Straßenverhältnisse

  • Ganz genau, Schotten dicht und wir friemeln uns unseren eigenen Mikrokosmos zusammen. Hauptsache die Schlaglöcher sind gestopft..... :crazy:

    • Offizieller Beitrag

    (...) und es MÜSSEN öffentliche Ausschreibungen gemacht werden. Daher wird automatisch die billigste Firma genommen, auch wenn sie minderwertige qualität liefert.


    Die öffentlichen Ausschreibungen dienen der Wirtschaftlichkeit. Was passiert, wenn das nicht der Fall wäre, erfahren wir ja immer wieder mal aus den Medien, wenn Herr X der Firma Y einen Auftrag zuschanzt, die seiner Frau gehört...


    Die Firmen werden in bezug auf Fachkunde und Leistungsfähigkeit geprüft. Das Problem liegt aber darin, der Firma "minderwertige Leistung" zu beweisen, bevor sie überhaupt gebaut hat. Liefert die Firma tatsächlich eine nicht fachgerechte Arbeit ab, dann muss sie selbstverständlich nachbessern. Bis hin zum wieder rausfräsen und neu einbauen. Das gibt dann aber wieder eine neue Straßenbaustelle, sehr zum Unmut der Bevölkerung. Man könnte es aber auch positiv sehen: es wird darauf geachtet, das die geforderte Qualität geboten ist...


    Hatte mal mit einem Städteplaner über die Infrastruktur und über die Straßenverhältnisse in Deutschland geschnaggt. Der meinte, dass eine Straße (ein Straßenbelag) in Deutschland, nur höchstens 12 Jahre hält. Das konnte ich kaum glauben, denn was sind schon 12 Jahre für eine "Stadt". Dachte, dass er mich verklapsen will, aber nö! Tatsache.


    Du hättest einen Straßenbauingenieur fragen sollen, keinen Städteplaner. Die meinen zwar, sie könnten auch Straßen planen und bauen, in der Praxis werden dabei aber immer wieder haarsträubende Fehler gemacht. Es gibt Straßen, die halten sogar 50 Jahre. Es gibt aber auch Straßen, die halten noch nicht mal 10 Jahre. Dann wurden sie entweder falsch dimensioniert, oder die Belastung ist aus irgendeinem Grund sehr viel höher geworden, oder sie wurden nicht richtig gepflegt und im Bedarfsfall repariert (saniert). Eine richtig dimensionierte und gewartete Straße hält sehr lange.


    Zitat von spookie

    jof
    Wie oft fährst Du als Beispiel seit Jahren auf der A7 von Würzburg Richtung Hannover? Dort hat man jahrelang dieselben Baustellen gehabt, ich bin da oft vorbeigekommen, tagsüber um 15 Uhr war da schon Schicht im Schacht.


    Recht selten, etwa 1x alle 5 Jahre. Ab Kassel vielleicht 1x im Jahr. Was Du beschreibst ist die subjektive Wahrnehmung von Baustellen. Die Realität ist anders.


    Zitat von spookie

    Wenn schon Baustelle, dann soll sie nicht gleich kilometerlang sein sondern kürzer, dann würden Ausfallphasen auch nicht in vielen Staus enden.


    Je kürzer desto uneffektiver und desto teurer ist eine Baumaßnahme. "Zu lang" ist genau so falsch. Aber glaub' mir, es beschäftigen sich viele Experten mit diesem Thema und es gibt bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) diverse Forschungsaufträge. Auch die volkswirtschaftlichen Kosten von Verkehrsstaus fließen in die Bewertungsverfahren ein.



    Zitat von spookie

    Dort schaltet man Strahler ein und hat Licht. Warum funktionieren denn hierzulande Nachtbaustellen? Das ist eine gute Alternative, diese haben enorme Flutanlagen, es geht einfach flotter, man stört den Verkehr weniger nachts.


    Ketzerische Gegenfrage: warum arbeitest und fährst Du nicht nachts? Dann kämst Du schneller voran, hast weniger Kundenanrufe, Deine Arbeit geht einfach flotter, und tagsüber stehst Du nicht im Stau. Am fehlenden Licht kann's nicht liegen, das schaltest Du auch im Büro einfach nur an.


    Zitat von spookie

    (...) dann wäre der Punkt mit der richtigen Maschinerie noch anzumerken. Der Technikstand heute ist doch so weit fortgeschritten, dass es nicht nur für USA oder Australien Maschinen geben muss, die effektiv vorne anfangen abzufräsen und die nächste dahinter (als Zug) packt den neuen Teer drauf. Das wäre schnell und effektiv und so könnte man in kurzer Zeit größere Strecken schaffen, ohne viele Kilometer abzusperren.


    Wir haben in Deutschland gute Maschinen, und die werden auch eingesetzt. Abfräsen und neue Decke drauf geht tatsächlich schnell, aber das ist leider nicht der Standardfall einer Straßensanierung bzw. grundhaften Erneuerung. Das ist wesentlich aufwendiger.


    Wie schon gesagt, am effektivsten und billigsten läßt sich unter Vollsperrung arbeiten - Autobahn 8...12 Wochen komplett dichtmachen, da kann man eine Menge erneuern. Leider shcafft das in der Praxis andere Probleme...


    Zitat von spookie

    Wenn eine Firma den Zuschlag erhält, muss seitens des Auftraggebers geprüft und hinterfragt werden, wann kann der Auftragnehmer wirklich mit voller Arbeitskraft beginnen, wie kann man die Baustelle so legen, dass die maximale Arbeitsnutzung erfolgt.


    Genau das passiert auch. Ferner ist eine Baufirma daran interessiert, die Baustelle so schnell wie möglich abzuschließen, denn nur so wird Geld verdient.


    Zitat von spookie

    Du nennst es polemische Argumentation, (...) und hier geht es nicht um die Abschaffung von Sozialhilfe und Hartz IV. (...) Wenn Deine Frau und Du 20.000 km im Jahr (...)


    Richtig. Ich habe das Gefühl, Du hast meine Argumenatation nicht ganz verstanden...


    Zitat von spookie

    Wenn man an Berufspendler denkt, die jeden Tag ettliche Kilometer fahren müssen, um Arbeiten zu dürfen, dann sieht die Sache anders aus. Andere sind als Verkäufer unterwegs und haben viele Termine in der Woche, da fallen schnell mal 40-60.000 km im Jahr an, je nachdem welche Brance. Diejenigen bezahlen ebenso ihre Steuern und das einzige was sie erwarten sind annehmbare Straßen, wo man kein Lenkrad krampfhaft festhalten muss, weil der Belag das zeitliche gesegnet hat.


    Ist das Anspruchsdenken hier zu hoch? Warum ziehen Berufspendler nicht an ihren Arbeitsplatz? Warum müssen Verkäufer viel Auto fahren? Warum fahren sie nicht mit der Bahn? Warum nutzen sie keine Videokonferenzen? Warum gibt es "just in time" anstatt vernünftige Lagerkapazität vorzuhalten?


    Zitat von spookie

    Würden sie es so einfach machen wie in A oder CH, dann wäre das sinnvoll. Eine Plakette, ein fester Preis, ein Jahr Ruhe. Fertig.


    Weil es ungerecht wäre.


    Grüße


    Jörg

  • Hallo Jörg,


    viele Punkte Deiner Ausführungen kann ich nachvollziehen, jedoch nicht alle.

    Ist das Anspruchsdenken hier zu hoch? Warum ziehen Berufspendler nicht an ihren Arbeitsplatz?

    Wenn Berufstätige aus einem Haushalt an verschiedenen Orten tätig sind, würde es höchstens teilweise helfen, einen Umzug an einen zentralen Ort in Erwägung zu ziehen. Pendler bleiben auch dann Pendler.

    Warum müssen Verkäufer viel Auto fahren? Warum fahren sie nicht mit der Bahn? Warum nutzen sie keine Videokonferenzen?

    Wenn ich zu diesen Argumenten mal von meiner Person ausgehen darf, funktioniert das so nicht. Als "Versicherungsonkel" besuche ich überwiegend Privatkunden und die auch zum Großteil in den Nachmittags- oder Abendstunden. Die Adressen sind überwiegend ländlich, wo schon am Tage kaum ein öffentliches Verkehrsmittel fährt, zudem die Nutzung wenig effektiv wäre, da der Zeitaufwand ungleich höher wäre, sodass weniger Besuchstermine machbar wären.
    Man mag es jetzt als Einzelschicksal werten, nur befinde ich mich sicherlich nicht allein in dieser Situation.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Michael,


    darauf wollte ich mit meiner Argumentation hinaus: "es funktioniert einfach nicht". Das ist auch die Antwort auf Spookies Fragen warum geschieht dies nicht, warum geschieht das nicht.


    Und bitte meine Beiträge nicht falsch verstehen, ich nehme ganz gezielt den Gegenpart ein und argumentiere bewußt einseitig.


    Gruß Jörg

  • jof
    Am Wochenende bin ich von 3 Uhr morgens bis spät nachts unterwegs, je nach Aufträgen. Aber das liegt alleine an den Kunden, wann und wo man fahren kann. Der normale Arbeitnehmer fährt nunmal morgens zur Arbeit und Spätnachmittag wieder nach Hause. Dafür kann der Arbeitnehmer nichts, er muss/will ja arbeiten. Und nicht jeder mag Schichtarbeit, egal in welchem Gewerbe.


    Schonmal daran gedacht, dass gerade in Ballungsräumen die Preise für Wohnungen wesentlich höher sind? Als Beispiel meine Gegend: Autobahn, Flughafen, Messegelände, vor den Toren Stuttgarts. Da ist es klar, dass sehr viele Menschen aus dem Umland in die City rein müssen, weil die Preise hier in der Gegend mal eben 1/3 höher sind. Das sind klare Argumente aussen vor zu bleiben, wenn eine Wohnung 2-300 Euro mehr im Monat kostet und das ganze mit einem sparsamen Wagen besser zu bewerkstelligen ist. Dass dafür die Freizeit draufgeht auf der Straße nehmen die Pendler zwangsweise in kauf. Letztendlich geht es um eine Kostensenkung. Zudem gibt es viele Pendler, die einfach nicht von ihrer gewohnten Wohngegend weg wollen, weil dort Familie und Freunde leben und ihnen das einfach wichtiger ist. Und sei es nur die Oma, die mal auf die Kinder aufpassen kann. Hier alle über einen Kamm zu scheren und zu fragen, warum sie nicht in die Städte ziehen ist schon sehr gewagt.


    Unserer Verkäufer hier sind wenn es hochkommt Montag und Freitag da für Kundenaquise am Telefon oder Recherche. Die anderen Tage sind sie auf der Straße, um ausgemachte Termine abzuarbeiten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es Termine in München, Nürnberg, Essen oder Kiel sind. Ab und an rentiert sich die Zeitersparnis, um das Flugzeug zu nehmen. Die Bahn ist eine totale Katastrophe und nicht nutzbar für Verkäufer dieser Art, weil sie zu unflexibel und unberechenbar ist. Das Auto steht bereit und fährt, man ist flexibel, um auch an weiter entfernten Orten mehrere Termine wahrzunehmen mit Übernachtung. Rechnet man das durch ist schnelll klar, dass Flug und Mietwagen teurer ist als der Firmen TDI.
    Weiter gehts mit Aussendienstlern, die Kunden abklappern, die vom Großhändler beliefert wurden. Diese sind jeden Tag viele Kilometer unterwegs und müssen bei Problemen auch ihren "Fahrplan" mit dem Auto schnell umwerfen können, wenn es irgendwo Komplikationen gab und der Innendienstler nicht genug ausrichten kann. Versuch dann mal ein Bahn Ticket zu bekommen, was bezahlbar ist und nicht hoch-unflexibel. Auch hier scheinst Du keine wirklichen Erfahrungen zu haben.


    Da Du sagst ich verstehe Deine Argumentation nicht, obwohl Du hier 3 Zitate zusammenfasst belasse ich es dabei, es hat keinen Sinn. Du hast ohnehin schon selbst angemerkt, dass Du es nur einseitig sehen willst und die Scheuklappen nicht abnehmen. Jeder hat seine eigene Einstellung und vertritt diese mehr oder weniger stark. Belassen wir es nun dabei.

    • Offizieller Beitrag

    Na klar. Statistisch gesehen beträgt die Lebenserwartung von Männern 75,96 Jahre. Zum Glück hat sich mein Vater nicht dran gehalten und wird im August 84. Und leider hilft die Statistik auch nicht unserer Nachbarin, deren Sohn wurde nämlich im Alter von 11 Jahren von einem Auto überfahren.


    Die Statistik ist richtig, daraus aber den Schluss zu ziehen "Männer werden nur 76 Jahre alt" ist falsch. Auf das Argument, "dass ein Straßenbelag in Deutschland nur höchstens 12 Jahre hält" bin ich ja bereits eingegangen. Vielleicht liegt auch ein Missverständnis vor, und der Städteplaner redet von der in der Regel nur 4cm starken Deckschicht (früher auch "Verschleißschicht" genannt).


    Ein erneuern oder Sanieren der Fahrbahndeckschicht gehört zu den Unterhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten, also den "Wartungsarbeiten". Je nach (Verkehrs-)Belastung wird diese nach 10...15 Jahren erneuert. Der gesamte Straßenkörper ("Oberbau") hält aber deutlich länger.


    Gruß Jörg