Riementrieb schwingt, Keilrippriemenspanner nach 3.000 km wieder defekt; Riemenspanner mit integrierter Dämpfung aus altem Lagerbestand? Aufgearbeitet!

  • Hallo,

    mein 220 cdi hat den runden Spanner mit integrierter Reibungs-Dämpfung

    MB A646 200 05 70 (alt ..02 70 bzw. A611 200 04 70; .. 03 70, 02 70)

    alternativ INA 533 0017 10, dieser war bei mir verbaut.


    Im Frühjahr gab es vom Riementrieb schlagende Geräusche im Standgas, der Spannarm schlug rhythmisch hin- und her.

    Wegen fehlender Abdeckung war der Lima-Freilauf festgerostet, er wurde ersetzt.

    Die Geräusche kamen aber schnell zurück, jetzt nur etwas sanfter als zuvor.

    Der Riemenspanner erwies sich als schwergängig, knarzte beim Bewegen ohne Riemen und wurde durch ein gleiches Neuteil (INA, Schaeffler) ersetzt.

    Danach lief der Riemen ruhig, am Spannarm war keine Bewegung erkennbar, alles gut.


    Nach nur 3.000 km hatte ich jetzt wieder Geräusche und einen schwergängigen Spanner, der bei Bewegung knarzte.

    Ich vermute, dass der "neue" Spanner viele Jahre gelagert hat oder die Welle / die Lager ab Werk schon Schmiermangel hatten.


    Um der Sache auf den Grund zu gehen habe ich einen alten, baugleichen (INA) Keilrippriemenspanner zerlegt (auch dieser schwergängig, knarzend).

    Um die Gehäusehälften zu trennen habe ich den gestanzten Rand hinten an der Dämpferscheibe bis auf einen dünnen Rest abgedreht und die Welle nach vorn ausgetrieben.

    Achtung, die innenliegende starke Feder ist nicht nur für die Drehspannung verantwortlich. Sie ist deutlich länger als das Gehäuse und arbeitet dadurch auch als Druckfeder für den Reibungsdämpfer hinten außen am Gehäuseboden. Die Gehäuseteile fliegen deshalb auseinander, so bald die Stanzung am hinteren Wellenende nachgibt. (Wegbegrenzung / Anschlag vorsehen!)



    Heraus kam eine korrodierte Welle, nirgends eine Spur Schmiermittel. Die Welle habe ich mit Stahlwolle und feinem Schleifpapier entrostet.

    Dann erhielt die Welle eine Bohrung von vorn bis zu einer zweiten Querbohrung etwa in der Mitte, vorn wurde ein Gewinde M6 für einen Schmiernippel eingeschnitten.

    Eine weitere Bohrung hinten mit Gewinde M8 nimmt beim Zusammenbau eine zentrale Schraube auf.

    An der rechten Seite liegt der dunkle Dämpfungsbelag und die Dämpfungsscheibe.

    Die Feder drückt vorn gegen das Gehäuse, die Welle zieht die hinten außen liegende Dämpfungsscheibe nach vorn und drückt dadurch den Belag von außen an den Gehäuseboden mit den vielen fixierenden Spitzen, beim Drehen der Welle reibt die Scheibe unter hohem Druck auf dem Belag.




    Zusammenbau:

    Ich habe um den Schmiernippel ein Drucklager gelegt, darauf eine dicke Scheibe und darüber einen breiten Bügel.



    Die Rollenbefestigung und der Zwölfkant bleiben unter dem Bügel frei.

    Mit Gewindestangen M5/ M6 wird das vormontierte Gehäuse gegen die Feder zusammengespannt.



    Ich habe dann (sicherheitshalber) stückweise mit dem Schraubstock weiter zusammengezogen und die Gewindestangen jeweils nachgespannt, wegen der Unsymmetrie der Gehäusebohrungen gab es noch eine Schraubzwinge zur Sicherung (Respekt vor der kräftigen Feder!).


    Bei Erreichen der Klemmung durch das Aufsetzen der Gehäusenase (Teile passen nicht, da Feder noch nicht gedreht) hab ich das Gehäuse im Schraubstock umgespannt und die Feder aufgezogen bis die Gehäusenase in der vorgesehenen Aussparung saß, dann mit Schraubzwinge und Gewindestangen in dieser Position ganz zusammengezogen.



    Dann wurde das Gehäuse umgedreht um den Dämpfungsbelag einzulegen (noch ist Federdruck auf den Gehäusehälften)



    Der Schmiernippel wurde bereits genutzt, das austretende Fett ist hier gut sichtbar.

    Darauf folgt die Dämpfungsscheibe, zunächst leicht von Hand angepasst, damit sie wieder in die alte Verzahnung greift.

    Auch die Dämpfungsscheibe habe ich mit wasserfestem Fett eingestrichen, die Dämpfung ist damit sicher geringer als am Original.

    Dann eine dicke Scheibe beigelegt und mit dem Schraubstock die Dämpferscheibe bis zum Anschlag auf die Welle gedrückt, Gewindestangen noch immer / wieder fest.



    Abschließend in das Wellenende eine Schraube zur Befestigung der Dämpferscheibe, danach ist das Teil wieder safe!



    Ich bin gespannt, ob sich die viele Arbeit gelohnt hat.

    Falls die Dämpfung wegen der guten Schmierung jetzt nicht mehr ausreicht habe ich nichts erreicht. (Fett auch am Belag des Dämpfers)

    Innere Korrosion sollte hier aber kein Thema mehr sein, es genügt, alle paar Jahre eine ganz kleine Menge Fett nachzupressen.


    Gruß

    Pendlerrad

  • Hallo,

    hier noch ein Nachtrag.

    Der aufgearbeitete Spanner funktioniert einwandfrei, der Riementrieb läuft damit sehr ruhig.

    Ich habe den von Februar bis September genutzten Spanner zerlegt, die Welle war tatsächlich frei von Schmiermittel und korrodiert.

    Hier die Bilder von den Zerlegeschritten:

    zunächst auf der Rückseite Wellenmitte ermittelt und angekörnt


    dann mit Zentrierbohrer zur Aufnahme in Drehbank angesenkt


    und eine zweite Aufnahme an der Welle vorn


    dann ein Sicherungsdraht, damit die Feder die Gehäusehälften nach dem Entfernen der Verstemmung nicht auseinanderdrücken kann


    es folgt das Abdrehen der Verstemmung zwischen Spitzen


    Danach wurde der Fixierstift entfernt und die Welle mit einem Dorn ein Stück weit aus der Dämpferscheibe getrieben, der Drahtbügel spannte sich.

    Dann kam der Spanner längs in den Schraubstock und der Draht wurde entfernt.


    Beim Aufdrehen des Schraubstocks entspannte sich die Feder durch Verdrehen und das Auseinanderdrücken der Gehäusehälften.


    Die ausgebaute Welle zeigt Korrosion an den Gleitlagerflächen, alles knochentrocken


    Die Teile wirken ansonsten wirklich neu, nach dem Polieren ist die Welle wieder glatt, kein erkennbarer Verschleiß.

    Der Spanner wird wie im ersten Beitrag gezeigt mit einem Schmiernippel versehen und kommt dann in den Vorrat.

    Da Schmiermangel bei den überarbeiteten Teilen nicht mehr auftreten kann und das Fett auch das Eindringen von Feuchtigkeit verhindert werde ich den Ersatz wahrscheinlich nie benötigen.


    Gruß

    Pendlerrad

  • Pendlerrad

    Hat den Titel des Themas von „Keilrippriemenspanner nach 3.000 km wieder defekt; Spanner mit integrierter Dämpfung aus altem Lagerbestand? Aufgearbeitet!“ zu „Riementrieb schwingt, Keilrippriemenspanner nach 3.000 km wieder defekt; Riemenspanner mit integrierter Dämpfung aus altem Lagerbestand? Aufgearbeitet!“ geändert.
  • ...schön zu sehen, dass "Oberklasse" -Hersteller nicht mal 1Gramm Fett für ihre Kunden über haben.....


    Aber wenn nichts kaputt geht, dann verkauft man auch nix neues... so ist das halt in unserem kapitalistischen Wertesystem....schade....ist ja nicht so, als wenn wir nicht die passenden Maschinen und Werkstoffe hätten...

  • Kein wunder, ich hab auch schon den zweiten INA Riemenspanner drin beim CDI.

    Werde in Zukunft wohl auf einen anderen Hersteller wechseln.


    Danke für den Beitrag! :ok: :thumbup: