Assistenzsysteme - Wie weit ist man wirklich?

  • Hallo,


    die Geschichte ist zum großen Teil auch eine philosophische Frage.
    Und zwar. Ja, man könnte die Assistenten sicherlich so weit bringen, daß alles autonom geht. Aber. Man kann eben nicht alle 100% abdecken, sondern nur 99,999%. Für den Rest wäre dann die Haftungsfrage, wie schon beschrieben. Und dann ist da eben auch die Philosophie. Wie weit möchte man den Fahrer "bevormunden" durch zum Beispiel frühes und rechtzeitiges Bremsen und wie weit möchte man, daß der Fahrer "das letzte Wort", also die Handlungshoheit hat? Das ist zum Großen Teil Firmenpolitik intern und auch nicht zuletzt der persönliche Eindruck und "Geschmack" des Entwicklerteams. Die haben in langen Tests und Fahrten (so etwas kann man nur durch Ausprobieren entwickeln) die EInstellungen an den Assistenten so gewählt und dann in Software klopfen lassen, daß das Ding nun so reagiert wie es reagiert (oder eben nicht).


    Mit entsprechendem zeitlichen und finanziellen Aufwand ist es sicher möglich, autonom zu fahren. Aber ist das im Moment den Aufwand wert und wird das gekauft? Will der Kunde das? Kann man das juristisch fest machen? Will das Unternehmen das?
    Das sind die Fragen. Eher weniger (aber natürlich auch) die technischen. Da ist die Frage: Wie konservativ legen wir das System aus, damit auch jeder Kunde (von Lieschen Müller, 87 Jahre bis Rudi Rennfahrer, 26 Jahre) damit zurechtkommt?


    Gruss

  • Vielleicht ein kleiner interessanter Artikel wie es in ganz anderen Sektoren läuft:
    https://www.continental-corpor…der-landwirtschaft-103218




    Mfg
    adler-tag

    Rainer Günzler: Ein Coupé. - Und was bedeutet "Coupé"? Eigentlich nichts anderes, als
    eine verteuerte Limousine mit einem verringerten Platzangebot.

  • Ja, die Landwirtschaft ist da anders drauf. Da gibt es halt wenige unberechenbare Fremdeinflüsse wie Fussgänger und andere Fahrzeuge. Und man ist auf bekanntem Gelände unterwegs.
    Da geht es um genaues Abfahren des Feldes un bei grossen Feldern möglichst zeiteffizient zu arbeiten. Wenn eine Bahn die andere um nur 50cm jeweils überlappt, ist man am Ende halt eine Stunde länger mit der Ernte beschäftigt oder bringt zu viel Saat oder Dünger aus...

  • Ich denk die Dinger sollen auch jegliche Fahrfehler anderer berücksichtigen...
    die passieren, egal wo.


    Berücksichtigen ja, aber zu meinen, dass diese jegliche Fehler anderer kompensieren können ... nein.
    Sie können und werden also z.B. den Fehler eines menschlichen LKW-Fahrers kompensieren, der überholt, aber mit weniger als 50m Sicherheitsabstand wieder einschert.
    Es wäre das vollkommen falsche Anspruchsdenken, dass sie jedes Fehlverhalten eines anderen Verkehrsteilnehmers zu kompensieren haben. Oder stellst du den Anspruch auch an dich selbst, bevor du auf die Straße gehst?


    Und autonome LKW fahren aktuell nur auf Strecken, wo die Parameter überschaubar sind. Und auch da sind sie nicht perfekt, also zu 100% zuverlässig, sondern nur zu vielleicht 99,999%. So wird man sich da ran tasten.
    Die Assistenzsysteme über die vorher gesprochen wurde, die sind noch viel weniger perfekt. Aber da sie (fast) keinen Schaden anrichten können, sind sie auch eine Hilfe, wenn sie "nur" in 9 von 10 Fällen helfen. Darum setzt man sie (zu Recht) bereits unter solchen Umständen durchaus operativ ein.

  • Das Problem der stehenden Hindernisse ist mir technisch schon klar. Das Radar kann leider stehende Verkehrsteilnehmer nicht von Gebäuden etc unterscheiden. Dass es auf der Straße stehende Hindernisse nicht als solche erkennt ist als Entwicklungspotential zu sehen. Dazu muss man die gesamte Situation erfassen und dazu gehören auch Kameras, die das erfassen und Bildverarbeitungssysteme. Dazu eine digitale Karte, die sehr aktuell ist.


    Dass es Tesla auch nicht hinkriegt, sah man ja an dem rasierten Tesla, der im Autopilotmodus unter einem Auflieger durch wollte, weil er das nicht erkannte. Oder es kursiert ein Video aus der Schweiz wo ein stehendes Hindernis ebenfalls nicht erkannt wurde und der auf ein stehendes Fahrzeug auffuhr.

    ein richtiger Mercedes hat den Stern auf der Haube :P

  • Und man ist auf bekanntem Gelände unterwegs.
    Da geht es um genaues Abfahren des Feldes un bei grossen Feldern möglichst zeiteffizient zu arbeiten. Wenn eine Bahn die andere um nur 50cm jeweils überlappt, ist man am Ende halt eine Stunde länger mit der Ernte beschäftigt oder bringt zu viel Saat oder Dünger aus...

    Trotzdem muss man auf den Erntemaschinen aufpassen, dass man kein Rehkitz auf dem Boden oder sonst was durch die Gegend mäht. Was ist auch wenn mal ein Mensch (meinetwegen Jäger) über das Feld läuft, die Maschine wird nicht automatisch weiter laufen können.
    Daneben kann man den Standort von Strommasten auf dem Feld einprogrammieren oder die Fahrzeuge registrieren Hindernisse und weichen ihnen aus.
    Und den dritten Punkt hast du schon selbst geschrieben, es ist eine Fahrbahn ohne Markierungen, dadurch würden manchmal Bodenspuren helfen, das ist aber teilweise noch schwieriger als eine Baustelle.
    Deswegen kann mich mir vorstellen, dass die Lerneffekte dementsprechend groß sind.

    Mfg
    adler-tag

    Rainer Günzler: Ein Coupé. - Und was bedeutet "Coupé"? Eigentlich nichts anderes, als
    eine verteuerte Limousine mit einem verringerten Platzangebot.

  • Und autonome LKW fahren aktuell nur auf Strecken, wo die Parameter überschaubar sind

    Das wird offiziell immer kommuniziert.
    Jedoch hatte ich vor ein paar Monaten auf der A5 zwischen Karlsruhe und Rastatt einen LKW ohne Fahrer in der Baustelle hinter mir, der insbesondere durch seine perfekte Fahrweise aufgefallen ist.


    Ich vermute, mittlerweile gehen die Hersteller weiter, als es bislang abgesprochen ist. Zur Not kann man sagen, dass er sich verfahren hat.

    Mfg
    adler-tag

    Rainer Günzler: Ein Coupé. - Und was bedeutet "Coupé"? Eigentlich nichts anderes, als
    eine verteuerte Limousine mit einem verringerten Platzangebot.

    • Offizieller Beitrag

    Zur Not kann man sagen, dass er sich verfahren hat.

    Ja top, wenn einem Familienvater der Vorderreifen platzt in ner Baustelle und er ein paar Meter vor dem LKW plötzlich ne Drehung macht geht die Diskussion los.
    Sagen wir mal der autonome LKW fährt die Familie platt. Jetzt mal hart ausgedrückt. Der Computer hat nicht oder falsch reagiert.
    Dann wird jeder sagen...ein menschlicher Fahrer hätte es geschafft. Congratz...