W202 Niveauregelung Hinterachse hat innenliegende Drähte als Durchflussdrosseln

  • Hallo,

    ich habe 2018 alle Leitungen meiner Niveauregelung erneuert. Dabei habe ich selbst gebördelte Kunifer-Leitungen 6 mm und 4,75 mm verwendet.


    In der Altmetallkiste fiel mir dann viel später eine der hinteren Verbindungsleitungen vom Ventil zum Hydrospeicher (4,75 mm Bremsleitungsformat) als besonders schwer auf.

    Ich habe den Rohrschneider angesetzt und fand in der Leitung auf ganzer Länge einen Draht 2,2 mm.


    Durch den Draht wird der wirksame Leitungsquerschnitt stark verkleinert, der Durchfluss gedrosselt.

    Ich habe weder im WIS noch im EPC einen Hinweis auf diese konstruktive Maßnahme gesehen.


    Ohne die Drosselung werden die Federspeicher vom Steuerventil bei Änderungen der Höhenlage am Messpunkt sehr schnell gefüllt bzw. entleert.

    Mein Wagen machte aus einer einzelnen Bodenwelle eine Wiegebewegung, dieses langsame Nachschwingen hat meine Söhne belustigt, der Wagen wurde "unsere Sänfte".

    Mir war nicht klar, dass dies Verhalten neu war und ich hab mich dran gewöhnt.


    Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben die fehlenden Drosseln noch einen weiteren Effekt:

    Wenn in der Kurve der Dämpfer des kurvenäußeren Rades stärker belastet wird steigt der Druck im Hydrospeicher, das Öl wird herausgedrückt und strömt schnell zum gegenüberliegenden Hydrospeicher. Dadurch wird die Kraft am Dämpfer des kurveninneren Rades erhöht, der Wagen neigt sich sofort stärker nach außen.

    Ein unerwünschter Anti-Stabi-Effekt.


    Da ich das System nicht entleeren und die Leitungen nicht neu anfertigen wollte habe ich ein paar Versuche mit Kunifer-Leitungsstücken und meinem Bördelgerät, passenden Klemmbacken und verschiedenen Drahtstücken gemacht.



    Eine Drossel lässt sich damit auch von Außen herstellen.

    Zunächst wird das Bördelgerät mit den beiden Klemmbacken über den gewählten Leitungsabschnitt gelegt. Wegen fehlender Durchführungsmöglichkeit der montierten Leitung liegt die neue Drossel nah an einem Bogen.


    Dann wird der 2mm-Draht mit der abgeschliffenen Verlängerung mittig über der Leitung eingeschoben.

    Die Spannbacken müssen unbedingt parallel gehalten werden, dazu werden sie von einer Schraubzwinge gegen den seitlichen Anschlag gespannt.

    Mit dieser Anordnung wird dann eine erste Rille eingepresst.



    In die Rille wird ein etwas kürzeres, an beiden Enden rundgeschliffenes Drahtstück 2,3 mm eingelegt (Draht von einer verstärkten Speiche).

    Hier mit etwas Fett fixiert.


    Dann wird mit dem Bördelgerät, wiederum mit parallel fixierten Backen, ein zweites mal verpreßt bis die Spannbacken geschlossen sind.


    Die fertige Drossel sieht so aus:



    Die Drosseln wirken offensichtlich, das Heck meines S202 ist jetzt (wieder) ruhig, Bodenwellen haben kein Nachspiel und die Neigung in Kurven ist hinten zwar immer noch stärker als vorn, aber eher unauffällig.


    Gruß

    Pendlerrad

  • Also das Nachschwingen kenne ich überhaupt nicht. Ich habe in meinem Roten ebenfalls die Leitungen mit Kunifer ersetzt und im Grünen ist alles noch original. Habe aber den Eindruck dass der Rote, bei dem die HA aber schon komplett überholt ist... Und in meinem Grünen z. Z. erst wird, deutlich straffer sich über Bodenwellen bewegt. Bei der Seitenneigung verhalten sich beide vergleichbar wie im Vivianitgrünen, mit normalem Fahrwerk.

    Das sind doch eh nur 4,75er Röhrchen und alleine der Innenwiderstand in den Leitungen lässt doch schon kaum Ölausglejch von links nach rechts, oder umgekehrt zu. Außerdem herrscht in einem hydraulischen System, unabhängig vom Querschnitt, immer der gleiche Druck. Du begrenzt nur die Geschwindigkeit des Druckausgleichs.


    Gruß


    Jürgen

    250T Turbodiesel, Kl. Mopf 10/96 und 01/97

  • Was ich ganz vergessen hatte zur Problematik des Nachschwingens.


    Wenn eine falsche Feder, oder dem Druckspeicher Vorspannung fehlt, führt das zu einer ähnlichen Symptomatik.


    Gruß


    Jürgen

    250T Turbodiesel, Kl. Mopf 10/96 und 01/97

  • Du begrenzt nur die Geschwindigkeit des Druckausgleichs.

    Ja, genau das soll die Drossel bringen.

    Der werksseitig verwendete innenliegende Draht halbiert den Leitungsquerschnitt in etwa, da kommt meine Lösung auch ungefähr hin. Ziel ist, die Antwort des Systems Ventil / Pumpe bei kurzzeitigen Niveauänderungen zu begrenzen.


    Meine Federn hinten sind original und bei drucklosem Hydrauliksystem (Ölwechsel, Leitungsreparatur) sinkt der Wagen hinten auch unbeladen entsprechend deutlich ein.

    Das System benötigt für die Nullage immer Hydraulikdruck, ein nicht vorgespannter Hydrospeicher und damit Dämpfungsverlust wegen fehlendem Systemdruck sollte daher bei mir nicht vorkommen.


    Gruß

    Pendlerrad

  • Sorry, aber ich habe schon an wahrscheinlich anmehr als 30 Autos.. Vom /8, bis zum 202, oder 210er Leitungen an der Niveau getauscht. Habe da noch nie dergleichen gesehen und finde es auch viel zu aufwendig und absurd, auf diese Art den Durchfluss zu verringern, wenn ich das nur ganz plump durch eine kleinere Durchflussbohrung im Y-Verteiler, oder einer dünneren Leitung könnte...

    Der Aufwand mit dem zusätzlichen Draht ist rein fertigungstechnisch ein Wahnsinn.

    Bei den Pfennigfuchsern in der Autoindustrie, lassen die eher 2 Drähte weg, als dass sie einen zu viel einbauen.

    Hab schon viel zu viel ranziges Zeugs von den Niveauanlagen in den Händen gehabt. Das wäre mir definitiv ins Auge gesprungen.


    ...

    Das System benötigt für die Nullage immer Hydraulikdruck, ein nicht vorgespannter Hydrospeicher und damit Dämpfungsverlust wegen fehlendem Systemdruck sollte daher bei mir nicht vorkommen.


    Gruß

    Pendlerrad

    Woher weißt Du, dass Deine Bulleneier noch die komplette Gasvorspannung, wie im Neuzustand haben?


    Hatte bei ähnlichem Verhalten, wie Du es beschreibst, mit neuen Bulleneiern Ruhe.


    Die gehen nicht nur kaputt, wenn die Blase reißt und das Gas über den Ölkreislauf entweicht. Allerdings kommt das eher selten vor. Häufiger geht die Membran kaputt.


    Gruß


    Jürgen

    250T Turbodiesel, Kl. Mopf 10/96 und 01/97

  • Grüß euch!


    Das mit dem Draht in der Leitung ist so.

    Habe meine am 95er 250D Sport auch gemacht, auf einer Seite. Rechts war sie defekt. Diesen Draht haben die Zuleitungen beidseits ab Verteiler.



    Was diese genau bezwecken...?


    Edit: Das System entlüftet sich meines Wissens nach selbst, richtig?

    Ich frage nur, weil ich damals auch so ein Entflüftungsnobsi am Steller/Verteiler hinten gesehen hab.

    Sollte man dort extra noch enlüften wenn man das System auseinander gehabt hat?


    Lg

    Elmar

  • Entflüftungsnobsi am Steller/Verteiler hinten

    Der Entlüftungsnippel dient zum Druck ablassen.

    Vor Arbeiten an der Niveauregelung steckt man einen Schlauch auf diesen Entlüftungsnippel und fängt die austretende Hydraulikflüssigkeit in einem Gefäß auf.

    Das gibt keine Sauerei und wenn sie sauber ist kann man die Flüssigkeit wieder verwenden.


    Gruß

    Pendlerrad