Auto gekauft. DPF nun voll- arglistige Täuschung

  • Hallo zusammen,

    ich habe mir vor kurzem einen Mercedes-Benz C 200 Diesel gekauft. Erszulassung 12/2020 und hat jetzt knapp 100.000 km gelaufen

    Im Kaufvertrag wurde ausführlich festgehalten, dass es sich um einen Privatverkauf handelt – Garantie und Gewährleistung sind ausdrücklich ausgeschlossen.

    "Das Fahrzeug wird unter Ausschluss jeglicher Sachmängelhaftung verkauft.Der Käufer akzeptiert das Fahrzeug in dem Zustand, in dem es sich bei der Übergabe befindet, und übernimmt alle damit verbundenen Risiken und Verantwortlichkeiten ab diesem Zeitpunkt.Übergabe des Fahrzeugs:

    Das Fahrzeug wird ohne jegliche Gewährleistung verkauft. Der Käufer akzeptiert das Fahrzeug in dem Zustand, in dem es sich befindet, und übernimmt alle damit verbundenen Risiken und Verantwortlichkeiten ab dem Zeitpunkt der Übergabe."

    Das Auto lief zunächst problemlos, aber nach etwa 100 km Fahrt ging plötzlich die Motorkontrollleuchte an.

    Ein Kollege hat daraufhin den Fehler ausgelesen – Ergebnis: DPF (Dieselpartikelfilter) voll.

    Jetzt frage ich mich:

    • Ist das ein klassischer Verschleiß, mit dem ich wohl leben muss, da Gewährleistung ausgeschlossen ist?
    • Oder könnte man dem Verkäufer hier doch etwas vorwerfen, wenn er eventuell von dem Problem wusste?
    • Hat jemand Tipps, ob eine Regeneration helfen könnte oder ob der Filter getauscht werden muss?

    Bin gerade etwas ratlos! Ich fühle mich arglistig getäuscht von dem Verkäufer – vielleicht hat ja jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht.

    Danke vorab!

  • Das muss dem Vorbesitzer nachgewiesen werden. Wird nur funktionieren wenn der vorher in einer (MB-)Werkstatt war mit demselben Problem und dort nur der Fehlerspeicher gelöscht wurde. Dazu gibt es dann einen Vorgang der in der Historie festgehalten wird. Die Zeiten in denen man das gegen einen Obulus für die Kaffeekasse nebenbei gemacht bekam sind vorbei.

    Ansonsten keine Chance.


    Die Filter kann man reinigen (ausbauen, auftrennen, die Asche in einem Hochtemperaturofen nochmals ausbrennen, gibt da diverse Verfahren) , was deutlich billiger ist als ein Neuer. Einfach mal im Netz nach lokalen Dienstleistern suchen die DPF-Reinigung anbieten.


    Bei unter 100.000 km weist ein voller DPF auf ungünstige Betriebsbedingungen und/oder länger ignorierte Probleme mit der Motorperipherie (AGR, LMM...) hin. Beides spricht nicht gerade für den Vorbesitzer. Bei einer Jahresfahrleistung von 20TKM wird der ja wohl hoffentlich nicht nur Kurzstrecken gefahren sein.


  • Ein Kollege hat daraufhin den Fehler ausgelesen – Ergebnis: DPF (Dieselpartikelfilter) voll.

    Jetzt frage ich mich:

    • Ist das ein klassischer Verschleiß, mit dem ich wohl leben muss, da Gewährleistung ausgeschlossen ist?
    • ...
    • Hat jemand Tipps, ob eine Regeneration helfen könnte oder ob der Filter getauscht werden muss?

    Als langjähriger Diesel-Fahrer, der dreieinhalb Jahrzehnte Selbstzünder gefahren ist, würde ich das eher unter Verschleiß verbuchen.

    Der insbesondere immer dann auftritt, wenn der Diesel unter - nennen wir es mal so - artfremden Bedingungen gehalten wurde.

    Das heißt .

    - Viel Kurzstreckenverkehr, ohne daß Motor und Filter im richtigen Temperaturfenster waren

    - Langes Fahren mit äußerst geringer Drehzahl


    Manchmal hilft es da schon mal eine schärfere Fahrt von 20-30 km auf der Autobahn zu machen und dabei richtig Gas zu geben, damit sich der Filter wieder ein wenig "frei brennt"

    • Ist das ein klassischer Verschleiß, mit dem ich wohl leben muss, da Gewährleistung ausgeschlossen ist?
    • ....
    • Hat jemand Tipps, ob eine Regeneration helfen könnte oder ob der Filter getauscht werden muss?

    Ich sehe das komplett anders als MHW.

    Das ist ganz klar kein normaler Verschleiß. "Normaler Verschleiß" ist, wenn der Filter entweder zu viel Asche ansammelt oder nach vielen 100.000km irgendwann mechanisch zerbröselt. Beides passiert aber nicht nach 100.000km.


    Wenn ein DPF durch zu viel Ruß verstopft wird, ist das kein "normaler Verschleiß". Natürlich kann das passieren, wenn man ausschließlich Kurzstrecke fährt und keine Regeneration ermöglicht wird (Langstrecke und niedrige Drehzahl gehört nicht dazu!). Oder es gibt einen anderen Defekt (Primärdefekt), z.B. in Richtung der Differenzdrucksensorik oder wie schon gesagt AGR, LLM usw., der wieder dazu führt, dass der DPF nicht ordentlich regeneriert und verstopft. An ersteres glaube ich bei einer Jahreslaufleistung von rund 20.000km nicht wirklich, letzteres ist am wahrscheinlichsten.


    Wenn es letzteres ist, dann muss man erstens den Primärfehler beheben und dann hilft ein Freibrennen über die Diagnose (kann man entsprechend anstoßen), wenn es nicht max. schlimm ist oder wenn es max. schlimm ist, dann hilft nur noch ausbauen und ab in den Ofen.


    Zum Vorbesitzer: Natürlich ist dein Gefühl arglistig getäuscht worden zu sein, mehr als begründet. Aber das reicht nicht. Du musst ihm nachweisen, dass er davon gewusst hat. Und das ist nicht einfach. Entweder du findest zufällig irgendetwas handfestes dazu, ansonsten hast du aber Pech gehabt. Wirf dann nicht gutes Geld dem schlechten hinterher.

  • Naja, das ist genau das klassische "Schadensbild". MKL kommt, man fährt in die Werkstatt, womöglich zu MB, die sagen " DPF voll, muss neu, 2000+ Euro" worauf der Besitzer den Fehlerspeicher löschen lässt, manuell über die Diagnose eine Regeneration anstösst damit wieder kurzfristig Ruhe ist und das Auto abstösst um die teure Reparatur nicht an der Backe zu haben. Als Käufer in so einem Fall kann man da nur was machen wenn über diesen Werkstattaufenthalt samt Diagnose Belege da sind.

    Kann man nur vermeiden wenn Kauf vom Händler, der preist sein Sachmangelhaftungsrisiko aber eben mit ein.


    "Normaler Verschleiss" wäre das ab 250.000 km aufwärts, Dann wäre aber der Kaufpreis des Fahrzeugs *deutlich* niedriger.

  • Hier mal ein Urteil bei dem es um einen defekten DPF geht.


    Da hat ein Sachverständiger ausgeführt dass ein verstopfter Filter bei 180.000 als normaler Verschleiß anzusehen ist und somit keine Täuschung vorliegt.


    Man könnte hier z.B. ja auch anführen dass Zündkerzen auch die MKL auslösen wenn sie alt und verbraucht sind.

    Oder kurz gesagt: Bei Verschleißteilen muß man damit rechnen, etwas früher oder etwas später.

    Interessant wäre hier für mich höchstens noch: Stimmen die 100.000 km oder sind es schon "zufällig" ein paar

    Tausend mehr.

    Verstopfter Partikelfilter am Gebrauchtfahrzeug stellt einen Mangel dar und keinen Verschleiß
    Oberlandesgericht Hamm, Urteil vom 11.05.2017, 28 U 89/16 Auf die Berufung des Klägers wird das am 26.04.2016 verkündete Urteil des Einzelrichters der 3.…
    www.autorechtonline.de

  • Hier handelt es sich aber um ein Urteil bei dem der Verkäufer ein Händler war und somit die Sachmangelhaftung greift.

    Beim Verkauf von privat sieht das aber völlig anders aus.

  • Man könnte hier z.B. ja auch anführen dass Zündkerzen auch die MKL auslösen wenn sie alt und verbraucht sind.

    Oder kurz gesagt: Bei Verschleißteilen muß man damit rechnen, etwas früher oder etwas später.

    Im Prinzip ist jedes Teil am Fahrzeug ein Verschleißteil, denn keines hält ewig.


    Aber Verschleißteile können nicht nur durch Verschleiß unbrauchbar werden, auch diese können einen frühzeitigen Defekt erfahren, die nichts mit Verschleiß zu tun haben.

    Wenn Zündkerzen ein Tauschintervall von z.B. 80.000km haben und eine verreckt dir nach 3.000km, dann hat die nicht Verschleiß dahin gerafft.


    Und natürlich kann der Zeitpunkt, wo ein Teil planmäßig verschlissen ist, etwas früher oder später eintreten, aber 180.000km für einen DPF wäre schon hart früher. Wo da genau die Grenze liegt, ist aber schlicht Grauzone und Ansichtssache. Bei 100.000km ist das aber keine Grauzone.


    Davon abgesehen sieht der gepostete Fall vor Gericht auch stark danach aus, als wäre nicht Verschleiß am DPF für den dichten DPF verantwortlich, sondern dieser ist nur Opfer eines anderen Defekts geworden. Nicht umsonst werden die die Pumpe-Düse Elemente ausgetauscht haben und dazu noch das Saugrohr. Beides kann bei Defekten zu so exorbitant viel Ruß führen, dass es den DPF dicht setzt. Das ist dann kein Verschleiß, sondern ein klassischer Folgeschaden.


    Ich will damit nur sagen: Vorsicht bei solchen Laufleistungen dem DPF Verschleiß zu unterstellen, einen neuen rein zu kloppen und sich einige 100km später zu wundern, dass der Neue schon wieder dicht ist. In der Regel ist bei solchen Fahrzeugen der DPF nur ein Folgeschaden eines eigentlichen Defekts.

  • Wie babybenzfan schon ausgeführt hat: Der Käufer müßte hier Beweise vorlegen dass der Verkäufer davon wußte.

    Ansonsten würde der Verkäufer argumentieren können, wie der Gutachter: Ist halt normaler, etwas frühzeitiger,Verschleiß und das Auto lief bis zum Kauf einwandfrei.


    Ohne Rechtschutzversicherung dagegen vorzugehen wäre riskant.

  • Ansonsten würde der Verkäufer argumentieren können, wie der Gutachter: Ist halt normaler, etwas frühzeitiger,Verschleiß und das Auto lief bis zum Kauf einwandfrei.

    Nein, das würde er nicht, denn der Verkäufer ist ein privater Verkäufer, der die Gewährleistung ausgeschlossen hat. Der sagt nur, er wusste nichts, alles war gut vor dem Verkauf. Haltet doch bitte die Gewährleistung, die ein Gewerbetreibender geben muss, streng getrennt von arglistiger Täuschung.


    P.S.: Der Kläger aus dem genannten Urteil hat final das übrigens gewonnen und der Befund des Gutachters zu "normalem Verschleiß" hat so gar keine Rolle mehr gespielt. Es reicht halt nicht sich in einem Urteil nur den für sich passenden Halbsatz heraus zu picken. Und gewonnen hatte er nur, weil er überhaupt Gewährleistungsansprüche hatte, die der TE nicht hat.