Sternträger- schlimme Doppeldeutigkeit

Hallo,
hier in WI sind Schaukästen errichtet, die an Morde und Enteignung von Juden im 3. Reich erinnern.
Da findet sich auch eine Eidesstattliche Versicherung. Und in dieser steht der Satz: "... er war Jude und Sternträger...."
Ich muss sagen, dass ich den Begriff Sternträger bisher nie in dieser Bedeutung wahrgenommen hatte.


Hier sind auch viele der Stolpersteine verlegt. Das macht mich auch immer sehr betroffen. Irgendwie kennt man die ganze Geschichte des Holocaust ja ziemlich gut aus der Schule und den Medien, aber es ist dann wiederum weit weg, lange her und schwarz weiß (ja, ich weiß es klingt albern, aber Farbfilme vermitteln mir schon etwas Unmittelbareres). Wenn man dann aber wenige Schritte vom eigenen Wohnhaus entfernt sieht, dass dort Menschen abgeholt und dann ermordet wurden und das noch vom deutschen Staat, dann bekommt das eine andere Tiefe, weil es dann so unmittelbar da ist.


Insofern können wir sehr froh sein, dass wir uns hier nur über Themen wie E10, Klimawandel und Startpilot in die Haare kriegen. Das sind wirklich echte Luxussorgen.
Stefan

Kommentare 2

  • Die Stolpersteine sind m. E. - zumindest für die noch mit Hirn ausgestattete Minderheit dieses Volkes - eine grandiose Sache. Zwischen dem für unsere Generationen abstrakten weil viel zu weit von aller Vorstellungskraft entfernten Schrecken und Grauen und dem, was wir darüber hören, liegen Welten. Mal ehrlich, wer kann denn den Schrecken, die Angst und das Grauen der Opfer nachempfinden?. M.M.n. niemand, und das kann man wohl auch niemandem zum Vorwurf machen.


    Die Stolpersteine greifen sich aber nun jeweils einen kleinen Ausschnitt, der für jeden Einzelnen nachvollziehbar ist. Da ist ein Name (den man evtl. noch kennt), ein Ort (der nahe dem eigenen Heim liegt) und eine Geschichte, die auch in den wenigen Worten, die auf dem Stolperstein stehen, ihre volle Grausamkeit entfaltet. "Verhaftet und deportiert" - was hinter diesen drei Worten steckt kann wohl niemand von uns auch nur erahnen. Aber allein das, was wir davon erfassen und was durch unsere Vorstellungskraft begrenzt wird, lässt uns erschaudern, innehalten und vergegenwärtigt uns, wie gut es uns geht und relativiert die Dinge, die uns eben noch ganz wichtig erschienen.


    Ich kann Deinen Blogeintrag gut nachvollziehen, Stefan, und hoffe, dass wir auch weiterhin mit solchen Politikern gesegnet sind, die zwar inkompetenten sind und z.B. die E10-Einführung vergeigen aber auf der anderen Seite auch niemandem ein Haar krümmen. Möge es uns auch weiterhin so gut ergehen...

  • Hier in Stade gibt es diese auch..
    Gegen diese Geschichte verliert so manches an Bedeutung, aber wir sollten trotzdem nach vorn schauen


    Gruß Sven