Vorgehen bei Ruckeln, schlechter Gasannahme, hohem Verbrauch, Leistungseinbußen, schüttelndem Leerlauf- Benzinfahrzeuge

  • Hallo,
    da es einem manchmal vorkommt, als wären die Fragen nach schlechtem Motorlauf ein Mantra und ebenso die Antworten darauf, möchte ich versuchen, mal eine allgemeingültige Vorgehensweise zu beschreiben, damit den Fragern und Antwortenden in Zukunft die Arbeit erleichtert wird.
    Zunächst sollte man bedenken, dass die jüngsten 202 mittlerweile auch schon über 10 Jahre alt sind. Das bedeutet, dass manche Teile eben ersetzt werden sollten, auch wenn sie ihren Dienst anscheinend unauffällig verrichten.
    Zu denken ist an Zündkabel und Zündkerzenstecker. Aber auch die Temperaturfühler für die Ansauglufttemperatur oder die Motortemperatur können nach dieser Zeit mal ersetzt werden.


    In der Regel läuft ein Benziner schlecht, weil er Probleme mit der Zündung hat, daher ist die erste Maßnahme die Kontrolle des Zündgeschirrs. Kerzen, Kabel und Stecker. Marderbisse, Korrosion und simpler Verschleiß heißen die Feinde.
    Alle 10 Jahre oder 150.000 km kann man ohne Bedenken die Zündkabel mal auswechseln. Zündspulen sind recht teuer, da sollte vielleicht genau schauen, ob die defekt sind. Verschmort? Gerissen? Dann auf jeden Fall neu.


    Für die Temperaturfühler gilt das gleiche. Wer möchte, kann sie auch messen. Es gibt Tabellen für die Widerstandswerte bei entsprechenden Temperaturen.


    Dass Zündkerzen auch regelmäßig ersetzt werden müssen, ist bekant? Wenn nein, raus an den Motor und die Kerzen wechseln.


    Dann ist die Lambdasonde von großer Wichtigkeit für den Motorlauf. Schlechte Gasannahme, sehr hoher Verbrauch oder einfach ein schlechter Motorlauf können aus einer defekten Lambdasonde resultieren. Nach 100.000-150.000 km kann man sie mal tauschen (oder messen und wenn nicht i.O. tauschen).


    Nächster wichtiger Punkt ist der Motorkabelbaum (MKB). Dieser ist nach 10-15 Jahren und ab 200.000 km eigentlich immer verdächtig. Den genau an den Steckern überprüfen. Wenn die Isolation steif ist, ist der MKB fertig und will ersetzt werden. Es gibt noch einen kleinen Kabelsatz der nur zu den Zündspulen geht. Dieser kostet ca. 30 € und kann auch mal ersetzt werden.
    Man glaubt es nicht, wie viel ein neuer MKB ausmacht. Jahrelang verloren geglaubte Laufkultur des Motors ist zurück. Leerlaufschütteln wie weggeblasen.


    Lesestoff zum Thema Motorkabelbaum (ergänzt Juni 2017):
    Bei Motorlaufproblemen immer den Motorkabelbaum checken
    Der große Thread zum Thema Kabelbaum - Defekte, Reparaturmöglichkeiten, Erfahrungsberichte und Verweise auf bestehende Threads



    Ein weiterer Hauptverdächtiger ist der Luftmassenmesser (LMM). Fahrer früher C 180 und C 200 können aufhören zu suchen, sie haben keinen LMM, sondern die PMS-Einspritzung. Die erkennt man am Motorbaumuster M 111.920 und M 111.941 alle anderen Benziner haben einen LMM.
    Dieser ist auch oft defekt.
    Überprüfen!


    PMS: Die Motoren M 111.920 und M 111.941 haben die PMS Motorsteuerung. Die nimmt u.a. als Messgröße den Saugrohrunterdruck, um den Motor in Sachen Zündzeitpunkt und Einspritzmenge sowie -zeitpunkt zu versorgen.
    Die PMS reagiert empfindlich auf Falschluft. Falschluft meint Luft, die nach der Messung der Luftmenge die der Motor ansaugt in den Motor kommt. Gemessen wird sie am LMM bzw. im Saugrohr.
    Aber auch die Motoren mit LMM mögen keine Falschluft.
    Prüfen, ob alle Verbindungen am Saugrohr, Luftfilter, LMM, Drosselklappe... aufgesteckt und dicht sind. Gummiteile mal knicken, um zu sehen, ob sie brüchig, porös und defekt sind. Undichte Einspritzdüsendichtungen können es auch sein. Kosten Centbeträge sind aber blöd zu wechseln.


    Bleibt noch, an den Klopfsensor zu denken. Wenn der defekt ist, regelt er den Zündzeitpunkt richtig spät, so dass die Motorleistung fehlt. Klopfsensoren haben alle M 111 mit verstelbarer Nockenwelle und alle M 104 sowie M 112 und M 113.


    Wenn man bis hierher alle Fehlerquellen beseitigt hat, hat man zu 95% alle Motorlaufprobleme beseitigt.


    Nun können es noch Fehler in der Benzinversorgung sein.
    Wie alt ist der Benzinfilter? Alle 90.000 km neu. Oder wenn er schon mehr als 4 Jahre ist, auch neu.
    Findet man unterm Auto vor der Hinterachse in Fahrtrichtung rechts.


    Stimmt der Kraftstoffdruck? Messen (lassen). Der Druck beeinflusst auch den Motorlauf.
    Wenn jetzt alles, wirklich alles, geprüft und für gut befunden wurde, könnte es noch die Lambdasonde sein.
    Diese hält ca. 200.000 km, dann sollte man spätestens an einen Austausch denken.


    Motor läuft immer noch nicht wie gewohnt?
    Dann bleiben eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten:
    Kat/Auspuff verstopft oder das Motorsteuergerät (gerade bei PMS) defekt.


    Da der Austausch sehr teuer ist, sollte man vorher aber alles andere gründlich checken.


    Achtung: Diese Prüfung geht von einem mechanisch gesunden Motor aus. Mangelnde Kompression wegen kaputter Kolben(ringe), defekter Ventil(e)(sitze), kaputten Hydros, eingelaufenen Nockenwellen oder auch defekte Einspritzdüsen können auch einen miesen Motorlauf zur Folge haben.


    Schön wäre es nun, wenn jeder der einen schlechter Motorlauf zu beklagen hat, diesen Beitrag erst liest, alles prüft und dann gezielt fragt.
    Leider fragen immer mehr, immer wieder das Gleiche und viele sind es Leid, immer wieder das immer Gleiche zu schreiben, nur weil die Suche nicht benutzt wird.


    Hier deshalb mal ein paar Suchworte:
    Ruckeln Aussetzer Leerlauf Schütteln Leistungsmangel


    Viele Grüße
    Stefan

    3 Mal editiert, zuletzt von Stefan M. ()

  • Moin,


    sehr schöner Beitrag.


    Ich möchte noch hinzufügen, das auch die Drosselklappe - kurz DK genannt, auch in dem entsprechenden Alter ist ihren Dienst zu versagen.
    Fahrer früherer M111 Motoren, die Vormopf - Fahrzeuge, sollten auch an das Überspannungsschutzrelais denken.
    Dieses sitzt vorn rechts im Motorraum (das mit einer oder zwei Sicherungen oben drin) und ist gerne an den Steckkontakten korrodiert.
    Im Bild die Nr. 5


    Beizeiten ist mir aufgefallen, das bei einigen Fahrzeugen, in dessen Motorraum ich geschaut habe, die Stellzungen unterhalb der DK
    nicht zueinander eingestellt waren. Das hat einen schlechten Leerlauf zur Folge. (Bei Automatik)
    Im Bild dort, wo der Pfeil ist


    Ebenso kann in den Unterdruckleitungen Wasser drin sein, was natürlich die Motorsteuerung beeinflusst.
    So war es bei mir unter anderem der Fall gewesen. Im Zündsteuergerät ist eine Unterdruckdose integriert,
    die bei mir ebenfalls voll mit Wasser war. Ich habe diese lediglich ausgepustet.


    Viele Grüsse Sven

  • Skye: du hast geschrieben

    Zitat

    Beizeiten ist mir aufgefallen, das bei einigen Fahrzeugen, in dessen Motorraum ich geschaut habe, die Stellzungen unterhalb der DK
    nicht zueinander eingestellt waren. Das hat einen schlechten Leerlauf zur Folge.


    was meinst Du denn genau mit Stellzungen, wo finde ich die denn genau? Hilft das Bild weiter? Kannst Du das markieren ?


    Danke schon mal.

  • was meinst Du denn genau mit Stellzungen, wo finde ich die denn genau? Hilft das Bild weiter? Kannst Du das markieren ?

    Am Gaszug, sind zwei Schwarz Plastik Teile (weiß gerade nicht wie ich sie nenen soll) Die müßen über den Gaszug so eingestellt werden das sie genau Bündig miteinander sind! Ist auf deinem Bild leider nicht zu sehen!
    Wenn du sie richtig eingestellt hast und sie Bündig sind, mekrst beim betätigen des Gaszuges per Hand ein leichtes knacken eines Mikroschalters!

  • Jein, Du wirfst was durcheinander. Die zwei Pfeilspitzen hat man nur, wenn man einen Automaten hat. Damit stellt man den Steuerdruckzug ein.
    Das klicken hat man wenn der Leerlaufkontakt in der Drosselklappe schließt. Sollte er immer wenn man vom Gas geht. Nur wenn der Gaszug zu stramm eingestellt ist, schließt der Kontakt nicht. Dann regelt der Leerlaufsteller nicht (er weiß ja nichts von seinem Glück) und der Leerlauf ist mau.
    Viele Grüße
    Stefan