W202 Xenon Reflektoren altern, Veränderung kann ohne Demontage sichtbar gemacht werden; Neue Beschichtung; Innenkühlung

  • Hallo,

    ich habe bei meinem S202 im Jahr 2018 gebrauchte Xenon-Scheinwerfer nachgerüstet (mit LWR und Scheinwerferreinigung).

    Die Moosgummidichtungen der Streuscheiben zogen nach kurzer Zeit Wasser, deshalb habe ich die Scheinwerfer zerlegt.

    Direkt oberhalb der Xenon-Brenner hatten beide Reflektoren "blinde Flecken", statt glänzender Reflexionsbedampfung war hier ein stumpfer, dunkler Belag zu sehen.

    Ich habe versucht, diesen mit Watte und Poliermittel abzuputzen, es wurde zunächst auch besser, aber dann löste sich im Bereich der Umkehrpunkte meiner untauglichen Polierversuche der Reflexionsbelag.


    Nahaufnahme


    Durch aufgelegtes weißes Druckerpapier lassen sich diese Fehler im eingebauten Zustand zeigen, hier der rechte Scheinwerfer:



    Ich habe mir dann ein anderes paar Xenon- Scheinwerfer besorgt, hier waren die "blinden Flecken" auch bereits sichtbar, aber viel kleiner und keine "Putzfehler".

    Den linken Scheinwerfer habe ich eingebaut.

    Mit dem gleichen Papier sieht das so aus:


    Der Keil für das asymmetrische Abblendlicht ist links anscheinend immer deutlicher ausgeprägt, das war auch bei dem alten Scheinwerfer so.

    Nach dem Einstellen der Scheinwerfer zeigt sich beim Anstrahlen einer entfernten Gebäudewand ein starker Helligkeitsgewinn des besseren linken Scheinwerfers.


    Da der linke Reflektor zwar besser erhalten, aber nicht makellos ist, werde ich zwei alte Reflektoren von einem Fachbetrieb aufarbeiten lassen und hoffe auf einer weitere Verbesserung der Leuchtstärke.


    Gruß

    Pendlerrad

  • Das dürfte für viele, die Ihr Auto weiterhin fahren wollen, eine sehr nützliche Information sein. Das gleiche gilt ja auch für Halogenscheinwerfer.


    Gruß


    Jürgen

    250T Turbodiesel, Kl. Mopf 10/96 und 01/97

  • Das Aufarbeiten der Reflektoren war nicht so leicht wie von mir angenommen.


    Alle Anbauteile müssen selbstverständlich ab.

    Der Verschluss des Xenon-Brenners ist mit Gewindebolzen M4 durch den Reflektor hindurch mit der großen Blende verschraubt, diese bildet auch die kalibrierte Auflage für den Brenner.

    Der Halter des Nebellichts ist mit Blechgewindeschrauben im Glasfaser-Kunststoff befestigt, der Fernlichtverschluss mit einem Bajonett und vorgeformten Anschlägen drehend am GFK verriegelt. Die Bleche der Halter sind identisch, nur die Feder ist jeweils passend zum Reflektor eingehängt. Mit einer diagonal angesetzten Schraubendreherklinge lässt das Blech sich lösen.

    Die Blende des Nebellichts ist gesteckt, lässt sich mit einer Flachzange herausziehen.


    Ich habe ein wenig recherchiert und mich dann (emotional) für einen eher kleinen Anbieter entschieden. Auf Anfrage erhielt ich Mengenrabatt, zwei Reflektoren für 116€ mit Rückversand. (Heute habe ich den Eindruck, der Anbieter hat Erfahrung wohl in der Beschichtung von Spiegeln für Teleskope, macht die Kfz-Reflektoren wohl seltener).


    Das Ergebnis hat mich sehr beeindruckt, tolle Verspiegelung, Auspacken, Handhabung und Bearbeitung nur mit neuen Schutzhandschuhen:


    Die Beschichtung besteht offensichtlich aus drei Komponenten:

    Ein grauer Grundlack direkt auf dem Trägermaterial, die Alubeschichtung und ein Klarlack. Das ergibt vor allem in Ecken eine hohe Schichtdicke und der Klarlack wirkte noch sehr weich, im Loch der Nebellichtblende war er noch pastös und entsprechend klebrig. Um den Reflektor nicht zu verschmutzen musste ich hier besonders vorsichtig sein,


    Die Auflage für die Xenon-Blende wird von den U-förmigen Schraubenausschnitten und sehr präzise definierten, leicht erhabene Flächen gebildet, diese sind jetzt von den drei verschiedenen Beschichtungsmaterialien überzogen.

    Auch die Auflagen auf der Rückseite sind nicht mehr frei, hier ist sowohl der graue Grundlack als auch der Überzugslack deutlich erkennbar.



    Mit einem Skalpell habe ich die Form der Auflage zunächst am Rand etwas freigestochen


    und dann mit dem Skalpell und einem schön rechteckig geschliffenen Schraubendreher als Ziehklinge die Aluschicht und darunterliegenden grauen Grundlack entfernt.

    Ich hatte den Eindruck, das glasfaserverstärkte Trägermaterial dabei nicht zu beschädigen, es wirkt sehr widerstandsfähig.


    Die Löcher für das Standlicht und die Nebellichtblende habe ich auch frei gekratzt und die Auflagen für Fernlicht und die Nebellichtfassung sauber wieder hergestellt.

    Der dabei erzeugte Abfall von einem Reflektor:


    Zunächst wurde nur eine Lampe eingebaut um das Licht mit einer unbearbeiteten Xenon-Lampe zu vergleichen.

    Ich habe das Fahrzeug nachts vor eine beigefarbene Wand gestellt, die Scheinwerfer gleichmäßig eingestellt, dann jeweils eine Lampe abgedeckt und mit einem "Gossen Profisix" Belichtungsmesser die jeweilige Beleuchtungsstärke der Wand gemessen.

    Der Belichtungsmesser zeigte etwa 0,6 "Lichtwerte" Differenz. Eine Stufe beim Lichtwert entspricht der Verdoppelung der Beleuchtungsstärke, ein tolles Ergebnis, der Unterschied war auch mit dem Auge wahrnehmbar.

    Der Test hat vermutlich 30 Minuten gedauert und am Ende fiel mir eine Veränderung des Lichtbildes der neu verspiegelten Lampe auf!

    Ein anschließender Lichttest mit einem Werkstatttester offenbarte eine sehr schlechte Hell-Dunkel-Grenze und viel Streulicht.


    Beim Öffnen der Lampe bot sich dann dieses Fehlerbild:


    Vor allem oberhalb des Xenon-Brenners hat die Beschichtung Blasen geworfen, auch im zentralen Bereich um die Metallblende herum gab es Verwerfungen der Oberfläche.

    Ich habe daraufhin einen Temperaturmesswiderstand oben auf die Rückseite eines anderen, bisher unbearbeiteten Xenon-Reflektors geklebt und mit komplett montierter Lampe im Stand bei etwa 20°C Außentemperatur einen Betriebsversuch gemacht.

    Nach etwa 20 Minuten stabilisierte sich die Temperatur an der Reflektorrückseite bei etwa 110°C. Vermutlich liegt hier auch ein Grund für die beobachtete Alterung der Original-Reflektoren, die Rückseiten der "vergibten" Reflektoren erscheinen stellenweise leicht bräunlich verfärbt.


    Diese Betriebstemperatur ist für die gewählte Neubeschichtung offensichtlich zuviel, vermutlich hat der Grundlack unter der Alubeschichtung ausgegast.


    Ich habe den Beschichter informiert und eine Nachbesserung erhalten, der betroffene Reflektor wurde noch einmal bearbeitet.


    Da ich befürchte, dass der noch nicht eingesetzte Reflektor und das überarbeitete Teil die hohen Temperaturen auf Dauer nicht vertragen, ich die Teile aber einsetzen will, habe ich notgedrungen für meine Lampen eine Innenkühlung gebaut.

    Um die Wirkung nicht zu beeinträchtigen habe ich den Reflektor auch von den Anhaftungen auf der Rückseite befreit und diese mit feinem Schmirgelklotz abgezogen.




    Die Verschlussdeckel erhielten Rohrstutzen


    und über Schläuche saugt ein externes Gebläse Luft am Fernlicht ab und bläst diese am Abblendlicht wieder hinein.


    Die Lüfter sind trotz der kleinen Bauweise mit 12V 0,6A sehr kräftig, mit abgeschliffenen Ecken passen sie in 50 mm Rohrstücke.

    Ein Gehäuse enthält eine Nachlaufsteuerung, diese schaltet beide Lüfter und hält sie nach Ausschalten der Xenon-Brenner etwa 4 Minuten aktiv.

            


    Die Gebläse hängen frei an den Schläuchen im Raum hinter den Blinkern, bei Kontakt mit dem Fahrzeug würde wegen der hohen Drehzahl der Kleingebläse Körperschall in den Innenraum übertragen.



    Ein Betriebsversuch mit dem Temperaturmesswiderstand am Reflektor ergab mit aktiver Kühlung eine Endtemperatur von 60°C.


    Ich hoffe, das hält!!!!


    Aus meinen Recherchen war mir in Erinnerung, dass die "Reflektorklinik" (ein anderer Anbieter) darauf hinweist, bei Xenon-Reflektoren keinen (aufpreispflichtigen) Überzug anbieten zu können. Möglicherweise ist dies ja durch Temperatur oder UV-Anteil im Lichtbogen begründet. Ich mache mir deshalb sorgen, ob der Klarlack mit der Zeit leiden wird...

    Wegen des Temperaturproblems habe ich jetzt bei der Reflektorklinik angefragt.

    Von dort hat man mir versichert, dass es mit deren Beschichtung hier keine Probleme geben würde, die Beschichtung vertrüge 250°C (das ist wohl deutlich mehr, als der Kunststoff des Trägers verträgt)


    Ich würde nach diesen Erfahrungen die Reflektorklinik beauftragen, wenn ich noch einmal eine Verspiegelung benötige.


    Gruß

    Pendlerrad

  • Pendlerrad

    Hat den Titel des Themas von „W202 Xenon Reflektoren altern, Veränderung kann ohne Demontage sichtbar gemacht werden“ zu „W202 Xenon Reflektoren altern, Veränderung kann ohne Demontage sichtbar gemacht werden; Neue Beschichtung; Innenkühlung“ geändert.
  • ... für meine Lampen eine Innenkühlung gebaut.

    Sehr geil!!! :idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee::idee:

    Cars do something to us.

    They make you feel a certain way.

    And I don’t care if this thing is slow.

    I love it, I love it because it makes me smile,

    and it makes me laugh! 8o

    ( Mike Musto )