Hallo,
ich habe 2018 alle Leitungen meiner Niveauregelung erneuert. Dabei habe ich selbst gebördelte Kunifer-Leitungen 6 mm und 4,75 mm verwendet.
In der Altmetallkiste fiel mir dann viel später eine der hinteren Verbindungsleitungen vom Ventil zum Hydrospeicher (4,75 mm Bremsleitungsformat) als besonders schwer auf.
Ich habe den Rohrschneider angesetzt und fand in der Leitung auf ganzer Länge einen Draht 2,2 mm.
Durch den Draht wird der wirksame Leitungsquerschnitt stark verkleinert, der Durchfluss gedrosselt.
Ich habe weder im WIS noch im EPC einen Hinweis auf diese konstruktive Maßnahme gesehen.
Ohne die Drosselung werden die Federspeicher vom Steuerventil bei Änderungen der Höhenlage am Messpunkt sehr schnell gefüllt bzw. entleert.
Mein Wagen machte aus einer einzelnen Bodenwelle eine Wiegebewegung, dieses langsame Nachschwingen hat meine Söhne belustigt, der Wagen wurde "unsere Sänfte".
Mir war nicht klar, dass dies Verhalten neu war und ich hab mich dran gewöhnt.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben die fehlenden Drosseln noch einen weiteren Effekt:
Wenn in der Kurve der Dämpfer des kurvenäußeren Rades stärker belastet wird steigt der Druck im Hydrospeicher, das Öl wird herausgedrückt und strömt schnell zum gegenüberliegenden Hydrospeicher. Dadurch wird die Kraft am Dämpfer des kurveninneren Rades erhöht, der Wagen neigt sich sofort stärker nach außen.
Ein unerwünschter Anti-Stabi-Effekt.
Da ich das System nicht entleeren und die Leitungen nicht neu anfertigen wollte habe ich ein paar Versuche mit Kunifer-Leitungsstücken und meinem Bördelgerät, passenden Klemmbacken und verschiedenen Drahtstücken gemacht.
Eine Drossel lässt sich damit auch von Außen herstellen.
Zunächst wird das Bördelgerät mit den beiden Klemmbacken über den gewählten Leitungsabschnitt gelegt. Wegen fehlender Durchführungsmöglichkeit der montierten Leitung liegt die neue Drossel nah an einem Bogen.
Dann wird der 2mm-Draht mit der abgeschliffenen Verlängerung mittig über der Leitung eingeschoben.
Die Spannbacken müssen unbedingt parallel gehalten werden, dazu werden sie von einer Schraubzwinge gegen den seitlichen Anschlag gespannt.
Mit dieser Anordnung wird dann eine erste Rille eingepresst.
In die Rille wird ein etwas kürzeres, an beiden Enden rundgeschliffenes Drahtstück 2,3 mm eingelegt (Draht von einer verstärkten Speiche).
Hier mit etwas Fett fixiert.
Dann wird mit dem Bördelgerät, wiederum mit parallel fixierten Backen, ein zweites mal verpreßt bis die Spannbacken geschlossen sind.
Die fertige Drossel sieht so aus:
Die Drosseln wirken offensichtlich, das Heck meines S202 ist jetzt (wieder) ruhig, Bodenwellen haben kein Nachspiel und die Neigung in Kurven ist hinten zwar immer noch stärker als vorn, aber eher unauffällig.
Gruß
Pendlerrad