halte es allerdings für falsch, wenn man aufgrund von Bauchgefühl und Einzelfallbeobachtungen davon ausgeht, dass deviantes Verhalten bei bestimmten Personengruppen der Normalfall ist. Klar, es gibt Arbeitslose, die es sich in der sozialen Hängematte gemütlich machen, anstatt sich einen regulären Job zu suchen. Und alle Studenten sind permanent besoffen, alle Fußballfans gehen bloß ins Stadion um zu randalieren und alle Auto-Freaks sind rücksichtslose Raser? Solche Vorurteile breit zu treten bringt doch niemandem etwas.

    Ich finde es jedenfalls problematisch, dass Empfänger von Sozialleistungen in diesem Forum langsam aber sicher zum Feindbild verkommen. Ich kann nichts schlechtes dabei sehen, wenn man den Armen in unserem Land nicht nur etwas zu essen und ein Dach überm Kopf zugesteht, sondern ihnen auch ein gewisses Maß an gesellschaftlicher Teilhabe ermöglicht.

  • Zu obigem Beitrag: Beklagen über Einseitigkeit und Pauschalisierung aber nur die Hälfte von meinem Beitrag zitieren passt auch nicht ganz zusammen. Damit machst du ja grade das, was du anprangerst ;)


    Dass Bürgergeldempfänger nunmal kostenlose Kitas haben wo andere ordentlich dafür zahlen und sich die sozial schwachen Schichten speziell an Ganztagsschule der Schulart Gemeinschaftsschule sammeln ist kein Bauchgefühl, sondern Fakt. Sobald unsere Jüngste noch in die Kita kommt, damit Frau wieder halbtags arbeiten kann (und damit auch Wertschöpfung betreibt, Steuern zahlt...) sind im Monat mit 600€ kosten zu rechnen. Klar, der Bürgergeldempfänger bekommt sein Kindergeld gegengerechnet. Aber trotzdem stehen hier dann bei 2 Berufstätigen -100€ vs. Bürgergeldempfänger +639€ wenn man staatliche Leistungen für die Kinderbetreuung heranzieht. Gleichzeitig haben wir Bundesländer, die Empfänger in Länderfinanzausgleich sind und kostenlose Kinderbetreuung für alle haben, während man in Bawü als Geberland zahlt.


    Und das ist auch das Problem der Regierenden. Wenn man mit Fakten und Zahlen nicht umgehen kann und es durch Gedankengänge und co ersetzt, die das eigene Gewissen beruhigen in dem man sich mit "ich hab was gutes getan" selbst beweihräuchert kann es auf Dauer nichts werden. Denn wer soll die Töpfe füllen, die andere Leeren die gewissermaßen NIE etwas rein haben? Natürlich spekuliert man auch damit, dass die sozial schwächeren Schichten das Geld schneller in Umlauf bringen für mehr Konsum. Das könnte aber auch der Rest wenn man nicht die prekäre Situation hätte, etwas für schlechte Zeiten zurückzulegen. Jobverlust? Erwerbsunfähig durch Krankheit? Wohnung gekündigt? Mieten erhöht? Heizkosten steigen? Die Angst fällt beim Bürgergeldempfänger weg.

    Grüßle!

    Johannes


    Fuhrpark:

    Opas Ehemaliger (jetzt Sommerfahrzeug): 94er C180: Imperialrot, Stoff schwarz, Elegance, 1. Hand, 65.946km.

    2003er A209 CLK320 Brillantsilber, Leder Anthrazit, Avantgarde, 192.000km.

    2005er S211 E500T Brillantsilber, Leder Anthrazit, Elegance, 217.000km.

    Omas 280SE: 78er 280SE: Cayenneorange, Stoff Bambus, 2. Hand seit 1980, 188.000km.

    Ehemalige:

    2002er S210 E430T 4matic: Brillantsilber, Leder Anthrazit, Avantgarde, 376.000km.

  • Also was den Punkt mit den Kita-Gebühren angeht, gebe ich dir recht. Dass sich jemand, der sich problemlos selbst um seine Kinder kümmern könnte, über eine kostenlose Betreuung freuen kann, will mir nicht in den Kopf.

    Ansonsten wird es mir hier allerdings langsam etwas zu viel mit Arbeitslosen-Bashing. Du erzählst vom schwarzarbeitenden Bürgergeldempfänger, der sich einen schicken AMG rauslässt (Den mag es sicher geben, nur dürfte er wohl eher die krasse Ausnahme, als die Regel sein). Der nächste fantasiert herbei, dass man als Bürgergeldempfänger mit Schwarzarbeit locker 5563 Euro pro Monat bekommt. Und der übernächste wendet ein, dass solche Leute doch viel zu charakterschwach sind, um als Schwarzarbeiter wirklich etwas zu leisten.


    Wenige Beiträge zuvor wurde ja die Frage aufgeworfen, in was für einer Art von Gesellschaft man leben will. Ich muss sagen, dass ich die Soziale Marktwirtschaft, die in unserem Land eine lange Tradition hat, für ziemlich optimal halte. Dabei bin ich niemand, der von Umverteilungen profitiert. Aber dass hierzulande niemand in lebensbedrohlicher Armut leben muss, halte ich für eine wichtige Errungenschaft.

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    Ein großartiger Beitrag, der Salz in die Wunde streut und aufzeigt warum Rechtspopulismus in Europa zunimmt und gleichzeitig aufzeigt wo der Schuh in den europäischen Gesellschaften drückt. Vieles kann ich selbst so bestätigen.


    Mittlerweile glaube ich, dass wir eine Vermögenssteuer, echte Erbschaftssteuer und eine anders gelagerte Einkommenssteuer (unter Berücksichtigung des Vermögens) benötigen. Nicht für die Umverteilung von oben nach unten, sondern damit die Reichen nicht noch reicher werden, damit die Gesellschaft nicht weiter auseinander geht.

    Als Einkommensreich gilt jemand mit einem Jahresnetto-Einkommen ab 100.000.


    Ich glaube der Satz von Tucholsky "Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig" drückt die Problematik insgesamt ziemlich gut aus.

    Mfg
    adler-tag

    Rainer Günzler: Ein Coupé. - Und was bedeutet "Coupé"? Eigentlich nichts anderes, als
    eine verteuerte Limousine mit einem verringerten Platzangebot.

  • Ich frage mich allerdings wo und welcher Ansatz in der Welt "da draussen" genau greifen sollte damit ein "Flow" aufkommt, der Motivation fördert und damit das fördernde Handeln wieder ermöglicht. Die "Chaka, wir schaffen das" Truppe ist mir auch zu esoterisch und das besprechen wir durchaus sehr progressiv im realistisch umzusetzenden Bereich mit unseren Führungskräften. Dabei zeigen wir auch Grenzen auf.


    Wie immer, "there is no silver bullet".

    Im Unternehmenskontext existiert ein anderes Umfeld als im Kontext der Arbeitslosigkeit und so vielfältig die Zielgruppe ist, um so vielfältiger müssen die Lösungsansätze sein. Gerade die Idee des Fördern und Fordern war eigentlich ein sehr guter Ansatz, mit denen man einen Handlungsspielraum gibt. Aber im Zuge der Harz-Reformen ist das Fördern einfach auf der Strecke geblieben und die Merkel Jahre waren von einem Festhalten des alten Kurses gekennzeichnet, als durch Reformen.


    Die Frage ist wo wir mit Arbeit hin wollen. Stärken wir den Niedriglohnsektor, machen wir uns vergleichsweise attraktiv im internationalen Kontext, aber dann sind wir ziemlich schnell ziemlich weit unten auf Maslows Bedürfnispyramide und dann kommt natürlich irgendwann die Rationale Überlegung, ab wann es sich überhaupt noch lohnt zu arbeiten (wenn das soziale Sicherungsnetz existiert).

    Wollen wir Arbeit als Sinn-Stiftende Tätigkeit, kommen wir dann aber auch nicht weiter, wenn die Leute sich mit der existenziellen Frage im Alltag auseinandersetzen (rechtes Spektrum). Im Linken Spektrum gibt es immer noch die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. Allerdings ist dann die Gefahr der Geldentwertung da.
    So oder so, mindestens einer Seite wird es immer nicht gefallen.


    Für den Unternehmenskontext kann ich die Leute auch auf eine progressive Art und weise mitnehmen. Wenn aber im Sinne des new-work Modells aufgrund der Vielzahl an Tätigkeiten selbst überlastet werden (Stichwort Arbeitsverdichtung) bringt dir das 10te Resilienz Training auch nicht mehr und die Grenzen sind sehr unterschiedlich besonders weil die Individuen eine andere Haltung zum Thema Freiheit im Arbeitskontext haben. Irgendwann sind Grenzen einfach erreicht, das wollen viele aber nicht einsehen.

    Mfg
    adler-tag

    Rainer Günzler: Ein Coupé. - Und was bedeutet "Coupé"? Eigentlich nichts anderes, als
    eine verteuerte Limousine mit einem verringerten Platzangebot.

  • Dass Bürgergeldempfänger nunmal kostenlose Kitas haben wo andere ordentlich dafür zahlen

    Da grüßt aber wieder die Bildungspolitik.

    Kinder die in den Kindergarten gehen erlangen signifikant einen Höheren Bildungsabschluss. Die Zahlen sind für Ostdeutschland nochmal stärker als für Westdeutschland aber teilweise echt erschreckend, wie viel das aus macht.

    Kurzum, wenn du willst, dass dein Kind mindestens einen Realschulabschluss im Osten bekommt, schickst du es in den Kindergarten, insbesondere wenn du im Osten wohnst.


    Mag im ersten Schritt irgendwo ungerecht klingen, aber wenn du es aus der Sicht der staatlichen Steuerung betrachtest, zahlst du jetzt lieber für eine Kinderbetreuung, als in 15 Jahren Bildung nachzuholen oder Arbeitslosengeld zu zahlen. Man kann es quasi als Investition sehen, später weniger Arbeitslosengeld zahlen zu müssen und gleichzeitig Anreize für die Wirtschaft mittels einer gut ausgebildeten Bevölkerung zu schaffen.

    Mfg
    adler-tag

    Rainer Günzler: Ein Coupé. - Und was bedeutet "Coupé"? Eigentlich nichts anderes, als
    eine verteuerte Limousine mit einem verringerten Platzangebot.