Bremsleitung hinten links tauschen

  • ...oder "einmal reingegriffen und gleich den Hauptgewinn gezogen"


    Guten Abend,


    von amtlicher Seite wurde mir mitgeteilt, das Reinigung und Konservierung der Bremsleitung hinten links in den letzten Jahren wohl nicht den gewünschten Erfolg hatten und die Leitung nun getauscht werden müsse. Soweit nicht ärgerlich, denn schön war sie wirklich nicht und die Sicherheit ist nunmal das höchste Gut.


    Ärgerlich ist hingegen, was ich bisher über Verlegung der Leitung und Demontageaufwand zum Tausch der o.g. Leitung im Forum lesen konnte, ist wohl eine undankbare Arbeit.


    Wichtig an dieser Stelle, ich habe ASR, also zwei Leitungen nach hinten. Ferner besteht Zugang zu einer Grube und einem geübten und gelernten Mechaniker, der die Sache mit der Bremse betreuen würde. Wir wollten nur nicht alles raten, gerade weil der Etzold (vielleicht vernünftigerweise) wenig Informationen zu dieser Arbeit preisgibt.


    Dazu habe aber ich einige Fragen:


    a) Der Tank muss offenbar zumindest abgesenk werden, wie kann ich mir das vorstellen? Leerfahren, Auspuff ab, K-Welle weg, Leitungen trennen, die Tragbänder lösen und mit nem Heber unterstützen? Wie weit komme ich runter, bis es den Einfüllstutzen abreisst und wie ist dieser überhaupt verbunden, elastisch oder starr?


    b) Ich habe in der Leitung keine Trennstelle ausmachen können, als Ersatzteil gibt es aber zwei Leitungsstücke mit 123er TN offenbar mit Schraubverbindung, sind die für den W202 korrekt geformt , oder legt mir der Teilehänder da einen Ring Bremsleitung passender Länge auf den Tresen und ich muss selber biegen?


    c) Über die vier Halteschrauben der HA habe ich bisher von "gingen ganz leicht raus" bis "drei von vieren abgerissen" so ziemlich alles gelesen, Helicoilsatz gleich mitbestellen?


    d) Bekommt man die hinteren Hinterachslager raus und wieder rein, ohne auch gleich noch die ganze Achse runternehmen zu dürfen?


    e) Portemonnaie aufmachen und die ganze Scheiße undankbare Arbeit abgeben?


    Am besten mache ich folgendes: Übergangs C180 kaufen, und den 280er hinten ganz neu aufbauen, so wie Jens das bei dem 124er gemacht hat. Kann jemand meinen Chef anrufen und ihm sagen, dass ich zwei Monate nicht komme? :crazy:


    Vielen Dank und beste Grüße
    Friedel

  • Tja, irgentwann sind sie wohl alle an der Reihe....


    Habe das jetzt schon an 2 202ern und davor schon an so einigen 115ern, 123ern und 124ern gemacht. Im enddefekt schaut es schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist, sofern man über entsprechendes Werkzeug verfügt. Wenn Du es vernünftig machen willst, bau die Achse und den Tank komplett aus. Die Achse muß deffinitiv raus und ob ich den Tank nur absenke oder gleich ausbaue macht höchstens ne 1/4Stunde aus, die ich ohne wegen der schlechteren Zugänglichkeit verdumme.... :cursing:


    Ich zähle mal kurz in ungefährer Reihenfolge auf:


    - die hintere Hälfte des Auspuffs (manchmal z.B. bei den Benzinern mit ner Trennstelle vorne am Hosenrohr auch komplett ) muß demontiert werden.


    - Leitung vom Tank zur Spritpumpe mit ner Schlauchklemme verschließen und die Pumpe ausbauen


    - unter der Rückbank - Handbremsseile aushängen und ausfädeln


    - ASR, bzw. ABS Drehzahlsensoren unter der Abdeckung im Kofferraum ausstecken und Kabeltüllen nach unten rausdrücken


    - Stoßdämpfer ausbauen


    - natürlich Räder ab


    - Kardanwelle am Diff abschrauben, Kardanwellenmittellager zur Demontage lösen


    - Bremssättel ab


    - Drehzahlsensoren unter Abdeckung im Kofferraum ausstecken und Kabeltüllen nach unten rausdrücken


    schwierig wirds, die Achse unter der Karosse abzusenken, bzw. die Karosse so weit anheben zu können daß sich die Achse drunter vorheben oder fahren läßt. Ein Hubwagen mit ner Palette und ein Kettenzug, an dem die Karosse nach oben angehoben werden kann - oder ähnliches. Kommt drauf an, was einem zur Verfügung steht - ich mach das mit Hebebühne und Stapler :rolleyes:


    - Eigentlich hängt die Achse jetzt nur nach an den 4 Aufhängungsschrauben. Achse abstützen und Schrauben raus...


    - Radhausverkleidung hinten rechts ausbauen


    - Tankentlüftungsleitungen und das Rohr zum Tankstutzen abschrauben...


    - Tankgeber ab


    - Rücklaufleitung ab


    - Hitzschutz im Kardantunnel raus


    - Tankspangen und Befestigungsschrauben raus


    - Keine Bange der Tank fällt nicht so einfach raus und kann zur Not, wenn er fast leer ist auch von einer Person rausgenommen werden.



    Wenn man sich natürlich so viel Arbeit macht, sollte man sich überlegen, ob z.B. die HA-Lager, Bremsschläuche oder, oder... auch gleich neu eingebaut werden sollten. Es kann auch nicht schaden, sich vorab schon mal die Schrauben und Befestigungsteile, anzuschauhen, inwieweit man diese wiederverwenden möchte, oder lieber gleich alles neu macht. Dieser Kleinscheiß geht zwar manchmal gehörig ins Geld aber wenn man erst beim Zusammenbau feststellt, das ich erst da ne neue Schraube, dort nen neuen Halter und da nen Sicherungsbügel brauche, kostet das unnützt Zeit, und vor allen Dingen nerven.


    Zu zweit ist so ne Aktion, wenn man nicht ganz unbedarft ist, inkl. Spritleitung, ner kleinen Entrostungsorgie und der HA-Lager, durchaus, in 8 bis 10 Stunden zu schaffen. Jedoch sollte man die Zeit, die drauf geht, die Leitungen bis in den Motorraum zu verlegen, nicht unterschätzen. Wenn man die Möglichkeit hat, die Bremsleitungen fachgerecht zu bördeln, sollt man sich überlegen, ob es nicht sinnvoll ist, diese im Bereich von Motorraum/Getriebe zusammenzusetzten, da die Leitungen im Motorraum in 99% fast makellos sind. Bevor jetzt wieder welche kommen, daß darf nicht sein und oder original ist das auch nicht - der schaue mal z. B. am Querträger unter dem Motor entlang, da ist selbst die originale Bremsleitung zur Beifahrerseite gemufft....

    250T Turbodiesel, Kl. Mopf 10/96 und 01/97

  • Hi,


    also, ich ging her, hab den oben angesprochenen 124`er mit 2 Wagenhebern so weit wie möglich aufgebockt. Dann mit einem Hydraulischen Wagenheber vom LKW unter HA-Mittelstück und noch en stück hoch (so das fast die Frontschürze aufm Grubenrand anstand). Dann die normalen Wagenheber weg und 2 Unterstellböcke drunter und da das Auto drauf gesetzt. Vom Platz her konnte ich dann die komplette HA seitlich rausziehen.


    Wegen dem Tank: leerfahren währe nicht ganz verkehrt. Zumindest so das nicht mehr so viel Sprit drin ist und dieses dann auffängt und sicher Lagert (Brandgefahr!)
    Die Bremsleitung(en) kommen aufgewickelt aber an den Enden bereits mit den Schraubverbindungen und Bördelungen, biegen darfste selber ;)


    Wie es Locke schrieb kannste vorgehen, und auch ich würde dir Raten, in dem Zuge wenn die HA eh drausen ist, soviel wie möglich zu erneuern. Besser kommste jetzt nicht mehr dran! Ausser du stehst drauf das dann absofort einmal Jährlich zu machen xD

    Mit freundlichen Grüssen aus der Sternwarte
    Jens


    Drehmoment - Die Kraft der Drei Liter

  • Ist bei mir gerade sehr aktuell und daher gerade gut in Erinnerung. Mache das gerade an meinem. Natürlich mach ich da dann gleich noch einiges mehr. Die HA wird dabei mal komplett instandgesetzt bzw erneuert. Meine neue Hebebühne ist mir hier schon sehr hilfreich bei...


    Den Etzold hab ich auch die Woche bekommen. Und ehrlich gesagt, den kannst du eigentlich in die Tonne kloppen. Viele Sachen stehen garnicht drin oder wenn dann nur oberflächlich wie z.B. irgendwas ausbauen ja aber wie. So die Details fehlen einfach. Und auf das was drin steht wäre ich auch von alleine gekommen.


    Ich hab mittlerweile alles raus und bin nun am entrosten vom Blech.
    Zu deinen Fragen:


    Der Tank muss raus, wenn es vernünftig werden soll. Am besten leer fahren bis Reserve (war bei mir noch vor Reserve). Aus dem vom Etzold beschriebenen Verschlussstopfen hab ich nix raus gekriegt. Habe dann am Schlauch zur KS-Pumpe vielleicht noch 2-3 Liter abgelassen. Mit ner Schraubzwinge o. ä. den Schlauch abklemmen, abziehen, in den Kanister halten und Schraubzwinge lösen. Auf alle Schläuche am besten hinterher ne Tüte drüber und Kabelbinder, dann kommt kein Dreck rein.


    Auspuff ab
    Räder ab
    Feder raus
    Dämpfer raus
    Gestänge für Achsniveau gelöst
    Raddrehzahlsensoren gelöst
    KS Pumpe und Filter ausgebaut samt Halteblech (was nur noch ein Rosthaufen war)
    Bremsflüssigkeit abgelassen (abschrauben und in Kanister halten und dann mit dem Bremspedal gepumpt)


    Antriebswellen (E10) am Diff gelöst und Radnabe samt Welle ausgebaut
    Dazu Achse so drehen, dass 1 oder jeweils 2 Schrauben pro Seite unten sind. Dann Handbremse fest ziehen. Die E10 Nuss ggf mit nem Hammer auf die Schraube schlagen (Schraubenköpfe sind ja i.d.R. etwas rostig), 1/2 Zoll Ratsche (am besten mit Verlängerung) ansetzen und losdrehen.
    Das ganze wiederhohlen bis alle Schrauben raus sind.
    Um die Antriebswelle ab zu ziehen muss man den Querlenker etwas anheben, da in der Mitte der Welle noch ein Zentrierdorn etwa 2-3 cm in das Diff ragt. Bei mir ging das ganz leicht, da ich schon Federn, Dämpfer und einige Streben gelöst hatte.


    Bremssattel und Scheibe runter
    alle Streben ab inkl Stabistrebe (SW 18/19 und Innen-Vielzahn M12)
    Handbremse unter der Rückbank ausgehängt und alle 3 Züge durch die Löcher in der Karosserie geschoben. Beim Sicherungsstift das schwarze Plastik nach oben raushebeln und dann den Stift von unten etwas hoch drücken und dann oben raus ziehen.


    Kardanwelle am Diff gelöst. Dazu alle Schrauben an der Hardyscheibe raus (Scheibe wird auch gleich erneuert), Mittellager mal gelöst und dann die Welle zurückgezogen und nach unten hängen lassen.
    Hitzeschutzbleche Auspuff ausgebaut


    Diff wollte ich abschrauben wie oft hier beschrieben (einfach die 3 Schrauben raus) nur die vordere Inbus drehte sich dann mit. Da hat keiner Geschrieben, dass da oben noch ne 17er Mutter ist. Evtl kann man die mit nem abgesetzten Ringschlüssel gegenhalten durch die Öffnung im Achsträger. Da der Träger sowiso raus soll, hab ich hier das Auto weitestgehend abgelassen, den Träger unterbaut, die 4 Schrauben an den Lagern gelöst (2x E14, 2x E16) und dann das Auto wieder etwas hochgefahren. Ein wenig am Träger gehebelt und gewackelt und schon war er lose. auto wieder hoch und weiter...


    Stabi raus (die Schrauben waren total im A... hab sie aufgebort. Ach ja mit offenem Feuer, flexen usw sollte man vorsichtig sein. ein leerer Tank ist ja bekanntlich explosionsgefährdet.
    Am Tank die Abdeckungen entfernt (3x10er Schraube). Die Stecker abziehen. Auf der Fahrerseite ist ein Schlauch vorne am Tank zu lösen. Kommt auch noch ein wenig KS raus.
    Fahrerseite gehen 2 Leitungen oben vom Tank quer rüber zum Einfüllstutzen. Hier die Leitungen von der Karosserie lösen (2x 10er Plastikmutter) und vom Schlauch abziehen (Tüte drüber), dann kann der Tank später mit samt den Leitungen runter.
    Tank unterbauen. Haltebänder (SW 27+13) entfernen, 2 Muttern (SW13) innen entfernen. Tank am besten mit 2 Personen rausnehmen. Erst vorne aus etwas absenken und dann nach hinten über die Kardanwelle.


    Die Originalleitung ist auch nur ein Ring, müsste slebst gebogen werden. Ich hab mir nen 5m Ring 5mm Leitung besorgt und einige Verbinder. Werde mir aber auch noch 8mm Leitungen für KS besorgen. Bördelgerät sollte eigentlich schon längst da sein, kommt hoffentlich bald.
    Eine Biegezange für die Leitungen gibt es auch für wenig Geld.


    Tankentlüftung ist oben ein dünnes Röhrchen (bzw ist das nur noch als solches zu erahnen), das gibt es hoffentlich als fertiges Teil.
    Die Haltebleche für den Stabi werde ich mir Rep-Bleche besorgen, denn da drunter sitzt der Rost und ohne die ab zu schneiden bekommt man den schlecht weg. An den Befestigungsblechen für den Tank sitz auch der Rost. Hier werde ich mir aber VA Bleche selbt zurecht biegen und verschweißen. Generell rostet es eigentlich überall gerne, wo Bleche überlappen oder Durchführungen sind.
    Werde dann alles mit Epoxy grundieren und lackieren.


    Vielleicht mach ich mal paar Fotos.
    Mal sehen, ob ich den Achsträger meinem Metaller zum verzinken mit gebe. Dann spar ich mir das Entrosten.


    Fortsetzung folgt...


    Gruß,
    Stephan


  • Bremsflüssigkeit abgelassen (abschrauben und in Kanister halten und dann mit dem Bremspedal gepumpt)


    Oh oh.....mit der Methode kannste dir aber ratz fatz den Hauptbremszylinder schrotten! Bzw die Gummis darin halt.

    Mit freundlichen Grüssen aus der Sternwarte
    Jens


    Drehmoment - Die Kraft der Drei Liter

  • Wenn die Achse eh' raus kommt, spart euch die Mühe, diese im Auto zu zerlegen - geht im ausgebauten Zustand viel einfacher. Wenn die Bremsleitungen sowieso raus sollen, kann man die Leitungen z.B am Getriebe kappen und einfach mit Druckluft leerblasen. So einige werden sich dabei auch wundern, wie schlimm ihr doch noch so ansehnliches Autochen da unten ausschaut und gar nicht so selten ist es wahrscheinlich sinnvoller das Werkzeug erst gar nicht auszupacken und sich gleich auf die Suche nach nem besseren Auto zu machen - eins jedoch kann ich denjenigen versprechen, die Mühen auf sich nehmen, sämtliche Verschleissteile an der Achse tauschen. Das Aha-Erlebnis, mit welcher Präzision und Spurtreue so ein alter, in Würde gealterter Benz noch um die Kurven zu ziehen mag. Das kann bei Mitfahrern durchaus auch ein "Habenwollen"-Syndrom auslösen. Ein guter Bekannter hat seinen, erst vor kurzem erstandenen, 2-jährigen Audi A3 gegen einen leise säuselden C 280T eingetauscht, weil er da für kleines Geld ein, ihm wesentlich mehr bietendes Auto, fast ohne Wertverlust und mit erheblichem Fahrspaßzuwachs erstanden hat.

    250T Turbodiesel, Kl. Mopf 10/96 und 01/97

  • Nabend die Herren,


    erstmal ein ganz großes Dankschön für die ausführlichen und hilfreichen Antworten, das hat mir ein gutes Bild über den Aufwand dieser Arbeit verschaffen können. Vielen Dank. :thumbup:


    Nach dem Lesen glaube ich aber, dass die Nummer ein bisschen groß für mich mein Werkzeugrepertoire ist, werde mich die Tage mal nach ein paar Angeboten umhören und muss dann zähneknirschend ein paar Scheinchen lassen. Aber bevor ich da mit ner halb gelösten Achse und drei abgerissenen Schrauben in der Garage stehe, habe ich es dann in ein, zwei Tagen durch. Bin im Moment ein wenig hin- und hergerissen.


    Schöner wäre es natürlich, wenn ich viel Zeit hätte, dann könnte ich das alles in Ruhe zerlegen und vor allem gründlich den Unterboden renovieren, irgendwann wird das sicher fällig. :cursing:


    Oh mann, son Mist. ;(


    Beste Grüße
    Friedel

  • Morgen gibt es (Handy)-Fotos.


    Wie bekommt man denn die Achslager aus dem Radträger und die Diff-Lager? Hammer ist da ziemlich erfolglos. Muss ich mir wohl nen Abzieher basteln. Rohrstück größer als Lager, Platte mit Loch drauf schweißen, Schraube durch stecken und durch das Lager, auf der anderen Seite große U-Scheibe und Mutter und dann schrauben...?

  • Beim Unterlegen/Aufbocken bereits darauf achten, dass die Auflagen nicht über die Falzkante ragen, da man sonst den Tank nicht herausbekommt. Der geht nämlich über die gesamte Breite und muss erst mal vorne einige cm runter, damit die obere Querverbindung der beiden Tankhälften frei ist. Erst dann kann man ihn zurückziehen.
    Hatte das auch erst und einfach auf die Räder stellen geht ja dann nicht mehr.
    Auf dem 2. Foto sieht man den höher gelegenen Raum in der die Querverbindung der Tankhälften sonst sitzt.