Hilfe - W202 läuft nicht - steht seit über einem Jahr in der Werkstatt

  • Als grundsätzlicher Hinweis mal das Grundprinzip einer Spulenzündung:

    1. Doppelfunktion Zündspule.

    Die Zündspule arbeitet hier als Energiespeicher und als Hochspannungstransformator.

    Zunächst muss ein Strom durch die Primärwicklung fließen, dieser Strom magnetisiert den Eisenkern der Spule, das ist der Energiespeicher.

    Üblicherweise ist Zündungsplus dauerhaft angelegt und das andere Ende der Primärwicklung wird nach Masse geschaltet.

    (Spulenstrom typisch mindestens 4A, früher mit Unterbrecherkontakt, heute elektronisch)

    Wenn zum Zündzeitpunkt der Primärstrom schlagartig abgeschaltet wird, versucht die Spule den magnetisierten Zustand zu stabilisieren, die Spannung an der offenen Primärseite geht schlagartig hoch (bis zu 400V sind möglich).

    Dieser Spannungsanstieg wird auf die Hochspannungsseite übertragen und zündet dort die Funkenstrecke nach Masse, die gespeicherte Energie entlädt sich auf der Hochspannungsseite.


    2. Leistungsanpassung Primär- /Hochspannungsseite.

    Damit tatsächlich ein Leistungsmaximum an der Zündkerze umgesetzt werden kann muss die auf der Hochspannungsseite vorhandenen Kapazität aus Zündkabel, Stecker und Kerze aufgeladen werden. Ein extrem kurzer Impuls würde nach außen nicht viel Energie abgeben und die Verluste nur die Zündspule erwärmen.

    Deshalb wird die Anstiegsgeschwindigkeit der Primärspannung begrenzt, hierzu ist im einfachsten Fall ein Zündkondensator vorhanden (Größenordnung 0,6 uF, entspricht der Kapazität auf Hochspannungsseite multipliziert mit der Transformationsübersetzung der Spule)

    Der Kondensator ist kein reiner "Funkenlöscher" für den mechanischen Unterbrecherkontakt und auch notwendig, wenn es keinen Unterbrecherkontakt mehr gibt.

    Mit der Spule bildet dieser Kondensator einen Schwingkreis, der Primärspannungsimpuls ähnelt einer halben Sinuswelle.

    (Die gewünschte Anstiegszeit lässt sich theoretisch auch über den elektronischen Schalter steuern, ich weiß aber nicht, ob das in der Praxis genutzt wird.)


    3. Mindest-Einschaltzeit.

    Beim Wiederanlegen der 12 V an die Primärwicklung erfolgt der Stromanstieg und Aufbau des Magnetfeldes entsprechend der Induktivität der Spule, deshalb muss für ausreichende Leistung im Speicher eine Mindestzeit vergangen sein, bevor die nächst Zündung erfolgt.

    Beim Unterbrecherkontakt war das Einschalten über den Schließwinkel festgelegt, die Zündspule wurde mit einen festen Zeitverhältnis ein- und ausgeschaltet. Bei einer modernen Motorsteuerung kann der Einschaltzeitpunkt berechnet werden, im Standgas kann die Zündspule über einen großen Kurbelwinkel stromlos sein. Dadurch ist der Stromverbrauch einer modernen Zündung geringer als bei Unterbrechersteuerung.

    Auch haben elektronisch gesteuerte Zündungen schon seit Jahrzehnten die Möglichkeit, bei länger eingeschalteter Zündung ohne Motordrehung den Spulenstrom auszuschalten, unnötiger Stromverbrauch und Erwärmung der Zündspule entfällt. Erst beim Motorstart wird der Spulenstrom wieder eingeschaltet. Diese Schutzfunktion kann bei Messungen am stehenden Motor zu Fehlinterpretationen führen.


    4. Doppelzündspulen bei Mehrzylindern.

    Wenn zwei Zylinder gleichzeitig OT erreichen ist beim Viertakter einer davon im Zünd-OT, der andere am Ende des Auslasstaktes. Ein Zündfunke in den Auslasstakt ist unerheblich, deshalb kann hier eine Doppel- Zündspule eingesetzt werden. Bei dieser Spule sind beide Seiten der Hochspannungswicklung herausgeführt. Der Funkenüberschlag nach Masse findet dann an beiden Kerzen gleichzeitig statt. 1 läuft mit 4 zusammen, 2 mit 3. Die gleiche Wirkung erzielt man mit zwei Zündspulen, deren Primärwicklungen in Reihe geschaltet sind. Einzelwiderstand jeder Zündspule liegt dann unter 1 Ohm, an 12V würden diese Zündspulen einzeln mit einem Vorwiderstand (z. B. typisch 0,9 Ohm) betrieben. Beim 111 gibt es beide Varianten, die Summe der Primärwiderstände sollte für ein Spulenpaar unter 1,9 Ohm liegen.


    5. Wie kann das helfen?

    Der Motor zeigt die Symptome auch deutlich im Stand.

    Wenn man die Zusammenhänge verstanden hat kann man z. B. die Primärspannungverläufe an Zündspulen mit einem Oszilloskop bewerten.

    Mit einem Teilertastkopf 10:1 sind Primärspannungen von einigen hundert Volt kein Problem, man muss aber auf gute Masseverbindung des Gerätes und seine Finger achten, man misst an lebensgefährlichen Spannungen.


    Wenn das MSG Zündaussetzer der Zylinder 2/3 feststellt kann man hier "sehen" ob es dafür einen elektrischen Grund gibt.

    Auch Signalveränderungen z. B. durch schlechte Kabelverbindungen fallen bei dieser Darstellung auf.


    Wenn die Zündanlage keine Anhaltspunkte liefert, kann man die Signale von Kurbel- und Nockenwellensensor möglichst direkt am MSG mit dem Oszilloskop abgreifen.

    Auch hier werden eventuelle Fehler im Signalbild sichtbar.


    Gruß

    Pendlerrad

  • Du müsstest die 38-polige Diagnosebuchse haben. Hast du die Möglichkeit drei Kabel, eine LED und einen Schalter (Schließer) zu löten?


    Dann würde ich hier eine Anleitung für das Zurücksetzen des Motorsteuergeräts posten. Damit werden alle Adaptionswerte mWn gelöscht.


    Edit vom Rechner aus: Sehe gerade, dass du einen C180 Bj. 1996 mit HFM d.h. Motor 111.921 hast. Mein C180 kleiner Mopf mit Bj. 1996 (erstes Jahreshälfte) hat Motor 111.920 mit P-Motorsteuerung (PMS). Meine Anleitung zum Zurücksetzen des Motorsteuergeräts sollte also leider nicht funktionieren. Diese ist mWn nur für Motor 111.920 (C180 PMS) und Motor 111.942 (C200 PMS) gültig.

  • Hallo Pendlerrad, hallo Roland,


    Kraftstoffdruck und Kompression sind lt. letzter Werkstatt in Ordnung. Der Motor läuft ja auch nach Zündung ersteinmal ein paar Sekunden völlig problemlos. Es scheint dann tatsächlich irgendeine Steuerung einzugreifen.


    Eine Möglichkeit zum Löten habe ich. Das Zurücksetzen des Motorsteuergerätes wäre sicherlich ein interessanter Ansatz. Wenn jemand weiß, wie das bei meinem Motor funktioniert, bitte um kurze Rückinfo.


    Ich habe ja 2 (identische) Steuergeräte hier. Vielleicht wäre es einen Versuch wert, die Anleitung für den PMS Motor bei einem der 2 Steuergeräte zu versuchen.


    Ich wäre also für die diesbezügliche Anleitung dankbar.

  • Der Motor läuft ja auch nach Zündung ersteinmal ein paar Sekunden völlig problemlos. Es scheint dann tatsächlich irgendeine Steuerung einzugreifen.

    hier könnte aber auch die Startanhebung eine Rolle spielen.

    Beim Motorstart werden kurzzeitig andere (Fest-) Werte vorgegeben, stellt das MSG den Motorlauf fest, wird auf geregelten Betrieb umgestellt. Wenn der Motor damit dann nicht mehr sauber läuft kann das die verschiedensten Gründe haben. Am MSG liegt es meist nicht.


    Laut WIS soll die Einspritzzeit mit Kühlmitteltemperatur 20°C etwa 8 Millisekunden betragen.

    Wenn die Kühlmitteltemperatur bei 80°C liegt sollen im Leerlauf 3 bis 5 ms und bei einem Gasstoß etwa 17 ms erreicht werden.


    Wurde die Kompression bei heißem Motor geprüft und die Werte dokumentiert?


    Gruß

    Pendlerrad

  • :thumbup::thumbup:



    Würde es mal mit einer Firma probieren, die Steuergeräte repariert. Anrufen und Problem schildern.




    Gruß Günther

  • Wurde die Kompression bei heißem Motor geprüft und die Werte dokumentiert?

    Wenn ich das richtig gelesen habe, läuft doch der Motor garnicht so lange, als dass man "heiß" prüfen könnte ...

    Cars do something to us.

    They make you feel a certain way.

    And I don’t care if this thing is slow.

    I love it, I love it because it makes me smile,

    and it makes me laugh! 8o

    ( Mike Musto )

  • Hallo Günther, Du zitierst meinen Beitrag, drehst den Inhalt aber um.

    Nach den bisherigen Schilderungen halte ich einen Steuergerätefehler für unwahrscheinlich.


    Das Motorsteuergerät (MSG) muss auch den Kat schützen.

    Wenn der Motor unrund läuft und das MSG aus fehlendem Drehzahlzuwachs nach Zündung auf Zündaussetzer schließt könnte es normal sein, dass der Betrieb eingestellt wird, die Ansteuerung der Zündspulen also ausbleibt.

    Wenn die Werkstatt die abgeschaltete Ansteuerung "nach einiger Zeit fehlende Masse" nennt hat sie es irreführend beschrieben.


    In diesem Thema wird mit zu vielen ungenauen Aussagen gearbeitet, "alle Sensoren getauscht" ist unklar, hier sind genaue Angaben notwendig und das etwas geprüft wurde heißt erst mal auch nichts genaues.


    Ich würde auch zum frühestmöglichen Zeitpunkt die Angabe der die FIN und z. B. die Teilenummer des ausgewechselten LMM erwarten, das Rätseln über die Art der Motorsteuerung kann dann entfallen. Bei HFM gibt es unterschiedliche Ausführungen, selbst die Kühlmittelsensoren haben dabei ganz unterschiedliche elektrische Werte, bei der Prüfung muss man wissen, welche Detailausführung vorliegt. C180 und M111 ist definitiv zu wenig


    FIN liefert

    Fahrzeugmodell und

    Motortyp sowie

    Herstellungszeitpunkt


    Bei ausgewechselten Teilen sollte die Teilenummer angegeben werden.


    Für den Überblick wäre eine Art Tabelle hilfreich, jeweils mit Angaben zu Randbedingungen wie z. B. Kühlmitteltemperatur:

    1. Benzindruck in bar
    2. Kompressionsdruck der vier Zylinder
    3. Widerstandswert des abgesteckten Kühlmitteltemperaturgebers bei verschiedenen Kühlmitteltemperaturen, zugehörige Spannungswerte bei mit MSG verbundenem Kühlmittelsensor
    4. Unterdruck hinter der Drosselklappe bei Standgas (Funktion Motorentlüftung, Dichtheit Ansaugbrücke)
    5. Einspritzzeiten bei Start und im Leerlauf
    6. elektrische Werte des LMM mit integriertem Ansauglufttemperatursensor
    7. ....

    Gruß

    Pendlerrad

  • Grüß dich Pendlerrad.


    Wollte den Beitrag nicht "" umdrehen "".Habe da zuviel heraus zitiert.

    gemeint war:


    hier könnte aber auch die Startanhebung eine Rolle spielen.

    Beim Motorstart werden kurzzeitig andere (Fest-) Werte vorgegeben, stellt das MSG den Motorlauf fest, wird auf geregelten Betrieb umgestellt. Wenn der Motor damit dann nicht mehr sauber läuft kann das die verschiedensten Gründe haben


    Formuliere es mal mit meinen eigenen Worten.:


    der Motor startet mit vorgegebenen Werten , wie z.B. Notlaufprogramm und übernimmt dann, wenn er läuft, nach den besagten 5 Sekunden, die dann "" gelieferten "" Werte. Auch die vom MSG die es evtl. noch im Speicher hat.

    Ob es dann wirklich am MSG liegt ist nicht sicher. Kann dann, wie du sagst, auch andere Ursachen haben.


    Gruß Günther