Moin,
da der Markt an guten W202 generell, aber auch mit dem Turbodiesel Motor sehr dünn ist, halte ich immer mal wieder Ausschau, weils mich interessiert, aber auch weil ich bei guten Angeboten nur schwer widerstehen kann.
So kam es, dass ich abends auf einen Wagen in den Niederlanden stieß.
Schöne Farbe (Frauchen mag das Rot des derzeitigen Wagens nicht so).
Gute Ausstattung (Niveauregulierung, sehr praktisch da ich öfters mit Anhänger oder Beladung fahre) und ein guter Preis.
Nach kurzer abendlicher Diskussion mit Frauchen, ob wann und wie wir da hin kommen wollten, kamen wir zum Schluss dass der folgende Tag am besten wäre. Also schnell in die Heia, der morgige Tag würde lang werden.
Früh am nächsten Morgen, Anhänger hinter den roten Turbodiesel, mein Mädel eingepackt und auf bis nach Meppen und darüber hinaus. Kurz noch über die Corona-Regeln informiert und festgestellt, dass ich da in der kürze der Zeit überhaupt nicht durchsteige.
Auf der Hinfahrt lief alles gut, dauerte natürlich seine Zeit, mit nem Hänger hinter. Immerhin mit 100 Km/h-Zulassung, die man im unbeladenen Zustand auch gefahrlos voll ausnutzen kann.
An der Grenze angekommen, keinerlei Kontrollen wie evtl aufgrund von Corona befürchtet. Ob wir hinter der Grenze Internet haben würden, war nicht ganz klar, hatten wir auch keine Zeit gehabt das in Erfahrung zu bringen. War auch nicht so wichtig, stand der Wagen doch nur wenige Km hinter der Grenze.
Beim Händler angekommen, waren wir erstmal erstaunt, es war ein großes Autohaus, keiner der Mitarbeiter trug jedoch eine Maske. Wir wurden sogar direkt aufgefordert, unsere eigenen abzusetzen. Nach einigen Verständigungsproblemen und Gestikuliererei, gab es zum Glück einen Mitarbeiter, der gut Deutsch sprach. Er geleitete uns zum Wagen, den wir uns in Ruhe anschauten. Auf dem Tacho standen 280.000, also in etwa so viel wie beim Roten. Der Zustand war gut, auch was den Rost betrifft. Das war nicht nur Glück, denn ich hatte mir vorher Fotos von den gefährlichen Stellen zusenden lassen.
Eine fiese Durchrostung hatte er leider dennoch, auf der Fahrerseite kurz hinter der Stoßstange. Zum Glück weit genug weg vom Federbeindom.
Kurze Probefahrt gemacht, ganz gut, aber auwei, das Lenkrad schlackerte ganz schön. Ich bemerkte auch, dass der Reifendruck viel zu niedrig sein musste.
Der Scheinwischer wischt manchmal ohne Grund, der Motor vibrierte im Leerlauf für meinen Geschmack ein wenig zu stark. Aber was solls, ist ja der unzerstörbare om605. Das Getriebe schaltete wirklich butterweich (Das war der Zeitpunkt an dem ich mir sicher wurde, dass der rote dringend mal einen Getriebeölwechsel braucht...).
Kurz noch etwas verhandelt und gefragt, ob der Wagen auch auf eigener Achse überführbar wäre, schließlich hatte er NL-Tüv. Der Kollege sagte mir, dass Kurzzeitkennzeichen etwa 150 € kosten würden. Da wir den Anhänger dabei hatten, lehnten wir dankend ab.
Dann der Papierkram, in der Zwischenzeit gabs nen Kaffee, und ich konnte einen s203 Amg im Verkaufsraum bewundern.
Der Kollege, der den Kaufvertrag machte, verachwand zwischenzeitlich vom Verkaufstisch und kam dann mit weissen Pappkennzeichen wieder. Wie jetzt, wollten wir doch nicht?!
Er erklärte, dass er leider den falschen Button am Pc gedrückt hatte, und die Kennzeichen nun auf seine Kappe gingen.
Gut, auch nicht schlecht, dann würde die Rückfahrt etwas schneller gehen.
Pappkennzeichen am blauen Neuzugang befestigt und auf nach Hause.
noch kurz zur Tanke in NL, um den Reifendruck zu prüfen und zu tanken, damit wir bis nach Hause kommen.
An der Tanke dann, auweia! Die Reifen des blauen waren wirklich ziemlich schlecht befüllt, teilweise nur knapp über 1 Bar Druck. Gut für uns, denn immerhin war das Lenkradschlackern dadurch direkt behoben. Nun noch den Weg zurück zur Grenze finden, denn leider hatten unsere Mobilfunkverträge kein Datenvolumen im Ausland. Frau fährt im blauen Neuzugang vor, Zack direkt falsch abgebogen. Immerhin die richtige Straße, leider die falsche Richtung, also weiter nach Holland rein. An der nächsten Ausfahrt raus und umgedreht.
An der Grenze dann, stand an der Seite die Bundespolizei. Oh je, denn blöderweise konnten wir das Pappkennzeichen hinten mangels Halter beim gekauften Fz. nicht befestigen.
Wir waren schon weit an der Polizei vorbei, ich hatte im Rückspiegel versucht zu erahnen ob sie uns folgen würden, was nicht danach aussah. Pustekuchen.
Da kamen Sie, und setzten sich vor das Auto, was zu diesem Zeitpunkt meine Freundin fuhr. Nach gefühlter Ewigkeit kam endlich eine Ausfahrt, zu der die Polizei uns geleitete.
Nachdem wir nach Waffen und Drogen gefragt wurden und das Dilemma mit dem Kennzeichen geklärt war, fragte mich der Polizist, ob sich das ernsthaft lohnen würde so ein altes Auto extra aus Holland zu holen. Ich sagte ihm, dass ich da halt ne Macke hätte. Den abgelaufenen Tüv an meinem Anhänger hatten sie zum Glück nicht bemerkt, oder es interessierte sie nicht. Da fuhren sie weg, und wir auch. Hatten ja schließlich noch über 300 Km vor uns. Mitten in der Nacht kamen wir ohne weitere Zwischenfälle gut zu Hause an. So werden wir uns wohl bald von dem roten trennen, schade haben wir ihn doch wirklich lieb gewonnen. Was wir da schon alles drin transportiert hatten..Zwei elektrische Lattenroste bei geschlossener Heckklappe und nicht gerade ergonomischer Sitzposition...aber ich hör jetzt auf.
Was ich noch interessant fand, ist dass der Wagen den SA-Code 019 besitzt, welcher bedeutet: Praxistestfzge, Vorführfzge.
LG Julian
Hier sind Bilder: