OM646 Kettenspanner tauschen

    Moin moin,


    an meinem OM646 tickert beim Kaltstart etwas für etwa 30 sekunden und wird dann immer leiser.

    Die freie Werkstatt um die Ecke sagt es kommt aus dem Steuerkettengehäuse und die Kette muss neu. Kostet hier in Norwegen etwa 3000€. Und es käme wohl definitiv nicht vom Kettenspanner.

    Ich habe zwei alte Mechaniker in meiner Heimatstadt dazu konsultiert, diese meinten sie hätten noch nie gehört dass sich eine Duplexkette längt, und ich soll einfach mal den Kettenspanner tauschen.

    Zwischenzeitlich war ich noch bei Mercedes um das genau diagnostizieren zu lassen. Bei den Preisen hätte ich das Auto nämlich nach Rostock runter gefahren und die Kette dort tauschen lassen wenn das nötig gewesen wäre. Da wollte ich aber 100% sicher gehen bevor ich das mache. Die haben gesagt das Geräusch käme vom Anlasser.

    Also werde ich jetzt einfach beides tauschen ^^


    Problem: jeder sagt was anderes
    1. Motor am Torsionsdämpfer auf 40° Markierung drehen (ja?)

    2. Alten spanner raus

    3. Neuen spanner rein - muss ich bei dem Motor den Kettenspanner vor dem Einbau zerlegen, oder soll ich den einfach so einbauen wie er ist?

    4. hinten am Motor ist wohl eine Torx-Schraube mit der man die Nockenwelle gegenhalten soll während man den Motor in Drehrichtung mit 70Nm anzieht

    5. Motor 1/4 Umdrehung in Drehrichtung zurückdrehen damit der Spanner rastet


    Macht das sinn, ist das korrekt oder geht es ganz anders?

    Es wäre viellecht besser ich lasse das eine Werkstatt machen, aber so lernt man wieder nichts neues dazu. Würde das gerne selbst machen, wo ich den Wagen eh schon wegen des Anlassers auf der Bühne habe.


    Würde mich über ein paar Tipps sehr freuen.

    Beste Grüße

    Patrick

    wie lässt sich das beschriebene Geräusch laut Mercedes-Werkstatt auf den Anlasser zurückführen?

    Für mich klingt das nach Blödsinn.

    Details zum Kettenspanner such ich Dir nur mit FIN raus.

    Gruß

    Pendlerrad

    Ich finde auch dass das nach Unsinn klingt.

    Die meinten im Anlasser ist der "Magnetunterbrecher" (meine Norwegisch-zu-Autoteiledeutsch-Kenntnisse geben nicht mehr her) kaputt und der Motor schleift den bei Kälte eine Weile mit, und dadurch kommt das Geräusch.

    Ob das Sinn macht weiss ich nicht, habe es aber einfach mal runtergeschluckt wenn mir das Mercedes sogar schriftlich gibt...


    Ich hätte die Fahrgestellnummer: WDD2042071F388283

    Schlüsselnummern gibt es hier so nicht.


    Wäre sehr verbunden um ein paar Infos und deine Einschätzung :)

    Hallo,

    das beschriebene Geräusch kann auch von einem Hydrostößel stammen, eine akustische Lokalisierung kann täuschen.

    Hydrostößel lassen sich erst nach Abbau der Zylinderkopfhaube prüfen, dazu müssen u. a. die Injektoren ausgebaut werden.

    Das ist viel Aufwand.

    Die Prüfung geschieht dann mit einfachen Mitteln, man stellt die Nockenwelle durch Kurbelwellendrehung in Betriebsrichtung jeweils so, das ein Hydrostößel mit dem Grundkreis am Nocken anliegt. Wenn der Stößel schon jetzt Spiel am Nocken zeigt ist er defekt. Dann drückt man den Stößel mit einem weichen Stift (Alu, Messing, Hartholz) mit der Hand nach unten. Erst bei starkem Druck öffnet ein Ventil und der Stößel gibt nach. Der Vergleich mit anderen Stößeln zeigt, ob einer zu früh nachgibt.



    Hier ein paar Teilenummern

    Kettenspanner A640 050 10 11

    Dichtring A611 997 00 44, bei neuem Spanner meist dabei

    Duplexkette A003 997 75 94 (= D67HP-7 mit 110 Gliedern, Bolzen 4,44 mm, IWIS-Art. Nr 50027042)

    Gleitschiene im Zylinderkopf A611 052 03 16

    Gleitschiene am Spanner, Spannschiene A611 052 00 16

    Gleitschiene am Kurbelgehäuse A611 052 04 16


    Dieser Kettenspanner hat die übliche Feder, einen Kolben zur Unterstützung durch Öldruck, aber keine innere Rastung gegen zurückdrücken. Dieser Kettenspanner muss nicht zerlegt und nach dem Einbau auch nicht entriegelt werden. Der Austausch geschieht bei Kurbelwellenstellung Zünd-OT 1. Zylinder. Anzugsmoment 80 Nm (Aludichtring, nach meiner Erfahrung benötigt man hier nicht unbedingt einen Drehmomentschlüssel)


    Selbstverständlich längt sich auch eine Duplexkette im Betrieb, die Glieder bewegen sich in den Gelenken.

    Auch die Kettenräder laufen ein, die Zahngründe können dadurch etwas tiefer werden.

    Die Duplexkette kann aber bei qualitativ hochwertigem Öl, Einhaltung der Wechselintervalle und ruhigem Motorbetrieb vermutlich auch 500.000km problemlos laufen.


    Gruß

    Pendlerrad

    Vielen Dank für die qualifizierte Einschätzung.


    Das stellt mich vor eine Herausforderung mit der ich nicht gerechnet hatte.


    Jetzt habe ich Anlasser und Kettenspanner schon da. Soll ich versuchen die erst mal zu machen oder hältst du beides für unwahrscheinliche Quellen für das Geräusch?

    Ein Fehler am Magnetschalter oder Ausrückschnecke des Starterzahnrads kann trotzdem vorliegen, das Geräusch ist aber anders, eher ein zusätzliches, etwas häßliches Mitlaufen wie ein Akkuschrauber. Hier hilft Zerlegung und Reinigung mit neuer Schmierung an den beweglichen Teilen.


    Ich würde beide Teile neu einbauen und dann den alten Starter in Ruhe auseinandernehmen, Länge der Kohlen kontrollieren und ggf. auch erneuern, gibt ein gutes Ersatzteil für später.

    Wie viel km hat der OM646?

    hmm ok, das klingt eher nicht danach.

    Das Geräusch klingt eigentlich auch nicht wie man von der Steuerkette erwarten würde, es scheppert nicht so. Es klingt eher als würde man eine Metallkette über eine Tischkante ziehen. Ein recht hohes Klickergeräusch. Schwer näher zu beschreiben natürlich.


    Der Anlasser gibt beim Start aber ein Heulgeräusch von sich. Daher habe ich die Anlasser Theorie gerne glauben wollen.

    Aber der muss dann ja eh mal neu.


    Der Motor hat jetzt etwa 340.000km runter.

    ich vermute, Helix meint das Füllen des Kettenspanners vor dem Einbau, dadurch wird eine möglichst frühzeitige Unterstützung der Spannerfunktion durch den Öldruck ermöglicht.

    Dazu wird der neue Spanner mit dem Druckbolzen nach unten in eine Dose gestellt und diese bis über den Sechskant mit Öl gefüllt. Dann wird der Spanner mit einer Presse oder Standbohrmaschine 7-10 mal langsam bis zum Anschlag zusammengedrückt. Er nimmt beim Zurückfedern des Spannbolzens Öl auf und darf sich am Ende nur ganz langsam und gleichmäßig unter großer Kraftanstrengung zusammendrücken lassen.

    Die Einbaubeschreibung dazu findet sich bei älteren Kettenspannern gleicher Bauart (z. B. für den OM601), bei den neueren Beschreibungen wird der Schritt nicht mehr erwähnt. Ich würde das auch bei neueren Kettenspannern ohne Rückdrucksicherung / Ratsche machen, es schützt vor unangenehmen Überraschungen durch Kettenspringen beim ersten Start.