Das dicke Ende: Umfassendes Verbot von Elektroniknutzung im Fahrzeug geplant…

  • Also der Innenspiegel darf nun nichtmehr während der Fahrt eingestellt werden, falls ein Infrarot Empfänger oder eine Abblendfunktion integriert sind (elektrisches Gerät muss in die hand genommen werden, einstellung lenkt im Bedarfsfall länger als eine Sekunde vom Verkehr ab).


    Fahrschulwissen 1988: Vor Fahrtbeginn sind Spiegel und Sitzposition einzustellen. Scheint logisch, deshalb ist mir sogar schnurz, ob das so in irgendeinem Gesetz stand, steht oder erst stehen wird.*


    Quizfrage: Was ist der Unterschied zwischen dem Loslassen eines Spiegels, der im Fahrzeug befestigt ist und einem losen Mobiltelefon?


    Wählst Du "Risiko" und probierst es aus oder reicht der Telefonjoker, wenn Du selbst nicht drauf kommst? :keks:


    * Und ja, auch ich habe schon während der Fahrt nachkorrigiert. Die Regel ist es trotzdem nicht. Und wer kennt nicht den Beifahrer, der gerade den Sitz nach vorne ziehen wollte, aber mit Karacho nach hinten rutscht, weil man gerade am Hang anfährt…

  • Ich schere dann mal aus dem scheinbar allgemeinen Konsens aus.


    Für mich ist und bleibt diese Regulierungswut purer Nonsens und ich sehe hier das Öffnen weiterer Gesetzestüren.


    A) Ist das ein Heuchelei-Gesetz, denn es wird wegen Unfällen & Blalba ans Volk verkauft, dient aber einzig der Versicherungswirtschaft.
    B) Wer heute noch glaubt, dass dt. Regierungen und Politiker auch nur einen Furz für das "Volk" und den "Menschen" macht, darf gerne aus dem Traum aufwachen. Jedes Gesetz dient der Wirtschaft, den Banken, dem Staat. Das Homo-Ehe-Gesetz diente einzig als bundesweiter Aufreger, damit die anderen zeitgleich beschlossenen Gesetze (Bundestroyaner, Unverletzlichkeit der Person und Wohnung, usw.) mit durchgewunken und in der Öffentlichkeit verschwiegen werden konnten.
    C) Wer weiterhin glaubt, dass es ja gut wäre, wenn die Versicherungen weniger Schäden regulieren müssen, glaubt auch, dass dann bei weniger Unfällen und Schadensregulierungen die Versicherungsbeiträge sinken. Was niemals der Fall sein wird.
    D) Gesetze sind so wirkungsvoll bzw. wirkungslos, wie sie auch konsequent überwacht werden. Wir haben bereits ein Gesetzesbuch randvoller Gesetze und brauchen nicht mehr, sondern weniger Gesetze. Der Großteil der Gesetze wird überhaupt nicht geahndet. Was wir überall live miterleben können.
    E) Ein Gesetz erzwingt oder fördert niemals einen Sinneswandel, den es aber braucht, damit eine einzelne Person einsieht, warum Verhalten X oder Y für die Allgemeinheit und sich persönlich schlecht ist. Das sieht man an der Anschnallpflicht und Handyverbot. Durch alle Gruppen hindurch, habe ich aktive Fahrer auf dem Fahrersitz die letzten 10 Jahre gesehen, denen es scheiß-egal ist, ob das Verboten oder nicht verboten ist. Ob Polizisten privat/beruflich, Fahrlehrer, Regierungsfuzzis, Politiker, Stadträte, Handwerker, Banker, Hausfrauen, regionale IT-Girls oder Justiz-Personal wie Richter oder Staatsanwälte, alle hatte ich entweder nicht angeschnalt und/oder nicht angeschnallt und mit dem Handy während der Fahrt auf dem Fahrersitz gesehen.


    F) Ich selbst fahre seit meiner Jugend Auto und habe demnach alle Technik-Epochen vom Nicht-Mobilfunk über C-Netz bis zur heutigen blow-your-mind-technic-hype miterlebt. Hatte noch nie einen Unfall, schnalle mich selbst nur auf Langstrecken an und habe auch sehr oft schon während der Fahrt telefoniert. Über 30 Jahre unfallfrei. Ich weiß, wann mich etwas ablenkt und dann unterlasse ich das dann auch.


    G) Hat das jemand überhaupt schon mal zu Ende gedacht? Bereits jetzt fährt eine E Klasse fast autonom, was ist wenn das Autonome noch mehr intensiviert wird? Das erste wird sein, dass jeder der sich langweilt, etwas sucht was er während der Fahrt machen kann. Und dann soll ihn ein Gesetz davon abhalten, etwas elektronisches in die Hand zu nehmen?


    Das Mobiltelefon in der Hand lenkt nicht die Aufmerksamkeit ab, es ist das Gespräch selbst. Und da ist es wurscht, ob ich mit meinem Beifahrer intensiv diskutiere oder jemanden an der Wireless-Strippe habe. Wieso sieht sich niemand die Zahlen an, was zu Unfällen führt? Wieso fällt das Augenmerk nicht auf die Tatsache, dass viel zu wenig geprüft wird, ob jemand Medikamente eingenommen hat, die das aufmerksame Autofahren erschweren? Schlichtweg, weil es keine Tests dafür gibt und die Polizei im Alltag viel zu wenig danach fragt.


    Die meisten Unfallverursacher sind klar in der Gruppe bis 30 und über 55 zu finden.


    Deshalb, ergo & fazit für mich persönlich:
    gesetzliche Regulierungswut hat 2000 Jahre nicht funktioniert und bis heute stellen zu wenige diese Vorgehensweise in Frage. Wir bekämpfen und töten was wir nicht verstehen, nicht wollen oder glauben, dass es uns schadet. Wir folgen der Obrigkeit hilflos wie Hörige und verstecken unsere Hilflosigkeit durch Machtlosigkeit hinter dem Verurteilen von anderen Sichtweisen und Lebensweisen.


    Wie Einstein schon sagte: Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.

  • Ich schere dann mal aus dem scheinbar allgemeinen Konsens aus.


    Stimmt und daher gehe ich auch mit dir nicht mit.


    Zu A+C:
    Ich halte es für unsinnig, dass weniger Schäden im Endeffekt den Versicherungen helfen. Im Gegenteil, die leben davon, dass es Schäden gibt, das ist ihre Existenz.
    Umgedreht erkennst du aber klar an, dass es weniger Schäden gibt durch das Gesetz. Das widerspricht vielen anderen Thesen deinerseits. Wenn es weniger Schäden gibt, dann gibt es auch im gleichen Maße weniger Verletzte und Tote und das wäre gut.


    Zu B:
    Zu dem inhaltslosen Bashing kann man nicht wirklich was sagen.


    Zu D:
    Das ist der einzige Punkt wo ich wirklich mitgehe. Es mangelt nicht an Strafhöhen, sondern an Kontrollen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn der was macht und 100x geht es gut, dann sagt ihm die Erfahrung, das funktioniert. Sehr kleine Eintrittswahrscheinlichkeiten mit sehr großen Konsequenzen ist der Mensch nicht in der Lage über Erlebtes zu begreifen. Darum braucht es die Kontrollen als Negativerlebnis. Und da sind wir gleich bei Punkt F.


    Zu F: Was meinst du schreibt hier jemand, der sich nicht angeschnallt hat und tödlich verunglückt ist. Meinst du der wird dir widersprechen? Das Problem dabei ist, Erfahrungen sind dabei nicht repräsentiv, wenn die Erfahrungen, die in die Hose gegangen sind, ausselektiert wurden.
    Aber auch hier widersprichst du dir selbst. Du lässt es sein, wenn es ablenkt, schreibst aber gleichzeitig, dass jedes Telefonat ablenkt ...


    Zu E:
    Doch ich denke schon, dass Gesetze auch einen Sinneswandel fördern. Bei dir wahrscheinlich nicht, bei den meisten aber schon. Die Quote der nicht angeschnallten Personen ist rückläufig, auch wenn du es nicht wahr haben willst.


    Zu G:
    Der Weg muss hin zu vollautonom in einem solchen Fall gehen. Also dass der Computer vollverantwortlich fährt. Dann ist auch jegliche Ablenkung legitim.


    @ Stefan
    Deine Beiträge sind persönlich ... das ist der Unterschied zu dem hier.

    • Offizieller Beitrag

    Bereits jetzt fährt eine E Klasse fast autonom, was ist wenn das Autonome noch mehr intensiviert wird?


    Dann gilt irgendwann der Umkehrfall, das autonome Fahren wird verpflichtend und das sinnlose Eingreifen verboten. Entsprechende Überlegungen gibt es ja bereits, ist ja auch klar, ein ausgereiftes automatisiertes Fahren wird höchst wahrscheinlich zu weniger Verkehrstoten führen.


    Ein Gesetz zum autonomen Fahren wird übrigens gerade auch vorbereitet, ich hatte das letztens irgendwo gesehen, muss ich noch mal suchen gehen.

  • Dann gilt irgendwann der Umkehrfall, das autonome Fahren wird verpflichtend und das sinnlose Eingreifen verboten. Entsprechende Überlegungen gibt es ja bereits, ist ja auch klar, ein ausgereiftes automatisiertes Fahren wird höchst wahrscheinlich zu weniger Verkehrstoten führen.


    Klar wird es irgendwann den Umkehrfall geben.
    Ob wir ihn noch erleben ... mal schauen.


    Ernsthafte Überlegungen dazu aber halte ich für ein Gerücht, da sind wir noch ganz weit weg von. Erst einmal kommt noch die riesen Hürde, dass autonomes Fahren überhaupt zugelassen wird und das wird noch Jahre dauern.

  • Hatte noch nie einen Unfall, schnalle mich selbst nur auf Langstrecken an und habe auch sehr oft schon während der Fahrt telefoniert. Über 30 Jahre unfallfrei. Ich weiß, wann mich etwas ablenkt und dann unterlasse ich das dann auch.


    Diese Argumentation hat die Qualität derer von Kettenrauchern, die sagen "Rauchen ist unschädlich, denn Opa mit seinen Havannas ist auch 93 geworden". Du weißt bestimt nicht im voraus, wann Du auf einer Kurzstreckke einen Unfall haben wirst. Und für die dann entstehenden Kräfte schon bei 40 km/h empfehle ich eine "Fahrt" auf einer der Testanlagen, die z. B. der ADAC öfter mal auf Veranstaltungen mitbringt. Das klärt einiges.


  • Noch nie einen Corsa D gefahren? Blende das Ding einmal ab und der ist verstellt bis ins nirgendwo, bei so einem untermotorisierten Fahrzeug dann noch anhalten um Spiegel einzustellen killt jeden Zeitplan.
    Das mein Beitrag leicht überspitzt dargestellt ist, scheinst du nicht begriffen zu haben, der Grundgedanke war einfach, dass wenn man so ein schwammiges Gesetz hat, der Raum für Grauzonen groß ist. Das gilt sowohl für den Bürger der versucht sich rauszureden, als auch für den Beamten der dir eins reinwürgen will.


    Ich fand das recht harte Gesetz zum Thema Handynutzung schon extrem überspitzt, dass man beim Fahren keine ellenlangen Nachrichten tippen sollte finde ich vollkommen richtig, aber ein Telefonat lenkt wie bereits erwähnt kaum mehr ab als ein Gespräch mit dem Beifahrer.
    Auch Leute die ihr Handy per Aux In als Musikmedium nutzen, werden meiner Meinung nach schon viel zu lange unnötig abkassiert, da es keine Rolle spielt ob ich ein Lied weiter schalte auf dem Radio oder auf dem Handy.

  • aber ein Telefonat lenkt wie bereits erwähnt kaum mehr ab als ein Gespräch mit dem Beifahrer.


    Das sehe ich vollkommen anders.
    Ich habe genug Situationen erlebt, wo meine vollkommene Aufmerksamkeit beim Verkehr gefragt war (z.B. in einer sehr engen Autobahnbaustelle oder in einer anderen Gefahrensituation). Ein Beifahrer hält in solchen Situationen ganz von allein den Schnabel und der hat meist auch Zeit (kann ja eh nicht weg). Jemand am anderen Ende der virtuellen Strippe fragt unerbittlich "ist der 27. ok als Termin" ... ohne Terminkalender eh schon schwierig das aus dem Gedächnis zu machen. Jetzt noch 10 cm auf beiden Seiten bei Tempo 80 zwischen Leitplanke und 40 Tonner ... zum zweiten und zum dritten mal die Frage ... "Was ist mit dem Termin!!!"?
    Das ist der Worst-Case, aber da gibt es unendlich viele Situationen dazwischen, wo ein Beifahrer schon ein Gespür hat, passt es grade oder nicht.