So, da ich an diesem sonnigen Sonntag verdammt bin Dienst zu schieben habe ich mich nun mal aufgerafft meinen Erfahrungsbericht zum Selbsteinbau einer Gasanlage zu verfassen...
Hintergrund / Vorgeschichte
Der Grund für den Umbau ist schnell erzählt; fahre im Jahr 20k - 30k, hatte vor meinem Daimler auch einen Peugeot Diesel. Als ich den Wagen bekam war für mich von vorne herein klar dass ich um den Einbau einer LPG-Anlage nicht herum komme, die Spritkosten würden mir doch zu arg zusetzen.
Da einer meiner besten Freunde selbstständiger Kfz-Meister ist haben wir beschlossen den Einbau der Anlage gemeinsam anzugehen, entsprechende Kostenersparnis ergibt sich dann von selbst.
Habe mir dann über Internet-Recherche und Literatur ein bisschen Grundwissen zum Thema LPG angelesen und irgendwann begonnen die Anlage einzubauen. Habe den Einbau soweit selbst erledigt (Ausnahme Elektrik), aber immer mit dem Wissen einen Kfz-Meister mit LPG-Erfahrung und der Qualifikation GSP-Prüfungen machen zu können im Hintergrund zu haben.
Beschreibe nun im folgenden wie ich vorgegangen bin, die Reihenfolge der Arbeiten ist natürlich veränderbar.
Die Anlage
Da gab es im Grunde nicht viel zu überlegen, aufgrund der zahlreichen Erfahrungen die man überall im Netz findet kam für mich nur eine Prins oder KME in Frage, das gute Angebot für die KME hat dann im Endeffekt entschieden, so habe ich eine KME Diego G3 verbaut.
Der Tank
Das war die erste Frage; was für eine Tankgröße? Meine Entscheidung fiel auf einen 630/240/30° 60l Irene Tank, passt vom Durchmesser so gerade rein, in der Höhe musste ich ca. 5mm Kofferaum einbüßen was aber absolut vertretbar ist, beim nächstkleineren Tank (220er Höhe) wäre zu viel Platz ungenutzt.
Mein Tank hat leider nicht die Befestigungsschrauben durch die Bodenplatte in der Mitte, sondern seitlich aufgesetzte M10 Gewindehülsen, also haben wir entsprechende Flachstähle erhitzt und zu Winkeln gebogen um eine vernünftige Befestigung zu Gewährleisten. Desweiteren musste der Tank zur Fahrzeugvorderseite hin ein wenig unterfüttert werden, da die Reserveradmulde des W202 nach vorne hin abfällt. Würde man das nicht machen hätte man immer einen nicht nutzbaren Rest Gas im Tank da die Entnahme und der Tankgeber üblicherweise nach hinten gerichtet sind.
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Die Leitungen
Als nächstes habe ich mich ans Leitung verlegen begeben, habe eine 6mm Kupferleitung vom Tank zum Verdampfer und eine 8mm von Tankstutzen zum Tank. Alternativ wären entsprechend zugelassene Schlauchleitungen möglich gewesen, würde ich mich im nachhinein auch für entscheiden, denn die Verlegung der Kupfer-Leitung nach vorne (vor allem im Bereich Hinterachse und Tank) ist doch ein echtes Geduldsspiel.
Der Tankstutzen
Mir war es wichtig das der Tankstutzen von außen nicht sichtbar ist (finde diese aufgesetzten schwarzen Klappen einfach unfassbar häßlich), also habe ich den Einfüllstutzen links unterhalb der Benzineinfüllung gesetzt. Hier ist es relativ wichtig möglichst steil nach unten zu bohren, denn genau an der Stelle hinter der Radhausverkleidung sitzt das Überlaufbehältnis des Sprittanks. Dieses musste ich ein klein wenig verformen und nach unten versetzen.
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Verdampfer
Wohin damit? Genau das war die Frage, aber im Grunde war die einzig sinnvolle Lösung den Verdampfer vorne links neben den ABS-Hydraulikblock zu montieren, hier ist einfach ausreichend Platz und Fahrtwind bekommt er auch nicht ab. Evtl. die Luftverwirbelungen von unten, sollte das im Winter zu Problemen bei der Erwärmung führen werde ich wohl die untere Motorabdeckung (hat meiner nicht) nachrüsten.
Die Kühlwasserleitungen des Heizungskreislaufs werden direkt nach dem Motorblock abgegriffen, durch den Verdampfer geleitet und anschließen in der Rückführung hinter dem Heizungsventil wieder eingespeist. Außerdem bekommt er noch eine Unterdruckleitung die er sich mit dem Gasdrucksensor teilt.
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Das Rail und die Einblasdüsen
Wieder einmal die Frage: Wohin damit? Da die Leitungen zu den Einblasdüsen im Ansaugkrümmer möglichst kurz und vor allem alle gleichlang seien müssen habe ich lange geschaut wo das Rail hin soll. Nun ist es da wo es ist, vielleicht werde ich es aber noch umsetzen um so kürzere Schläuche zu den Düsen verwirklichen zu können. Im Auslieferzustand haben die Düsen des Rails einen Durchmesser von 1,8mm, dies war mir zunächst nicht bewusst und so wunderte ich mich warum die Anlge so schlecht lief und mir soviel Leistung nahm. In meinem Fall (22,5 KW pro Zylinder) habe ich die Düsen dann auf 2,2mm aufgebohrt, nun läuft die Anlage auch vernünftig. (Vielleicht gehe ich noch 1/10 größer, mal sehen...)
Die Einblasdüsen werden möglichst nah am Brennraum und auf selbigen gerichtet in den Ansaugkrümmer gebohrt. Entweder man macht sich die Arbeit den Krümmer auszubauen (macht fast kein Umrüster) oder man bohrt vorsichtig mit Schneidöl und achtet auf einen gleichmäßigen Spanaushub nach oben. (Späne im Brennraum sind halt Semi-Cool ).
Wir haben uns für die 2te Variante entschlossen, hat wunderbar funktioniert.
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Elektrik / Verkabelung
Der Bereich aus dem ich mich weitestgehend raus gehalten habe, der einfache Grund ist; ich HASSE Elektrik. Kabel abklemmen, Einlöten, Durchmessen, etc. ist einfach nicht meine Welt...
Der mitgelieferte Schaltplan ist jedoch auch für mich als Laien verständlich, im Prinzip werde nur die Benzineinspritzdüsen adaptiert und der Verdampfer sowie die Tankeinhait mit Strom- & Steuerleitungen versehen. Jeder der ein wenig mit Elektrik umgehen kann ist dazu in der Lage, ich habe nur schlichtweg keine Lust mich mit dem Rotz zu befassen.
Viele Umrüster klemmen sich einfach in die entsprechenden Leitungen mit Quetschverbindungen ein, wir haben aber alles getrennt, gelötet und mit Schrumpfschläuchen versehen, ist die elegantere Lösung.
Die Tankuhr im Innenraum
Im Grunde ja das einzige was man dauerhaft von der Anlage sehen kann, entsprechend beschäftigt hat mich deshalb auch der Montageort der Anzeige. Habe über alles nachgedacht, neben dem Schaltknauf in der Mittelkonsole, über der Heizungsbedienung, links neben dem Lenkrad, etc... Im Endeffekt ist sie da wo sie ist und ich finde sie ganz gut platziert, muss jeder für sich selbst wissen...
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Die Einstellung
Die Einstellsoftware der KME ist schlicht genial, schnell erlernt und die Anlage lässt sich mit der entsprechenden Geduld und Zahl von Testfahrten sehr exakt einstellen, abgeschlossen habe ich das noch lange nicht. Habe mir den Anschluss für den USB-Adapter in den Innenraum gelegt, so muss man nur kurz den Teppich im Beifahrerfußraum hoch klappen und kann sofort einen Laptop anschließen.
Flash Lube
Darüber gehen ja die Meinungen weit auseinander, wenn man sich mal die Mühe macht und ein wenig im Netz recherchiert findet man ziemlich genau 50% die dafür sprechen und eben die hälfte die dagegen ist bzw. es für sinnfrei empfindet. Keiner kann was genaues sagen, ich denke mir jedoch dass es zumindest nicht schaden kann und so werde ich es wohl auch noch einbauen. Jedoch sollte man damit ca. 1000km warten damit die Anlage sich ersteinmal "einschleift".
Fazit
Der ganze Umbau und die gesamte Thematik drum herum fand und finde ich sehr interessant, ich hatte auch genug Zeit mich mit allem zu beschäftigen, der Umbau an sich hat mir auch Spaß gemacht, einzig das Leitungen legen war wirklich ätzend und beim nächsten mal würde ich auf jeden Fall Schlauchleitungen nehmen.
Ich denke, dass jeder versierte Schrauber in der Lage ist den Umbau durchzuführen, ein entsprechendes Einlesen in die Thematik vorrausgesetzt. Eine Bühne um von unten am Fahrzeug zu arbeiten braucht man im Grunde nicht lange, Tankbefestigung und Leitungsverlegung sind die einzigen Arbeiten unterm Auto.
Ich weiß auch nicht ob ich es nochmal machen würde, aufgrund der fehlenden Routine geht einfach sehr viel Zeit dabei drauf. Da ich Student bin und genau in diesem Zeitraum viele Vorlesungen ausgefallen sind oder ich sie hab ausfallen lassen war mir die Zeit relativ egal. Wer schnell & zuverlässig eine LPG-Anlage braucht sollte einfach zu einem vertrauenswürdigen Umrüster gehen.
Die 1200€ -1500€ Mehrkosten machen dann durchaus Sinn!
So das war's, mein kleiner Einblick in den LPG-Umbau ist irgendwie länger geworden als geplant...