Als grundsätzlicher Hinweis mal das Grundprinzip einer Spulenzündung:
1. Doppelfunktion Zündspule.
Die Zündspule arbeitet hier als Energiespeicher und als Hochspannungstransformator.
Zunächst muss ein Strom durch die Primärwicklung fließen, dieser Strom magnetisiert den Eisenkern der Spule, das ist der Energiespeicher.
Üblicherweise ist Zündungsplus dauerhaft angelegt und das andere Ende der Primärwicklung wird nach Masse geschaltet.
(Spulenstrom typisch mindestens 4A, früher mit Unterbrecherkontakt, heute elektronisch)
Wenn zum Zündzeitpunkt der Primärstrom schlagartig abgeschaltet wird, versucht die Spule den magnetisierten Zustand zu stabilisieren, die Spannung an der offenen Primärseite geht schlagartig hoch (bis zu 400V sind möglich).
Dieser Spannungsanstieg wird auf die Hochspannungsseite übertragen und zündet dort die Funkenstrecke nach Masse, die gespeicherte Energie entlädt sich auf der Hochspannungsseite.
2. Leistungsanpassung Primär- /Hochspannungsseite.
Damit tatsächlich ein Leistungsmaximum an der Zündkerze umgesetzt werden kann muss die auf der Hochspannungsseite vorhandenen Kapazität aus Zündkabel, Stecker und Kerze aufgeladen werden. Ein extrem kurzer Impuls würde nach außen nicht viel Energie abgeben und die Verluste nur die Zündspule erwärmen.
Deshalb wird die Anstiegsgeschwindigkeit der Primärspannung begrenzt, hierzu ist im einfachsten Fall ein Zündkondensator vorhanden (Größenordnung 0,6 uF, entspricht der Kapazität auf Hochspannungsseite multipliziert mit der Transformationsübersetzung der Spule)
Der Kondensator ist kein reiner "Funkenlöscher" für den mechanischen Unterbrecherkontakt und auch notwendig, wenn es keinen Unterbrecherkontakt mehr gibt.
Mit der Spule bildet dieser Kondensator einen Schwingkreis, der Primärspannungsimpuls ähnelt einer halben Sinuswelle.
(Die gewünschte Anstiegszeit lässt sich theoretisch auch über den elektronischen Schalter steuern, ich weiß aber nicht, ob das in der Praxis genutzt wird.)
3. Mindest-Einschaltzeit.
Beim Wiederanlegen der 12 V an die Primärwicklung erfolgt der Stromanstieg und Aufbau des Magnetfeldes entsprechend der Induktivität der Spule, deshalb muss für ausreichende Leistung im Speicher eine Mindestzeit vergangen sein, bevor die nächst Zündung erfolgt.
Beim Unterbrecherkontakt war das Einschalten über den Schließwinkel festgelegt, die Zündspule wurde mit einen festen Zeitverhältnis ein- und ausgeschaltet. Bei einer modernen Motorsteuerung kann der Einschaltzeitpunkt berechnet werden, im Standgas kann die Zündspule über einen großen Kurbelwinkel stromlos sein. Dadurch ist der Stromverbrauch einer modernen Zündung geringer als bei Unterbrechersteuerung.
Auch haben elektronisch gesteuerte Zündungen schon seit Jahrzehnten die Möglichkeit, bei länger eingeschalteter Zündung ohne Motordrehung den Spulenstrom auszuschalten, unnötiger Stromverbrauch und Erwärmung der Zündspule entfällt. Erst beim Motorstart wird der Spulenstrom wieder eingeschaltet. Diese Schutzfunktion kann bei Messungen am stehenden Motor zu Fehlinterpretationen führen.
4. Doppelzündspulen bei Mehrzylindern.
Wenn zwei Zylinder gleichzeitig OT erreichen ist beim Viertakter einer davon im Zünd-OT, der andere am Ende des Auslasstaktes. Ein Zündfunke in den Auslasstakt ist unerheblich, deshalb kann hier eine Doppel- Zündspule eingesetzt werden. Bei dieser Spule sind beide Seiten der Hochspannungswicklung herausgeführt. Der Funkenüberschlag nach Masse findet dann an beiden Kerzen gleichzeitig statt. 1 läuft mit 4 zusammen, 2 mit 3. Die gleiche Wirkung erzielt man mit zwei Zündspulen, deren Primärwicklungen in Reihe geschaltet sind. Einzelwiderstand jeder Zündspule liegt dann unter 1 Ohm, an 12V würden diese Zündspulen einzeln mit einem Vorwiderstand (z. B. typisch 0,9 Ohm) betrieben. Beim 111 gibt es beide Varianten, die Summe der Primärwiderstände sollte für ein Spulenpaar unter 1,9 Ohm liegen.
5. Wie kann das helfen?
Der Motor zeigt die Symptome auch deutlich im Stand.
Wenn man die Zusammenhänge verstanden hat kann man z. B. die Primärspannungverläufe an Zündspulen mit einem Oszilloskop bewerten.
Mit einem Teilertastkopf 10:1 sind Primärspannungen von einigen hundert Volt kein Problem, man muss aber auf gute Masseverbindung des Gerätes und seine Finger achten, man misst an lebensgefährlichen Spannungen.
Wenn das MSG Zündaussetzer der Zylinder 2/3 feststellt kann man hier "sehen" ob es dafür einen elektrischen Grund gibt.
Auch Signalveränderungen z. B. durch schlechte Kabelverbindungen fallen bei dieser Darstellung auf.
Wenn die Zündanlage keine Anhaltspunkte liefert, kann man die Signale von Kurbel- und Nockenwellensensor möglichst direkt am MSG mit dem Oszilloskop abgreifen.
Auch hier werden eventuelle Fehler im Signalbild sichtbar.
Gruß
Pendlerrad