Kompressionsdruck / Messung beim Dieselmotor, bei längerer Standzeit

  • Hallo Leute,


    ich hätte da noch mal eine wichtige Frage. Und zwar helfe ich gerade einem Bekannten bei der Restauration seines W123.

    Ich selbst besitze ja einen Strich Achter, viele Teile sind da noch baugleich.


    Und zwar hat er leider seinen Originalmotor an Jemanden abgegeben, der ihn leider komplett besch.. hat und er hat den Motor nie wieder zurück bekommen.

    Nun war er auf der Suche nach einem Ersatzmotor. Ich habe mehrere OM615 stehen, Zustand leider unbekannt. Wir hatten dann mal bei einem spasseshalber die Kompression (via Glühkerzengewinde) gemessen, ich glaube viel mehr als 10 Bar standen da nicht auf der Uhr. Allerdings lief der Motor mehrere Jahre nicht mehr. Mein Bekannter war davon nicht begeistert und wir haben uns auf die Suche nach einem vermeintlich laufenden Motor gemacht.


    Wir haben dann von einer vermeintlich vertrauenswürdigen Werkstatt einen Motor aus einem Schlachter ausgebaut, eigentlich wollten wir den vorm Ausbau noch mal laufen lassen,

    aufgrund von Zeitdruck jedoch haben wir es doch nicht mehr geschafft. Auf dem Tacho des Spender-W123 standen meine ich ca. 250 tkm.

    Nun haben wir bei diesem Motor mal die Kompression gemessen, da sich das Lüfterrad per Hand doch relativ leicht drehen ließ, waren wir skeptisch.
    Auch dieser Motor lief schon mind. 9 Monate nicht mehr, davor soll er angeblich gelaufen sein, wann das letzte Mal wissen wir jedoch auch nicht genau.


    Hier haben wir einen Kompressionsprüfer benutzt, welcher in die Einspritzdüsen geschraubt wird.
    Zylinder 1 (am Lüfterrad) hatte jämmerliche 0.5- 1 Bar; Zylinder 2-4 lagen bei 10,9 und 11 Bar Kompressionsdruck.


    Nun ist mein Bekannter total deprimiert und der Meinung, der Motor wäre "Schrott".

    Ich bin da etwas vorsichtiger mit solchen Aussagen, denn ich weiß, was ich nicht weiß und zwar erstens, wo geht der Druck flöten (bei Zylinder 1 könnte das ja z.B. ein hängendes Ventil sein) und bei Zylinder 2-4 kann ich mir durchaus vorstellen, dass auch hier aufgrund der Standzeit der Ölfilm nicht mehr vorhanden ist und daher die Kompression zu niedrig ist.


    Aus dem Internet ergoogelte Werte sagen mir, dass die Verschleißgrenze ca. bei 15-16 Bar liegt, allerdings bei intaktem Ölfilm.
    Ein Guter Motor sollte wohl min. 20 Bar haben, die schafft mein Strich Achter gerade so, auch wenn er schon etwas qualmt (ich tippe hier aber auch Ventilschaftdichtungen).
    Man findet bei Gockel weit vorn auch einen Unimog-Foreneintrag welcher ebenfalls nur 10 Bar hatte, nach einem Spritzer Öl in die Vorkammern aber eben immerhin die 15 Bar geknackt hat.


    Wie würdet ihr vorgehen?
    Den Motor abschreiben? Oder Einfach mal den Kopf runternehmen und sich die Zylinderlaufbahnen anschauen, was ja sowieso gemacht werden müsste da Zylinder 1 möglicherweise ein defektes Ventil hat?

    Oder einfach noch mal die Frage: Wie misst man bei einem alten Dieselmotor, der min. 1 Jahr nicht lief, korrekt die Kompression? Ist es richtig einen Spritzer Öl in den Zylinder zu geben? Oder kann es sein, dass dadurch auch unrealistisch hohe hohe Kompressionsdrücke entstehen welche der Motor im normalen Betrieb nicht mehr schafft?


    Was gibt es sonst noch zu beachten, sollte man während der Messung z.B. Vollgas geben oder ähnliches?

    Und wenn man den Kopf runter nimmt und die Zylinderlaufbahnen sehen gut aus, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit,

    dass die Kolbenringe trotzdem hin sind?


    Ich würde mich sehr freuen, wenn unsere Motoren-Kenner mir hier mal wieder einen Rat geben.

    Danke und Gruß, Julian

  • Öl rein, mit der Hand durchdrehen, in den nächsten Tagen nochmal Öl rein, wieder mit der Hand drehen, Kompression prüfen, neue Kerzen rein und starten, nicht zu hoch drehen.

    Grüße aus der Baustellenhaupt- und Fächerstadt

    ... xundbleiwe und Kotzbeutel tragen


    Peter