Die schwarze Steuerkette...

  • Servus



    Es begann mit leichtem Beschleunigungsruckeln unter Autogas:


    Vor 3 Wochen beschloß ich mal diesem Fehler nachzugehen und als Erstes die Zündkerzen zu checken. Und stellte dabei fest, daß die Kerze des 3. Zylinders viel heller aussah als die anderen. Da er auf Benzin einwandfrei lief und zur Einkreisung des Fehlers ließ ich erstmal Gas abgeschaltet und fuhr ca. 500km unter Benzin, um danach erneut nach den Kerzen zu sehen. Ergebnis: alle 4 gleichmäßig. Also hat die Gasanlage irgendwas. Muß gecheckt werden. Doch dazu sollte es vorerst nicht mehr kommen...



    Ein Motor will sterben:


    Ende Letzter Woche dachte ich, daß sein Letztes Stündchen geschlagen hatte. Ich war morgens auf dem Weg zur Arbeit, als es plötzlich einen Schlag unter dem Auto tat. Danach lief die Kiste wie ein Sack Nüsse und klang wie ein alter Trecker. "Verdammt, jetzt hat's dir den Auspuff weg gesprengt!". Damit einher ging ein eklatanter Leistungsverlust und der LKW hinter mir begann den Innenspiegel auszufüllen. Ich mußte rechts ran. Im Leerlauf klang er wie ein "poppin Johnny ". Motor abgestellt und nach einer Gedenksekunde neu gestartet. Auto lief wieder einwandfrei. Weiter gefahren. Vorsichtig. Denn ich merkte ziemlich schnell, daß er lief, wenn ich gaaaanz sachte Gas gab. Trat ich das Pedal einen Tick zu schnell durch: "Knall - Trecker, Trecker, Trecker, Schüttel, Schüttel!". Fürchterlich!



    Erste Diagnose:


    Am Mittag hatte ich sowieso einen Termin in einer freien Werkstatt, die mir die Quietschbuchsen wechseln sollte. Da ich "zufällig" wußte, daß man dafür eine 50.000-Tonnen-Pressen brauchen würde (...fragt nicht woher!) und diese Schrauberbude über eine Solche verfügte, ließ ich das da machen. Wo wir schonmal da waren, dem Meister mein Erlebnis erzählt und er geguggt. Er hatte dann diagnostiziert, daß der Motor beim abruppten Gas geben selbiges schlecht annahm, sich schüttelte wie ein nasser Fuchs und irgendwas im Motor klickerte, klackerte und klingelte. Hier ist irgenwas IM Motor defekt, also zerlegen! Das Zerlegen endete mit dem Anblick der Steuerkette. Die war total locker und konnte oben auf dem Nockenwellenritzel locker um einen halben Zentimeter angehoben werden. Hier war des Meisters Kunst am Ende, denn er könne die wohl wechseln, wenn er das Sonderwerkzeug hätte. Außerdem geht bei diesen Motoren ganz gerne mal der Nockenwellensteller kaputt und überhaupt: am Besten, ich würde das bei Mercedes machen lassen. Außerdem habe er noch NIE eine schwarze Steuerkette gesehen beim Benz...




    Wundersame Selbstheilung:


    Ach ja, geknallt und gestottert hatte er seitdem nicht mehr, hatte ich das erwähnt? Lief zwar "auf Sparflamme", aber weitesgehend störungsfrei. Gut, bin auch nicht weit gefahren damit, nur bis zur NL...




    Ortswechsel:


    Bei der NL hingen 2 Meister mit den Köpfen über meinen Motor und lauschen andächtig dem Gerappel in dessen Inneren (was ja NUR auftrat, wenn man schnell Gas gab, sonst nicht). Deren Ferndiagnose: Nie gehabt, müssen wir sehen, Steuerkette könnte sein, aber er rasselt ja nicht. Komisch! Das war vorgestern. Also das Auto da gelassen zur genauen Diagnose. Gestern stand selbige: Kette um einen halben Zahn gelängt und Nockenwellensteller fritte - was auch sonst. Kostenvoranschlag: 2 Riesen! Kurz überlegt: Ja, Machen! Ein anderes Auto wäre noch teurer! Ich stell unseren Altgesellen dran, der kennt diese Autos wie seine eigene Westentasche, der macht das! ließ man mich noch wissen...




    Fremde Teile und andere Wiedrigkeiten:


    Heute wurde mein Auto fertig, ich kam gerade dazu, als besagter Altgeselle die Ansaugbrücke aufsetzte und Kühlwasser wieder auffüllte. Mit ihm gesprochen und er mir erzählt, wie sie gekeult hatten. Die neue Kette mußte mit 3 Mann (!!) eingezogen werden. Es fing schon damit an, daß keins der Kettenschlösser, die sie dafür als Sonderwerkzeug haben, paßte. Viel zu kleine Bohrungen und Bolzen. Man hatte sich eine Art "Übergangsschloß" gebaut... Und die alte Kette wollte partou nicht raus und sprang immer wieder über. Eine Keulerei hoch zehn. Der Nockenwellensteller, jo, kann man nicht sagen, er hat genallt, aber irgendwas ansehen tut man den Dingern nicht. Es gab mal eine Änderung bei den Stellern, weil die alten immer wieder kaputt gingen, das wußte er.


    Und auch er hatte noch nie eine SCHWARZE Steuerkette gesehen, immer nur silberne! Wo die denn her sei? Zubehörmist? Auch weil sie eigentlich garnicht gepaßt habe. Seltsame Sache das... Aber auf jeden Fall waren damit die Steuerzeiten total für die Katz, das war schon richtig.




    Das Fünfmarkstück und andere Fundsachen:


    Nach dieser Geschichte lief der Motor jedenfalls so ruhig und seidenweich, daß man Selbiges hochkant drauf stellen konnte - schade, wir hatten keins... Das Knallen und Schütteln ist weg, er dreht sauber hoch und hängt am Gas, daß es eine Freude ist. Wir haben noch die Kompression geprüft: Knackige 14 bar auf allen vier Zylindern! Na also, geht doch! So nebenbei haben wir auch noch ein paar PS gefunden, scheinbar sind jetzt wieder alle 136 Pferdchen beisammen, jedenfalls fühlt er sich jetzt doppelt so stark an!




    Und der 3. Zylinder?


    Zum Abschluß bat ich noch den Mechaniker, mal den Fehlerspeicher abzufragen. Um zu sehen, was da alles so drin steht. Und Bingo: Er hatte das Rumgeknalle als Zündaussetzer am 3. Zylinder aufgezeichnet. Alles zurück gesetzt und jetzt ist der Fehlerspeicher leer. Ich erwähnte am Anfang, daß alles mit einem seltsamen Zündkerzengeicht am 3. Topf begann, aber nur unter Gas, nicht unter Benzin. Wie DAS jetzt zusammenhängt, weiß ich noch nicht... und mein Umrüster auch nicht, und Mercedes erst recht nicht... Letztere WILL es aber garnicht wissen... *smile*





    Gruß Torsten

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    "Ja.... Ja wenn das denen so viel Spaß macht, kann man das dann nicht einfach verbieten???"

    Einmal editiert, zuletzt von ACQ92 ()

  • Du bist bei Deiner Karre einem Rosstäuscher aufgesessen.
    Soll die nicht 70.000 km gehabt haben?
    Im Leben ist da kein M111 platt, selbst ohne Ölwechsel nicht. Mein Motor hatte mal 50.000 km kein frisches Öl und machte es auch über 500.000 km.
    Dazu der Rost und das defekte Fahrwerk. Da sind 270.000 km oder gar 370.000 km drauf.
    GrusS

  • Naja, dann haben sie aber nicht nur die Kilometer runtergedreht, sondern auch die gesammte Innenausstattung und den Aufbau ab Bodenplatte aufwärts ausgetauscht, denn du siehst einem Auto schon an, ob es 100tkm, 200tkm oder 300tkm gelaufen hat, selbst wenn ein Aufbereiter die Kiste in den Fingern hatte...
    Auch meine NL weiß nix Anderes und die haben ihn damals als Neuwagen ausgeliefert, die Historie ist also belegt und die Schäden, die er bislang hatte, wurden als "normal" eingestuft.


    Der hat eher eine schlimme Jugend gehabt :D




    Gruß Torsten

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  • Ne, da glaube ich nicht dran.
    Die Karre ist gedreht. Die Schäden sind durch die Bank nicht normal.
    Fahrwerk, Motor .... halten 250.000 oder 300.000 km.
    Selbst ohne Pflege.

  • Ach ja, der Mechaniker bei Mercedes sagte was von "wir hatten's schon, daß ein Kettenspanner klemmt, also nicht nachstellt!" und hielt den Spanner in der Hand und erklärte mir die Funktion. Dieses Kölbchen, daß da so Rastnasen hat. Wer weiß, vielleicht hat mein Bock einfach nur einen ewig klemmenden Spanner gehabt, was dazu führte, daß inzwischen die dritte Kette Dienst tut, wobei die zweite Kette von "Autoteile-Ganz-Billig" stammt und eingebaut hat's Igor um die Ecke... :D


    Und wer DA spart, tja... :smoke:




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  • Arbeitskollege fährt einen 2005er W203 mit noch keine 150tkm auf der Uhr. Der hat schon den zweiten Zylinderkopf drauf, weil dem dauernd die Ventile verkokt und verbrannt sind. Und Letztens sind ihm die Kühlerschläuche geplatzt, weil regelrecht morsch, wurde alle ersetzt. Also erzähle mir Niemand was von "Unmööööglich! Sowas geht NIEEE kaputt!" ;)



    Gruß Torsten

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  • Rost, Spurstangen, Radlager, Brenssättel nach 67.000 km hin?
    Ja, sicher. Ebenso sicher, wie ein Zitronenfalter Zitronen faltet.
    Da fehlt eine Ziffer an der sechsten Stelle.
    Diesen Zustand hatte meine Karre mit 11 Jahren und 244.000 km auch so ungefähr. Nur Radlager, Bremssättel und Spurstange waren noch ok...