W202 - Kampf dem Rost mit FluidFilm und Leinöl - aktualisierte Zusammenfassung auf S. 19, Beitrag Nr. 184

  • An nem 123er haben wir an verschiedenen bekannten Stellen nach der entsprechenden Vorbehandlung mit zueschnittenem Fahrradschlauch unterbaut.

    Grüße aus der Baustellenhaupt- und Fächerstadt

    ... xundbleiwe und Kotzbeutel tragen


    Peter

  • Das klingt beides besser als meine Version :thumbup:. Einen ausrangierten Schlauch als provisorisches Mittel habe ich noch da.

    Und in Sachen Karosseriefolie werde ich sicher was im Zubehörhandel finden.


    Michael

  • Anderthalb Jahre nach meiner ersten großen Orgie habe ich nun also mal die eine oder andere Auffrischung gestartet und denke mir, das eine oder andere Zwischenergebnis könnte für Mit-Leser ja aufschlußreich sein.


    Von daher steht die gehaltvollste Zusammenfassung nach wie vor im Beitrag 159 auf Seite 15 dieses Fadens. Wenn man also wissen möchte, wo mir die hier Versammelten überall weitergeholfen haben :thumbup:, sollte man weiterhin dort nachschlagen und auf die Links klicken.


    Allerdings ergaben jetzt sich gegenüber meinen bisherigen Überlegungen doch ein paar


    Korrekturen :!:


    Vor allem ist das nun hinausgelaufen auf den teilweisen Ersatz von Fluidfilm NAS durch Leinöl. Und zwar speziell an Stellen, an denen sich mit der Zeit Schmutz anlagern könnte. Radfahrer werden das Problem von ihren Kettenschaltungen her kennen, die bekanntlich Dreck anziehen wie Honig die Fliegen :rolleyes:.


    Nach meinem Eindruck verhalten sich beide Substanzen nämlich unterschiedlich:

    • FluidFilm blieb bei mir geschmeidig-fettig-"feucht".
    • Ein Aufstrich von Leinöl hingegen wandelte sich mit der Zeit (im Schnitt ein bis zwei Wochen, siehe unten) in eine stumpf-trockene Oberfläche, von der Wasser nach meinem Eindruck abperlte und keine Chance hatte, sich festzusetzen. Aufgefallen war mir das auf den Lackflächen unterhalb der Heckklappe direkt neben deren Gummidichtungen.

    Wie ich zusammen mit einem Schulfreund inzwischen heraus-sinniert habe, trocknet das Leinöl nicht etwa durch das simple Verdunsten von Wasser, sondern es spielt sich eine Polymerisation ab: Unter Sauerstoffeinfluß verändert sich das Öl chemisch. Um Näheres festzustellen, lag unsere gemeinsame Zeit im Chemie-LK leider schon zu lange zurück :/ ;). Das verbliebene Halbwissen reichte aber noch aus, um zu dem Schluß zu kommen, daß man die Leinölkur am besten bei warmen Temperaturen macht. (Bekanntlich bewirken 10 Grad mehr Temperatur eine Verdopplung der Reaktionsgeschwindigkeit.)


    Vor allem an zwei Stellen bin ich aktiv geworden:


    1. Der vordere Querträger: In den Pralldämpfern des vorderen Stoßfängers hatte sich dunkelgrauer, relativ grober Dreck angesammelt. Vermutlich angezogen von der dicken Schicht Fluidfilm NAS, mit der ich 2018 den vorderen Querträger gegen Rost schützen wollte. An einzelnen Stellen war bereits der Lack vom Querträger gescheuert. Zum Glück hatte sich bis auf zwei Stellen noch kein Rost gebildet.

    Endgültig behandelt ist der Querträger wahrscheinlich noch nicht - aber fürs erste habe ich eine Lösung gefunden, die ich mal beobachten werde:

    • Als erstes die fluid-gefilmte Lackfläche mit einem Lappen abgewischt. Zurück blieb ein leichter Fettfilm.
    • Dann an den Lackschäden den Fettfilm mit Brennspiritus entfernt.
    • Die nun fettfreien Stellen mit Grundierung aus dem Lackstift ausgebessert. Ich weiß, daß das keinen Schönheitspreis verdient, aber unter dem Stoßfänger sieht das ja keiner. Gewundert hat mich lediglich, daß der 2010 gekaufte Lackstift in 6249 Malachit metallic deutlich dunkler aussieht als das 1995 lackierte 249 Malachit metallic. Durch UV-Licht ausgeblichen sein kann der Lack auf dem Querträger ja eigentlich nicht :kratz:...
    • Die Grundierung über eine oder zwei Nächte trocknen gelassen. Leider hatte der Klarlack meines Lackstiftes schon eher die Konsistenz von frischem Alleskleber angenommen. Deshalb konnte ich ihn nicht mehr nutzen. (Kennt jemand evtl. ein passendes Lösungsmittel, mit dem man den noch gelee-artigen Klarlack wieder flüssiger bekäme? :denk:)
    • Dann also dick Leinöl auf den Querträger gepinselt. So dick, daß einiges runtertropfte. Auf dem Bild kann man den Zustand so ungefähr sehen - und natürlich auch, daß an mir kein Lackier-Künstler verlorengegangen ist:

    • Trocknen gelassen. In der zeitweise gut belüfteten und sonst leicht belüfteten Garage dauerte das selbst bei den derzeitigen Frühsommertemperaturen zwei bis drei Wochen. Aber: Wat mot dat mot. Man kontrolliert den Zustand der Öl-/Fettschicht mit den Fingern. Irgendwann fühlt sie sich trocken an.
    • In der Zwischenzeit den lackgefährdenden Dreck aus den Pralldämpfern herausgebürstet.
    • Dann den Stoßfänger wieder aufgesetzt.
    • Kontrolle in einem halben Jahr :monocle:.

    2. Die Lackflächen unterhalb der Türzierleisten. Bekanntlich sind das Stellen, die durch das Scheuern der Leisten auf dem Lack rostgefährdet sind. (Das amtliche Mittel dagegen scheint, Karosseriefolie anzubringen.) Dort hatte ich 2018 Fluidfilm verstrichen. Also auch dort:

    • Fluidfilm mit dem Lappen abgewischt. Zurück blieb wie oben schon ein Fettfilm. Der störte nicht.
    • Die Lackflächen mit Leinöl gestrichen. Überschüssiges, herunterlaufendes Leinöl mit dem Lappen weggewischt - weil ich es nicht soweit kommen lassen wollte, daß das Zeug auf dem Lack trocken und hart würde.
    • Trocknen gelassen. Täglich kontrolliert und runterlaufendes Leinöl weggewischt.
    • In diesem Falle war die Leinölschicht dünner als auf dem Querträger und war nach weniger als einer Woche trocken.


    Dann habe ich noch ein paar Sachen aufgefrischt bzw. ergänzt:


    • Die schon erwähnte Lackfläche der Karosserie unterhalb der Heckklappe rund um den Dichtungsgummi und auch die Falz, auf der der Gummi sitzt, nach Reinigen neu mit Leinöl bestrichen. Vorher den Dichtungsgummi abgenommen und reichlich mit Vaseline bematscht. Die zieht gut ein. Gummi nach Trocknen des Leinöls wieder aufgesetzt.
    • Auch die Türdichtungen und die langen Gummis unterhalb der Motorhaube bzw. an deren oberem Rand unterhalb der Wasserabläufe mit Vaseline vollgematscht.
    • Da der vordere Stoßfänger ohnehin schon runter war: Radhäuser vorn neu mit Leinöl ausgepinselt, auch die Fahrwerksteile, die ich dort vor der Nase hatte, z.B. die unteren Querlenker. Trocknen gelassen. Die langen Dichtungsgummis jeweils zweimal dick mit Vaseline bematscht, ebenso die Gummis an den Kunststoff-Einbauteilen rund um die Bremsenbelüftungen - Vaseline einziehen gelassen. Ach ja: Beim Wiedereinbau der Innenkotflügel würde ich die Gewindestifte, auf die die Kunststoffmuttern kommen, wieder mit Fluidfilm NAS bestreichen - auf keinen Fall mit Leinöl. Denn wenn das trocknen würde, säßen die Muttern richtig schön fest 8|- und bekanntlich sind die Gewindestifte bruchgfährdet.
    • Vordere Kotflügel: Dreck aus den unteren Bereichen entfernt und alles mit Leinöl gestrichen (vorher war Fluidfilm drauf). Dann habe ich mir den Falz in der Rundung oberhalb des Rades vorgenommen. Dort sammelt sich nach meinem Eindruck massig erdiger Dreck an (auf jeder Seite waren es mehrere Eßlöffel voll). Jürgen hat hier zwei Fotos hochgeladen, auf denen man die Form des Falzes gut sehen kann. Also alles mit einer Zahnbürste saubergemacht so gut wie möglich und dann alles mit Leinöl vollgepinselt, auch natürlich die anschließenden Innenflächen des Kotflügels. Trocknen gelassen. (Fluidfilm würde sicherlich wieder Dreck-Haftwirkung entfalten, also dort lieber nicht.)
    • Vor anderthalb Jahren hatte ich mit Fluidfilm A die Reserveradwanne ausgepinselt und die Wanne aus Sorge um den Reifen mit Folie ausgelegt. Die "Bestreichung" kam mir aus heutiger Sicht doch etwas übertrieben vor. Also die Wanne mit einem Lappen soweit ausgewischt, daß nur ein fettiger Film auf dem Metall zurückblieb - gründlich gewischt dort, wo das Reifengummi Kontakt mit dem Metall hat, um dem Gummi Schädigungen durch das Fett zu ersparen.
    • Noch was vergessen? Ach ja: Prophalyktisch wieder Fluidfilm NAS mit dem Finger in die Wagenheberaufnahmen geschmiert (die waren allerdings noch vom letzten Mal vollgefettet und rostfrei) und außerdem Fluidfilm AS-R mit der Sonde in die Hohlräume dahinter gesprüht.

    Michael

  • mk67

    Hat den Titel des Themas von „W202 - Kampf dem Rost mit FluidFilm und Leinöl - vorläufige Zusammenfassung auf S. 15, Beitrag Nr. 149“ zu „W202 - Kampf dem Rost mit FluidFilm und Leinöl - aktualisierte Zusammenfassung auf S. 19, Beitrag Nr. 184“ geändert.
  • Zwei kleine Nachträge zum Thema "Leinöl" und "stumpfe Oberfläche".


    Erst mal ein Bild, wie das aussieht, wenn man rund um die (während des Streichens abgenommene) Heckklappendichtung das Zeug mit dem Pinsel verstreicht und einige Wochen (momentan wohl tendenziell zwei Wochen) wartet:



    Dann hat mir ein befreundeter Chemiker skizzenweise für Laien erklärt, was da so passiert. O-Ton:

    "Leinöl enthält Linolensäure, deren Doppelbindungen leicht mit Luftsauerstoff durch Autoxidation Hydroperoxide bilden. Die wiederum können durch Zerfall radikalische Reaktionen auslösen, die eine Vernetzung der Inhaltstoffe zur Folge haben --> stumpfe trockene Oberfläche"


    Schön, was? :P


    Michael

  • Während ich letztens auf meinen TÜV-Termin wartete, war Zeit für den im Juni avisierten zweiten Akt zum Thema "Stoßfänger".

    Diesmal hinten: also ähnlich wie vorletzten Monat vorne Stoßfänger runter, von der darunterliegenden Metallfläche mit trockenem Lappen überschüssiges Fluidfilm NAS entfernt.

    Zum Glück gab es keine Scheuerstellen; es hatte sich auch anders als vorne kein Dreck unter dem Prallschutz angesammelt. Merkwürdig eigentlich - denn eigentlich müßte dort hinten ja mehr aufgewirbelt werden als ganz vorne?

    Also alle Metallflächen (und, wo ich schon mal in der Gegend unterwegs war, auch das erreichbare Umfeld inkl. Abgasanlage) mit reichlich Leinöl vollgepinselt...



    ... und dem Zeug zwei Wochen Zeit für die chemische Umsetzung gegeben.

    Als die Oberfläche trocken war, kam der Stoßfänger wieder drauf.


    Übrigens :idee: fand sich im WIS der Tip, beim Abnehmen des Stoßfängers die äußeren Enden etwas nach draußen zu ziehen. Dann rasten sie ungleich leichter aus, und man muß nicht ruppig zu zerren beginnen. :thumbup:


    Kleine Ergänzung zum Thema Rost ab Werk Marke "DaimlerChrysler" (uääähh :arghs:) : Im Nachbarforum bin ich gerade in der 210er Rubrik (wo auch sonst? ;) :weg:) über einen Querverweis auf die *.pdf der vielerwähnten Untersuchung Mikrobieller Befall von Elektrotauchlack in der Automobilindustrie gestoßen. Dort wird das Thema auf satten 150 Seiten abgehandelt.

    Der reine Kostenpunkt kommt übrigens auf S. 126 zur Sprache: "Die Kosten für eine [...] Entsorgung des alten Materials und Neubefüllung der Lackieranlage belaufen sich auf ca. 2 Millionen DM, wobei der eventuell entstehende Produktionsausfall (ca. 2.000 Karossen/Tag) in Sindelfingen) nicht mit eingerechnet wurde."

    So ist das nun mal - Qualität hat ihren (Herstellungs-)Preis. Vielleicht muß man beim einen oder anderen Betriebswirt/Manager gannnnnnz bei Nullkommanull jenseits des Tellerrandes seiner Fachdisziplin anfangen: Hmhm, jaaa :morning:, es gibt tatsächlich so etwas wie Qualität eines technischen Gegenstandes - ein rostfreies Auto ist (ceteris paribus) objektiv besser als ein verrostetes, egal ob das zu den Heilslehren von BWL-Anbetern paßt und egal wieviel Kohle man anderen Menschen, die man zuvor kräftig manipuliert hat, für das rostgefährdete aus der Hüfte leiern kann. :doing:


    Michael

  • Du musst sowas aber auch aus Konzernsicht sehen. 2000 Karosse am Tag + Einmalkosten bist du schnell bei zweistelligen Millionenbeträgen, die Brühe ist ja nicht von heute auf Morgen gewechselt. Dann will sowas ja auch keiner Schuld sein oder verantworten, wenn es nachher doch nicht so schlimm war...

  • Hinzu kam ja auch, dass die Presswerkzeuge länger genutzt wurden, mit der Folge, dass Grate entstanden, die schlecht vom Lack umfasst wurden.

    Und Entfall Wachs, wobei das eher langfristig Folgen hat.

    Zudem macht der Rost in weiten Teilen der Welt nichts. Südfrankreich, Tessin, Italien (ohne Südtirol vielleicht), Spanien, Teile der USA, Arabien...

    Sicher hat man das Ausmaß der Korrosion unterschätzt, würde mich aber auch nicht wundern, wenn man überlegt hätte, dass man die „paar“ Länder mit Rost kulant behandelt und man insgesamt betrachtet spart. Was dann nach hinten losging.

    GrusS

  • Das stimmt natürlich alles. Man kann nur hoffen, daß sich später bei Personalchefs herumgesprochen hat, welche DaimlerChrysler-Manager für den BWL-Murks verantwortlich zeichneten.


    Letztlich zum Teil eine Abwägung: Inwieweit stelle ich den finanziellen Gewinn über die Qualität meiner Produkte? Hat vielleicht sogar was mit Gewissen zu tun (Oh, was ist das denn? Kann man das kaufen? 8o) : Wie sehe ich mich als Manager morgens im Spiegel, wenn ich weiß, daß ich heute soundsovielen Kunden, die noch W123 und 124 im Kopf haben, für je 130.000 DM eine neue E-Klasse verkaufe (W210), von der ich nach den ersten Erfahrungen ahne (bzw.: meine Ingenieure würden es mir sagen können, wenn ich auf sie hörte), daß 3/4 dieser Wagen infolge Rost grandiose Metall- und Geld-Oxydationsmaschinen sind und in zehn Jahren nur noch für 5% des Neuwertes weggehen? Wie fühle ich mich, wenn ich für eine derartige Vermögensschrumpfung bei Kunden sorge, die das Geld auch nicht sch... können und dafür arbeiten mußten?

    Und wie sehe ich mich als Manager einer Firma, deren Autos teilweise zu Recht legendären Ruf haben, Made in Germany etc. etc., den ich gerade in Begriff bin, mächtig vor die Wand zu semmeln?


    Aber dazu gehört natürlich auch die andere Seite: Warum sollte ein DaimlerChrysler-Manager den Kurs ändern, wenn die Leute die künftigen Rostlauben trotz allem noch kauften, weil sie an die alten Qualitäten von Mercedes-Benz glaubten? Also die Geschichte mit den mündigen Kunden, die dem Anbieter schon selbst die rote Karte zeigen müßten, damit der sich am Riemen usw.


    Ok, aber ich wollte jetzt nicht groß abschweifen vom viel schöneren Thema Rostvorsorge :!::!::!: - mir schwoll bloß die Tage der Kamm, weil ich mich etwas eingelesen habe ins Thema Baureihe 210. Prinzipiell sehr schöne Autos, finde ich, besonders der S210. Wenn ich aber 1997 mein sauer Erspartes in so eine Karre gesteckt hätte, deren erste Federaufnahme mir bis 2005 unterm Hintern weggerostet wäre wie an der letzten Billig-Kutsche, wäre ich fertig mit der Welt gewesen - und hätte am Ende noch zu BMW gewechselt :lolt:...


    Michael

  • Mhm..... also immer einen VorMOpf kaufen, da die Presswerkzeuge noch nicht ausgeleiert sind, und dann wiederum bei Technik und Elektrik/Elektronik Design nur einen NachMopf kaufen, weil dies alles ausgereifter, verbesserter und schöner ist.

    Schöne Grüße
    Andreas


    Man kann ein Auto nicht wie ein menschliches Wesen behandeln - ein Auto braucht Liebe (Walter Röhrl)