Ersatzteilpreise in freier Werkstatt - was ist angemessen?

  • Hallo zusammen,


    was ist angemessen bei Ersatzteilpreisen in einer freien Werkstatt?


    Hintergrund: Eine Werkstatt, bei der ich schon zweimal gut bedient wurde, hat mir nun ein Angebot für den Tausch verschiedener Fahrwerks-Verschleißteile gemacht.
    Für das einzelne Teil möchte die Werkstatt nun jeweils ca. das Doppelte plus Steuer haben - im Vergleich zum teuersten Teil, das ich im Netz finden kann. Z.B. Sachs-Stoßdämpfer für 120 € statt für 50 €.


    Da ich zum Glück schon länger nicht mehr in der Werkstatt für vergleichbare Arbeiten war, weiß ich nun nicht: Welche Preise sind "normal"?


    Danke und Grüße.

  • Du musst bei solchen Preisen immer bedenken, dass die Werkstätten sich nicht darum kümmern günstige oder die günstigsten Teile zu beschaffen. Die wollen nur fertig werden und ne Rechnung schreiben. Die rufen bei ihren regionalen Dealer an, und bestellen. Da kosten die Teile gerne das doppelte, der von dir genannte Preis kommt da (aufgerundet schon hin). Beispiel: Kollege bestellte zwei Traggelenke (45€, Meyle) für seinen Bus, waren aber leider falsches Baujahr. Vor Ort und weil das Fass nun mal schon offen war: ein Traggelenk (Hersteller weiß ich nicht mehr, nichts was man kennt) 40€.


    Wenn's planbare Arbeiten sind, frag doch einfach ob du die Sachen so bestellen kannst, Risiko wegen Nichtpassend musst du dann auf dich nehmen, aber ist ja meist kein Problem das vorher ausführlich zu prüfen.

    • Offizieller Beitrag

    Werkstätten müssen auch an Teilen verdienen, der reine Stundenlohn reicht nicht. Internetpreise und Werkstattpreise kann man nicht vergleichen. Dinge wie Lohnnebenkosten, Urlaubszeiten, Miete, Strom, Werkzeuge, etc. müssen auch bezahlt werden, und die Werkstattleute müssen davon leben. Das alles bezahlt der Kunde.

  • Bei einer freien Werkstatt zählt für mich der Vergleich zur Vertragswerkstatt, nicht der Online-Teilehandel im Internet.


    Es ist Sache der freien Werkstatt, ob sie bei den Großhändlern einfach und bequem bestellen oder sich die Mühe machen, online nach dem besten Angebot zu suchen und die Ersparnis ein wenig dem Kunden durch zu reichen. Das wird aber zu Zeit intensiv sein.


    Ich hatte bei einem regionalen Großhändler ein BMW Teil angefragt und war erstaunt, dass das Lemförderer Teil exakt identisch mit dem Online angebotenen war, aber 100% teurer war. Diese Großhändler bieten aber den freien Werkstätten meist den Sorglos-Service an, mit Belieferung usw. Das kostet und jeder will was verdienen.


    Unabhängig davon macht mir mehr Sorge, dass der Handel eine unverhältnismäßig höhere Marge kassiert als Hersteller oder Dienstleister/Handwerker. Egal ob das Lebensmittel, Ersatzteile oder Bücher sind. Bei einem Buch wird es sehr deutlich, der Autor kassiert maximal 10cent, die Druckerei bis zu 5€, den Rest vom 12,99€ Buch kassiert der Handel.


    Wenn eine freie Werkstatt ein Lemförderer Teil günstiger verkauft und verbaut, als die Vertragswerkstatt, dann ist da schon eine Menge eingespart.


    Gestern gesehen:
    Bosch-Lichtmaschine für C220 bei MB ca. 1000€
    freie Werkstatt identische Lichtmaschine 750€
    identische Lichtmaschine Online ca. 600€
    generalüberholte identische Lichtmaschine Online 189€


    Für mich sind die Online-Dealer & Preise eher was für Selberschrauber

  • Also bei einem Buch kriegt der Autor rund 10% vom Verkaufspreis. Es ist kein großes Geheimnis, wie das Geld verteilt wird.


    Aber zum Autoteilehandel und Werkstätten: Die orientieren sich immer eher an den Teilepreisen vom Hersteller des Fahrzeugs. Da legen die sich 20% drunter mit dem UVP. Und davon bleiben ungefähr 60% beim Großhändler. Also Mercedes nimmt 100€, dann verkaufen die das Teil für 80. Der Großhändler gibt das Ding für 48 ab und kauft für knappe 15 ein. Mercedes kauft natürlich noch billiger ein, die zahlen bestenfalls 8. Deswegen ist der Aftermarket für die Herstelelr ja so attraktiv. Die haben ja ganze Abteilungen, die aus den Teilen die Herstellerteilenummern auspolieren, wegfräsen oder einfach überdrucken. Das Geschäft lohnt sich scheinbar.


    Und der Internethändler, der kauft in etwa ein, wie der Großhändler, tendenziell etwas höher, weil weniger Stückzahl. Da der weniger Lagerhaltung etc betreibt und die Logistik einfacher ist, kommt er mit einem VK von 28 gut hin.


    Das mag nicht auf den Cent stimmen, aber die Tendenz stimmt.

    ein richtiger Mercedes hat den Stern auf der Haube :P

    Einmal editiert, zuletzt von wolfi71 ()

  • Zitat

    Werkstätten müssen auch an Teilen verdienen, der reine Stundenlohn reicht nicht.


    Sorry, aber das Argument finde ich generell völlig daneben!


    Ich kaufe auch ab und an für meine Kunden etwas ein, aber die Kosten gebe ich 1:1 weiter. Wenn man lange suchen muss und dass auch begründen kann, dann kostet die Beschaffung eben Arbeitszeit, meinetwegen ne halbe Stunde. Wenn man an solchen Sachen verdienen muss, dann ist halt der Stundenlohn vielleicht einfach zu niedrig?! Kommt nachher ja für den Kunden ja aufs gleiche raus ob er nun nen niedrigen Stundensatz und hohe ET Preise zahlt, oder andersrum. Ich finde es nur fair wenn man mit Kosten transparent umgeht.
    Das heißt nicht, dass die Werkstätten jetzt alle im Internet die Teile holen müssen. Die Logistik hinter ProfiParts, WesselMüller, Stahlgruber und Konsorten finde ich faszinierend - ich glaube ich würde bei Autoteilen noch nie weggeschickt weil etwas nicht verfügbar war - dass das Geld kostet, die Lieferung zur Werkstatt auch, logisch. Dann sag ich halt als Werkstatt: Der Stoßdämpfer kostet z.B. 80 Euro für mich + Einbau.
    Aber zu sagen man hätte niedrige Servicekosten und schlägt es auf Teile und Öle um, zum Kotzen! X(

  • Eine Werkstatt ist doch immer auch eine Form von Teilehandel, völlig normal, weiß gar nicht worüber du dich aufregst.
    Als ich vor einigen Jahren mal kurz als Schreiner selbstständig war habe ich meine EK-Preise für Materialien selbstverständlich auch nicht weiter gegeben, wäre ich ja schön blöd. Kenne auch kein Gewerk dass das machen würde, der Fliesenleger verdient auch an den Fliesen, ebenso der Maler an der Farbe, etc., normale Handhabe im Handwerk.


    Und eine Autowerkstatt muss oft selbst höhere EK-Preise blechen als man als Endkunde online bekommt, der Teilegroßhändler und die damit zusammenhängende Logistik benötigt das eben. Wenn du dein Auto abgibst möchtest du es ja auch möglichst schnell wieder zurück haben und nicht die Werkstatt erstmal 3 Tage auf Teile warten lassen. Morgens bestellt ist's Mittags da, das kostet eben.
    Und dass sich die Werkstatt da noch 10-40% eintütet finde ich völlig in Ordnung, schließlich müssen die z.T. auch mit völlig unrealistischen AW klar kommen, da relativiert sich sowas dann.

    Gruß,
    Børner

    20376006eu.jpg

    Zitat

    We are all just monkeys with money and guns.

    • Offizieller Beitrag

    Sorry, aber das Argument finde ich generell völlig daneben!

    Ich finde deine Argumente völlig daneben.


    Warum sollte denn eine Werkstatt den Rabatt den sie auf Teile bekommt an ihre Kunden weitergeben?
    Endkunden bezahlen selbstverständlich den für sie vorgesehenen Endkundenpreis.
    Das ist auch so im Sinne des Teilehändlers, der schließlich auch Endkundenpreise hat und sich auch freut,
    wenn mal private bei ihm einkaufen und eben auch mehr bezahlen als die Händler und Werkstätten die er beliefert.


    Wenn du dich für einen anderen Weg entschieden hast und deinen Rabatt 1:1 an deine Kunden weitergibst ist das schon fast unlauterer Wettbewerb.
    Dein Teile Lieferant gibt dir den Rabatt damit du die Teile zu handelsüblichen Preisen an Endkunden weitervermarktest.
    Nicht damit du sie zu Händlerpreisen verschleuderst um mehr Kunden zu gewinnen und ihm damit die Chance nimmst das ein oder anderer mal auch etwas mehr zu verdienen.


    Wenn hier jemand nicht seriös handelt das bist das imho du.


    Wenn du dir zu Hause das Badezimmer machen lässt, glaubst du das du auch nur Stundenlohn bezahlst und der Gas-Wasser-Scheiße Mann dir seine Rabatte weitergibt?
    Das er dir Waschbecken, Badewanne und Scheißhaus zu SEINEN Preisen 1:1 durchschiebt und nur von 60 Euro die Stunde seinen Betrieb am fressen halten kann?


    Weird.

  • Zudem kann ich bei unseren EK Preisen den Endkundenpreis im Inet nichtmal schlagen. Bei Reifen ist das noch extremer.
    Es ist eben so wie andere vor mir schon geschrieben haben. Ich freue mich, dass es doch noch normale Leute gibt,die das verstehen, denn so oft muss man sich rechtfertigen.


    Beispiel: Stundenverrechnungssatz liegt bei 42,50€, Bremse instand setzen dauert berechnet 1,5h macht 63,75€ netto ...das ist ein Witz. Andere Stundenverrechnungssätze sind hier in der Gegend ungefähr gleich.