An alle T-Modell-Fahrer!!!

Tachchen,
auch ich gehöre zu der Gruppe der Lieferwagenfahrer. Es erwischte mich 2011, als mein 3er Golf Kombi mir unter dem Hintern wegrostete und ich einen Ersatz brauchte.
Eigentlich erwischte mich es schon 1997, als ich als Jüngling in Stuttgart-Untertürkheim wie jeden Sommer als Ferienjobber bei Mercedes arbeitete. Da stand er auf einmal vor mir: Ein C240 T in brilliantsilbermetallic. Und ich dachte "Boah, cool... ein V6, aber einer mit moderatem Verbrauch" (Gut, zumindest für damalige Verhältnisse). Aber als Schüler konnte ich ihn mir einfach nicht leisten. Geld war zwar vorhanden, reichte aber nur für einen Golf Kombi mit putzigem 75-PS-Motörchen. Daß dieser mich 14 Jahre lang begleiten würde, war mir damals noch nicht so bewußt. Nach der Schule kam die Ausbildung, in der man kaum Geld hat, dann das Studium, in dem man noch weniger Geld hat, so daß der Traum vom C240 T irgendwann verbleichte und aus dem Gedächtnis verschwand.
Bis eben zu dem Tag im Jahre 2011, an dem der Golf innerhalb von 6 Monaten vier Reparaturen benötigte, das Bestehen des nächsten TÜV-Termins aufgrund eines beinahe durchgerosteten Unterbodens eher fraglich war, ich die Faxen ohnehin dicke hatte und mich auf die Suche nach einem neuen fahrbaren Untersatz begab. Natürlich mußte es ein Mercedes sein, schließlich war ja auch das Studium vorbei, so daß es finanziell nicht mehr so knapp war und ich schließlich aus einer Art "Mercedes-Familie" kam, in der Papa bei Mercedes arbeitete und Opa ebenfalls. Aber irgendwie stieß ich nur auf abgewrackte Kutschen. Bis mein Vater mich anrief und meinte "Du, da isch ein Händler in Remseck, der hat einen C240 Kombi... willsch den net mal anschauen?". Am nächsten Tag bin ich gleich hingebraust, sah einen nahezu rostfreien (kleine Roststelle an der Fahrertür und eine am Heckdeckel - typisch halt) C240 T von Februar 1998 mit gerade mal schlappen 102000 km vor mir und es war um mich geschehen... die Erinnerung an 1997 kam zurück und ich dachte "Jo, geht, man muß einfach nur Geduld haben". Die Probefahrt hat mich vollends überzeugt (dieses sanfte V6-Brabbeln... hach, wie schön) und so schlappte ich am nächsten Tag hin, legte das Geld auf den Tresen und sagte "Meins"
Tja, seither habe ich ihn nun: C240 T mit mittlerweile 176000 km, 170 Pferdchen, 5-Gang-Automatik, Elegance-Paket, Sitzheizung, Schiebedach (ist einfach Pflicht bei mir, ich liebe es in lauen Sommernächten mit offenem Schiebedach zu fahren), blauer Innenausstattung und original Mercedes-Radio mit Kassettendeck). Die Sitze sind wie neu (als ich ihn kaufte, waren original Schonbezüge drauf... die haben aber mittlerweile dermaßen gestunken, daß ich sie entsorgt habe) und der Innenraum an sich ist auch so gut wie überhaupt nicht abgenutzt.
Ja, Rostprobleme hat er. Ich habe neulich zum zweiten Mal eine Art Entrostung durchgeführt. Also alle Roststellen an der Karosserie mit Bürste bearbeitet, dann Pelox Rostentferner drauf, nach ein paar Behandlungen gespachtelt und drüberlackiert. Da ich jetzt kein Lackierer bin, sieht man es natürlich, daß da manche Stellen heller sind als der Rest, aber mir geht es in erster Linie um den Erhalt, soweit es geht. Eventuell muß ich wohl in zwei oder drei Jahren die Fahrertür und den Heckdeckel ersetzen, da diese schon Rostlöcher hatten, die ich zuspachteln mußte, außer ich finde einen fähigen Schweißer, der mir da mal frisches Blech einsetzt, aber das wird sich noch zeigen.
Was mich an dem Wagen begeistert: Die Zuverlässigkeit. Meine Kollegen haben relativ neue Autos, die viel mehr rumzicken und viel mehr an Reparaturkosten verschlingen als mein alter Silberpfeil. Einmal war bei mir der Gaspedalsensor defekt, was aber nicht so wild war, da ich es noch selber bis zur Werkstatt schaffte. Ein anderes Mal versagte mir im Urlaub in Kalabrien die Benzinpumpe, was aber nicht so schlimm war, da es noch am Morgen am Hotel geschah und nicht irgendwo in der Pampa. Beim letzten Mal im Juni dachte ich aber schon, daß ich mich langsam von dem Wagen trennen müsste, da mir auf der Heimfahrt aus einem Urlaub in Lindau der Keilrippenriemen riss, weil der Riemenspanner einfach zerbröselte, noch die Riemenscheibe beschädigte, die ich letztes Jahr erst ersetzen ließ und dabei insgesamt eine Rechnung von ca. 800 Euro zustandekam. Schnaubend fuhr ich dann von Lindau mit einem Mietwagen nach Hause auf die Ostalb, während ich meinen Kleinen dort in einer Werkstatt lassen musste. Eine Woche später holte ich ihn ab, immer noch mit dem Gedanken mich langsam von ihm trennen zu müssen. Aber: Manchmal gibt es keine Zufälle, sondern vorherbestimmte Ereignisse. Als ich beim Werkstattmeister saß, fing er auf einmal an mit "Übrigens... ich hab mir mal Ihren Wagen von unten angesehen... der sieht ja noch tip-top aus, so gut wie kein Rost da unten, was für die Baureihe sehr außergewöhnlich ist... also wenn Sie den weiterhin so pflegen und ihn ein bißchen an den Wagenheberaufnahmen schweißen lassen, wird er noch ewig halten. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Behalten Sie ihn so lange es geht, solche qualitativ hochwertige Autos werden heute nicht mehr hergestellt... höchstens noch von Toyota, aber die deutschen Premium-Hersteller können Sie mittlerweile vergessen". Ich sah ihn verdutzt an, fragte noch "Ja, aber von wegen qualitativ hochwertig und dann der Rost...?", woraufhin er nur meinte "Ja, Rost ist das Problem, aber eher an der Karosserie, die tragenden Teile sind eher weniger betroffen, bis auf die Federbeinaufnahmen, die aber auch noch sehr gut aussehen. Entrosten Sie ihn an der Karosserie einfach weiter wie bisher, dann passt das schon. Die Technik, die da drin steckt, ist hingegen mal richtig zuverlässig". Womit er ja irgendwie Recht hat - ich hab verdammt selten einen W202 am Straßenrand mit Warnblinklicht gesehen. VW Passat Baureihe B6 hingegen schon sehr oft...
Na ja, ich nahm mir seine Aussage zu Herzen und beschloss ihn dann doch nicht zu verkaufen um ihn dann gegen einen W204, der weniger Rostprobleme hat, einzutauschen. Ehrlich gesagt: Ich will kein neueres Auto, mir geht dieser ganze Bordcomputer-Mist auf den Senkel. Ich möchte nicht, daß mir mein Auto dauernd was vorjammert von wegen "Ich hab zu wenig Luft in den Reifen" oder "Mein Wischwasserstand ist viel zu niedrig". Dafür bin ich nämlich selbst verantwortlich, ich schaue sowieso öfters danach. Mir reicht es schon, daß er mir sagt "Alter, Inspektion ist fällig". Gut, für das Wischwasser gibt es auch ein Warnlämpchen. Das toleriere ich ja noch. Aber wenn ich erst mal auf einem Display irgenwelche Meldungen wegklicken muß, bekomme ich miese Laune...
Na ja, viel Geschwafel, aber eine Aussage: Ich liebe meinen kleinen Lieferwagen. Der durfte auch schon alles mögliche transportieren. Ich finde es angenehm, daß ich einfach nur den Heckdeckel öffne, viel reinwerfen kann und der Heckdeckel dann auch wieder zu geht. Ja gut, ein bißchen mehr Ladevolumen dürfte es schon sein (Mein Golf hatte in etwa das gleiche). Aber dennoch hat es bisher gelangt.
Und das ist das Schöne an einem C-Klasse Kombi. Strahlt eine gewisse Eleganz aus (vor allem mit Elegance-Ausstattung), ist aber doch ein kleines Transportwunder
Er wird jetzt auch weiterhin gepflegt. Die vom Werkstattmeister empfohlenen Schweißreparatur habe ich durchführen lassen,vorne links und hinten rechts waren im Bereich der Wagenheberaufnahme die Schweller etwas faulig. Vorne rechts und hinten links hingegen war nix, was sogar den Karosseriebauer sehr erstaunte.
Er hat jetzt heute auch nagelneue Winterreifen bekommen.
Nun ist er knapp 19 Jahre alt. Auf die nächsten 19 Jahre

Was denn nun? Tipptopp von unten oder Durchrostungen an den WHA.
Ist ja wohl ein Widerspruch vom Feinsten.
GrusS

Zitat von Stefan M.

Was denn nun? Tipptopp von unten oder Durchrostungen an den WHA.
Ist ja wohl ein Widerspruch vom Feinsten.
GrusS

Tip-Top von unten abgesehen von zwei Wagenheberaufnahmen. Wobei das jetzt nicht mehr stimmt. Diese wurden geschweißt, also ist er wieder tip-top von unten

Hast ja Recht, es klang schon widersprüchlich. Aber für einen W202 sieht er schon gut aus. Und zwei gerostete Stellen in den Bereichen der Wagenheberaufnahmen kann man ja noch verzeihen, finde ich zumindest