• Hallo liebes Forum,


    hatte vorgestern meine zweite "Panne" mit meinem w202.


    Ins Auto gesetzt mit dem Wunsch loszufahren, Schlüßel gedreht:


    Anlasser dreht (hört sich an wie ein Elektromotor der einfach dreht) aber "kurbelt" nicht am Motor. Ich hatte das Gefühl, dass der Anlasser es nicht geschafft hat irgendwo zu greifen.

    Nach viele Versuchen ist er aus eigener Kraft gestartet.

    Am nächsten Tag ohne Probleme angesprungen.


    Hatte diesen Winter ca. 4-5 mal das Problem gehabt, dass er leichte Startschwierigkeiten hatte. (Hatte etwas länger gedauert als sonst der Start, vielleicht kennt jemand auch das Gefühl, man dreht den Schlüßel, der Anlasser Orgelt etwas mehr als sonst und man hofft nur: "bitte jetzt nicht" Aber das er gefühlt ins Leere dreht hatte ich noch nicht wahrgenommen.


    Habe mich vorab grob informiert, wir ein Anlsser funktioniert.

    Mein Verdacht: das "Zahnrad" des Anlassers, welches die Schwungscheibe antreiben sollte ist nicht herausgefahren.

    Der Magbetschalter des Anlassers hat entweder zu wenig Strom bekommen oder ist mechanisch Schwergängig. (?)


    Meine Frage an euch:

    Wie gehe ich da am besten vor?

    Anlasser ausbauen, wäre ich auf eine freie Werkstatt angewiesen.

    Gibt es Dinge, die ich schonmal Prüfen kann?


    Die Batterie ist mindestens 4 Jahre alt. Hat im Winter einen guten Dienst geleistet.


    Gibt es noch irgendwas was ich messen kann? (An den Anlasser komme ich leider nicht ran) Könnte auch nicht im Fall der Fälle mit einem Hammer raufhauen.)


    Habe ca. 40 Starvorgänge die Woche.

    Fahre viel Kurzstrecke.


    Viele Grüße

    Micha

  • Moin,

    1. der Magnetschalter am Starter hat zwei Funktionen.

    1.1 durch Magnetkraft auf den Anker das Anlasserritzel zum Schwungrad schieben

    1.2. am Ende der Bewegung einen kräftigen Schaltkontakt schließen und damit Dauerplus auf die Plus-Kohlen des Starterrotors zu legen.


    Hier zwei verschiedene symbolische Schaltpläne, M ist der Startermotor, er besteht aus einer Reihenschaltung äußere Magnetwicklung und Rotor:

    Starter1.jpg Starter2.jpg


    2. Die Spule, die den Anker im Magnetschalter bewegt hat zwei Wicklungen.

    Beide Wicklungen A (links) und B (rechts) sind mit einem Wicklungsende am kleinen Anschluss "Klemme 50" für das Startsignal angeschlossen,

    (den Kontrollkontakt 50a haben nicht alle Magnetschalter)

    Klemme 50 erhält beim Startvorgang über das Anlasserrelais +12V

    (in der Praxis schaltet das Starterrelais häufig mit Zündungsplus Klemme 15, nicht Dauerplus, Klemme 30).

    2.1 Das Ende der Wicklung A geht auf die Plus- Kohlen des Anlassers.

    So lange der Rotor des Anlassers steht gibt der niedrige Innenwiderstand des Startermotors ein kräftiges Massepotential auf die Spulenwicklung A des Magnetschalters und in der Spule fließt von Klemme 50 über Wicklung A und stehenden Rotor ein kräftiger Strom.

    2.2 Die Wicklung B endet auf Masse, hier kann bei 12V an Klemme 50 ein Strom fließen, der zu etwas Magnetkraft führt.

    Die Magnetfelfder beide Ströme in den Magnetspulen addieren sich.

    Die Spule zieht den Anker kräftig an und bewegt über eine Wippe das Anlasserritzel Richtung Schwungrad.


    Dieser Aufbau ist auch der Grund, warum bei verschlissenen Anlasserkohlen der Magnetschalter keine Kraft mehr hat und Klopfen auf das Gehäuse manchmal (vorübergehend) helfen kann. Die schlechten Kohlen bekommen dann besseren Kontakt.


    3. Wenn das Anlasserritzel in die Verzahnung eingegriffen hat wird am Ende der Bewegung der Schalter vom Anker betätigt.

    Die Starterkohlen bekommen Dauerplus Klemme 30 über den dicken Anschluss am Magnetschalter direkt von der Batterie. Der Starter dreht mit hohem Drehmoment.

    Jetzt hat Wicklung A auf beiden Seiten Plus, hier fließt kein Strom mehr. Das verbleibende Magnetfeld von Spule B genügt aber, um den Anker an der Endposition und den Schalter geschlossen zu halten, der Starter dreht.

    Wenn das Pluspotential an Klemme 50 abgeschaltet wird drückt eine Feder den Anker in die Ausgangsposition, das Ritzel wird über die Wippe zurückgefahren, der Starter steht.


    Bei Deinem Fahrzeug gibt es vermutlich hin und wieder eine unvollständige Ausführung des Betätigungsweges, das Ritzel erreicht das Schwungrad nicht.

    Dann wird der Schalter zum kräftigen Dauerplus am Magnetschalter nicht geschlossen, der Starter dreht aber trotzdem mit dem Strom, der über Wicklung B von Klemme 50 kommt hoch. Das ist dann das Geräusch, das Du hörst. Der drehende Startermotor erzeugt eine Gegenspannung, der Strom durch Spule A wird dadurch geringer und der Magnetschalter zieht nicht weiter an.


    Vor dem neuen Startversuch solltest Du einen Moment inne halten, damit der Starterrotor wieder zum stehen kommt. Nur bei stehendem Rotor ist der Anfangsstrom in Spule B hoch und der Magnetschalter hat die Chance, die Verschiebemechanik für das Ritzel zu bewegen.


    Der Grund für die Fehlfunktion kann in Verschmutzung, Korrosion oder Schmierstoffmangel an den Bewqegungsflächen des Ankers, der Wippe oder der Ritzelmechanik liegen.


    Hier ein paar Bilder von der Aufbereitung eines Starters (ist BMW Z3, aber das Prinzip ist gleich)

    das zu bewegende Ritzel mit Freilauf, darunter ist auf der Welle eine Schneckenverzahnung zur Unterstützung der Bewegung bei Starterdrehung, auch beim Ausfahren. Im innern des Spulengehäusses sieht man den Stift des Schaltkontaktes.

    Schubteil.jpg SchneckeSauber.jpg TeileSauber.jpg SpuleSauber.jpg


    Rotor im Gehäuse, neuer Kohlenhalter

    RotorMontiert (2).jpg KohlenhalterNeu (1).jpg


    Gruß

    Pendlerrad

  • laut Beschtreibung des Themenstarters rastet das Ritzel des Starters nicht in den Zahnkranz am Schwungrad ein.

    Da fehlt dann die Möglichkeit, das Drehen des Starters auf den Motor zu übertragen, der Starter dreht ohne Last hoch, Motor dreht nicht.

  • Könnte evtl. auch der Kurbelwellensensor sein - so war es zumindest bei uns.


    Good luck!

    Vielen Dank für deine Antwort. Fühlt sich für mich wie der Anlasser an. Kurbelsensor kenne ich von anderen Fahrzeugen, dass er eher bei warmen Motor Startschwierigkeiten hat und der Anlasser trotzdem normal das Schwungrad antreibt.

  • Halll Pendlerrad,

    Vielen Dank für deine ausführliche Erklärung.

    "Vor dem neuen Startversuch solltest Du einen Moment inne halten, damit der Starterrotor wieder zum stehen kommt. Nur bei stehendem Rotor ist der Anfangsstrom in Spule B hoch und der Magnetschalter hat die Chance, die Verschiebemechanik für das Ritzel zu bewegen." Werde ich mal versuchen.


    Habe mal zur Sicherheit meine Batterie gemessen. 12,62 Volt

    Leider keine zweite Person dabei gehabt die das Fahrzeug hätte starten können, um zu sehen ob die Spannung zu Stark einbricht. Denke aber, dass die Batterie unwahrscheinlich wäre für die Ursache des Problems.


    Mein Plan wäre:

    In der freien Werkstatt den Anlasser ausbauen lassen und schauen. Eventuell einen neuen einbauen lassen. Und den jetzigen versuchen selber Instandzusetzen.

    Wäre das empfehlenswert?

  • ich würde die Entscheidung davon abhängig machen, wie oft es vorkommt, dass ein "Leerlauf" des Starters auftritt.

    Zweiter Punkt wäre, wie oft Du dann mit jeweils kurzer Pause probieren musst bis das Ritzel fasst und der Motor gedreht wird.


    Wenn der Fehler nicht zur Unzuverlässigkeit des Fahrzeugs führt könntest Du das weiter beobachten und musst nicht unbedingt sofort etwas tun.


    Wenn Du schon für den Ausbau eine Werkstatt beauftragen musst lohnt es aus meiner Sicht nicht, den gleichen Starter sofort weiter verwenden zu wollen.

    Wenn Du z. B. einen Satz neue Kohlen mit Halter einbauen willst musst Du auf das Teil warten, die Werkstatt bekommt den Wagen nicht in einem Zug wieder zusammen.

    Du könntest einen neuen Starter aus dem Zubehör einbauen lassen und dann das Altteil in Ruhe ansehen, ggf. aufbereiten und als Reserve weglegen.