C 250 TD (S202) Motor OM605 hat Öl im Ansaugtrakt ... viel Öl !

  • Hallo an alle,


    das Thema ist hier ansatzweise (als "Nebenprodukt") schon ein- bis zweimal aufgetaucht aber - soweit ich das beurteilen kann - noch nicht umfassend besprochen worden.


    Es geht um folgendes:
    Seit einiger Zeit stelle ich Ölverlust bei meinem Turbodiesel fest, weniger am Verbrauch als an den dunklen Tropfen auf meiner Auffahrt. Ich weiss auch, wo es austritt - das ist die gute Nachricht :D
    Es saut mir den ganzen linken Teil des Motorinnenraumes ein und sorgt dort für umfassenden und nachhaltigen Korrosionschutz. Auch das Lenkgetriebe und das linke Motorlager sind nun von aussen immer gut geschmiert.
    Aber Spaß beiseite: aus dem Übergang von Ansaugbrücke und Ansaugkrümmer tritt das Öl aus - sofern der ansaugkrümmer nicht irgendwo an der Unterseite ein Drainageloch hat - wird es vermutlich durch die Verbindung zwischen den beiden Teilen gedrückt (Schlauch ist NEU).
    Ich habe die Ansaugbrücke schonmal ausgebaut und sogleich triefte das Öl heraus. Ein Blick von oben in den Ansaugkrümmer verriet mir auch gleich: Das ist vermutlich zuviel Öl dort, wo es nicht hin gehört. Das Teil läuft zwar noch nicht über, aber wenn man mengenmässig zwei Wiener Schnitzel damit braten könnte, scheint mir die vom Hersteller tolerierte Menge schon leicht überschritten. :S
    Wo das Öl hin will ist mir eigentlich ziemlich egal - aber wo es her kommt, würde mich schon interessieren, dann könnte ich ihm vielleicht zukünftig den Weg versperren.
    Ich habe schon viel gelesen, von defekten Turboladern, über Ladeluftkühler bis hin zu verdreckten AGR. Darum suche ich an dieser Stelle einmal den Rat der praktisch Erfahrenen. Einen defekten Turbo würde ich systembedingt ausschließen, da ein Turbo ja keine Dichtungen hat, sondern die Welle schwimmend in einem sog. Motoröl-Nebenstrom gelagert ist und zwar stets etwas Öl "verliert" aber nicht diese Mengen an Öl abwerfen kann.
    Zum AGR-Ventil habe ich gehört, dass es bei starker Verschmutzung (und damit eingeschränkter Funktion) zu einem unruhigen Leerlauf führen kann, was dann auch zu meinen Symptomen passen würde.
    Nun habe ich mich gefragt, ob ich das AGR-Ventil einmal ausbauen, reinigen und wieder einbauen sollte (brauche ich dazu eigentlich neue Dichtungen?).
    Was sagen die Experten des Forums dazu?


    Herzliche Grüße aus dem Norden!

  • Hi Thor,
    Turbolader kann durchaus sein, wenn das Spiel zu gross wird, dann drückt es am Rumpf mit raus und wird dann dem Ladedrucksystem zugeführt.
    Was auch noch in Betracht kommt, das Ventil der Motorentlüftung, wenn das hängt, schmeisst er auch das Öl mit in den Ansaugtrackt und dann über den Trubolader
    mit ins Ladedrucksystem.
    Ich habe meinen Turbo erst neulich überholen lassen. Hatte genug Radial und Axialspiel und hat somit seitlich rausgedrückt.
    Gruß
    Stefan

  • Das wichtige hat ja Stefan schon erklärt... :thumbup: Die AGR hat mit dem Öl nix zu tun... Die sorgt höchstens dafür dass sich der Ansaugtrakt langsam mit dem Gemisch aus Russ, vom zugeführten Abgas und dem Öl, dass eigentlich in gewissen Maße immer im Ladedrucksystem vorhanden ist, zusetzt.
    Das AGR ist mit einer Blechformdichtung abgedichtet, die sich auch mehrfach verwenden läßt


    Gruß


    Jürgen

    250T Turbodiesel, Kl. Mopf 10/96 und 01/97

  • Jürgen: Danke. Erfahrung ist durch nichts zu ersetzten :)


    Ich würde folgendes machen:
    Hol Dir folgendes an Ersatzteilen:
    1x Ventil Motorentlüftung
    1x die ganzen Gummischläuche und Verbinder von der Motorentlüftung
    10x Dichtringe Ansaugbrücke
    Nun demontierst Du die Brücke und nimmtst auch die schwarze grosse Abdeckung vom Motor ab und erneuerst dort alles.
    Dann machst Du alles mit Bremsenreiniger schön sauber. Auch die Rohre und Schläuche. Die Schellen müssen nicht übermässig fest angeknallt werden.


    Alles montieren und zusammenbauen. Dann fährst Du mal eine oder zwei Wochen und guckst, ob er noch Öl in der Menge reindrückt.


    Wenn nein, dann war das ne Preiswerte Reparatur.
    Wenn ja, dann zündest Du die zweite Stufe und baust den Turbo aus. Entweder AT oder zum Prüfen und überholen geben.
    Denk daran, vor dem ersten Start des neuen oder überholten Turbos, "Turbo Einläuföl"(11 Euro) in den Turbo zu füllen. Ist so ein Graphit gemisch. Der Turbo dankt es Dir.


    GrußStefan

  • Vielen Dank für die schnellen Antworten!
    Dann werde ich mich mal zuerst an der Motorentlüftung zu schaffen machen und hoffen, das es daran liegt. Da man einem Turbolader scheinbar leider nicht ansieht (oder hört), ob er noch in Ordnung ist oder nächste Woche schon von seinem Recht auf Ableben gebrauch macht, und meiner auch ohne Auffälligkeiten seinen Dienst verrichtet, spekuliere ich ganz zweckoptimistisch auf eine andere Ursache.
    Übrigens habe ich schon gelesen, dass man vom Turbolader auch nur den Turbinenläufer selbst kaufen kann (mit Feinwuchtung) und in sein altes Ladergehäuse einbauen ... spart dann nochmal Geld.

  • Nochmal ganz doof nachgefragt: Da ist ein Ventil in der Motorentlüftung? Wie sieht das denn aus und wo finde ich das? ?(

  • Das ist doch auch der Ölabscheider, nennt sich hier Entlüftungsventil, das wusste ich nicht. Das kann auch von der Abgasmenge überfordert sein.


    Was du evtl mal prüfen kannst: Wenn der warme Motor läuft mach mal den Öleinfülldeckel auf. Wenn da viel Abgas raus kommt, sollte man mal in Richtung Kompression denken. Wie hoch ist der Ölverbrauch und raucht der teilweise blau? Das können auch verklebte Kolbenringe sein. Also normal ist ca 1% des Inhaltes des Brennraums geht ins Kurbelgehäuse.

    ein richtiger Mercedes hat den Stern auf der Haube :P

  • Zitat

    Da man einem Turbolader scheinbar leider nicht ansieht (oder hört), ob er noch in Ordnung ist oder nächste Woche schon von seinem Recht auf Ableben gebrauch macht, und meiner auch ohne Auffälligkeiten seinen Dienst verrichtet, spekuliere ich ganz zweckoptimistisch auf eine andere Ursache.


    Ich würde mich auf den Turbolader konzentrieren. Klingt traurig aber die Dinger sind nun mal begrenzt was die Lebensdauer angeht, und gerne bei "mittleren" Laufleistungen >200tkm bereits verschlissen. Die Ursache für Turbotod liegt meistens auf der Ansaugseite - das Ansaugsystem muss 100%ig dicht sein, sonst verschiebt sich die Welle wegen der falschen Druckverhältnisse und der Lader(bzw dessen Lagerung) geht kaputt.


    Leider merkt man das nur schlecht, weil der Ladedruck nur wenig abnimmt, der Aufbau nur etwas träger wird etc. Ganz einfacher Test: Mach den Schlauch vom Turbo ab und richtig sauber (dem zum LLK). Da wird ja eh schon Öl drinhängen. So, dann fährste ein paar Tage, und wenn da wieder richtig Öl drin ist, und nicht nur ein zarter Nebel, kannst du schon mal schauen was ein überholter Lader kostet. :rolleyes:




    ABER bevor du den kaufst, kannst du das auch noch - wie ich finde - recht einfach testen:


    - zwei Stopfen, einmal am Ansaugtrakt direkt hinter dem Luftfilter und einen zweiten direkt vor der Ansaugbrücke.
    - Druckluft
    - Fahrradventil
    - WD40 um die Montage zu erleichtern & als Ghetto-Lecksuchspray


    So. Die Stopfen sind idealerweise aus Metall oder Kunststoff mit dem exakten Durchmesser der Rohre, eine Flasche die reinpasst und dicht anschließt, tut es aber auch. Falls die Sachen klemmen, zwei Tropfen WD40 und es fluscht wieder.


    Dann kannst du mit den beiden Stopfen den kompletten Ansaugbereich isolieren. In einen Stopfen ein Fahrradventil reinbasteln (Gewinde, Kleben etc) und dann kannst du den ganzen Trakt abdrück. Vorher den Öldeckel losdrehen und nur drauflegen.


    Erstmal bist du dann beschäftigt die ganzen Schlauchschellen nachzuziehen, an denen dir Ladedruck verloren geht, und wenn alles dicht ist, der interessante Teil: Blubbert/hüpft jetzt der Öldeckel, oder ist daraus ein minimaler Luftzug zu entnehmen, ist der Turbo hinüber.
    Warum? Die Einzige Verbindung zwischen dem Frischluftbereich und dem Motor ist die Lagerung der Welle, die eigentlich dicht und voll Öl ist. Ich weiß nicht wie hoch der Ladedruck vom TD ist, aber bei einem Bar merkst du dann schon, ob der dicht ist oder nicht dicht.


    Ich hab mir solche Adapter für ein anderes Auto aus den Enden einer alten 0,7l Gasflasche geflext, und Gewinde für das Ventil reingeschnitten. Ist besser das System abzudrücken statt viel Flickschusterrei zu betreiben, dann weißt du gleich ob es passt oder nicht, und findest noch die ein oder andere Leckage, die den Aufbau des Ladedruck zumindest verlangsamt.


    Wenn du mir die Innendurchmesser von deinen Schläuchen sagen kannst, kann ich dir, wenn sie passen, meine Stopfen leihen.



    Wolfi
    Du hast schon häufiger hier deine verklebten Ringe erwähnt. Das ist aus meiner Erfahrung eher ein grundsätzliches Problem, oder bei viel Verkokung. An sowas würde ich erst denken, wenn die gröberen, einfacheren Ursachen geklärt sind.
    Das mit dem Öldeckel aufmachen ist auch nur eine mäßig gute Idee, weil MB da kein Spritzblech zwischen hat, sondern dir die Nocken direkt das Öl rausschleudern. Außerdem: Die Abgase dort könnten auch über die Ventilschaftdichtungen entweichen, das ist kein Indiz.

  • @ Knusperhoden:


    Vielen Dank für das Bild - jetzt ist es auch mir klar. :)


    @ Wolfi:


    Mein Ölverbrauch ist nicht außergewöhnlich hoch. Er raucht nicht blau, er rußt nicht mehr als sonst auch (eigentlich nur kurz beim Beschleunigen mit etwas höheren Drehzahlen) und wäre nicht der Ölfleck unter meinem Auto, hätte ich es an meinen Nachfüllintervallen gar nicht bemerkt.


    @ Helix:


    Danke für das Angebot und die ausführliche Beschreibung. Ich weiss, was Du meinst und wenn meine ersten Untersuchungen zu keinem Ergebnis führen, mache ich mit Deinem Vorschlag weiter.