Wenn die Karosserie noch passt lieber ein paar euros in den 202 investieren. Für 2-3000 euro bekommt man keinen anständigen 203.
Also entgegengesetzt der hier verbreiteten Meinung, bin ich schon davon überzeugt, dass man für 2-3k€ einen ordentlichen W203 bekommen kann. Die Frage ist nur, was ist ein ordentlicher? W203 mit ordentlichen Blech, ohne wirklich sichtbaren Rost und mit einem kleinen Motor, mit unter 200tkm bekommt man schon für das Geld. Was sollen denn die Fahrzeuge sonst kosten?
Der Irrglaube, der weit verbreitet ist, dass sich zwei, drei tausend Euro mehr in den Kaufpreis zu investieren, an irgend einen Punkt lohnen würde, halte ich für ein Märchen. Gegen manche Dinge ist man nie abgesichert.
Das was an einem scheckheftgepflegte, rostfreien W203, mit unter 180tkm, für 2.500€ kaputt gehen kann, kann genauso gut, an einem 5.000€ teuren W203, welcher Scheckheftgepflegt ist, mit gerade mal 125tkm kaputt gehen.
Die Frage ist ja auch, was ist besser und wann? Kaufe ich einen 20 Jahre alten Wagen aus Rentnerhand mit 100tkm, der weder neue Stoßdämpfer, oder Lenker, oder eine neue Kette hat, oder kaufe ich den Wagen mit 180tkm, welcher von einem Mann mittleren Alters gefahren und gepflegt wurde und dem das Geld auch nicht zu schade war, um es für neue Stoßdämpfer und Lenker auszugeben und der vielleicht sogar vorsorglich die Kette bei 160tkm mit allem drum und dran wechseln lassen hat. Aber Aufgrund der Laufleistung ist das Auto 1.000-1.500€ günstiger.
Das muss man tatsächlich von Einzelfall zu Einzelfall unterscheiden. Ich habe letztens einen BMW E39 für einen Bekannten gesucht. Nachdem ich schon in meinem Leben vier Stück davon hatte, würde ich mich doch als recht gut vorbereitet bezeichnen.
Sein Limit waren 10.000€. Viel zu viel, für so ein Auto. Hatte ich meinen letzten 2017 mit 367.000km, top gepflegt und rostfrei, für 2.200€ gekauft.
Mittlerweile sind die Preise und Angebot recht durcheinander. Es gibt die wirklich günstigen, zwischen 1.000 und 2.000€, dann gibt es Fahrzeuge zwischen 3 und 6k€ und dann gibt es die Träumer, die meinen müssten, jeden Cent, den sie in den Wagen investiert haben, im Verkaufspreis mit einzuberechnen.
Meine Erfahrung: die größten Luftnummer sind die Angebote zwischen 3.000€ und 6.000€. Kein einziger, welcher in der Preisklasse lag, war auch nur Ansatzweise besser, als ein vergleichbarer für 2.000€. Wirklich nicht einer! Er hat sich dann für 5.000€ einen gekauft, der seinen Vorstellungen am ehesten entsprochen hat (schwarz, Schaltgetriebe, Limo, und möglichst als 3 Liter Benziner). Der Wagen hatte mit 160tkm ein gepflegtes Scheckheft und einen Vorbesitzer, der das Auto als Unfall-Jahres-Wagen vom Händler gekauft hatte. Seit 14 Jahren in seinem Besitz! Da war alles gemacht. Der Wagen hatte aber auch mehr Rost als mein E39 mit 420tkm und eine nicht fachmännisch gewechselte Frontscheibe, Ölverlust am Motor und einen defekten Auspuff.
Das einzige Argument für den Preis war das Scheckheft, welches ganz schnell selbst abgestempelt ist und die Laufleistung, welcher man auch nicht wirklich trauen kann. Weiß ich jetzt nicht, ob einen das 3.000€ Wert sind. Mir persönlich wäre es das nicht.
Mein Vater hat 2015 einen W203 gekauft. Den 2,3Liter Kompressor. Sogut wie rostfrei, keine 200tkm gelaufen. In das Auto hat er bisher einen neuen Kühler, Schwingungstilger an der Hinterachse und die beiden hinteren vorderen Federn gewechselt, weil eine gebrochen war. Und sonst nur die typischen Verschleißteile, wie Ölwechsel, Automatikgetriebeölwechsel, Bremsen und Reifen. Und jährlich etwas Rostvorsorge. Bezahlt hat er 2015 für das Auto 2.700€.
Nach fünf Jahren gibt es kein Argument, warum der Wagen ein Fehlkauf gewesen sein sollte. Nicht ein einziges.
Aber er schraubt auch alles selber. Und genau da beginnt der springende Punkt.
Leuten, die keine Ahnung haben, empfehle ich prinzipiell solche Autos gar nicht, wenn der finanzielle Backround nicht da ist.
Wer ein Auto zum fahren braucht und dem es eigentlich egal ist, ist in dem Bereich, Golf, oder Dacia schon ganz gut aufgehoben.
Da kauft man ein neues Auto, mit Garantie und alles ist gut. Oder einen jungen gebrauchten, wie Ford Fiesta, oder Golf VI, oder ähnliches. Mit entsprechender Gebrauchtwagengarantie. Das ist zwar erst einmal nicht günstig, aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Auto erst einmal längere Zeit, ohne Probleme fährt, ist doch schon um einiges höher, als bei einem Auto, welches 20 Jahre alt ist und 200tkm runter hat. Und sollte es doch mal nicht so sein, greift, sofern es ordentlich abgeschlossen wurde, auch die Händlergewährleistung und/oder die Gebrauchtwagengarantie. Das macht es bei größeren Defekten schon etwas entspannter.
Ich selber habe meinen W203 vor kurzem aus Rentnerhand gekauft. 170tkm, Rostfrei, bis auf eine ganz kleine Blase, an der Fahrertür. Innenraum wirklich sehr gut gepflegt und alles schön. Bezahlt habe ich 1.200€!!!. So nun nach knapp 1.000km fängt die Steuerkette an zu rasseln. Und ja es war vorher nicht zu hören!! Nicht im entferntesten!
Sowas kann dir aber auch mit einem 5.000€ W203 passieren. Das ist nun mal das Risiko bei Gebrauchten Autos, aus privater Hand. Ich bin aber gerade dabei die Kette zu wechseln.
Dann noch alle Flüssigkeiten (Motoröl, Automatikgetriebeöl, Differential, Bremsflüssigkeit usw.). Wenn ich jetzt noch alle vier Stoßdämpfer wechsele und vier neue Reifen (zugegeben, dass würden dann nur Nexxen wernden, aber dafür neu!) aufziehe, könnte ich den Wagen verkaufen. Und das für unter 3.000€ und würde immer noch (sofern ich meine Arbeitszeit nicht einrechne) mit einem Plus herausgehen.
Und dann soll mir doch mal bitteschön einer erklären, warum es sich bei meinem Auto nicht um einen anständigen W203 handelt? Was macht denn einen anständigen W203 aus und wie wird das definiert?
Also kurz gesagt, um das ganze mal abzuschließen. Meine Erfahrung sagt mir, dass du sowohl einen wirklich guten W203 für 1.000€-3.000€ bekommst, mit etwas Glück und Erfahrung und dass ein Kaufpreis von 5.000€ oder mehr, dich nicht dafür schützt, einen schlechten W203 zu kaufen.
Für jemanden, der nicht selber schraubt und das Budget entsprechend vorhanden ist, würde ich trotzdem von einem Kauf eines W203 abraten und eher zum W204 greifen, oder, sofern es dem Kaufinteressenten eigentlich egal ist, lieber das Geld in etwas kleineres und anspruchsloseres und dafür neueres stecken, als in ein 20 Jahre altes Auto. Denn wenn man Pech und keine Gebrauchtwagengarantie, die so etwas abdeckt, investiert man in das 20 Jahre alte Auto, auch ganz schnell ein paar Tausend Euro, bzw. lässt das Geld in der Werkstatt. Ich kenne aber auch Leute, die mit ihrem nagelneuen Leasing-Golf nur Probleme haben. Das ist dann auch entsprechend ärgerlich. Also, wenn der Wille zum W203 da ist und man ihn möchte und auch das Geld hat, sofern man nicht selber zum Werkzeug greifen kann, oder will, um es für eventuell anfallende Reparaturen zu investieren, kann man schon so ein Auto kaufen. Wenn es einem eigentlich egal ist, würde ich eher zu etwas anderem raten.