Startprobleme / läuft nur auf 2 zylindern

  • Moin,

    Mein w202 c200 startete am 29.12 nur auf 2 zylindern, zündkabel abgesteckt, getestet, eine Zündspule kaputt.

    Habe dann beide Zündspulen ausgetauscht, der Kabelbaum für die Zündspulen war bereits neu gemacht worden.

    Der Wagen lief dann einwandfrei, bis heute morgen.

    Ich wollte ihn starten, und er läuft wieder nur auf 2 Zylindern....

    Jetzt meine Frage:

    Denkt ihr, das es der Motorkabelbaum ist? Brüchig ist er teils auf jeden Fall, aber es lief ja mit neuen Zündspulen die letzte knappe Woche.

    Oder ist es das Steuergerät??

    Danke im vorraus für die Antworten :)

  • Hab ihn vorhin für 2-3min laufen lassen, das hört sich echt schrecklich an, und lief die ganze Zeit nur auf 2 zylindern.

    Zündkerzen habe ich mir vorhin neue gekauft von ngk, bin gerade dabei die einzubauen.

    Hier ist ein Bild von den alten Zündkerzen, in Reihenfolge 1-2-3-4.

    Ich kann damit leider nicht viel anfangen, aber für mich sehen 1 und 4 deutlich schlimmer aus, aber mehr kann ich nicht wirklich sagen :(

    Hoffe ihr könnt mehr anfangen :)

  • Hab jetzt alles zusammengebaut, mit den neuen Zündkerzen gestartet, aber noch das gleiche problem.

    Hab auch die zündkabel getauscht, um Defekte dort auszuschließen, aber es sind immer die Zylinder 2 und 3, also die hintere Zündspule (ich hab einen bj94, da liegen die Zündspulen unter der ansaugbrücke)

    Kann die neue Zündspule echt nach keinen 400km kaputt sein?

  • Moin,

    ein Zündsystem ist Leistungselektrik, da werden einige Watt nicht nur in Wärme umgesetzt.

    Zunächst eine Erklärung, was bei intaktem Zündssystem abläuft:

    Die Zündspule liegt mit einer Seite der Primärwicklung an Zündungsplus.

    Wenn das MSG einen Zündfunken erzeugen will legt es die andere Seite der Primärwicklung über einen elektronischen Schalter rechtzeitig vorher auf Massepotential.

    Die hohe Induktivität der Spule (viele Windungen Draht um einen Eisenkern) sorgt für einen vergleichsweise langsamen Anstieg des Stroms durch die Spule.

    Um den Eisenkern baut sich ein Magnetfeld auf. Nach einigen tausendstel Sekunden ist der Höchstwert des Stroms erreicht, in dem Magnetfeld steckt jetzt eine gespeicherte Energie. (Primärstrom irgendwo im Bereich von z. B. 4A oder mehr)

    Dann unterbricht das MSG zum Zündzeitpunkt die Masseverbindung, das Magnetfeld bricht schlagartig zusammen und erzeugt in der Primärwicklung einen Spannungsanstieg auf z. B. 400 Volt. Ein Kondensator parallel zum elektronischen Schalter im MSG regelt den zeitlichen Anstieg so, dass die Sekundärseite dem Spannungsanstieg folgen kann. Der zeitliche Verlauf der Primärspannung ist nicht rechteckig, es sieht in etwa so aus wie eine ansteigende Sinuswelle.

    Durch die hohe Wicklungszahl der Sekundärwicklung wird hier eine Spannung von mehreren Tausend Volt erzeugt, diese führt an der Zündkerze zu einer Funkenstrecke. Die im Magnetfeld gespeicherte Energie wird in die Primärwicklung übertragen und entläd sich an der Zündkerze.


    Bei Deinem Fahrzeug gibt es vermutlich nur zwei Zündspulen mit jeweils einer Primärwicklung.

    Der Primärstrom ist etwas höher oder mehr Eisen eingebaut, die gespeicherte Energie genügt für zwei kräftige Funken. Die Sekundärwicklung hat an jedem Ende eine Zündkerze, die Funken schlagen gleichzeitig.


    Wenn die Isolation Deiner Primärkabel von Spule zu MSG nicht mehr einwandfrei ist wird die hohe Primärspannung bei Stromabschaltung nicht mehr erreicht, Funken schlagen schon während des Spannungsanstiegs von Primärkabel zu irgend einem Masse-Teil durch. Ein Teil der Energie wird dann hier vernichtet, der Zündfunke wird geschwächt und die an falscher Stelle einsetzende Funkenenergie erzeugt Schäden.


    Wenn die Zündkabel oder Stecker schadhaft sind kann es auch an der Sekundärseite zu Überschlägen oder zusätzlichen Vor-Funkenstrecken kommen.

    Wenn man z. B. Zündkerzen testen will sollte man den Kerzenkontakt mit einem unisolierten Aufsatz verlängern (z. b. kleine Gewindestange) und dort den Kerzenstecker aufsetzen und dann mit einem leitenden Werkzeug Masse an den Kerzenkontakt legen. Wenn man stattdessen den Stecker abzieht und Zündfunken erzeugt steigt die Spannung weiter an bis der Funke irgendwo einen Durchschlag erzeugt. Die Energie muss sich entladen. Damit wird dann der durchschlagene Stoff geschädigt, das kann auch innerhalb der Zündspule von Sekundär zu Priimär und / oder zum Eisenkern sein. So kann man auch die Steuerelektronik zerschießen.


    Eine Funkenstrecke kann Isolationsmaterial verbrennen und der frei gesetzte Kohlenstoff aus den Kunststoffen bildet dann ggf. dauerhaft leitfähige Fehlerstrecken.


    Da die Energie jedes einzelnen Funkens erheblich ist kann sogar die Elektronik im MSG schon mit wenigen Fehlern beschädigt werden.


    Gruß

    Pendlerrad

  • Danke für deine ausführliche Beschreibung.

    Grüße aus der Baustellenhaupt- und Fächerstadt

    ... xundbleiwe und Kotzbeutel tragen


    Peter

  • Habe mal die Kabel gemessen, die von dem MSG zum Stecker für den "Zündspulenkabelbaum" gehen, widerstand sind 0.005ohm auf dem einen, und 0.002 Ohm auf dem anderen pol.

    Ich nehme mal an das sollte nicht so sein?

    Werde dann wohl den Kabelbaum zur Restauration geben, oder ist es möglich das mit den richtigen Kabeln selbst in die Hand zu nehmen?

  • ist für mich nicht klar ausgedrückt, was Du da gemessen hast.

    Wenn das MSG Zündungsplus hat können die elektronischen Schalter "Klemme1" = Zündspule Primärseite durchaus nach Masse geschlossen sein.

    Vermutlich wird nach einer Zeit ohne Signal vom Kurbelwellensensor der Zündspulenstrom dann abgeschaltet und erst bei Motordrehung wieder eingeschaltet. Die Zündspulen werden sonst bei stehendem Motor durch Dauerstrom unnötig heiß.


    Ein Längswiderstand von wenigen mOhm wäre doch sehr gut und spielt auch hier keine große Rolle. Ich würde im Betrieb Spulenstrom 4A bis max 8A erwarten, da entsteht auf der Ader kaum ein Spannungsabfall.

    Die Überschlagsfestigkeit des Zündkabelbaums kann man nur am frei geschalteten Kabel und Spule ohne Verbindung zum MSG messen.

    Die Adern für Primärkreis der Zündung oder zur Ansteuerung von Injektoren müssen eine andere Qualität als die Adern für Niederspannung haben.

    Das zu prüfen ist keine Arbeit für Laien. Mit einer einstellbaren Spannungsquelle mit begrenzter Leistung wird das Kabel mit Messspannung beaufschlagt und irgendwo im Bereich bis 2 KV gibt es dann den ersten Durchschlag nach Masse.

    Hochspannungsfestigkeit ist aber eine Momentaufnahme, bei gebrauchtem Kabelbaum nicht aussagefähig. Mit einer anderen Lage eines Risses in der Isolation zu einem Massepunkt ergibt sich ein anderes Ergebnis, Alt und rissig heißt Schrott.


    Ich kenne den Aufbau des Steckers am MSG nicht, dort wird eine Form von Abdichtung sein. Das muss genau so wieder hergestellt werden. Spannungsfeste Adern und passende Crimp- Kontakte kann man vermutlich einzeln kaufen, braucht aber das passende Werkzeug.

  • Bau einfach die Zündkerzen aus, steck sie in die Stecker und lege sie auf Masse. Sicherung der Kraftstoffpumpe ziehen und Motor durchdrehen lassen, dann siehst Du ob alle 4 funken oder nur 2.


    Gruß

    Holger

  • Danke für alle eure Kommentare, hab jetzt mal rumprobiert:

    Habe die Sicherung für die Benzinpumpe gezogen, und dann gestartet:

    Zylinder 1 und 4 haben funken, 2 und 3 nicht. Dann habe ich gedacht Zündspulen kaputt, habe aber beide vor nicht einmal 1 Woche gewechselt, also einmal getauscht, und siehe da, immer noch laufen Zylinder 1 und 4, 2 und 3 keinen funken.

    Also muss ja das Motorsteuergerät bzw das Zündsteuergerät kaputt sein.(Hab einen bj94, mit dem Steuergerät unter dem Wischwasserbehälter)

    Würde auch schonmal geöffnet, anbei ein Bild.

    Wenn ich das jetzt tausche (hab ein passendes mit gleicher Nummer online gefunden), muss ich noch irgendwas bezüglich Wegfahrsperre o.ä. beachten?

    Bei mir wurde eine Fernbedienung nachgerüstet, von Waeco.