F1 2014 Fahrzeugpräsentation: Red Bull RB10

    • Offizieller Beitrag

    RB10: Red Bull lässt den Bullen los


    Als eines der letzten Teams hat Red Bull mit dem RB10 sein neues Auto präsentiert - Setzt sich die Dominanz des Teams auch unter dem neuen Reglement fort?


    (Motorsport-Total.com) - Red Bull spannte die Fans in diesem Jahr lange auf die Folter, doch wenige Minuten vor dem Beginn des ersten Tests des Jahres stellte am Dienstag auch das Weltmeisterteam der Formel 1 in Jerez de la Frontera sein neues Auto vor. Mit dem RB10 wollen Sebastien Vettel und sein neuer Teamkollege Daniel Ricciardo an Erfolge vergangener Jahre anknüpfen. Viermal in Serie gingen Fahrer- und Konstrukteurstitel an die Mannschaft aus Milton Keynes, in diesem Jahr werden die Karten neu gemischt.


    Christian Horner ist sich sicher, dass eine Saison mit vielen Unbekannten wartet: "Es ist alles ein weißes Blatt Papier und eine Herausforderung für die Designer. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit unserem Partner Renault einen konkurrenzfähigen Motor haben", so der Teamchef, der an eine längere Anlaufzeit glaubt und nicht damit rechnet, dass seine Farben sofort den Ton angeben: "Der Motorsport wird sich verändern und es wird vier oder fünf Rennen dauern, bis sich Muster herauskristallisieren. Wir dürfen nichts für selbstverständlich erachten und die Formel 1 kann wie jeder Sport unvorhersehbar sein."


    Während Stardesigner Adrian Newey in den vergangenen Jahren die erfolgreiche Basis des Autos von Jahr zu Jahr perfektionierten, musste der Technische Direktor bei der Planung des RB10 mit einem weißen Blatt Papier beginnen. Der neue 1,6-Liter-V6-Turbomotor und die veränderte Aerodynamik stellten den erfolgreichsten Designer der aktuellen Formel-1-Ära vor eine neue Herausforderung.

    Neue Herausforderungen für Stardesigner Newey


    Besonders schmerzen dürfte Newey die Verlegung des Auspuffs. Dessen Abgase hatte er bisher dazu verwendet, den Diffusor seitlich abzudichten. Nur so funktionierte der extreme Anstellwinkel der Red Bull, die hinten deutlich mehr Bodenfreiheit hatten als vorne und auf diesem Weg zusätzlichen Abtrieb generierten. Dieses Erfolgsrezept kann Newey nun nicht mehr anwenden, nachdem das Endrohr mittig unter dem Heckflügel enden muss.


    Gelöst hat der Stardesigner das auf eine Art und Weise, die der Herangehensweise von Ferrari und Mercedes nicht besonders ähnlich ist. Der Red Bull verfügt über eine breite Nase, darunter allerdings über einen Steg, der als dritte Stütze der Frontkonstruktion am Frontflügel hängt. Was das restliche Auto betrifft, zeigen sich beim RB10 die fast schon gewohnten, schlanken Turbolinien mit spitz zulaufenden Seitenkästen. In Puncto Farbgebung ist sich Red Bull treu geblieben und schickt sein Auto auch 2014 wieder in Lila-Blau, dem Kennzeichen des Sponsors Infiniti, sowie mit gelben und roten Akzenten ins Rennen.


    "Die Frage ist, wer die wenigsten Fehler macht."
    Sebastian Vettel


    Im Winter musste Red Bull in den Reihen seiner Ingenieure einen empfindlichen Aderlass hinnehmen. Nachdem der Wechsel des Aerodynamikchefs Peter Prodromou zu McLaren schon seit vergangenem Herbst feststand, wurden in der Winterpause mit Mark Ellis und Giles Wood zwei weitere wichtige Ingenieure von Mercedes abgeworben. Doch es gab auch Zuwachs bei Red Bull, wenn auch im privaten Bereich. Sowohl Teamchef Horner als auch Vettel wurden während der Winterpause Väter.

    Vettel will lieber nichts erwarten


    Die Konkurrenz dürfte insgeheim darauf hoffen, dass das Papa Sein Vettel etwas einbremst - ganz im Sinne der längst überholten Faustregel von der halben Sekunde pro Kind. Denn vor allem in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison dominierte der Heppenheimer die Formel 1 mit geradezu spielerischer Leichtigkeit. In diesem Jahr muss der 26-Jährige nun zeigen, dass er auch mit der neuen Technik (Turbomotor, stärkeres Energierückgewinnungssystem, Acht-Gang-Getriebe mit fester Übersetzung) die Startnummer 1 auf dem Auto verteidigen kann.


    Vettel ist vorsichtig, wenn es um Prognosen für die Turboära geht. Dennoch schlummert der Titelhunger in ihm: "Es ist eine Herausforderung für alle Teams. Da sind wir natürlich keine Ausnahme. Die Erwartungen sind niedrig, aber sobald wir ein gutes Auto haben, wollen wir natürlich sicherstellen, dass wir in die gleichen Gefilde vordringen wie schon in den vergangenen vier Jahren." So fiel es dem Deutschen nicht leicht, sich auf 2014 einzustellen: "Im Allgemeinen versucht man immer, sich so gut es geht vorzubereiten."


    Die besonderen Hürden erklärt Vettel so: "In diesem Jahr ist es etwas schwieriger wegen der vielen Unbekannten, die uns erwarten. Im Moment ist es mehr Raten als Wissen. Wir haben weder das neue Auto noch den neuen Motor jemals gefahren." Er rechnet mit einer neuen Art von Motorsport in der Königsklasse: "Wegen der großen Änderungen müssen die Fahrer ihren Stil anpassen. Es könnte sein, dass die Rennen andere werden, als wir sie gewohnt sind. Im Qualifying versucht man natürlich, so schnell wie möglich zu fahren, aber am Sonntag muss man vielleicht Benzin sparen und seine Runden vorbereiten."


    Rückkehr der Defekthexe


    Vettel rechnet damit, dass die Defekthexe zurückkehrt in die Formel 1, wenn die Technik noch unausgereift und anfällig ist. "Wir werden mehr Ausfälle sehen als in der Vergangenheit", ist sich der Titelverteidiger sicher und glaubt, dass es am Ende darauf ankommen wird, wer aus einem unvermeidlichen Malheur am meisten lernt: "Wir hatten die Autos perfekt verstanden, jetzt ist alles neu. Die Frage ist, wer die wenigsten Fehler macht. Es geht darum, dass einem ein Patzer kein zweites Mal unterläuft."


    Auch an einen neuen Teamkollegen muss sich Vettel in diesem Jahr gewöhnen. Nach fünf gemeinsamen Jahren mit Mark Webber hat nach dessen Wechsel zu Porsche in die Langstrecken-Weltmeisterschaft sein Landsmann Ricciardo das Cockpit des zweiten Red Bull übernommen. Der stets gut gelaunte 24-Jährige gehört seit vielen Jahren zum Fahrerkader von Red Bull und wurde nach zwei Jahren beim B-Team Toro Rosso nun in die Weltmeistermannschaft befördert, wo er mit der Startnummer 3 fahren wird.

    "Ich habe großen Respekt."
    Daniel Ricciardo über Sebastian Vettel


    Ricciardo scharrt schon mit den Hufen: "Die Saison wird eine große Herausforderung, aber auch verdammt spannend. Darauf habe ich mich die vergangenen fünf Monate über, eigentlich aber mein ganzes Leben lang gefreut." Den Zeitpunkt des Aufstiegs zu Red Bull betrachtet er angesichts der großen Regelnovelle mit den Turbomotoren als glücklich. "Es ist ein guter Zeitpunkt, das Team zu wechseln. Das wird die Dinge relativieren und mir eine Möglichkeit verschaffen, zu glänzen", hofft ein wie immer gut gelaunter Ricciardo.

    Ricciardo lebt seinen Traum


    Der neue Teamkollege mit seinen vier WM-Kronen ist für ihn keine Pflichtaufgabe, aber auch keine unüberwindbare Hürde: "Für seine Leistungen und für Seb selbst habe ich den größten Respekt. Das brauche ich, um ihn herauszufordern. Ich bin seit jungen Jahren im Red-Bull-Programm und deshalb keinen wir uns auch schon eine Weile. Aber das wird in der Saison natürlich besser." Die Frage ist nur, ob Ricciardo den Heppenheimer bald anhand des Diffusors erkennt oder der Silhouette im Rückspiegel.


    Der Australier ist jedenfalls keiner, der eifrig trommelt: "Ich mag es nicht, von Erwartungen zu sprechen. Ich will am Ende einfach nichts bereuen. Toll wäre es natürlich, ein paar Grand-Prix-Siege zu feiern, aber ich lasse da bewusst alles offen." Ricciardo freut sich lieber, einen Meilenstein seiner noch jungen Karriere passiert zu haben: "Das neue Auto habe ich gesehen und es war ein aufregender Moment. Es ist ein Kracher, dass ein früheres Weltmeisterauto jetzt meins ist. Ich bin so stolz."


    Die nächsten vier Tage in Jerez sowie die beiden Tests in Bahrain (19. bis 22. Februar und 27. Februar bis 2. März) werden eventuell schon einen ersten Aufschluss darüber geben, ob Red Bull auch 2014 wieder zu den Titelkandidaten gehört oder ob wie nach der letzten großen Regeländerung zur Saison 2009 neue Hauptdarsteller die Bühne betreten.



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    Gruß vom Niederrhein, Björn
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