Wagenheberaufnahme nach Rostbehandlung: Fluidfilm AS-R, Mike Sanders oder etwas anderes?

  • Hallo zusammen,

    in zwei der vier Wagenheberaufnahmen meines w202 (Vormopf) habe ich minimal Rost gefunden. Diesen werde ich entfernen und überlege wie die Wagenheberaufnahmen nachbehandle. Hier im Forum wird ja öfter Fluidfilm AS-R empfohlen. Im Unterforum "Rostvorsorge und Rostbekämpfung" ist ein Beitrag mit interessanten Links zum Thema Rost angepinnt. Dort ist ein Beitrag verlinkt, in dem steht, das Fluidfilm Türgummis, Fenstergummis und Unterbodenstopfen angreift bzw. diese aufquellen lässt. Hat da jemand Erfahrung mit gemacht? Könnte das mit dem "Stopfen"/ der runden Plastikabdeckung der Wagenheberaufnahme reagieren? Und wenn ja, was wäre eine gute Alternative (z.B. Mike Sanders)?

    Danke und vG

  • stef4n :

    Türgummis

    Wenn du damit die umlaufende Türdichtung meinst: Ja, die quillt durch FF auf und verliert ihre Form. Habe ich bei mir leider schon erlebt, weil ich aus versehen FF dort verarbeitet habe.


    Fenstergummis

    Habe dort kein FF verarbeitet, sondern Wachs.


    Unterbodenstopfen

    Manche sind aus Plastik, an denen passiert nichts.

    Die anderen sind aus Gummi. Manche von denen quellen auf und verlieren ihre Formstabilität. Das sind wahrscheinlich die, welche mehr aus Kautschuk bestehen. Von aussen ist das sehr schwer zu erkennen.

  • Ah prima, dann betrifft das nur weiche Kunststoffe. Die Stopfen an den Wagenheberaufnahmen sind aus hartem Plastik. Dann sollte das passen mit dem Fluidfilm.

  • Moin,

    ich habe mir vor Jahren schon eine Druckbecherpistole gekauft und verarbeite damit die etwas dickflüssigeren Produkte der Firma Hoth.

    Das zähfließende NAS habe ich auf der Elektroplatte in Topf erhitzt (60 bis 80°C) und dann in die mit Knackfolie umwickelte Druckbecherpistole gefüllt.

    Ein 98er Polo bekam 2013 eine Hohlraumbehandlung und alle sichtbaren (Kotflügel-) Schrauben sowie der Schlossträger und die Holme unter der Motorhaube wurden eingesprüht. Er hat einige Wochen sehr penetrant nach Schaf gerochen. Der Wagen ist schwarz, wird im Sommer sehr warm und von uns äußerst selten gewaschen. An eigentlich unauffälligen Blechverbindungen (Stoß mit Punktschweißung) z. B. im Schweller unter der Tür tritt dann etwas Lanolin aus, das durch den gebundenen Staub sichtbar wird. Ich vermute, ohne die damalige Behandlung wäre der Schweller genau an diesen Stellen jetzt (erwartbar) durchgerostet.


    Das NAS hat unter der Motorhaube an den Kotflügelbefestigungspunkten über die Jahre Schmutz gebunden, wurde zu einer relativ festen Schicht. Unansehnlich, aber rostfrei.

    Als einzige Folge hat eine Moosgummidichtung, die quer auf dem Schlossträger lag auf das NAS reagiert, sie wurde weich und unbrauchbar. Bei den Plastikstopfen würde ich Lanolin als Pflegemittel einstufen, Dreck lässt sich gut abwischen.


    Mein 202 hat 2015 zunächst eine Falzbehandlung mit dem dünnflüssigen Liquid A bekommen.

    Das Liquid A habe ich mit dem Pinsel mehrfach auf Falze im Innenraum / Kofferaum aufgetragen und dann mit Backpapier abgedeckt. Einige Wochen danach hat der 202 dann eine Hohlraumbehandlung mit dem bei Normaltemperatur steifen AR bekommen.

    Auch die Türinnenseiten sind mit erhitztem AR aus der Druckbecherpistole besprüht. An den Türdichtungen ist kein AR, Mossgummi würde ich auch ggf. vor Sprüharbeiten abkleben und nach der Arbeit mit warmem Seifenwasser reinigen. Meine Türdichtungen sind mit Talkumpuder eingebaut worden.. Das ist billig und funktioniert gut als Gleit- und Pflegemittel.


    Das Backpapier ist heute noch unter den Verkleidungen unter Rückbank und im Kofferraum. Es hat das Einziehen des Lanolins in die Teppiche oder Schaumstoffe verhindert.

    Am 202 hat kein Material auf AR reagiert. Es hat aber einige Monate nach Schaf gerochen.


    AR sieht aus wie Fett und wird mit dem Spachtel aus dem Eimer geholt. Im Topf auf der Elektroplatte darf die Energie nicht zu hoch sein und es muss am Beginn ständig durchgerührt werden, die Wärmeleitfähig ist gering und ohne Aufmerksamkeit wird partiell überhitzt. Zu heiß gewordenes AR gast aus und verändert sich.


    Bei der Hohlraumbehandlung läuft es kräftig aus jeder Öffnung. Eine Auffangrinne und / oder viele Gefäße sind erforderlich. Die aufgefangenen Reste können zusammengekratzt und erhitz durch ein feines Sieb gegossen werden.

    Die gewonnene Masse lässt sich für Schrauben oder als direkte Pinselung einsetzen, auch für den Handsprüher an der Druckbecherpistole habe ich schon Reste verwertet. Nur die fein geschlitzte Hohlraumsonde verträgt keine Partikel, daher muss die Druckbecherpistole selbst sauber sein und reines AR enthalten.


    Es ist auch eine gute Idee, vor dem Einsatz der Druckbecherpistole den gesamten Arbeitsbereich mit Wegwerffolie auszulegen. Kleine Pfützen erkaltetes AR schleppt man über das Schuhwerk überall hin.


    Atemschutz ist ein muss, es entsteht viel Sprühnebel.

    Wegen des z. B. aus den Schwellern austretenden Sprühnebels sollte man auch die Inneneinrichtung vorher gut einpacken, beim 202 auch die Gurtaufroller schützen. Am Besten alles was geht vorher ausbauen.


    Für die Haut ist Lanolin kein Problem und soll AR wieder weg hilft warmes Seifenwasser, kein Verdünner erforderlich.


    Im Winter funktioniert das Arbeiten mit den Produkten nicht gut, wenn möglich sollte man in den Sommer verschieben.


    An einem Sprinter habe ich vor einigen Jahren um die Frontscheibe herum partiell sandgestrahlt.

    Nach dem gründlichen putzen mit Verdünner, grundieren und etlichen Schichten Brontho 3in1 und zwei Wochen Durchhärtung habe ich die alte Umlaufdichtung in ein Bett aus AR wieder eingedrückt. Ohne das AR hätte ich ein Gleitmittel gebraucht, sonst wäre die neue Farbe von der widerspenstigen Dichtung wieder weggeschoben worden. Die Nut um die Frontscheibe ist nach Jahren noch immer rostfrei und die (Kunststoff-) Dichtung hat sich nicht verändert.


    Wenn an meinen Fahrzeugen geschraubt wird reinige ich die Schrauben und setze sie mit GelBN wieder ein. Das ist eingedicktes Lanolin, gibt es z. B. beim Korrosionsschutzdepot. Ersatzweise kann man auch gut die gerinigten Reste AR (oder ein wenig in eine Dose abgefülltes AR) dazu benutzen.

    Den Eimer AR sollte man auch von außen sauber halten und immer gut verschließen, da darf kein Dreck rein. Vorrat für Pinselarbeiten lieber abfüllen.

    Die gute Lösbarkeit und der insgesamt gute Zustand der Schraubstellen ist eine Freude, wenn man da nach Jahren wieder ran muss.


    Einziger Wermutstropfen:

    Bei allen Arbeiten ist ein Lappen zum wiederholten Abputzen des verschmutzten Lanolins von den Teilen, den Fingern und dem Werkzeug erforderlich.


    Es gibt auch No-Gos:

    Die Gummilager am Stabi funktionieren z. B. durch die Verdrehung im Gummi selbst, nicht als Gleitlager zwischen Metall und Gummi. Da darf bei der Montage kein Lanolin an die Berührungsflächen der Schellen oder des Stabistabes kommen und wegen der guten Kriechfähigkeit würde ich diese Bereiche auch nicht mit Lanolinprodukten einsprühen.


    Eine noch nicht geklärte Auffälligkeit gibt es bei mir allerdings:

    Ich nutze seit Jahrzehnten einen Satz Schraubendreher von Wera mit dem Kraftform-Griff. Diese haben andersfarbige Pads aus weichere, griffigem Material in dem ansonsten harten Griff. Es fiel sofort auf, das Lanolin auf diesen (bei meinem Satz gelben) Pads eine Art Reinigungswirkung zeigt, Schmutz lässt sich mit einem Lappen abwischen, der Lappen wird aber auch etwas gelb. Nach häufiger Nutzung wird das Material aber tatsächlich weniger, bei zwei meist genutzten Schraubendrehern sind die bunten Teile heute deutlich tiefer. (aber wie geschrieben, die Schraubendreher sind etwa 40 Jahre alt)


    Gruß

    Pendlerrad