Dieselzufuhr „gestorben“

  • W202, 220 cdi, Bj. 1999

    Mit einem leergefahren Tank wurde bedauerlich oft und erfolglos versucht zu starten. Danach ca. 20l nachgefüllt und springt dennoch nicht an. Mit Startpilot springt der Motor an und geht aus, sobald man das einsprühen lässt.

    Ich hatte das vor 3 Jahren in italien im urlaub. Ein freundlicher Mechaniker hatte ihn nach ca. 2 Stunden „Fummelarbeit“ fit. Offenbar war Luft im System, was er wohl rausgedrückt / rausgesaugt hat. Meine hiesige Werkstatt meint ohne weitere Untersuchung, dass die pumpe hin sei, weil das System würde von selbst entlüften.

    Nun ist großer Rat gefragt…. Existieren bei Euch ggf. Erfahrungen mit Luft im System oder was geschehen sein könnte, was gemacht werden kann? Bitte meldet Euch dann bei mir, weil ich komme leider nicht weiter, möchte auch nicht quasi auf verdacht eine teure pumpe einbauen lassen. Ich danke allen Antwortenden vorab und grüße

  • Moin,

    ich warne davor, einen CDI mit Startpilot zu starten!

    Die Ventilnadel im Injektor wird zunächst nur von einer Feder geschlossen gehalten.

    Erklärungen dazu hier;


    Ohne Hochdruck in der Rail sind die Injektoren dem Explosionsdruck bei Startpilotbetrieb möglicherweise nicht gewachsen.

    Da wird dann unter Umständen mit dem Abgas auch Dreck in das Hochdrucksystem des Injektors gepresst!


    Die häufigste Ursache für fehlenden Kraftstoff bei den älteren Mercedes Dieseln sind Lecks im Leitungssystem.

    Die Diagnose "Pumpe kaputt" ist meist Unsinn.

    Auch der CDI hat als 611 / 612 / 613 nur die mechanisch angetriebene Vorförderpumpe vorn am Zylinderkopf. Der Kraftstoff wird aus dem Tank bis zur Vorförderpumpe über alle Bauteile hinweg mit Unterdruck angesaugt.

    Schon bei kleinen Lecks kommt Luft in das System und der Kraftstoff läuft zum Tank zurück. Kraftstoff tritt meist nicht aus, daher bleibt das Leck unsichbar.

    Die O-Ringe zur Abdichtung gibt es als Einzelteil Teilenr. A601 997 06 45 (6019970645), FeBi 38770.

    Wenn es noch die ersten Dichtungen sind hast Du vermutlich schon länger Startprobleme z. B. bei über längere Zeit hochstehender Schnauze und / oder kalten Temperarturen.


    Auch der Verschluss des Kraftstofffilters oder der Behälter selbst kann undicht sein, ein feiner Riss genügt.


    Der Übergang vom flexiblen Schlauch an der Kraftstoffleitung zum Stutzen am Kraftstoff-Wärmetauscher auf der Ladeluftverteilung ist auch eine Fehlermöglichkeit. Der Schlauch kann durch Alterung vom Ende her einreißen und wenn der Riss bis unter die Schelle reicht wird es hier undicht.


    VOR den Arbeiten an den Leitungen den Arbeitsbereich gründlich säubern,

    gern mit warmem Spüliwasser und Pinsel säubern, mit Druckluft abblasen und mit sauberen Lappen abdecken.

    Eine saubere Aufbewahrungsmöglichkeit für die abgebauten Teile bereitstellen.

    Ganz sauberes Werkzeug auf einer ebenfalls mit Lappen abgedeckten Fläche bereitlegen

    Dreck im Kraftstoffsystem ist der Tod für ein Common-Rail System.


    Vor dem Kraftstofffilter kannst Du gefahrlos einen Behälter mit sauberem Diesel anschließen und über dem Motor an die senkrecht gestellte Haube hängen. Die Schwerkraft hilft, mit dem "Fallkraftstoff" fällt das Entlüften leichter.


    hier ein paar Anregungen:


    Gruß

    Pendlerrad

    Edited 10 times, last by Pendlerrad: Verweis auf ausführliche Erklärung der Injektor-Hydraulik ().

  • Vielen dank für die absolut ausführlichen Erklärungen. Der MB steht ab heute zur weiteren Untersuchung bei einem MB-Schrauber. Morgen ist großes Palaver „was wie wann“. Ich nehme die Erklärungen mit hin und dann sehen wir weiter. Hoffe am ende des Tages macht der MB wieder Lebenszeichen.

    Nochmals vielen Dank - ich werde berichten

    Grüße ToniQ